Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Die Geschichte von KISS - Gene  Simmons

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die Leute erst sagten: „Oh, sind die schrecklich“, um dann später festzustellen: „Oh, sie sind besser geworden.“ Wir wollten ein gewisses Niveau erreichen, bevor wir uns vor ein zahlendes Publikum stellten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir immer noch dabei, das, was wir machten, zu perfektionieren.

      RIK FOX (EIN FRÜHER KISS-FAN): Ich bin Teil eines sehr elitären Kreises, der die Entwicklung von KISS tatsächlich von Anfang an verfolgte. Damals ging ich mit Peter Criss’ Schwester Joanne. Ich sah die Band als Dreiergespann im Loft proben. Man konnte die magische Saat beim Aufgehen beobachten. Damals war der Song „Stuck in the Middle with You“ von Stealers Wheel gerade sehr angesagt im Radio. Immer wieder und ohne Vorwarnung begann Paul eine Zeile aus dem Song zu singen: „Clowns to the left of me“, und Gene antwortete: „Jokers to the right“, und dann sangen beide zusammen den Refrain: „Here I am, stuck in the middle with you“. Sie nahmen sich populäre Songs zur Brust und übten ihre Harmonien damit. Ich erinnere mich auch, dass der Name „Jack Bruce“ auf der SVT-Bassbox geschrieben stand.

      GENE SIMMONS: Ich kaufte mir eine Bassbox, die mal Jack Bruce von Cream gehört hatte. Sie war ein Symbol dafür, dass es einen Weg auf den Olymp gab, dass der Gipfel nicht unerreichbar war. Ursprünglich wollten wir ein Power-Trio wie The Who oder die Jimi Hendrix Experience sein. Als Trio spielten wir viele Monate lang immer und immer wieder unsere Songs. Wir schrieben viel, probten aber auch andere Sachen wie „Go Now“ von Moody Blues. Wir spielten als Trio für Don Ellis [den stellvertretenden Direktor, für A&R verantwortlich] von Epic Records vor. Wir wollten unser neues Ding präsentieren.

      TOM WERMAN (ASSISTENT DES A&R-CHEFS, EPIC RECORDS): Ich begleitete Don Ellis. Nachdem ich schon mit Wicked Lester gearbeitet hatte, waren KISS ein echter Schock, aber ich liebte sie. Ihre Performance war sehr frisch, stark und vital. Ich mochte ihre Theatereffekte. Sie trugen nur weiße Schminke ohne ausgearbeitete Details. Am Ende ihres Sets schüttete Paul uns einen Kübel voll Konfetti entgegen. Für einen Sekundenbruchteil dachten wir, es wäre Wasser, aber zum Glück war es nur Konfetti [lacht]. Es war ein fantastisches Finale. Leider war Don total unbeeindruckt. Ich erinnere mich, dass wir auf die Straße runter gingen und Don fragte: „Was zum Teufel war das eben?“ [lacht] Gar nicht abwertend, sondern einfach verwirrt. Er sagte, dass er es nicht verstünde, aber dasselbe sagte er auch über Lynyrd Skynyrd. „Tolle Band, aber keine Songs.“ Er war ein feiner Kerl, aber er hatte keine Ahnung von Rock ’n’ Roll.

      GENE SIMMONS: Unnötig hinzuzufügen, dass Epic absagte.

      PAUL STANLEY: Bevor Ace bei uns einstieg, feierten wir Thanksgiving mit Sandwiches und tranken Sherry, um uns warmzuhalten. Es entsprach dem romantischen, idealisierten Bild des hungerleidenden Künstlers. Ich sah es jedenfalls so. Vielleicht halfen mir diese Erinnerungen, durch ein paar der härteren Zeiten zu kommen.

      LYDIA CRISS: Sie probten ein paar Monate im Loft, bevor sie auf Ace trafen.

      GENE SIMMONS: Ich habe keine Ahnung, warum wir ein Quartett wurden, außer dass die Songs, die wir schrieben, nach einer zweiten Gitarre für Harmonien und Gegenakkorde verlangten.

      PAUL STANLEY: Ich wollte kein Leadgitarrist sein. Darin lag zu viel Verantwortung, und ich wollte keine Kompromisse in Bezug auf meine Performance eingehen. Ich wollte mir nicht die Last aufhalsen, Solos schreiben zu müssen. Ich war nicht fähig zu liefern, was ich von einer Leadgitarre erwarte. Also gaben wir eine Anzeige in die Village Voice. [Der Wortlaut dieser Anzeige, die am 14. Dezember erschien: „LEADGITARRIST GESUCHT, Ausstrahlung und Können Voraussetzung. Album kommt bald. Bitte keine Zeitverschwender.“]

      BOB KULICK (FREUND UND GITARRIST): Die Village Voice war schon immer das geeignete Medium, um Musiker-Jobs in New York und Umgebung auszuschreiben.

      BOBBY MCADAMS (FREUND VON ACE FREHLEY): Ich war Aces bester Freund, seit ich 15 war. Eines Tages im Dezember 1972 brachte ich die Village Voice mit zu Ace – er lebte damals bei seinen Eltern – und vergaß sie dort. Er sah die Anzeige, in der nach einem Gitarristen mit Bühnenpräsenz gesucht wurde.

