Queen intim. Peter Hince

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Queen intim - Peter Hince

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einem schlechten Sound oder dem Muster des Garderobenteppichs.

      Nach Verlassen der Bühne war die Show für die Band vorbei, doch nicht für die Roadies, denn uns stand eine zweite Show bevor. In dem Moment, in dem die Band von der Bühne ging, begann das geschäftige Treiben – sogar noch vor Ende des Einspieltapes und dem Aufflackern der Hauslichter. Die Bühne musste schnellstmöglich komplett geräumt werden, denn erst dann konnte man die PA abbauen. Auch mussten die über der Bühne befestigten Scheinwerfer heruntergelassen werden, bevor man sie und die Träger auseinandermontierte. Vor dem Abbau schaute man noch schnell über die Bühne, um zu erkennen, was dort für Goodies oder interessante Gegenstände lagen. Das variierte natürlich von Land zu Land: Neben an die Band adressierten Karten und Briefen (ab in die Mülltonne) fanden wir Münzen, Joints, Ringe (die wir behielten), Spielzeug (das später in die Luft gejagt wurde), Cassetten (meist zum Überspielen behalten), selbst gemalte Bilder der Band und Gedichte (Mülltonne), Zigaretten, T-Shirts (manchmal behalten) und Damenunterwäsche (behalten und sorgfältig aufbewahrt).

      Bei der US-Tour 1980 wurden von einigen Fans Einwegrasierer auf die Bühne geschleudert, aus Protest, dass Fred nun einen Bart trug. Wie vorherzusehen, kommentierte er das mit einem „Fuck Off!“ Dann, als er sich zwischen den Songs mit dem Publikum unterhielt, legte ein Fred-Klon mit einem Oberlippenbart und einem Karomuster-Hemd einen kleinen runden Metallgegenstand auf den Catwalk zu seinen Füßen. Fred hob ihn auf. „Was haben wir denn hier?“, fragte er mit schriller Stimme und hielt dabei den Gegenstand in die Luft. „Einen Cock-Ring! Danke dir vielmals, mein Liebling.“

      Fred lief zur rechten Bühnenseite und händigte ihn mir aus. Für mich sah das Ding wie ein Designer-Serviettenhalter aus. Ich legte den Ring in meine BLU 8, eine Werkzeugkiste, in der sich so einige Überraschungen befanden, als Paul Prenter, der sexuell unersättliche, schwule Assistent zu mir rüber lief und mir ins Ohr schrie: „Gib ihn mir – ich will ihn!“ Kein Problem – bei mir wäre er eh nur in der Werkzeugkiste gelandet, zusammen mit Schrauben, Hämmern und Nüssen. Ganz offensichtlich hatte Paul andere Pläne für den Ring, die aber ohne jeden Zweifel was mit Hämmern, Schrauben und zwei Nüssen zu tun hatten.

      Nachdem alle nennenswerten Geschenke verstaut waren, begann das „Abreißen“ – schnell, aber gut organisiert. Alles, was wir mit Gaffa-Tape gesichert hatten, wurde von dem klebrigen Band befreit, gut eingepackt und dem am nächsten Stehenden zum Verstauen überreicht. Die lokalen Helfer entsorgten unverzüglich alle auf der Bühne stehenden Getränke: Drinks in Plastikbechern, offene Dosen und Ähnliches wanderten in große Plastikmülltonnen, die man am hinteren Bühnenrand aufstellte. Da John immer eine große Auswahl an Drinks zur Verfügung hatte, wurden einige davon als „Bonus-Bezahlung“ betrachtet und konsumiert. Der Tontechniker Tony „Lips“ Rossi kam als erster an die Reihe. Der auf Sparsamkeit bedachte Mann – man nannte ihn auch „Love Criminal“ – sammelte während drei aufeinander folgender Shows die Reste aus drei Rotweinflaschen und kippte sie in einer zusammen. Gefragt, warum er den nun nicht mehr sonderlich frisch anmutenden, sondern eher dubiosen Wein (Winter/Jahrgang 1980) nun wieder mit einem Korken verschloss, erläuterte er uns seinen Plan. Er wollte die Managerin der Vorband Straight Eight verführen, einen eindrucksvollen, feurigen Rotschopf aus besserem Hause. Keine leichte Aufgabe für einen Italo-Amerikaner aus Pennsylvania, der auf der Straße aufgewachsen war. Bewaffnet mit der Weinflasche und ein bisschen Koks, das er sich zurückgelegt hatte, schlich sich Rossi zur großen Verführung ins Park Hotel Bremen. Es klappte. Die beiden heirateten sogar. Doch die Ehe hielt nicht lange.

