Die Bad Religion Story. Jim Ruland

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Die Bad Religion Story - Jim Ruland

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Band unversehrt durch ihr Set. Als sie die Bühne verließ, erhielt Brett Zuspruch von einem vertrauten Gesicht, das die Reise von Woodland Hills nach Orange County auf sich genommen hatte, um seinem Auftritt beizuwohnen. „Nach der Show“, so Brett, „sagte mein Freund Tom Clement ganz ernst: ‚Egal, was ihr tut, löst euch bloß nicht auf. Wenn ihr zusammenbleibt, dann werdet ihr richtig groß. Ernsthaft. Ihr Jungs seid richtig gut.‘“

      Ein anderer früher Auftritt war sogar noch schräger. Sie fand im Rahmen einer Studentenverbindungsparty statt, bei der Bad Religion für die Circle Jerks den Anheizer gaben. Die Circle Jerks waren Keith Morris’ neue Band nach seinem Ausstieg bei Black Flag und galten in den Achtzigerjahren als eine der angesagtesten Punk-Bands in Los Angeles. Eine Studentenverbindung an der University of Southern California veranstaltete eine Sause unter dem Motto „Punk“ und buchte dafür naiverweise echte Punks. Sobald der Gig abgemacht war, luden die Mitglieder von Bad Religion und der Circle Jerks ihre Freunde ein und verteilten wie für jedes andere Konzert Flyer. Die Studenten verkleideten sich als Punks und die Punks benahmen sich, nun ja, wie echte Punks eben.

      „Es war eine witzige, bizarre und tragische Nacht, wie ich sie von Greg Hetson, Roger Rogerson und Keith Morris gewohnt war“, meint Lucky Lehrer, der Schlagzeuger der Circle Jerks. „Gegen Ende der Fete war Roger vom Freibier so besoffen, dass er versuchte, die halbe Angriffslinie des Football-Teams der Universität in die Mangel zu nehmen. Sie hauten ihn daraufhin windelweich.“

      Offenbar hatte es Roger aber nicht anders verdient. Brett erinnert sich, dass er die Sportskanonen sturzbetrunken mit einem Nunchaku, einer japanischen Schlagwaffe, attackierte.

      Trotz des Schabernacks war es ein wegweisender Gig für Bad Religion. Der Punk-Fotograf Gary Leonard dokumentierte das Konzert und die Band hinterließ einen positiven Eindruck bei Lucky Lehrer. „Ich fand einen Draht zu Bad Religion, als wir unsere Ausrüstung in unseren Autos und Lieferwagen verstauten, weil ich spürte, dass diese ‚Kids aus dem Valley‘, wie ich sie nannte, nicht so durchgeknallt waren wie die Circle Jerks.“

      Lucky meinte das keineswegs herablassend. Sie waren Teenager, die trotz ihrer Intelligenz und ihres Ehrgeizes noch über wenig Lebenserfahrung verfügten. „Damals sah ich zum ersten Mal eine Bier-Bong“, erinnert sich Ziskrout an die Party.

      Auch Keith Morris denkt gerne an dieses Konzert zurück. Als das Bier auf der Punk-Party versiegte, ergriff Keith die Initiative und begab sich auf die Suche nach Nachschub. Unterwegs fiel ihm auf, dass er nicht der einzige Späher war. „Meine liebste Erinnerung an diese Nacht ist nicht der Gig mit den Circle Jerks und Bad Religion zu sehen, sondern die, dass ich so viel Bier ergaunerte, wie ich nur trinken konnte. Wir spielten in der Straße mit den Verbindungshäusern und überall ging die Post ab. Genau gegenüber gab es eine Party, die unter dem Motto „Landleben“ stand. Da lagen Heuballen im Vorgarten herum. Ich wollte mir die Sache mal näher ansehen und traf auf einen großgewachsenen blonden Surfer, der sich als Ricky Nelsons Sohn entpuppte und sich mit Darby Crash unterhielt.“

      Die Anwesenheit von Darby Crash und Pat Smear von den Germs entging auch Brett nicht. Brett, der Darby vergötterte, staunte nicht schlecht. „Die erste Hardcore-Band, die ich je sah und in die ich mich förmlich verliebte, waren die Germs. Sie unterschieden sich ganz markant von jenem Punk, den ich bis dahin gehört hatte. Sie waren anders als die Buzzcocks, die Sex Pistols oder die Ramones, die einen sehr zugänglichen Power-Pop-Sound spielten, der schon fast an die Fünfzigerjahre erinnerte. Die Germs waren düster und fühlten sich gefährlicher an.“

