Die leise Erweckung. Theo Volland

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Die leise Erweckung - Theo Volland

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entdeckte ich sie! Dick eingemummelt wegen der Kälte steuerte sie direkt auf unseren Stand zu. An der Innenwand entdeckte sie mein Bild von Maria und fragte mich, wie die Geschichte von Jesus weitergegangen sei. Ich lud sie zu einer Tasse Kaffee ein und fing an zu erzählen. Wie der Engel auch zu Marias Verlobtem Josef gekommen war, wie Josef und Maria sich zusammen auf den Weg machten, in eine ungewisse Zukunft, wie sie auf der Suche nach einer Unterkunft nur noch einen Stall ergattern konnten, von der Geburt des Babys Jesus, von den Hirten und dem Engelschor.

      Kaum war ich fertig, stellte sie die Frage: »Hast du vielleicht eine Bibel in meiner Sprache? Ich möchte sie gern mit dem Koran vergleichen, ob die beiden heiligen Bücher übereinstimmen.«

      Mein Herz machte einen leisen Sprung! Natürlich hatte ich eine Bibel in ihrer Sprache! Ich schenkte ihr ein zweisprachiges Neues Testament. Innerlich jubelte ich Jesus meinen Dank und meine Freude zu, fast wie die Weihnachtsengel. Auch Ana strahlte übers ganze Gesicht. Wir waren beide beschenkt worden.

      Ana kam weiter treu zum Malen, und wir redeten jetzt immer öfter über die Bibel: »Viele Geschichten aus der Bibel kenne ich auch vom Koran«, stellte sie fest, »aber in der Bibel stehen sie ausführlicher. Ich habe zum Beispiel nichts von Josef gewusst und gleich meinen Mann und meine Mutter gefragt, ob sie Josef kennen. Sie kannten ihn auch nicht«, erzählte Ana. »Aber es ist schön, sich vorzustellen, dass Josef auch noch da war und Maria ihn als einen liebevollen Mann zur Seite hatte.«

      Inzwischen waren Ana und ich Freundinnen geworden. Ich wollte sie gerne einladen, mich zu Hause zu besuchen. Aber eine Malstunde nach der anderen verging, und es kam einfach nicht dazu. Ich wartete auf die richtige Gelegenheit und verschob es immer wieder. Es fiel mir schwer, sie zu fragen. Ich traute mich einfach nicht.

      Ich betete: »Lieber Herr, ich hätte Ana so gern als Freundin und möchte sie zu mir einladen. Bitte schenke doch, dass das Gespräch beim Malen von ganz alleine aufs Thema Besuch kommt.«

      Wie Gott mein Gebet erhörte, bringt mich heute noch zum Staunen: Er weckte in Ana denselben Wunsch. In der nächsten Malstunde erzählte sie: »Ich habe heute mit meiner Mutter telefoniert und zu ihr gesagt, ich würde dich so gern einmal besuchen.« Als ich das hörte, lud ich Ana voller Freude ein.

      Ich stellte Kuchenstücke, Nüsse und Trockenfrüchte bereit, sie brachte selbst gebackene Kekse mit. Wir setzten uns gemütlich an den Wohnzimmertisch und unterhielten uns über die unterschiedlichen Tischsitten in ihrem und meinem Land. Sie erzählte viel aus ihrer Heimat und wie sie dort gelebt haben. Plötzlich rannen ihr Tränen über die Wangen, und es brach aus ihr heraus: »Ich fühle mich so weit entfernt von Gott, Isabella. Kannst du mir helfen?« Endlich wusste ich, warum mich ihr Bild vom Sonnenuntergang damals so traurig angemutet hatte. Ich erzählte ihr davon, dass wir Menschen eine persönliche Freundschaft zu Jesus haben können und wie diese aussieht. Dann ermutigte ich sie zum Gebet – und betete mit ihr, als sie Ja dazu sagte. Wir sprachen noch lange miteinander, ehe sie wieder heimfuhr.

      Inzwischen kommt Ana mich öfter besuchen. Sie hat mir beigebracht, wie man guten Tee kocht, und ich ihr unsere Schreibschrift. Wir unterhalten uns über den Glauben und unser Leben. Es ist ihr wertvoll, dass ich mit ihr und für sie bete. Immer wieder liegen Wochen dazwischen, ehe wir uns wiedersehen. Doch ich erlebe mit, wie Jesus sie innerlich berührt und Stück für Stück verändert.

      Die mit einem festen Sinn umgibst du mit Frieden, weil sie ihr Vertrauen auf dich setzen!