      Nachdem die Bühne abgeräumt und meine Ausrüstung gesichert war, flitzte ich raus zum Truck, der mit ausgeklappter Rampe schon in Position stand, um mit dem Einladen zu beginnen. Mit dem Fahrer ging ich in den Laderaum und gemeinsam mit einem Team Abbauhelfer platzierten wir die Cases wie bei einem Puzzlespiel, um eine möglicht große Ladedichte zu erreichen. In einigen Teilen der USA erlaubten die einflussreichen Gewerkschaften der Crew nur Anweisungen und Hinweise beim Beladen, damit ihre Leute arbeiten konnten. Ich hatte natürlich nichts dagegen, doch es verzögerte die ganze Sache erheblich.

      Beim Ausladen in der nächsten Stadt stellten die Schmarotzer eins der größten Hindernisse dar – Typen mit fragwürdigen Verbindungen zur Band, die ständig bei Rockkonzerten auftauchen und einem immer im Weg stehen. Der Haufen von „ehemals wichtigen Personen, die niemals wichtig waren“, bestand aus allen nur erdenklichen Posern, die nur daran interessiert waren, backstage gesehen zu werden (am liebsten mit der Band oder prominenten Besuchern), und sich beim kostenlosen Essen und den Getränken zu bedienen. Sie waren scharf auf Einladungen zu den After-Show-Partys, exklusiven Pässen, Geschenken und allem, wirklich allem, was sie wichtig aussehen oder erscheinen ließ.

      Schmarotzer denken oft, dass die komplette Show einzig und allein für ihr Vergnügen veranstaltet wird. Verdreckte Roadies? Igitt! Diese Möchtegerne-VIPs oder Freunde von Freunden ließen sich allerdings nie in Würzburg, Newcastle oder Omaha, Nebraska sehen, sondern nur in den großen Städten.

      Wenigstens durften sie sich bei einer Show niemals an den Bühnenseiten aufhalten. Der Raum war allein der Crew vorbehalten und gelegentlich sehr, sehr guten Bekannten und den Frauen oder Freundinnen der Musiker, die von den Seiten aus dem Auftritt zusahen.

      „Ratty, heute Abend kommt ein Special Guest. Wir haben ihm versprochen, dass er sich das Konzert von deiner Seite aus anschauen darf.“

      „Kommt überhaupt nicht in Frage. Die stehen einem ständig im Weg rum. Die kapieren das nicht. Ich muss beim Gig so viel machen. Ihr wisst doch, wie Fred ist. Auf gar keinen Fall.“

      „Sorry, Ratty, aber wir haben es ihm schon versprochen.“

      „Und ich habe euch gerade eben meine Meinung gesagt. Kommt nicht in die Tüte! Die Bühnenseite muss frei sein, damit ich anständig arbeiten kann.“

      „Ratty …“

      „Nein, auf gar keinen Fall – kapierst du es nicht?“

      „Es ist Mick Jagger.“

      „Oh, alles in Ordnung. Was möchte er trinken?“

      Für einen Briten ist sein Haus seine Burg, und für einen britischen ­Roadie ist seine Burg die Bühne – eine Festung, ein sicherer Hafen, während der Show beschützt von der Security, einem Haufen muskelbepackter Schränke aus den USA oder aus Londons East End. Big Paul, Big Doug, Tunbridge, Big Wally, Wally Gore, Big Terry, Big Black Vic – alle in den USA geborenen Männer waren tatsächlich sehr groß und kräftig. Ab einem bestimmten Zeitpunkt 1981 arbeiteten drei Aufpasser für uns, die alle Wally hießen. Der Aufpasser Mad Jack, ein beängstigender Kampfkunstexperte, entdeckte einmal eine abgerissen wirkende Figur, die hinter Freds Flügel lauerte, und stampfte auf ihn zu, um ihn wegzureißen. Bei dem zwielichtigen Charakter handelte es sich allerdings um mich, und so durfte Jack seine Dienste schon vor Tourende quittieren.

      Ein anderer Security-Mann, der nicht sehr lange für uns arbeitete, war ein muskelbepackter Kerl, dessen enthüllende Fotos wir in einem Schwulenmagazin entdeckten – und die daraufhin in der gesamten Crew die Runde machten.

      Auch ein Physiotherapeut aus München gehörte auf Freds Wunsch zu unserer Truppe. Er behandelte ihn während der Genesung von einer Bänderverletzung im Knie, die er sich 1984 auf einer Kneipen- und Club-Sause zugezogen hatte. Verständlicherweise plagten Fred Zweifel, ob das Gelenk all die Torturen auf der Bühne überstehen würde. Mercury war ein sehr vielfältiger Charakter, vor allem aber ein Musiker, der sang und auf der Bühne leistungsstark wie ein Athlet eine beeindruckende Show ablieferte. Trainierte er? Arbeitete er hart an sich, um vor einer kräftezehrenden Tour in Form zu kommen? Absolvierte er mit viel Disziplin ausgewählte Übungen oder quälte er sich mit einer Diät? Nein. Er machte gelegentlich ein paar Dehnungsübungen und zeichnete sich vor allem durch einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst aus. Nicht zu vergessen, ein paar Wodka.

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