Queen intim. Peter Hince

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Queen intim - Peter Hince

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auf einen spontanen chirurgischen Eingriff durch den Roadie angewiesen.

      Freddie Mercury hielt während einer Queen-Tournee alle Mitarbeiter auf Trab – alle, und auch ich blieb davon nicht verschont. Er agierte spontan, wenn man es überhaupt nicht von ihm erwartete, und änderte seinen Bewegungsablauf, den Rapport und sogar die Texte. Spielten Queen „Jailhouse Rock“ als Zugabe, konnte man auf neue Wörter zur Bereicherung des englischen Wortschatzes gefasst sein. In einem Mix aus Singen und Sprechen murmelte er rhythmische Phrasen, während die Band einen ausgedehnten Boogie hinlegte. Ich kann mich noch an folgende Sprachfetzen erinnern: „Shaboonga“, „Shebbahhh“ und „Mmmmmmuma muma muma muma muma muma muma muma muma muma muma – Yaatch!“ Mmmm? Eine alte persische Sprache? Vielleicht ein lokaler Dialekt aus Sansibar?

      Wenn wir Fred nach Bedeutung und Herkunft der Laute fragten, antwortete er verteidigend: „Das singe ich doch nicht – oder?“ Doch! Den Beweis lieferte der Tontechniker, der ihm einen Mitschnitt der Show vorspielte. Auch wies man Brian darauf hin, dass der Beginn des Gitarrensolos der TV-Westernserie Bonanza verdächtig ähnelte. Schließlich kamen noch Roger und John an die Reihe, denen man klarmachte, dass sie die Rhythmus-Sektion sind, also auch die Verantwortung für das Timing tragen – sollten!

      Nach kurzer Zeit einigte man sich auf eine stets gültige Titelabfolge der Queen-Zugaben: Zuerst spielte die Band Brians „We Will Rock You“, gefolgt von Freds „We Are The Champions“. Als Fred im Sommer 1977 während der Proben zu den Aufnahmen von News Of The World in die Shepperton Film Studios stolzierte und bekanntgab, einen Song für Fußball-Fans zu haben, reagierte die Band skeptisch und mit einem gesunden Misstrauen – was machte er denn nun schon wieder? Von der Rockmusik zur Oper bis hin zu Stadionrängen und Hooligans? Es funktionierte. Fred mag ein zurückgezogen lebender Mensch gewesen sein, oftmals ruhig und reserviert, aber nicht, wenn er auf die Errungenschaften von Queen hinwies: „We are the champions – of the world!“

      Ich bin mir sicher, dass er das Potential seiner Sporthymne schon erkannt hatte und zugleich wusste, dass sich die Nummer erfolgreich in ein Konzert einfügen würde. Allerdings bezweifle ich sehr, dass Fred jemals Fußball gespielt oder auf den Rängen eines Stadions gestanden hatte (Sansibar Rovers?). Er erkannte jedoch das bei einem Fußballspiel entstehende Gemeinschaftsgefühl, die Leidenschaft und die Begeisterung. Trotz seiner eher elitären Erziehung konnte Fred gut mit ganz normalen Menschen kommunizieren und die Fans verstehen. Er sah sich im Fernsehen Fußballübertragungen an und liebte alle größeren Sportveranstaltungen. Sein Lieblingsteam – nach England – war Brasilien. Er bewunderte das geschmeidige Auftreten der Brasilianer, das Lächeln, das die Lippen der Sportler umspielte, und die hingebungsvolle „Karneval-Armee“ enthusiastischer Fans. Wenn aus der Menge ein Ball geflogen kam, kickte er manchmal auf der Bühne und schoss ihn kraftvoll und mit ein wenig Stil zurück. Ich kann mir gut vorstellen, dass er einen starken und nach vorne drängenden Mittelfeldspieler abgegeben hätte, der jede Lücke im Tor der Gegenspieler ausnutzt. Doch Fred betrieb nur einen Outdoor-Sport – Tennis, das auch Roger gerne spielte, wann immer sich dazu die Gelegenheit bot.

      Der Aspekt Sport tauchte manchmal bei Queen-Shows auf. Zur allerersten Aufführung von „We Are The Champions“ im Dezember 1977 im Madison Square Garden in New York erschien Fred mit einer blau-weißen Jacke der New York Yankees und einer Baseball-Kappe. Die Yankees hatten gerade die World Series gewonnen. Trotz der Tatsache, dass der Garden im fünften Stockwerk lag, brachte die Menge von 20.000 Zuschauern den Veranstaltungsort mit ihrem Beifall zum Beben. Beim Bühnen-Baseball erwies Fred sich als äußerst geschickt, denn als diverse Gegenstände auf die Bühne flogen, betätigte er sich als Batter und setzte den umgedrehten Mikrostab zur Abwehr ein. Die Japaner entwickelten eine wahre Leidenschaft für den Sport. Zu ihrer großen Begeisterung heimste Fred einige Home-Runs mit den bunten Plastikbällen ein, die sie gerne auf die Bühne warfen. Zum Dank warf er einige Flaschen Heineken zielsicher ins Publikum.

