Queen intim. Peter Hince

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Queen intim - Peter Hince

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Kreisen hielt man ihn für einen Luxus-Praktiker, doch der Mann rettete Fred und zahlreiche Shows, als das mercurianische Knie bei einem Auftritt in Hannover Ende 1984 schlapp machte. Er kümmerte sich wenige Wochen darauf auch erfolgreich um Rogers böse Knöchelverstauchung nach einem Fall in Sun City. Tourneen sind für einen Körper eine Schwerstbelastung und Dr. Schampus bearbeitete auch meinen Rücken, wenn er mal nicht wollte. Meistens war das der Fall, wenn einer meiner großen, amerikanischen Tourbrüder mich sturzbesoffen durch die Lobby eines Hotels geschleudert hatte.

      Das Beladen dauerte immer unterschiedlich lange, je nachdem, was ich dem Rücken zumuten konnte, wie viele Schmarotzer uns im Weg standen und wie gut die örtlichen Roadies waren. Wenn wir in der Stadt, in der das Konzert stattgefunden hatte, übernachteten und eine Party in Aussicht stand, beschleunigte das gehörig unser Tempo. Der Packvorgang nahm manchmal mehrere Stunden in Anspruch, doch in Tempe, Arizona, stand der Truck direkt an der Bühne, sodass wir nur 45 Minuten benötigten, gerechnet ab dem Zeitpunkt des Endes der Show. Ein 45 Fuß langer Trailer! Ein Fuß [30,48 cm] pro Minute – persönlicher Rekord!

      Das Packen von Trucks ist eine schmutzige und unangenehme Tätigkeit, wobei Beulen am Schienbein, Schrammen, Splitter, Abschürfungen und eingequetschte Finger zum normalen Alltag gehören. Beim Beladen des Trucks achtete ich deshalb immer darauf, den örtlichen Hilfskräften Kippen und Drinks zu spendieren, um sie moralisch aufzubauen. Das Ganze war nie ein Spaß, sondern ein Job, den man mit möglichst guter Laune (Drinks!) erledigen musste, um die Plackerei schnell hinter sich zu bringen. Bei Kälte, Feuchtigkeit oder Minustemperaturen war der Job eine miese Quälerei. Zum Beispiel 1979 in Jugoslawien, mitten im Winter: Fred schenkte mir für das Beladen in der eisigen Kälte ein knallbuntes Paar Handschuhe und eine Mütze. Ich war zutiefst gerührt. Doch sie waren nicht vor Ort gewebt worden und stammten nicht von einer osteuropäischen Firma; er hatte sie in der lokalen Filiale von C&A in Zagreb gekauft.

      Die Ursprünge meines Spitznamens lassen sich bis in die Teenager-Zeit zurückverfolgen, als ich einen Truck belud. Man rief mich immer, wenn die Drecksarbeit anstand und ich in den Spalt zwischen der aufgestapelten Ausrüstung und dem Dach kriechen musste, um einen weiteren kleinen Gegenstand dort hineinzuquetschen. Der Fahrer auf dieser Mott-The-Hoople-Tour 1974 sagte, ich sähe mit meinem langen, glatten und fettigen Haar und dem dünnen Körper wie eine vorbeihuschende Ratte aus. Aus „The Rat“, wie man mich nannte, wurde „Ratty“, dank Brian May, der mich so bei meiner ersten Queen-Probe ein Jahr später nannte – der Name blieb an mir hängen. Als Fred bei den Proben erfuhr, dass einer seiner Mitarbeiter für Mott The Hoople gearbeitet hatte und Rat geschimpft wurde, erwiderte er mit einer eleganten Handumdrehung (er trug einen silbernen Armreif in Schlangenform) und einem Fingerschnipsen: „Oh, nein! Ich werde ihn Peter nennen.“ Das hielt jedoch nicht lange an.

      Fred, wie er nun mal war, schmückte den Spitznamen aus und mit einem französischen Dreh wurde ich „Ratoise“. Gelegentlich, wenn er mit dem einfachen Mann (also mir) kommunizieren und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, schrie er in einem gewitzelten Cockney-Akzent: „Ere-Rats!“

      Hatten wir die Türen des Trucks geschlossen und verriegelt, war es an der Zeit, sich vom Adrenalinschub zu erholen, der durch die Intensität des beinahe schon militaristisch anmutenden Packens der Ausrüstung am Ende einer energiereichen Show verursacht wurde. Nun hatten wir frei – bis zum nächsten Konzert. Als nächstes unterhielten wir uns darüber, wohin es gehen soll und welches Transportmittel wir nehmen. Mussten wir weiterfahren, wollte ich augenblicklich los und rührte nicht den kleinsten Tropfen Alkohol an. Übernachteten wir jedoch in der Stadt, ging es erst ins Hotel, um den gröbsten Dreck abzuwaschen und ein bisschen Aftershave aufzutragen, oder in unseren Arbeitsklamotten direkt in den Club, die Bar oder zur Party. Einige Frauen mögen den Schweißgeruch arbeitender Männer – sagte man mir zumindest.

