Die leise Erweckung. Theo Volland
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»Warum redet der Pfarrer nie über seinen Glauben?«
München
Amir und Nuria mussten ihr Import-Export-Geschäft für Obst und Gemüse in Syrien zurücklassen, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Zweimal hintereinander ist ihr gesamtes Hab und Gut im Bombenhagel untergegangen, bevor sie den schweren Entschluss zur Flucht gefasst haben und sich mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn auf den weiten Weg machten. Ihre letzten Ressourcen setzten sie für die Überfahrt und Reise ein, um am Ende gänzlich mittellos in Bayern anzukommen. Gott hat uns auf sie aufmerksam gemacht und uns gezeigt, wie wir ihnen helfen können. Immer wieder bieten uns Veränderungen in ihrem Leben die Gelegenheit, sie Gottes Liebe spüren zu lassen.
Zunächst wurden sie in unserem Nachbardorf untergebracht. Der Weg zum nächsten Supermarkt war zu Fuß viel zu weit. Darum rückten wir eines Nachmittags mit alten, aber gut reparierten Fahrrädern an. Es gab noch mancherlei Kleinigkeiten wie Töpfe, Pfannen, Bettwäsche, ein Sofa und andere Möbelstücke, mit denen wir ihre kleine Mansardenwohnung gemütlicher einrichten konnten. Wir kamen, um sie zu beschenken, und wurden selbst beschenkt: Die beiden überraschten uns mit einem köstlichen syrischen Mittagessen, großer Offenheit und Freundlichkeit. Jetzt kennen wir die sprichwörtliche orientalische Gastfreundschaft.
In den vergangenen eineinhalb Jahren ist unsere Beziehung gewachsen. Mittlerweile haben sie Asyl erhalten und durften in eine nette Wohnung in unserem Ort umziehen. Es ist wunderbar, dass ihnen diese Chance gewährt wurde, die sie mit großer Gewissenhaftigkeit und Sauberkeit honorieren. Sie interessieren sich für uns und unserer Kultur, warum wir leben, wie wir leben. Selbst die Hürde der Abschlussprüfung ihres B2-Sprachlehrgangs haben sie bereits gemeistert.
»Du, Martin, warum redet der Pfarrer eigentlich nie mit uns über seinen Glauben?« Verblüfft höre ich Amirs Frage. Ich bin tief beschämt. Ja, es stimmt. Viele unserer ehrenamtlichen Mithelfer reden vor lauter kultureller Sensibilität und Respekt gegenüber der Glaubensüberzeugung der Flüchtlinge nicht über ihre eigene Hoffnung und Zuversicht, nicht über ihren Glauben. Auch der Pfarrer nicht. Was für unsere muslimischen Freunde eine völlige Selbstverständlichkeit ist, Glaubensfragen zu stellen und darüber zu diskutieren, findet in der Begegnung mit vielen Deutschen kaum statt. Weshalb eigentlich?
Manchem Helfer scheint es regelrecht peinlich zu sein, über Sünde, Schuld, Vergebung, den Sinn des Lebens und Jesus zu reden. Durch unsere Erfahrung als Missionare in Afrika wissen wir, dass diese vorauseilende Rücksicht nicht nur unnötig ist. Sie irritiert unsere neuen Freunde aus anderen Ländern sogar, weil die gerne wissen wollen, was wir als Christen so denken. Viele von ihnen sind hier in Deutschland zum ersten Mal mit echten Christen in Kontakt, das ist spannend für sie. Zu Hause im Nahen Osten gab es kaum richtige Informationen über Christen und unseren Glauben – das ist ihnen bewusst. Sie wollen endlich wissen, was in »unserer« Bibel steht.
Amir fragte mich eines Tages ganz direkt: »Wie ist das? Muslime, Christen und Juden glauben alle, dass sie in den Himmel kommen und die jeweils anderen nicht? Wieso ist das so? Wer hat denn nun recht?«
Ich konnte ihm erklären, dass alle Menschen weltweit Sünder sind, egal in welche Religion sie hineingeboren wurden, und keine Religion es irgendjemandem jemals ermöglichen wird, aus eigener Kraft zu Gott zu kommen. Weil Gott unerreichbar hoch im Himmel wohnt.
