Lou Reed - Transformer. Victor Bockris

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Lou Reed - Transformer - Victor Bockris

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Bildstrecke 4

       Eine Imitation von Andy

      Die Schlacht der Lou Reeds, 1987–1989

       Und der Tod macht drei

      1990–1992

       Die Velvet-Hose passt nicht mehr

      1990–1993

       Die Transformation von Lou und Laurie

      1994–2000

       Bildstrecke 5

       Ecstasy

      1999–2001

       Lou Reed trifft Edgar Allan Poe

      2001–2004

       Lou Reeds Klassiker

      2006–2010

       Bildstrecke 6

       Lou und Lulu

      2011–2012

       Abschied von Lou Reed

      2013

       Anhang A – Diskografie und Werkschau

       Anhang B – Interviews mit Lou Reed

       Quellenangaben

       Das könnte Sie interessieren

      Widmung

      Für Barney Hoskyns, Gerard Malanga, Bob Gruen und Legs McNeil

      Zitat

      „Wenn ich an Lou denke, dann vor allem daran, wie romantisch er war; und wie lustig. Wenn er dich mit seinem Charme bezaubert hatte, zerstörte er dich, um zu überleben. Er war eben ein richtiger Jäger. Er hat sein Opfer aber immer gewarnt, teils, um die Jagd noch spannender zu machen, teils, um später nicht zur Verantwortung gezogen zu werden. Interessant daran war, dass dabei ein intellektueller, künstlerischer Prozess ablief – eine Performance.“

      — Ein Bekannter

      Töte deinen Sohn

      Elektroschock: 1959–1960

      „Ich habe keine Persönlichkeit.“

      — Lou Reed

      1959 war ein schlechtes Jahr für Lou. Mit seinen siebzehn Jahren hatte er die Rolle des bösen Jungen bereits einstudiert. Das ging schon seit 1954 so, als Lou am Tag, nachdem sich der Bluesgitarrist Johnny Ace erschossen hatte, mit einer schwarzen Trauerbinde in der Schule aufkreuzte. Seither ließ er keine Gelegenheit aus, um die ganze Familie zum Wahnsinn zu treiben.

      Wie ein Tyrann herrschte er über das gutbürgerliche Haus; er fetzte kreischende Akkorde aus seiner elektrischen Gitarre heraus, gewöhnte sich an, wie eine Frau zu gehen, nahm seine Schwester zu verschwörerischen Zwiegesprächen beiseite und drohte mit launischen Ausfällen der übelsten Sorte, falls ihm nicht alle ständig ihre totale Aufmerksamkeit zuwandten. In diesem Frühling sandten Sidney und Toby Reed, Lous eher altmodische Eltern, ihren Sohn zu einem Psychiater. Sie wollten Lou von seinen homo­sexuellen Gefühlen und seinen beunruhigenden, plötzlichen Stimmungsumschwüngen kurieren lassen. Daraufhin verschrieb der Arzt eine zu jener Zeit sehr populäre Therapie, der sich unter anderem Jacqueline Kennedy und der Schriftsteller Delmore Schwartz kurz zuvor unterzogen hatten.

      Der Arzt erklärte, Lou würden einige Besuche im Creedmore Psychiatric Hospital gut tun. Dort würde er, über einen Zeitraum von acht Wochen, dreimal pro Woche mit Elektroschocks behandelt werden, und anschließend benötige er eine intensive therapeutische Nachbehandlung.

      1959 stellte man ärztliche Diagnosen nicht infrage. „Seine Eltern wollten ihn nicht quälen“, erklärte ein Freund der Familie. „Sie wollten nur, dass er gesund wird. Sie versuchten eben einfach, Eltern zu sein, und deswegen wollten sie, dass er sich anständig aufführte.“ Erschrocken akzeptierten die Reeds die Diagnose.

      Das Creedmore State Psychiatric Hospital lag an einem besonders häss­lichen Fleck der öden Insel Long Island.

      Sechstausend Patienten konnten in dieser großen, staatlichen Einrichtung untergebracht und behandelt werden. Das Gebäude Nummer sechzig war auf majestätische Weise unheimlich. Es hatte vierundzwanzig Stockwerke, war an die zweihundert Meter lang und brütete drohend, wie ein monströser Vogel aus der Urzeit, über der Landschaft. Hunderte von verschiedenen Gängen führten zu den Aufsehern, den Büroräumen, den Hörsälen. Sämtliche Türen waren mit Vorhängeschlössern gesichert und in einem beruhigenden, unwirklichen Kremweiß gestrichen. Die Fens­ter waren von innen vergittert, außen war Stacheldraht angebracht. Eine der schaurigsten Abteilungen war die für Elektroschockbehandlung.

      Dorthin begab sich, an einem frühen Sommertag, ein aufgekratzter, etwas verwirrter Lou. Er wurde durch das Labyrinth der Gänge geführt und behauptete später, er habe nicht gewusst, dass seine erste psychiatrische Behandlung ausschließlich aus Stromstößen bestehen würde, die man durch sein Gehirn jagte. Jede Tür, durch die er hindurchging, wurde von einem Wächter erst auf- und dann hinter ihm wieder zugeschlossen. Zuletzt wurde er in der Elektroschockabteilung eingeschlossen, wo man ihm ein viel zu kleines Krankenhaushemd gab. Als er da im Warteraum saß, gemeinsam mit den anderen Patienten, die seiner Ansicht nach eher wie Gemüse aussahen, sah er das erste Mal den Behandlungsraum. Eine massive, milchig weiße, mit Nieten gespickte Metalltür schwang auf, und man konnte das bewusstlose, wie tot daliegende Opfer sehen. Dann rollte eine Krankenschwester mit steinernem Gesicht den Körper auf einer Trage in den Aufwachraum. Plötzlich wurde Lou klar, dass er der Nächste sein würde.

      Er wurde in den kleinen, nüchternen Behandlungsraum hineingefahren, dessen einzige Einrichtung aus einem Tisch und einem großen Metallstück bestand, aus dem zwei dicke Drähte herabbaumelten. Lou wurde auf dem Tisch festgeschnallt. Er starrte auf das fluoreszierende Lichtgitter über seinem Kopf, während die Wirkung des Beruhigungsmittels eintrat. Eine Krankenschwester trug Salbe auf seine Schläfen auf, schob ihm eine Art Knebel in den Mund,

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