Die Bad Religion Story. Jim Ruland

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Die Bad Religion Story - Jim Ruland

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EP gepresst werden. Brett nahm das Telefonbuch zur Hand und fand ein Presswerk. Mithilfe eines Kredits seines Vaters ließ er die Platte pressen, doch sollte das ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Es war Herbst 1980 und die EP erschien erst Anfang des nächsten Jahres.

      Da sie nun eine Platte herausbrachten, brauchten sie noch einen Namen für ihr Label. Greg und Brett entschieden sich für den Namen Epitaph, nach einem Song von King Crimson. Der Refrain dieses Songs – „Confusion will be our epitaph“ – legt nahe, dass der Name des Labels zum Ausdruck bringen sollte, wie wenig sie davon verstanden, was sie da taten. Trotzdem hatten sie innerhalb kurzer Zeit bereits große Schritte mit ihrer Band gemacht. Sie hatten ein paar Songs geschrieben, eine EP aufgenommen und ein Demo produziert. Sie hatten diese Möglichkeiten nicht angeboten bekommen, sondern selbst realisiert. Abgesehen von den Proben im Hell Hole hatten Bad Religion bis dahin nur noch nicht live vor Publikum gespielt. Es war an der Zeit, endlich auch ein paar Konzerte zu geben.

      Eine markante Eigenschaft des San Fernando Valleys war seine erdrückende Gleichförmigkeit. Die langen, schnurgeraden Straßen und Boulevards waren im Schachbrettmuster angeordnet und erstreckten sich kilometerweit in alle Richtungen. Das Valley war ringsum von Gebirgsketten eingerahmt und die schlechte Luftqualität und der dicke Smog erschwerten es, sich zurechtzufinden. Für Außenstehende unterschieden sich die Ortschaften dort kaum voneinander.

      Einheimische kannten die Unterschiede natürlich und konnten stolz die Geschichte jeder größeren Straßenkreuzung herunterleiern: Zuerst wurde das Ackerland in Obstgärten und dann in gewerbliche Bauflächen umgewidmet, was seinerzeit einzigartig für diesen Ort war. Doch die Homogenität dieser vorstädtischen Landschaften erschwerte es Außenseitern, sich anzupassen. Die Mitglieder von Bad Religion waren sich absolut bewusst, dass sie nicht dazugehörten. Eine Punk-Band zu gründen, verschlimmerte die Situation nur noch. So wie sonst Außenseiter, wurden auch sie geächtet, weil sie aus der Reihe tanzten.

      Zum Glück und dank ihrer Liebe zur Musik fanden diese schlauen Jugendlichen mit ihrem sozialen Gewissen zueinander. Punkrock half ihnen dabei, etwas zu erschaffen, das nicht nur ihr eigenes Leben verändern, sondern auch das Musikgenre, das sie so liebten, nachhaltig beeinflussen sollte. Trotz ihres gemeinsamen Vorgehens beschritt jedes einzelne Bandmitglied eine ureigene Route auf dem Weg zu Bad Religion.

      Gregs Wurzeln lagen in Wisconsin und Indiana, der jeweiligen Heimat seines Vaters und seiner Mutter. In gewisser Hinsicht begann alles aber schon viel, viel früher, mit seinem Urgroßvater mütterlicherseits, Edward M. Zerr, einem Prediger und Lehrer, der das Land bereiste und Bibelkurse leitete. Während seiner 60 Jahre dauernden Mission hielt er über 8.000 Predigten. „Er war der erste Act in unserer Familie“, so Greg, „der auf Tournee ging.“

      Zerr verfasste einen Bibelkommentar in sechs Bänden und war ein Anhänger einer überaus strikten Auslegung des Alten Testaments. Er war der Überzeugung, dass die Erde gerade mal 6.000 Jahre alt war. Das Bibelstudium und das Teilen seiner Erkenntnisse gehörten ebenfalls zu seiner Berufung. Die konservative Glaubensrichtung, der Zerr angehörte, verbot das Tanzen, das Spielen von Musik und andere frivole Aktivitäten. Selbst die Hymnen, die er komponierte, mussten ohne instrumentale Begleitung auskommen.

      Zerrs Tochter – Gregs Großmutter – war sehr fromm und puritanisch, doch war sie im Vergleich zu ihrem Vater schon ein wenig weltoffener. Sie übernahm von ihm ein überraschend fortschrittliches Ideal: die Wertschätzung guter Bildung. So besuchte sie zu einer Zeit die Universität, in der nur wenige Frauen die Möglichkeit hatten, sich Bildung anzueignen. Auch ihre Kinder erzog sie dazu, für sich selbst zu denken. Nachdem Gregs Mutter Marcella ihren Universitätsabschluss gemacht und Kinder zur Welt gebracht hatte, beschloss sie, ihren Jungs zwar nichts aus der Bibel beizubringen, sie aber auch nicht vor religiöser Musik, die ihr immer schon gefiel, abzuschotten.

