Queen intim. Peter Hince

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Queen intim - Peter Hince

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die „Innereien-Saboteure“ und „die kulinarischen Kriminellen“ – bereiteten für gewöhnlich herzhafte Kost, um eine hart arbeitende Mannschaft nicht vom Fleisch fallen zu lassen: Steaks, Auflauf aus Hackfleisch und Kartoffelbrei, Spaghetti Bolognese, Chili con Carne und ähnliche Mahlzeiten. Dennoch backten sie für die stets größer werdende Zahl von Vegetariern leckere Omelettes. Das Team brutzelte auch die Mahlzeiten für Queen, wobei Dave x 3 + 1 das Menü durch lokale Produkte und Spezialitäten der verschiedenen Regionen Europas bereicherten, durch die wir gerade tourten. Die US-Abteilung der Crew ging ihnen ständig auf die Nerven, den Truthahn für das traditionelle Thanksgiving zu beschaffen, obwohl der Bühnenmanager sie nach Kräften zu überzeugen versuchte, dass in Boston edelster, frischer Hummer zum Feiertag gehört – aber vergebens. Sie einigten sich auf „Thousands on a Raft“, in Haute-Cuisine-Kreisen auch bekannt als „Bohnen auf Toast“. Die lokalen Produkte wurden mit all den ach so gesunden und aus Großbritannien importierten Zutaten ergänzt: Marmite, HP-Soße, Worcester-Soße, Marmelade und Senf.

      Gesättigt von den Resten aus der Garderobe unserer Meister, schlenderten wir durch den jeweiligen Veranstaltungsort, während man die letzten Showelemente abbaute und das Gebäude für das nächste Konzert vorbereitete. Zu solch einem Zeitpunkt eine leere Arena zu betreten, wird zu einer beeindruckenden Erfahrung. Ein riesiger Raum, in dem vor ein oder zwei Stunden noch Tausende Menschen wie gebannt ein Spektakel beobachtet hatten, war nun eine Ansammlung von zusammengestellten Metallstühlen, großen summenden Industriereinigungsmaschinen, quietschend manövrierenden Gabelstaplern, Lichtgerüsten, an denen Ketten entlang krächzten, und einer Vielzahl von Stimmen, die durch den ganzen Lärm angestrengt schrien, Anweisungen gaben und Beleidigungen austeilten. Rauch und der Staub der Pyrotechnik hing immer noch in der Luft und vermischte sich mit dem stechenden Gestank der Reinigungsflüssigkeit, Abgasen der Gabelstapler und dem Geruch von fallengelassenem Popcorn – das alles hinterließ ein süßliches, ekliges Kratzen im Hals. Morgen würde ein neuer Tag sein, an dem sich in dem kalten Beton-Kokon die Hoffnungen und Träume einer anderen gesellschaftlichen Schicht treffen und sie ihren Leidenschaften nachgehen würden. Heute Nacht hatten die siegreichen Gladiatoren aber das Colosseum verlassen und der magische Flaschengeist war wieder sicher eingesperrt – nur darauf wartend, wieder zu entweichen.

      Den uniformierten hispanischen und asiatischen Einwanderern, die in US-Stadien als Reinigungskräfte schufteten, den Boden und die Toiletten putzten und dabei einen gelben, fluoreszierenden Eimer auf Rollen hinter sich herzogen, war es egal, wer Freddie Mercury oder ein anderer Rock-Act war. Sie versuchten hier nur das saubere Image der USA zu bewahren. Eigentlich wollten sie bei ihrer Familie sein und das Leben führen, das ihnen der amerikanische Traum versprach und ihr Traum ihnen vorgaukelte. Ein gutes Leben.

      Moment mal – was machte ich eigentlich aus meinem Leben? Klar, es war ein gutes Leben: Um die Welt reisen und als Sahnehäubchen Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Doch ich hätte meine Zeit auch mit etwas Sinnvollerem verbringen können. Zum Beispiel für eine Wohltätigkeitsorganisation in der Dritten Welt arbeiten, mich an der medizinischen Forschung beteiligen oder Kundgebungen zur globalen Erwärmung oder der Umweltverschmutzung abhalten. Über all diese Themen habe ich seit damals nachgedacht. Doch zu der Zeit verschwendete ich keine Gedanken daran, denn ich hatte schlichtweg zu viel Spaß. Wie war ich eigentlich zu dem Job gekommen? Und wo hatte das alles begonnen? In einem Supermarkt in Fulham, im Südwesten von London. Allerdings hatte ich keine Regale befüllt, sondern Verstärker und Boxen gestapelt.