      Pheromone oder so was.

      Queen spielten häufig mehrere Konzerte an einem Veranstaltungsort, was uns die Chance bot, nach der Arbeit noch einen draufzumachen. Wenn erst mal die Ausrüstung gesichert und alles abgeschlossen war, gingen wir zur Garderobe der Band, die dort meist vom Stress runterkam und entspannte. Abgesehen vom kostenlosen und erstklassigen Alk sowie einem kleinen Snack, hatten wir dort die Möglichkeit, uns direkt über die diversen Aspekte des Auftritts zu unterhalten.

      Abhängig von der Auftrittszeit wurde die Gruppe nach der Show von geladenen Gästen besucht. Doch meist waren es nur wenige Personen. Mum und Dad besuchten die Großbritannien-Konzerte, meist in den Midlands oder den Regionen im Westen. In der NEC-Arena in Birmingham führte ich meine Eltern in die Garderobe, wo Fred sich noch in voller Bühnenkluft entspannte. Augenblicklich umsorgte er meine Mutter, setzte sie auf seinen Schoß, fragte sie nach allem nur Erdenklichen und was sie so gemacht habe. Trotz der Tatsache, dass Fred nur eine kleine Familie hatte, agierte er recht familienorientiert und sorgte sich mit aufrichtigem Interesse um Angehörige seiner Kollegen.

      Dad saß zusammen mit John Deacon draußen auf einer Treppe. Die beiden unterhielten sich wie waschechte Kumpel mit einem Dosenbier in der Hand. Auch Brian und Roger begrüßten meine Eltern warmherzig, erkannten sie bei jeder Ankunft wieder und erinnerten sich an vorherige Besuche.

      Mum brachte mich oft in Verlegenheit, denn sie brachte mir zu den Shows Essen mit.

      „Mum – sie füttern uns schon durch, keine Sorge.“

      „Aber du siehst so blass aus – und bist so dünn.“

      „Tja, es ist eine harte Arbeit und ich bin nicht dünn, sondern schlank, einfach fit.“

      Die eingemachten Zwiebeln waren populäre Hausmannskost, die besonders gut Trip Khalaf schmeckte, dem amerikanischen Tontechniker von Queen.

      Er begrüßte sie immer sehr freundlich: „Hello, Mrs Hince.“ Dann zeigte er mit dem Finger auf mich und sagte kopfschüttelnd: „Wie fühlt man sich als am meisten peinlich berührte Frau in ganz Großbritannien?“

      Sie nahm es mit Humor.

      Wenn wir nach dem Konzert mit einem Bus über Nacht weiterfuhren, konnten wir uns darin erst einmal abregen und runterkommen, bis die Tontechniker, mit denen wir reisten, ihren Job erledigt hatten.

      Sobald Queen die Garderobe verlassen hatte, checkten wir, was wir noch an Essen plündern konnten. Bei den Tourneen Mitte der Siebziger war dort nicht viel zu finden, denn es gab noch keinen Catering-Service, der mit uns reiste. Ein geiziger Veranstalter beauftragte meist einen Assistenten, das übriggebliebene Essen so schnell wie möglich beiseite zu schaffen, um es am nächsten Tag wieder aufzutischen – zum vollen Preis. Jener Assistent hatte sich zuvor kritisch über unsere Crew ausgelassen, und so entschieden wir, ihm eine Lektion zu erteilen. Der Kerl bewahrte zur Sicherheit ein neues, schickes, weißes Sporthemd in der Garderobe auf. Wir „entführten“ das teure Kleidungsstück, legten es vor der Newcastle City Hall auf den Gehweg und zündeten es mit Feuerzeugbenzin an.

      Als er fragte, ob jemand die geschätzte Neuerwerbung gesehen habe, wurden ihm mehrere Polaroids ausgehändigt, die zuerst das Hemd in Flammen und dann den kleinen Aschehaufen zeigten. Danach achtete er bei jeder Begegnung darauf, für uns Käse und Plätzchen aufzubewahren.

      In Europa wurde uns die Zwischenmahlzeit, im Grunde genommen also das reguläre Abendessen, vom Tour-Koch „Toad In The Hole Of Barry Wales“ im Catering-Bereich serviert. Barry Wales? Keine Comicfigur, sondern das kleine Seestädtchen im Süden von Wales. Mittlerweile weiß ich, dass St. David der Schutzpatron von Wales ist, aber werden denn wirklich alle männlichen Nachkommen nach ihm benannt? Der Name des Catering-Besitzers lautete Dave Keeble und die bei ihm angestellten Köche hießen Dave Thomas und Dave Lewis. Man rief die drei allgemein und mit aller Liebenswürdigkeit „Dave, Dave and Dave“. Als die Queen-Tourneen größer wurden, stellten sie einen zusätzlichen Koch ein, den sie Steve nannten, woraufhin es hieß: „Dave,

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