Höllen-Lärm. Ian Christe
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Die beiden letzten Alben der Ozzy-Ära, Never Say Die und Technical Ecstasy von 1976 zeigten eine erschöpfte Band. Es scheint, als hätten sich Black Sabbath auf dem siebten Album ausgeruht – und auf dem achten schon wieder. Die mitreißende Härte von Sabotage machte einem lässigen, bluesartigen Swing Platz, der den Zuhörern eine Verschnaufpause gewährte; die großartig beklemmenden Gefühle wurden durch Zuversicht ersetzt. Die Band wollte den Fortschritt, zog sich dann aber doch wieder oft auf reine Therapie zurück. Wie Let It Be von den Beatles war es der Sound alter Freunde, die sich gegenseitig bei einer allerletzten Runde unter die Arme griffen. Bill Ward erinnert sich sogar daran, bei den Aufnahmen für Never Say Die als Orientierungshilfe für Ozzy Gesangsspuren eingesungen zu haben.
Als Ozzy Osbourne Black Sabbath schließlich verließ, war es mehr als nur das Ende einer Ära. Mit seinem Weggang verschwand die persönliche Chemie, die seit der Zeit bestanden hatte, als der Schulhofrüpel Tony Iommi Ozzy als Teenager verprügelte und die acht Alben lang Musik in eine schwermütige, dröhnende, neue, verheerende Tiefe getrieben hatte. Ob Black Sabbath ohne Ozzy weitermachen würden, stand nicht fest. Wer auch immer seinen Platz einnehmen würde – wenn die Band überhaupt ohne ihn weitermachen wollte –, musste in die Fußstapfen eines Riesen treten.
So, wie sich die Beatles trennten, löste auch Ozzy die Band auf, indem er die Anweisungen für ein neues musikalisches Protokoll einprogrammierte. Obwohl sie vorübergehend selbst nicht am Drücker waren, beeinflussten Black Sabbath weiterhin die jüngere Generation, wenn auch von der anderen Seite des Ozeans. Wie sich herausstellen sollte, wurde Heavy Metal immer wieder am besten aus der Ferne inspiriert – von dort, wo starke Eindrücke, Erinnerungen und Bilder dazu führen, dass die Fantasie Amok läuft. Als immer mehr Bands auftauchten, die sich die von Sabbath in Gang gesetzten Kräfte zunutze machten, sollten schließlich der Erfolg und die Exzesse aller anderen Hardrock-Supergroups der Siebzigerjahre daneben verblassen.
PROTO-METAL DER SIEBZIGER
Ende der Siebzigerjahre spürten junge Bands die Härte in den unerforschten Felsspalten auf, welche die Dinosaurier des Hardrock hinterlassen hatten. Kiss und AC/DC komprimierten die großartigsten Sounds der Vergangenheit zu mundgerechten Hymnen. Judas Priest und die Scorpions fügten elektrifizierende, sich duellierende Gitarren hinzu – eine unglaubliche neue Dimension, die schließlich das Fundament des Heavy-Metal-Songwritings bildete. Obwohl sie wie Hardrocker aussahen, schufen diese Bands die Grundlage für etwas Neues. Ihre Texte waren weniger abstrakt und stärker dem Leben verpflichtet, wie es sich tatsächlich auf den Straßen abspielte. In den Siebzigern gewannen sie an Macht, nacheinander ließen sie die schleppende Gangart des Hardrock hinter sich und gingen ganz und gar zum Heavy Metal über.
Aller Anfang ist hart:
AC/DC, If You Want Blood, You’ve Got It (1978)
Judas Priest, Sad Wings Of Destiny (1976)
Kiss, Double Platinum (1978)
Led Zeppelin, Presence (1976)
New York Dolls, New York Dolls (1973)
Rainbow, Rising (1976)
The Runaways, Queens Of Noise (1977)
Scorpions, In Trance (1975)
Scorpions, Tokyo Tapes (1978)
Robin Trower, Live (1976)
UFO, Lights Out (1977)
Bloodrock, 3 (1971)
Thin Lizzy, Jailbreak (1976)
Das Cover von Black Sabbaths Evil Woman
Ritchie Blackmore bei Rainbow (Roy Dressel Photography)
Black Sabbath um 1973 (Warner Bros.)
Ronnie James Dio (Roy Dressel Photography)
Das Programm der Never Say Die-Tour (aus der Sammlung von Omid Yamini)
Ozzy Osbourne 1977 (Austin [Hardrock69] Majors)
II: England rockt hart: die New Wave of British Heavy Metal
1977: Die erste offizielle Motörhead-LP wird veröffentlicht
1980: British Steel von Judas Priest krönt einen Reigen hervorragender LPs, darunter Iron Maidens gleichnamiges Debüt, On Through The Night von Def Leppard, Wheels Of Steel von Saxon und Ace Of Spades von Motörhead
20. Februar 1980: AC/DC-Sänger Bon Scott stirbt
Juni 1981: Die erste Ausgabe von Kerrang! wird in London veröffentlicht
1981: Judas Priest und Iron Maiden touren durch Nordamerika
Als Judas Priest und andere Mitte der Siebziger den Heavy Metal von seinen Hardrockwurzeln befreiten, war eine andere musikalische Revolution, Punk genannt, ebenfalls mit Großreinemachen im Hause Rock ’n’ Roll beschäftigt. Punk ging mit schlichter visueller Brutalität gegen den überentwickelten Fließbandglamour von Millionärsbands wie Kiss und Led Zeppelin vor: grelle Haarfarbe, Sicherheitsnadeln, die als Schmuck getragen wurden, teilweise rasierte Schädel. Es war ein Mischmasch, eine zusammengewürfelte Musikmode, welche die kulturellen Werte übertrieb und hinterfragte, das Anständige umkehrte und das Kranke feierte.
Wie bei der Ted- und der Mod-Szene zuvor befanden sich auch die Boutiquen der Punks in den Londoner Modevierteln im Zentrum der Stadt – besonders wichtig war der von dem Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren gegründete Laden auf der King’s Road. Als sich der Punkrock Ende der Siebzigerjahre nach New York und Los Angeles verlagerte, brachte er persönliche Stile und Moden durcheinander und entzündete eher eine soziale Rebellion, als dass er eine musikalische Revolution auslöste. Vor allem aber erlaubte Punk seinen Vertretern die Freiheit, so zu spielen, wie sie wollten, und offen ihre Meinung zu sagen. Mitglieder der großen Punkbands Sex Pistols und The Clash hatten vor dem befreienden Ausbruch des Punk in den Pubs Hardrock gespielt. Dementsprechend schockierten Hymnen wie „Anarchy In The UK“ und „London Calling“ sehr viel weniger durch ihren Sound als durch das, was sie über die Zustände in Großbritannien aussagten.
Für Bands wie die süffisanten Fall oder die strengen Wire war musikalische Einfachheit bereits eine Aussage an sich. Bei anderen wie X-Ray Spex