      Jesaja 26,3

      Gott segnet

      Essen

      Ganz in der Nähe unserer Wohnung ist ein großes Erstaufnahmelager eröffnet worden. Und plötzlich hatten wir Hunderte neue Flüchtlinge und Migranten in unserem Stadtbezirk. Da ich selbst aus Eritrea stamme, habe ich nicht lange überlegt. Ich traf mich mit Mitarbeitern, die den Menschen in dem Lager halfen, um zu schauen, was mein Beitrag sein könnte. Eine Sozialarbeiterin erzählte von den jungen schwangeren Frauen im Camp. Die Hygienebedingungen für Neugeborene und Mütter in der alten Turnhalle waren alles andere als gut. Die Leute schliefen Feldbett an Feldbett, ihre »Zimmer« waren nur unterteilt durch zwei Meter hohe dünne Trennwände, nach oben hin offen, und ließen jedes Geräusch durch. Es gab kaum Privatsphäre, viel zu viel Lärm. Und in unserem Stadtviertel gab es keine andere Möglichkeit zur Unterbringung für Schwangere und Mütter mit Neugeborenen. Eindringlich bat uns die sichtlich mit der Situation überforderte Sozialarbeiterin des Heims um Hilfe: Ob jemand ein paar Wochen ein Quartier für eine junge Mama zur Verfügung stellen könne? Ich fühlte mich sofort angesprochen. Das war meine Aufgabe, hier war ich gemeint!

      Motiviert ging ich nach Hause. Als mein Mann von der Arbeit kam, sprach ich ihn an und bat ihn, ob wir einer jungen Mutter aus unserem Volk für ein paar Wochen ein Zuhause geben könnten. Ihn zu überzeugen war schwer. Er wollte keine fremden Menschen in unserer Wohnung und hatte Angst um uns und unsere Ehe. Die Bibel lehrt uns Gastfreundschaft, Nächstenliebe und wie wichtig es ist, Menschen in Not beizustehen. Wir sprachen darüber. Ich merkte, dass diese Bibeltexte uns meinten. Dass Gott durch sein Wort uns ansprach. Mein Mann runzelte die Stirn und sagte: »Vielleicht hat Gott ja mit dir gesprochen, aber mit mir nicht!« Das gab mir schwer zu denken, an diesem Abend war ich tieftraurig. Später in den Nachrichten sah mein Mann einen Politiker reden, der über die vielen neuen Flüchtlinge sprach. Und dann passierte etwas Erstaunliches: Der Politiker zitierte aus der Bibel, offen in die Kamera hinein: »Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich in euer Haus eingeladen« (Matthäus 25,35). Ein Politiker zitiert Jesus, das traf meinen Mann mitten ins Herz. Ab diesem Moment waren wir uns einig. Wir würden helfen.

      Ich fuhr den Laptop hoch und schickte der Sozialarbeiterin sofort eine Mail. Falls demnächst eine eritreische Frau in der nahen Flüchtlingsunterkunft ein Baby bekomme, könne sie gerne ein Zimmer in unserem Haus haben und einige Wochen bei uns leben. Unser Angebot stand fest, und wir hatten gemeinsam Frieden darüber. Ein paar Tage später war es so weit. Ohne zu wissen, wie die junge Frau hieß und wer sie war, sagten wir zu. Viele unserer Angehörigen und Bekannten hielten uns für verrückt. Sie waren absolut dagegen und sorgten sich, dass uns etwas passieren könnte. Oder dass sich die Person bei uns einnisten würde, uns ausnutzen und monatelang nicht wieder gehen würde. Doch wir ließen uns nicht beirren und folgten dem, was Gott uns gemeinsam aufs Herz gelegt hatte. Es hat sich gelohnt.

      Einige Tage später klingelte die Sozialarbeiterin mit einer 20-jährigen Eritreerin und ihrem Baby an unserer Tür. Wir zeigten der jungen Mama ihr Zuhause für die nächsten Wochen und halfen ihr, sich bei uns einzuleben. Sie war vertrauenswürdig und nett. Seit drei Wochen wohnen wir schon zusammen und harmonieren fantastisch. Sie hilft im Haushalt und unterstützt mich, wo sie nur kann. Ihre Dankbarkeit ist eine echte Bereicherung für uns. Ich staune darüber, wie Gottes Wort funktioniert: Jesus fordert uns zu etwas auf, und wenn wir es tun, werden wir selbst beschenkt! Mit ihrer kleinen Tochter hat die junge Mama Leben und Segen in unsere Wohnung gebracht. Es gab keinen einzigen Tag, an dem wir bereut hätten, sie aufgenommen zu haben. Es stimmt, wer Gott folgt, erlebt auch seine Hilfe. Kürzlich hat unsere junge Mitbewohnerin uns sogar von ihrem kleinen Taschengeld, das sie vom Staat erhält, ein Geschenk gekauft.

      Gott hat uns überraschend eine neue Aufgabe gegeben, mein Mann und ich sind seiner Anweisung gefolgt. Seither sind wir gesegnet. All die Befürchtungen und Sorgen unserer Freunde und Angehörigen sind nicht eingetroffen, im Gegenteil. Selbst auf der Arbeit hat mein Mann in den vergangenen Wochen besondere Erfolge erzielt. Ich staune über Gottes Hilfe. Wer auf seine Stimme hört, erlebt Segen.

      Du kannst immer geben ohne zu lieben, aber

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