      Nach der Trennung seiner Eltern verbrachten Greg und sein älterer Bruder Grant ihre Zeit abwechselnd im Haus der Familie in Racine, Wisconsin, wo ihr Vater wohnte, und dem Haus der Mutter in einem Vorort von Milwaukee. Greg trieb in seiner Jugend Sport – Baseball im Frühling und Eishockey im Winter. In beidem zeigte er großes Talent, doch schon als kleiner Junge offenbarte sich auch seine Begabung für Musik.

      Greg besuchte die Lake Bluff Elementary in einem wohlhabenden, nördlich von Milwaukee gelegenen Vorort, wo eine gewisse Jayne Perkins den Musikunterricht leitete. Sie unterrichtete ihre Schüler, indem sie ihnen beibrachte, damals angesagte Musikstücke zu singen. Perkins begleitete den Chor am Klavier und leitete ihn an, Arrangements von zeitgenössischen Klassikern wie „American Pie“, „You’ve Got a Friend“, „Age of Aquarius“ und „Locomotion“ zu singen.

      Greg schloss sich mit Begeisterung dem Chor an und lernte, mit anderen in Harmonie zu singen. Oftmals wurde er für Schulkonzerte als Solosänger auserkoren. So wurde er auch zu musikalischen Sommerlagern nach Madison, Wisconsin, eingeladen. Diese Erfahrungen gaben Greg das Selbstvertrauen, später, als er Punk für sich entdeckte, seine raue stimmliche Darbietung etwas abzuschwächen. „Meine Herangehensweise ist sehr natürlich. Ich höre zwar die Melodien, doch in meinem Kopf singe ich bereits eine Harmonie dazu. Diese Methode brachte ich zu Bad Religion mit. Und nicht umgekehrt.“

      1976 zog Gregs Mutter nach L.A., um dort einen Job an der UCLA anzunehmen. Sie ließ sich im San Fernando Valley nieder und die Jungs besuchten fortan dort die Schule. Die Sommer verbrachten sie bei ihrem Vater Walter in Racine. Marcella brachte ihr Spinett mit nach Kalifornien, und dort erweckte es auch zum ersten Mal Gregs Interesse. „Greg haute unablässig in die Tasten“, so Marcella. „Er machte ununterbrochen Musik. Jedes Mal, wenn er am Klavier vorbeiging, spielte er ein paar Akkorde.“

      Das Klavier gab Greg Rückhalt und spendete ihm Trost, während er die Unbilden der Pubertät in Südkalifornien durchlebte. Dort passten sich die Kids entweder an, indem sie sich mittels cooler Klamotten und Spielsachen zu einem gewissen Status verhalfen, oder rebellierten, indem sie Pot rauchten und langsam im Dunstschleier des Rock’n’Roll aufgingen. Obwohl ihm bewusst war, dass es ihn soziales Ansehen kosten würde, lehnte Greg die erdrückende Konformität der High School ab und ging lieber seinen eigenen Interessen nach, ganz egal, wie uncool diese waren. Und damals gab es nur wenige Dinge, die als noch uncooler galten als Punk.

      Greg entdeckte den Punkrock für sich, als er mit 14 von seiner Freundin, die ein Jahr älter war als er, sitzengelassen wurde. „Ich war mir sicher, dass ich sie heiraten würde. Dann verließ sie mich für einen 17-Jährigen. Sie war ziemlich etepetete und ich wollte nun das Gegenteil davon sein. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich mit kurz rasierten, schwarz gefärbten Haaren und schäbigen Klamotten in der Schule aufkreuzte.“

      Greg nutzte die Gunst der Stunde, dass seine Mutter gerade verreist war, um seine Metamorphose zum Punk in die Tat umzusetzen. Marcella hatte eine Freundin aus Milwaukee eingeladen, damit sie ein Auge auf die Jungs hatte, während sie unterwegs war. Als Marcella zurückkehrte, war ihre Freundin krank vor Sorge, weil sich Greg die Haare gefärbt hatte. Sie war sich sicher gewesen, dass Marcella aus der Haut fahren würde, doch stattdessen fand Gregs Mutter die Sache eher amüsant: „Das war Gregs erste Handlung als Punk – er färbte sich die Haare zwei Nummern dunkler.“

      Sich die Haare raspelkurz zu schneiden und zu färben und seine T-Shirts mithilfe von Schablonen zu bedrucken, machte Greg zum Ziel von Spott und Hohn sowohl seitens der Schüler als auch der Lehrer. Greg war schockiert, dass Erwachsene sich so darüber aufregten, weil er sich nicht einfügen wollte. Einige Schüler versuchten, ihn einzuschüchtern, indem sie ihm Gewalt androhten, was ihn aber nur darin bestärkte, sich vom Status quo abzuwenden. Seine Verwandlung in einen Punk spiegelte sein Innenleben wider und war kein Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen, indem er Gleichaltrige aus der Reserve lockte. Es zeigte ihm schon sehr früh, dass er auf Ablehnung stieß, wenn er Normen hinterfragte, Dogmen ablehnte und

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