Die Bad Religion Story. Jim Ruland

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Die Bad Religion Story - Jim Ruland

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er sich auf der Bühne unsicher fühlte. Dass sie das Publikum für sich gewinnen konnten, begründet er mit Gregs Charisma. „Greg war von Anfang ein richtiger Performer. Das machte einen großen Teil des Erfolgs von Bad Religion aus. Ein charismatischer Sänger ist sehr wichtig für eine Punk-Band, und Greg war schon immer ein toller Performer gewesen, während ich das erst viele Jahre später von mir behaupten konnte.“

      Greg mochte vielleicht selbstsicher gewirkt haben, doch innerlich war er nicht weniger nervös als die anderen. „Es war richtig nervenaufreibend, aber ich hatte großes Vertrauen in unsere Musik. Meiner Ansicht nach steckten wir alle zusammen in dieser Sache. Also erfüllte ich meine Rolle. Aber wenn ich allein dort oben gestanden hätte, hätte ich mir wahrscheinlich in die Hosen geschissen. Und so habe ich mich bislang noch bei jedem Konzert gefühlt. Ein großer Teil meines Selbstvertrauens beruht auf den Jungs hinter mir.“

      Auch schadete es nicht, dass die drei Musiker, die vorne am Bühnenrand standen, alle weit über einen Meter achtzig groß waren. Mit seinen gefärbten Haaren, den Motorradstiefeln und seiner Lederjacke entsprach Greg der gängigen Vorstellung eines Punkrock-Frontmannes. Brett mied das Rampenlicht und strahlte eine Aura aus, die zu sagen schien: Mach mich bloß nicht an. Jay, mit 195 Zentimeter Gardemaß das größte Bandmitglied, fokussierte sich wiederum auf seine Bassgitarre. Seine versteinerte Miene brachte seine intensive Konzentration auch optisch zum Ausdruck.

      Brett, der sich selbst stets als „Nerd“ beschrieb, war überrascht, dass Leute ihn nun in Ruhe ließen, bloß weil er in einer Band spielte. „Als wir langsam populär wurden, bedrohten mich oft irgendwelche Schläger-Punks. Dann fragte irgendjemand, ob ich nicht bei Bad Religion spielte.“ Sobald er das bejahte, war die Konfrontation zumeist schon wieder vorüber.

      Innerhalb der Subkultur herrschte Misstrauen gegenüber Außenstehenden, während Gleichgesinnte beschützt wurden – selbst wenn es sich dabei um nerdige Punks wie Bad Religion handelte. Ein Konzert zu besuchen, konnte mitunter gefährlich sein, wenn man nicht jeden kannte und nicht jeder einen selbst kannte. Für Brett gehörten solche Begegnungen zum Aufnahmeritual. „Was mich zur Punk-Szene hinzog, war das Gefühl, es mit einem Stamm von Außenseitern zu tun zu haben. Ich fühlte mich wie ein Mensch, der einfach nirgendwo Anschluss fand. Mich der Punk-Szene anzuschließen, war eher eine bewusste Wahl und nichts, was mir aufgedrängt wurde.“

      Jedes Bandmitglied hatte bei Punkrock-Konzerten Dinge erlebt, die sich nur schwer verstehen oder erklären ließen. So gelang es den Medien, Punk zu vereinnahmen und es als Gewaltorgie in Misskredit zu bringen. Gewalt war aber bedauerlicherweise tatsächlich ein Thema.

      Bei Jays erster Punk-Show spielten Black Flag und die Circle Jerks im Hideaway, als jemand mit seinem Auto in die Lagerhalle raste, in der das Konzert stattfand. Brett wiederum erinnert sich an einen Gig, den auch Jack Grisham von T.S.O.L. besuchte, der einen Freund mitbrachte, den er an einer Hundeleine hielt. Jack stellte Fremden seinen Kumpel vor und verklickerte ihnen, dass sie jetzt mit seinem „Hund“ kämpfen müssten. Wenn sie abwinkten, mussten sie gegen Jack selbst, der fast zwei Meter groß war und Gewalt genoss, in den Ring steigen.

      Jay beschrieb die frühen Konzerte mit Bad Religion als „aufregend, beängstigend und kathartisch“. Punk-Bands trieben ihr Publikum zur Ekstase, und wenn das Publikum diese Energie dann wiederum zurück auf die Bühne schickte, geschahen unvorhersehbare Dinge. Bad Religion zapften diese Energie an Orten an, die nicht genehmigt, unbeaufsichtigt und unsicher waren. Viele, wenn nicht sogar die meisten Punkrocker nahmen Drogen und tranken, um der Situation gewachsen zu sein oder um mit den Emotionen zurechtzukommen. Für manche Bands wie die Circle Jerks drehte sich alles ausschließlich um die Party. Bad Religion waren hingegen keine Party-Truppe. Auch hatten sie kein Interesse daran, streitlustige Songtexte zu schreiben, nur um damit anzuecken. Vielmehr schwebte ihnen ein höheres Ziel vor.

