Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Die Geschichte von KISS - Gene  Simmons

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Paul und ich entschlossen uns, aus dem Bauch heraus zu handeln. Wir würden es wissen, wenn wir es hörten. Wir würden es wissen, wenn wir es fühlten. Das Gefühl, das einen aufhören lässt, wenn man am Radio herumdreht. Ohne es auszusprechen, war es genau das, wofür Paul und ich uns entschieden, als wir KISS zusammenstellten. Paul und mir war es bewusst, dass die Bands, die wir verehrten, nicht nur großartige Platten veröffentlichten, sondern auch live zu überzeugen vermochten – Leute wie The Who oder Jimi Hendrix. Uns fiel auf, dass wir uns nicht nur über ihre Songs unterhielten, sondern auch über ihre Bühnenshows. Die visuelle Komponente war wichtig: „Hast du Pete Townshend gesehen, wie er durch die Luft sprang und seine Gitarre zertrümmerte?“ Wir fragten uns gegenseitig: „Hast du diese Band live gesehen?“

      PAUL STANLEY: Ganz einfach – wir wollten die Band sein, die wir selbst gerne live gesehen hätten, die es aber noch nicht gab.

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      Paul Stanleys original handgeschriebene Lyrics für den Wicked-Lester-Song „Keep Me Waiting“ Mit freundlicher Genehmigung von Ross Koondel

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      Wicked-Lester-Tapebox Mit freundlicher Genehmigung von Brad Estra

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      Eine Werbeanzeige für die Electric Lady Studios. Auch Genes und Pauls Band Wicked Lester wird erwähnt Mit freundlicher Genehmigung von Ross Koondel

      3: Irgendwo in Manhattan

      Paul und Gene ließen Wicked Lester hinter sich und arbeiteten an Ideen für eine Gruppe, die die Power von Slade, Humble Pie und The Who zusammen mit den Theatereffekten von Alice Cooper, David Bowie und The Crazy World of Arthur Brown unter einen Hut bringen sollte. Schlagzeuger Peter Criss gab zur gleichen Zeit eine Anzeige im Rolling Stone auf („Erfahrener Rock & Roll-Schlagzeuger sucht Band für softe & harte Musik“), die in der Ausgabe vom 31. August 1972 abgedruckt wurde. Paul und Gene meldeten sich bei ihm; fortan gehörte er zum Grundstock der geplanten Band.

      1972 war Criss ein Schlagzeuger auf der Suche nach einer Band. Seine Gruppe Chelsea, die 1970 ein Album auf Decca herausgebracht hatte, hatte sich aufgelöst, und nun kam er gerade mal so über die Runden, indem er in ein paar unbedeutenden Bands in den Kaschemmen rund um NYC auftrat. Dann, mitten in einer Party, die er und seine Frau Lydia gaben, klingelte das Telefon.

      PETER CRISS: Gene rief mich an, während eine wilde Party bei mir im Gange war. Wir tranken Mateus-Wein, der damals ziemlich angesagt war. Auf dem Flaschenetikett war eine Katze abgebildet. Gene legte gleich richtig los.

      GENE SIMMONS: Ich sagte: „Hi, ich bin Gene Klein. Wir stellen eine Band zusammen, die so wie die englischen Sachen klingen soll.“ Ich begann ihm Fragen zu stellen, und er wiederholte alles laut für die Leute auf seiner Party: „Trägst du einen Bart? Bist du fett? Siehst du gut aus?“

      PETER CRISS: „Bin ich gut gekleidet? Habe ich lange Haare?“

      GENE SIMMONS: Er hatte diese Rock-’n’-Roll-Arroganz, die mir gefiel, weil du die brauchst, wenn ein sehr steiniger Weg vor dir liegt. Zu dieser Zeit wussten wir schon, dass das Image genau so wichtig war wie die Musik.

      PETER CRISS: Und das Coole war, dass ich die neuesten Klamotten aus Samt und Seide im Schrank hatte, da ich gerade aus den Flitterwochen in England und Spanien zurück war. Also fuhr ich mit meinem Bruder Joey runter ins Electric. Ich trug eines meiner coolsten Outfits, goldene Satinhosen und türkisfarbene Stiefel. Ich sah aus, als wäre ich der Bruder von Hendrix. Und dann ging ich an diesen beiden Typen vorbei, die gegen ein Auto lehnten. Sie trugen Mod-Shirts. Ich schenkte ihnen keine Beachtung, sondern ging rein und fragte nach Gene Simmons und Paul Stanley. Als Antwort bekam ich, dass sie draußen stünden. Ich sah aus dem Fenster und dachte mir: „Nein, das können sie nicht sein. Diese Kerle fragen mich, ob ich stylishe Sachen trage?“ Sie sahen ja selbst aus wie Penner [lacht].