      Als autodidaktischer Student der Philosophie erkannte Brett, was Darby mit seinen Songtexten beabsichtigte. Seine Worte waren sowohl poetisch als auch philosophisch – ein Versuch, die Dinge, die er gelesen hatte und über die er nachdachte, zu kombinieren und diese Ideen dann in seinen Songs zum Ausdruck zu bringen. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck bei dem jungen Songwriter. „Er versuchte herauszufinden, was es mit dem Menschsein auf sich hatte“, so Brett. „Songs wie ,Lexicon Devil‘, ,Manimal‘ und ,What We Do Is Secret‘ sind kraftvoll und potent. Sie hatten großen Einfluss auf mich, als ich mich als Teenager für die Germs begeisterte.“

      Zwar waren schon Darbys Songtexte einigermaßen mysteriös, doch sein Benehmen auf der Bühne erstaunte Brett noch mehr. Die Live-Shows der Germs waren berüchtigt für ihren, gelinde gesagt, Mangel an Struktur. So war Darby bei seinem Auftritt im Film The Decline of Western Civilization so zugedröhnt, dass er es versäumte, ins Mikrofon zu singen. Bei den Gigs, die Brett besuchte, versuchte Darby nicht einmal, die Texte zu singen. Er schrie und jaulte und gab Tierlaute von sich. „Er sang gar keine Texte. Ich liebte seine Texte. Ich kannte jedes Wort und jede Betonung seiner Phrasierung auswendig. Im Auto sang ich sie mit. Dann sah ich die Germs live und Darby sang kaum mal einen Text. Er machte einfach nur Krach!“

      Mochte die Musik der Germs nicht sonderlich zugänglich gewesen sein, so war es zumindest ihr enigmatischer Sänger. Brett sah ihn im Publikum bei Konzerten und anschließend auf dem Parkplatz – eine Erfahrung, als wäre er in den Sechzigerjahren Jim Morrison im Whisky a Go Go auf dem Sunset Strip begegnet. „Er war ein Halbgott in meinen Augen“, erzählt Brett. „Er war nicht viel älter als ich. Vielleicht Anfang zwanzig, und ich war 17, was in diesem Alter ein unüberbrückbarer Unterschied ist.“

      Am Abend der Verbindungsparty fasste sich Brett ein Herz und quatschte Darby an.

      BRETT: Hey, Darby.

      DARBY: Hey.

      BRETT: Darf ich dich was fragen?

      DARBY: Klar.

      BRETT: Wenn du live auftrittst, warum singst du da nicht die Texte?

      DARBY: Weil ich mich nicht an sie erinnern kann.

      Dieses Treffen mag für Brett vielleicht eine kleine Enttäuschung gewesen sein, dass Darby zu ihrem Auftritt gekommen war, bedeutete dem Teenager aber eine Menge. Es verdeutlichte ihm, dass das, was sie da machten, Gewicht hatte – sogar auf einer lächerlichen Studentenparty. Leider verstarb Darby nur wenige Wochen später, nachdem er sich absichtlich eine Überdosis verabreicht hatte. Sein Tod wurde aber von der Ermordung John Lennons am Tag darauf überschattet.

      Das Konzert war der Auftakt zu einer langjährigen Verbindung zwischen Bad Religion und den Circle Jerks. Keith Morris zählte Bad Religion zu den – wie er es ausdrückte – „kleinen Brüdern“.

      Mit Bad Religion und den Circle Jerks verhielt es sich seiner Meinung nach so: „Wir schätzten die Musik der jeweils anderen Gruppe. Es gab in ihrer Band keine Arschlöcher. Keine Pissnelken. Alle waren cool. Wir wollten auf die Party gehen und die Punk-Rock-Piñata aufschlagen. Aufgrund unserer Freundschaft fingen Bad Religion an, zusammen mit uns aufzutreten.“

      Noch am gleichen Abend erfuhren Bad Religion, dass die Circle Jerks live im Studio von KROQ in Rodney Bingenheimers Radioshow Rodney on the ROQ interviewt werden sollten. Rodney war eine lokale Szenegröße, die sowohl mit dem Musikbusiness in Verbindung stand, als auch die Bedeutung von Punkrock begriff. (Auf Greg Shaw von Bomp! Records traf das ebenfalls zu.) Er war ein Eklektiker, der in den frühen Siebzigerjahren mit Rodney Bingenheimer’s English Disco seinen eigenen Nachtclub betrieben hatte. Außerdem aß er jeden Tag in derselben Denny’s-Filiale in Hollywood zu Mittag. Leute aus der Musikindustrie brachten ihm Schallplatten vorbei und Musiker bemühten sich um eine Audienz beim „Mayor of Sunset Strip“.

      In seiner Show spielte er oft Musik lokaler Punk-Bands. Für frühe Fans war dies die beste Möglichkeit, die neueste Klänge aus der Szene zu hören. Die Kids nahmen Rodneys Show auf und tauschten ihre Tapes mit anderen Punks in der Schule. So seltsam es heute im Zeitalter des Kommerz-Radios auch anmuten mag: 1980 konnte man Rodney on the ROQ aufdrehen und bekam dort die Adolescents, die Circle Jerks und die Germs zu hören. Der Adolescents-Song „Amoeba“

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