      „Es gab einen Grund, warum wir uns Bad Religion nannten“, erklärt Brett. „Greg und ich versuchten, Intellektuelle zu sein. Für unsere erste EP schrieb ich einen Song mit dem Titel „Oligarchy“ und Greg kam mit einer Nummer namens „Politics“. Wir machten keinen Fun-Punk. Wir waren zwar noch Teenager, naiv und ziemlich unreif, aber wir gaben uns Mühe.“

      Obwohl sie intelligent waren, ließ sich nicht leugnen, dass sie aus einem Vorort kamen und nicht wussten, was sie da taten oder auf was sie sich da einließen. Schon als sie nur Fans gewesen waren, galten sie als Außenseiter, doch dass sie nun auf der Bühne standen, machte die Dinge nicht weniger verwirrend. „Ich hatte das Gefühl, dass wir in die Welt der Erwachsenen vordrangen, die wir nicht verstanden“, so Jay. „Es gab andere Leute, die sich ums Geschäftliche kümmerten. Ich wollte nichts davon wissen. Ich wollte nur spielen und dann wieder abhauen. Es war weder Business noch Party für mich. Es hieß, dass das irgendwie wichtig sei, aber man wusste nicht wieso. Vielleicht war ich zu jung und hatte noch keinen Überblick, aber das Party-Ding war wirklich nichts für mich. Vermutlich lag das auch an den Diskussionen, die wir in Gregs Garage führten: ‚Was wollen wir als Band darstellen? Was wollen wir aussagen? Wie wollen wir uns präsentieren?‘ Keine Ahnung, über was sich andere Bands so unterhalten, wenn sie sich gründen. Ich weiß nur, dass wir dieses Gespräch führten. Wir wollten uns nicht auf die Bühne stellen und Sachen krakeelen wie ‚Scheiß auf die Bullen!‘ oder ‚Ich hasse meine Eltern!‘ … Es musste doch etwas geben, das ein bisschen sinnvoller war. Das war meine Einstellung zur Band. Sie war kein Vehikel, um Drogen zu nehmen. Sie war auch kein Vehikel, um Kohle zu scheffeln. Stattdessen war sie ein Vehikel, um unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Das war wichtiger als alles andere.“

      Für eine Band, der man nachsagte, sie würde aus Intellektuellen bestehen, machten sich die Mitglieder von Bad Religion erstaunlich wenig aus formaler Bildung. Greg tat sich nach seinem Umzug nach Kalifornien als Schüler nicht sonderlich hervor und Brett konzentrierte sich auch mehr auf seine Musik als auf seine Studien. Obwohl Brett versuchte, für Bad Religion und Epitaph Records Einnahmen zu generieren, lieh er sich gelegentlich Geld von seinem Vater. Laut Richard Gurewitz pumpte er seinem Sohn „1.500 oder 1.700 Dollar“, um die erste EP von Bad Religion zu finanzieren.

      Wichtiger als die Summe des geliehenen Geldes war aber der Zeitpunkt, zu dem er sie Brett borgte. Ende 1980 war Brett so gut wie fertig mit der El Camino Real. „Ich schlug mich nicht gut in der Schule und kämpfte mich durch. In der elften Klasse legte ich meinen General Education Development Test ab und ging von der High School ab.“

      Dass Bretts Vater ihm Geld lieh, damit Brett eine Punk-Platte produzieren konnte, nachdem er die Schule verlassen hatte, kann zweierlei bedeuten. Entweder teilte er Bretts Vision, oder er glaubte daran, dass man Dinge auf die harte Tour lernen muss.

      „Er war kein schlechter Junge“, so Richard. „Ich wusste, dass er sich echt Mühe gab. Es entging mir nicht, mit welcher Leidenschaft er bei der Sache war.“

      Brett sah die Unterstützung seines Vaters entspannt: „Mein Dad ist Unternehmer. Sein Dad war auch schon Unternehmer. Der Vater meiner Mom war ebenfalls Unternehmer. Das liegt bei uns irgendwie in der Familie. Mein Dad meinte nur: Echt? Du willst Unternehmer werden?“

      Allerdings stellte es sich als kluger Schachzug heraus, die Debüt-EP von Bad Religion zu finanzieren – trotz des provokanten Namens und des kontroversen Logos. Die EP enthielt eine mysteriöse Botschaft. Auf der einen Seite waren die Worte „We’re not Bad Religion …“ eingraviert, während die andere Seite „UR!“ (also „You are“) verkündete. Anders als Namen wie Ramones, Sex Pistols oder Weirdos gab Bad Religion keine Auskunft darüber, um wen es sich hier handelte, sondern war vielmehr ein Kommentar zum Weltgeschehen. Bad Religion hielt denjenigen, die sich Antworten von ihnen erhofften, und der Gesellschaft einen Spiegel vor. „Unser Name“, erklärt Brett, „sollte genauso wie unsere Songs provozieren und die Menschen zum Denken anregen.“

      Die

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