      PAUL STANLEY: Peter fragte uns, ob wir in der King’s Lounge in Brooklyn vorbeikommen wollten, um eine Band zu sehen, bei der er mitspielte. Er verströmte diesen Vibe, als ob er im Madison Square Garden auftreten würde und nicht in diesem Schuppen in Brooklyn.

      PETER CRISS: Wir trafen uns in ihrem Loft, um es mal zu probieren. Als ich bei ihnen eintrudelte, standen da die Drums von jemand anderem. [Sie gehörten Tony Zarrella von Wicked Lester.] Nun, jeder Schlagzeuger weiß, dass man nicht besonders gut auf den Drums von jemand anderem spielt, da es eine sehr persönliche Sache ist. Wenn irgendetwas ein paar Zentimeter abweicht, kann das für einen Schlagzeuger den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Egal, ich spielte jedenfalls lausig, und das zog uns alle runter, weil wir wollten, dass es funktionierte. Ich schlug also vor, es noch einmal mit meinem Schlagzeug zu versuchen – und das war entscheidend. Wir spielten toll.

      PAUL STANLEY: Als Peter bei uns vorspielte, war ich nicht wirklich überzeugt. Wir ließen ihn immer wieder kommen, weil er zweifellos etwas hatte. Aber es war kein Selbstläufer. Ich bin mir nicht sicher, ob Peter in puncto Style von Anfang an das war, was wir suchten. Aber mit der Zeit passten wir unsere Songs und unseren Sound ein bisschen an Peter an.

      GENE SIMMONS: Er war locker und ein bisschen ungeschliffen, wie zum Beispiel Charlie Watts von den Stones. Peter spielte nicht wie andere Rock-Schlagzeuger. Es erinnerte fast ein bisschen an Big-Band-Swing, aber irgendwie funktionierte es.

      PETER CRISS: Ich stand schon immer auf Phil Spector, die Ronettes, frühe Stones, frühes Motown-Zeug wie Marvin Gaye, die Four Tops und andere. Wir waren ein Schmelztiegel von Einflüssen, und so ergab sich etwas, das nicht nur aus einer Richtung kam und abgekupfert klang. Manchmal hört man bei uns Einsprengsel von vielen verschiedenen Stilen, die vor uns kamen. Heute ist es extrem schwer, originell zu sein – vielleicht sogar unmöglich. Man kann nur darauf hoffen, dass man die richtigen Einflüsse kombiniert.

      GENE SIMMONS: Als die Beatles populär wurden, war ihre Musik ein Hybrid aus Motown und Chuck Berry, aber sie schüttelten alles gut durch und machten es zu ihrem eigenen Ding. Auch wenn unsere Sachen wie ein Abklatsch von allem aus England und Amerika erscheinen mochten, was uns gefiel, so kam es doch aus unseren Mündern, und wir hatten es uns überlegt. Also war es doch wieder entschieden anders. Wenn man Platten der Beatles hört, so sprühen sie nur so vor Leben. Während englische Bands wie Jethro Tull oder Genesis sich von den Grundlagen des Rock ’n’ Roll verabschiedeten und Black Sabbath sich der Dunkelheit zuwandten, beschlossen wir, uns auf die Sachen zu konzentrieren, die Rock so großartig machten. Für uns waren das aufmunternde, optimistische Aspekte, ein Gefühl in der Art von „Du und ich gegen die Welt“.

      ROBERT DUNCAN (CHEFREDAKTEUR BEI CREEM, AUTOR VON KISS, DEM ERSTEN BUCH ÜBER DIE BAND): Little Richard war der Vorfahre von jedem, der jemals „glam“ war. Auch Elvis war nie komplett „macho“. Wenn man sich ihn ansieht – er war definitiv ein femininer Mann. Die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwammen. Alice Cooper verfolgte dieselbe Strategie. In vielerlei Hinsicht war er der Haupteinfluss auf den Look und den Sound von KISS.

      Im Herbst 1972 probten Gene, Paul und Peter als Trio, feilten an ihren Fähigkeiten und arbeiteten an unausgereiften Songs in einem heruntergekommenen Loft nahe dem Flatiron Building in der 23rd Street, über einer Bar namens Live Bait. Sie hatten den Namen Wicked Lester noch nicht endgültig verworfen.

      GENE SIMMONS: Es wimmelte nur so von Kakerlaken. Es war eine Bruchbude ohne Fenster. Sie kostete 200 Mäuse im Monat, was damals viel Geld war.

      PAUL STANLEY: Unser Loft war ein kleiner Raum im dritten Stock.

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