      PETER CRISS: Wir haben wahrscheinlich so an die sechzig Typen vorspielen lassen.

      PAUL STANLEY: Es war wirklich eine Freakshow. Wir hatten nonstop Typen da. Jedes erdenkliche Aussehen und Alter war vertreten.

      TOM PECK (LEADGITARRIST, DER SICH BEI KISS BEWARB): Ich meldete mich, nachdem ich die Anzeige in der Village Voice gelesen hatte. Damals nahm ich Jazz-Stunden und hörte Procol Harum. Ich kam mit meiner Gibson SG Les Paul und einem alten Marshall-Verstärker, und ich trug meine Schlechtwetter-Montur. Ich erinnere mich an ein paar höhnische Kommentare zu meinem Aussehen, weil es so gar nicht nach Rock ’n’ Roll aussah [lacht], aber mir ging es einfach darum, nicht zu frieren. Zuerst spielten sie mir einen Song vor, nur Gene, Paul und Peter. Dann stieg ich ein und spielte ein Solo. Mein Amp gab den Geist auf. Mir war das so peinlich [lacht]. Ich verhaute das Vorspielen und ruinierte den Verstärker! Sonderlich gut spielte ich nicht. Sie sagten mir, dass ich nicht zu ihnen passen würde, waren dabei aber sehr diplomatisch. Ehrlich gesagt, war mir ihre direkte offene Antwort nicht unrecht. Die meisten Bands sagen, dass sie sich bei dir melden. Und dann hörst du nie wieder von ihnen. Lustig war, dass ich ungefähr ein Jahr später als Roadie für Isis arbeitete, die als Vorgruppe für KISS im Coventry waren. Ich war sehr beeindruckt, wie sehr ihr neuer Gitarrist ihren Sound vorangebracht hatte.

      GENE SIMMONS: Da kam ein Kerl, ein Flamenco-Gitarrist, der hatte seine Akustikgitarre dabei und trug einen Poncho. Er spielte Flamenco-Stücke vor, und seine Frau, die er im Schlepptau hatte, schmolz dahin, während er spielte.

      PAUL STANLEY: Ein anderer Typ kam rein und behauptete, er wäre ein großer Rockstar in Italien. Er war schrecklich. Er trug diese großen Liebesperlen auf seiner Nehru-Jacke. Er sprach kein Englisch, und seine Frau dolmetschte für ihn. Seine Gitarre stimmte er erst gar nicht. Die meisten Leute, die vorbeikamen, passten einfach nicht. Es kommen immer Leute, die keine Ahnung haben, wer sie eigentlich sind. Ein Typ rief an, der sagte, dass er zwar erst seit zwei Monaten spielte, aber schon fantastisch wäre. Das ist schon mal unmöglich. Aber er war hartnäckig, und so was ist dann schon wieder interessant genug, um es sich mal näher anzusehen. Also kam er zu uns, stöpselte seine Gitarre ein, und nachdem er gespielt hatte, fragte er: „Und, wie war ich?“ Und ich antwortete: „Als ob du erst vor zwei Monaten angefangen hättest zu spielen.“ [lacht] Aber es kamen auch ein paar Jungs, die ziemlich gut waren. Wir einigten uns sogar auf einen, aber nachdem wir ihm erklärt hatten, dass er bei uns Make-up auflegen müsste, wollte er nicht mehr kommen.

      ACE FREHLEY: Meine Mom fuhr mich zum Vorspielen. Wir transportierten meinen 50-Watt-Marshall-Amp von der Bronx aus im großen Cadillac meiner Familie. Ich war von so einem Rauschgefühl befallen, dass ich versehentlich einen orangen und einen roten Sneaker anzog. Bevor ich zu ihnen raufging, kippte ich schnell zwei Dosen Bier, um locker zu werden. Als ich eintrat, waren da Bob Kulick, der Bruder von Bruce – echt schräg, wenn ich jetzt darüber nachdenke [Bobs Bruder Bruce stieg 1984 bei KISS als Leadgitarrist ein].

      BOB KULICK: Ich kreuzte in diesem dunklen, schmuddeligen Loft auf, um vorzuspielen. Sie hörten sich an, als ob sie es ernst meinten. Sie nannten auch Led Zeppelin als Einfluss, was mich aufhorchen ließ. Als riesiger Zeppelin-Fan wusste ich, dass dieser Job etwas für mich wäre. Ich spielte mit der Band und ich fand, dass es echt gut klappte. Ich merkte, dass sie sich dachten: „Wow, der Typ hat echt was drauf.“

      GENE SIMMONS: Bob war den anderen Typen, die zum Vorspielen kamen, haushoch überlegen. Er war derjenige, den wir wollten.

      BOB KULICK: Die Musik ging in die Richtung, die ich mir vorstellte. So wie ich kamen sie aus Brooklyn und Queens, und sie mochten auch dieselbe Musik wie ich: Cream, Hendrix, The Who und Led Zeppelin. Nach meiner Probe zeigte mir Gene einige Polaroids, die mir die Ideen für das Make-up näherbringen sollten. Er fragte mich, was ich davon halten würde. Ich entgegnete: „Ich weiß nicht, ob das so wichtig ist

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