      Früher hatte ein altes Kino an dem Platz gestanden, den nun der Supermarkt einnimmt. Nachdem es in den frühen Siebzigern geschlossen worden war, hatte die „Super Group“ Emerson, Lake & Palmer darin ihr gigantisches Equipment gelagert und es Manticore genannt. Abgesehen von der Aufbewahrung der Ausrüstung und den genutzten Büroräumen, wurde es an damals populäre Bands vermietet, die es für Aufnahmen und zum Proben nutzten. Man hatte die Kinositze herausgerissen, und ein verdreckter und schäbiger Teppich erstreckte sich bis zur Theaterbühne, die groß genug war, um den wichtigsten Rock-Shows Platz zu bieten. Obwohl Fallschirmseide zur Verschönerung und Isolierung vom Balkon aus über dem alten Parkett herunterhing, war Manticore im November 1973 – als ich Queen erstmalig begegnete – ein kalter und verdammt ungemütlicher Ort. Ich arbeitete zu der Zeit für Mott The Hoople, eine großartige Rockband, die gerade von einer erfolgreichen US-Tour zurückgekehrt war. Mich beeindruckte das ganze Brimborium mit amerikanischen Markenzeichen, das Richie und Phil, Motts erste Vollzeit-Roadies, aus den Staaten mitgebracht hatten. Das wollte ich schon immer mal machen – in die USA reisen! Mit einer Rockband auf Tour gehen, wäre die Erfüllung eines Traums gewesen – mit kleinen Glöckchen als Bonus. Freiheitsglöckchen!

      Industrie-Heizlüfter, angetrieben mit Gas aus großen Flaschen, wärmten den Proberaum nur unzureichend auf, und so trugen die Crew und die Musiker dicke Jacken, Mäntel und sogar Schals. Mott The Hoople zählten damals zu den populärsten Acts und standen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie waren bereit, zu einer ausgedehnten Großbritannien-Tour aufzubrechen. Nach einigen Tagen Arbeit im Manticore tauchten Queen, die die Vorgruppe sein sollten, bei den Proben auf. Es erschien ein wenig seltsam, dass Queen, die bei der EMI unter Vertrag standen, als Support einer CBS-Band auftraten, denn meistens achtete man darauf, dass die Bands vom selben Management oder einer gemeinsamen Plattenfirma kamen. Die vier Typen waren scharf darauf zu spielen und setzten sich unter Druck. In jenem November bibberten wir im Manticore alle vor Kälte, doch Queen probten in voller Bühnenkluft, was bedeutete: Hauchdünne Seide, mit Spitze besetzte Hemden und leichter, bei jeder Bewegung schwebender Satin. Sogar John Harris, ihr ursprünglicher Tontechniker, trug zum Mischen einen schwarzen Samtanzug und hauchzarte Handschuhe. Und wer war wohl der stolzierende Poser mit Make-up, der mit einem abgesägten Mikroständer über die Bühne tänzelte und einen einzelnen Kettenhandschuh trug?

      Der Band stand nur eine kurze Probezeit zur Verfügung, und um ehrlich zu sein, beachtete ich sie kaum, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, Tee zu machen, diverse Gegenstände schwarz überzupinseln, Botengänge zu erledigen und all die Dinge zu machen, die man von einem 18-jährigen Frischling erwartet. Brian May war der erste, der sich mit Motts Crew anfreundete und ich durfte seine komische selbstgebaute Gitarre testen. Mich erstaunte, dass er keine „richtige“ Gitarre besaß: Eine Gibson, eine Fender oder vielleicht sogar eine Guild, wie die Jungs von Mott The Hoople. May spielte darüber hinaus mit alten Sixpence-Stücken und nicht mit Plektren. Ich schob das alles auf die Tatsache, dass Queen eine neue, sich gerade hoch kämpfende Band waren, die sich kein gutes Equipment leisten konnte. Sogar sein alter, ziemlich mitgenommener Vox-AC-30-Verstärker stand auf einem Klappstuhl. Ich vermutete, er hatte seine Ausrüstung für einen Zandra-Rhodes-Dress geopfert, den Queen zu der Zeit so gerne trugen. Als ich ihn jedoch spielen hörte, verflog mein Mitleid. Ich hatte niemals zuvor so hohe, aber trotzdem voluminöse und facettenreiche Töne gehört, wie Brian sie mit seiner Gitarre produzierte. Er war verdammt gut, und Queen strahlten ein wenig von Led Zeppelins Grundstimmung aus, unterschieden sich aber dennoch grundlegend von ihnen.

      Ich kann mich nicht erinnern, damals mit Freddie Mercury gesprochen zu haben. Ich dachte wohl, dass es ein ziemlicher blöder Name für einen Rockstar sei. Für mich waren „Freds“ Bauern, Bauarbeiter oder der Typ von nebenan, der im Pub Darts spielt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Band sich so profund auf mein zukünftiges Leben auswirken würde. Auf der Tour 1973 begrüßte die Mott-Crew die Musiker von Queen mit einem Nicken und unterhielt sich gelegentlich mit ihnen. Doch eine nähere Freundschaft kam nicht zustande. Roger zeigte ein bisschen Anerkennung und John war John, ruhig und in sich gekehrt. Fred war schon damals ein einzigartiges Individuum. Er benahm sich wie ein Star. Ein großer Star.

      Von Vorgruppen erwartete man, dass sie den ihnen gebührenden Platz einnahmen. Trotz mangelnden Erfolgs gaben sich Queen reserviert, manchmal sogar arrogant und verlangten während der Tour eine Menge, was so manchen nervte und aufregte. Das änderte sich auch nicht. Die Crew kategorisierte Queen als einen Haufen Poser. Obwohl ich einige der Stücke mochte, irritierte mich ihr super-selbstbewusster und stolzierender Sänger. Die Mott-Roadies waren sich darin einig, dass Queen es niemals schaffen würden. Auf gar keinen Fall. Dennoch war ich von den Freundinnen von Queen beeindruckt: vier attraktiven,

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