»Amir, die einzige Chance, damit ein Mensch überhaupt in den Himmel kommen kann, ist, dass Gott zu uns herabkommt – und das hat er in Jesus Christus getan. Deshalb ist Jesus so wichtig, er ist der einzige Weg zu Gott.«
Amir überlegte ein wenig, dann hakte er nach: »Aber warum rettet Jesus nur euch Christen?«
Ernst antwortete ich ihm: »Jesus rettet nicht nur Leute, die in Europa geboren sind, er ist für die Schuld aller Menschen gestorben. Wer an ihn glaubt wird gerettet, egal aus welchem Land und welcher Kultur er kommt!«
Staunend schaute Amir mich an: »Das habe ich so zum ersten Mal gehört«, sagte er tief nachdenklich.
Für unsere muslimischen Freunde ist es in der Regel ebenso wenig ein Problem, wenn wir sie offen fragen, ob wir mit ihnen beten dürfen. Sie freuen sich über Segen, auch von unserem »Christengott«. Gerne danken wir Gott für gutes Gelingen, wir preisen ihn für ein leckeres gemeinsames Mittagessen, für Erfolge ihrer drei Kinder in der Schule, oder wir befehlen im Gebet ihre Nöte im Sprachkurs und in der Schule Gottes Liebe an. Und Gott schenkt danach oft sichtbar seinen Segen. Seit unserer ersten Begegnung treffen wir uns regelmäßig mit der syrischen Familie, sie haben einen großen Wissensdurst, sodass wir mit Offenheit von unserem Glauben erzählen können. Immer wieder beginnt Amir mit den Worten: »Aber ich hab da noch eine Frage, wie ist es bei euch Christen, wenn …?« Oder: »Was hat Jesus darüber gesagt, dass …?« Seine Neugier ist genial, denn ich lerne meinen Glauben aus seinem Blickwinkel zu sehen und begegne dabei Jesus selbst auf eine ganz neue Weise. Es macht Freude, mit Muslimen über Glaubensfragen zu reden. Natürlich halten viele an ihren islamischen Wurzeln fest. Noch immer fasten sie in aller Treue während des Ramadans und verrichten ihre Gebete. Doch da ist keinerlei Aversion gegenüber unseren christlichen Überzeugungen. Im Gegenteil, sie schätzen uns, wenn wir offen unseren Glauben leben und artikulieren!
Wir treffen uns regelmäßig zum Al-Massira-Glaubensgrundkurs, in dem in arabischer Sprache mit deutschen Untertiteln in groben Zügen die Botschaft der Bibel erklärt wird. Al-Massira bedeutet »Reise«. Jeder dieser Abende ist von vielen guten offenen Fragen unserer Freunde geprägt. Amir sagte vergangene Woche, nachdem wir im Kurs miteinander über Kreuzigung und Auferstehung nachgedacht hatten, dass er Jesus Christus liebe. Es erstaunt mich, wie die Botschaft von Jesus für sich selbst spricht – wichtig ist nur, dass sie einen Weg zu den Geflüchteten findet. Und dazu ist es manchmal nötig, dass wir Christen auch unseren Mund auftun.
Wir beten weiter, denken gemeinsam mit ihnen über Gottes Wort nach und üben im Alltag praktische Nächstenliebe, damit diese Familie das Evangelium kennenlernen kann. Es freut uns, dass wir dabei Botschafter von Jesus sein dürfen und durch die Beziehung zu diesen wirklich sehr lieben Menschen auch noch zutiefst beschenkt werden. Mittlerweile waren sie einmal mit uns im Gottesdienst, die Teenager gehen mit unseren Töchtern in den Teenkreis der Gemeinde. Und wir hoffen, dass die ganze Familie einmal in Christus ihren Heiland und Erlöser findet. Unsere Freundschaft begleitet sie auf allen Schritten, die sie tun.
Wir lassen uns weder von negativen Schlagzeilen beeinflussen noch von Menschen, die sich skeptisch über die Integration dieser Menschen oder über unseren eigenen Glauben äußern. Natürlich gibt es unter den Flüchtlingen auch schwarze Schafe, davor verschließen wir die Augen nicht. Aus unserer Integrationsarbeit könnten wir auch manches Negative erzählen. Doch wir sehen diese Offenheit und Möglichkeiten, unseren Glauben weiterzugeben, darüber sind wir unendlich dankbar. Wir beten für Amir, Nuria und ihre Kinder, dass sie in Christus ewiges Leben finden. Ihn preisen wir für die geniale Möglichkeit, Menschen wie sie in unserer Nachbarschaft mit Gottes Liebe zu beschenken.
Sie hörten die Botschaft Gottes mit Interesse an.
Apostelgeschichte 17,11
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