      Auf der Magic-Tour entfaltete sich während des zweiten Auftritts in München ein wahrhaft magisches Szenario. Abgesehen von der Tatsache, dass man die Stadt als zweite Heimat von Queen bezeichnen konnte und hier viele Freunde wohnten, war es der Tag des Fußball-WM-Endspiels 1986 zwischen der BRD und Argentinien. Die deutsche Crew und das Backstage-Personal in der Olympiahalle klebten förmlich an einem kleinen Fernseher. Das Spiel wurde verlängert und Queen mussten auf die Bühne, ohne das Endergebnis zu kennen. Fred hatte aber einen Masterplan. Im Falle eines Siegs der deutschen Mannschaft wäre er bei „Champions“ in einem dementsprechenden Trikot auf die Bühne gegangen und hätte ein oder zwei Bälle in das zweifellos begeisterte Publikum gekickt. Leider gewann Argentinien, wodurch Fred bei seinem letzten Auftritt in der Stadt, die er so liebte, ein angemessener Höhepunkt verwehrt blieb.

      Fußball ist des kleinen Mannes Sport. Trotz der Universitätsabschlüsse und der gelegentlich arroganten Haltung, waren Queen eine Band des Volkes. Sie gaben den Menschen mit ihren Shows stets einen angemessenen Gegenwert für ihre Geduld und ließen ihren Reden auch Taten folgen, womit sie sich kontinuierlich den Kritikern widersetzten. Queen und ihre Musik zu mögen war verpönt, vermutlich, weil sie Erfolg hatten. Ja, so etwas gibt es bei uns in Großbritannien einfach nicht – Leute, die Talent haben und erfolgreich sind. Um eine erfolgreiche Karriere im Musikbusiness aufrecht zu halten, muss man vor allem über Talent und Können verfügen: Auch Zielstrebigkeit, Glaube und Durchhaltevermögen sind notwendig, um ein hohes Niveau zu wahren. Queen hatten das alles. Fred sogar im Überfluss.

      Leider bezog sich der Überfluss auch auf negative Aspekte, denn von einigen Zeitungen und besonders von der Regenbogenpresse wurde Fred geradezu mit Mist überschüttet. Sie interessierten sich nur für seine Schwächen, den Lebensstil und die Sexualität. Trotz seiner starken Willenskraft und seines unbeugsamen Charakters verletzte ihn das manchmal. Wenn sich Fans über einen Fußballspieler hermachen, weil er nicht in Form ist oder keine Tore schießt, antwortet er ihnen auf die best mögliche Art – indem er das spielentscheidende Tor schießt, oder, noch besser, einen Hattrick abliefert. Fred antwortete auf die Medienschelte, indem er eine weitere Hit-Single komponierte, Queen ein neues Platin-Album ergatterten und begeisterte Besprechungen für ihre rekordverdächtigen Konzerte erhielten, die sie als die wahren Champions herausstellten.

      Das Ende von „Champions“ war das Ende der Zugabe. Die halbkreisförmige Lichttraverse wurde mit voller Beleuchtung wieder herabgefahren, neigte sich zunächst und näherte sich dann wie von einer magischen Hand gesteuert dem Publikum, während Nebel und Trockeneis die Bühne verhüllten und die Band förmlich verschluckten. Nachdem sie sich verbeugt hatten, verschwanden die erhitzten und schwitzenden Musiker von der rechten Bühnenseite, zum Klang des applaudierenden Publikums und dem vom Band gespielten „God Save The Queen“.

      Die Assistenten warfen den Musikern kuschelige Bademäntel über, während man sie schleunigst zur Garderobe geleitete, wo sie feiern, sich streiten oder sich einfach stillschweigend hinsetzen konnten. Nach einer kurzen Zeit ging es weiter, wobei man die eben genannten drei Optionen wechselte.

      Wie hatten sie heute gespielt? Wie kamen sie an? An den Abenden, an denen sie sehr gut spielten, erkannte man das gewisse Etwas, das Magische an der Band. Falls dem nicht so war, wussten sie es, wussten wir es, aber das Publikum beschwerte sich niemals. Für sie wurde es immer zu einem Erlebnis. Es gab einige Städte und Veranstaltungsorte, die Queen zu Höchstleistungen anspornten: Mir fallen da spontan das L.A. Forum ein, der Madison Square Garden, das Montreal Forum, die Festhalle in Frankfurt/Main, Budokan in Tokio, nicht zu vergessen Auftritte in den Niederlanden und in London – dort gelang es Queen, etwas Besonderes in ihrem Programm herauszuarbeiten. Während der Magic-Tour 1986 brillierten Queen bei zahlreichen Open-Air-Konzerten in Stadien. Bei den Südamerika-Terminen 1981 spielten sie überragend, wobei die dritte Show in Buenos Aires meiner Meinung nach das beste Open Air war, das Queen jemals ablieferten.

      Bis auf das engste Personal wurde niemand nach einem Gig in die Garderobe gelassen. Das geschah erst bei einer ausgeglichenen Stimmung. Manchmal mussten alle Mitarbeiter raus, da die Musiker den Abend ausgiebig diskutierten. Wenn etwas bei der Show schief gelaufen war, rief man

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