Joe Cocker - Die Biografie. Christof Graf
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Im Laufe des Jahres 1963 lehnte Terry ein Auftrittsangebot der Beatles ab. Sie wollten einen Lohn von 30 Pfund, und dies schien Terry für eine noch aufstrebende Band zu viel. Ebenso nutzte er die Chance nicht, eine andere Band aus dem Süden, die sich Rolling Stones nannte, im Club auftreten zu lassen. Ihre Forderung von 75 Pfund wurde zu der damaligen Zeit als astronomische Summe betrachtet!
Aufgrund der Sparsamkeit des Clubbesitzers war Cocker gezwungen, quer durch die Stadt zu reisen, um die Beatles auftreten zu sehen. Das Leben im Esquire war jedoch inzwischen wirklich aufregend geworden, denn die Einladung, im Club aufzutreten, wurde von vielen amerikanischen Top-Blues- und Jazz-Sängern angenommen. Unter den berühmten Gesichtern, die regelmäßig im Club auftraten und die Musikszene dominierten, waren John Lee Hooker, John Mayall, Howling Wolf, Carl Perkins, Memphis Slim, Little Walter, Muddy Waters, Sister Rosetta Tharpe, Alexis Korner und viele andere Künstler.
Die Rock’n’Roll-Stars kamen direkt von den Top-Charts-Shows und anderen Veranstaltungen. Darunter waren The Merseybeats, Billy J Kramer & The Dakotas, die Kinks, die Yardbirds, die Barron Knights, Alan Price & The Animals, die Liverbirds und Joe Cocker’s Big Blues Band. Cocker hatte zu dieser Zeit bereits Höhen und Tiefen. Obwohl er in der Heimat viel Unterstützung fand, schwankte seine Beliebtheit anderswo, und folglich litten seine Finanzen darunter. Er liebte die Auftritte im Esquire, der für ihn ein Ort zum Relaxen war – und wo er sogar ohne Druck neues Material ausprobieren konnte.
Eine der schlimmsten Erinnerungen von Cocker war, als er auf einer Tournee im Empire in Sunderland auftrat. Verschiedene große Namen hatten in letzter Minute abgesagt, und Cockers Band wurde ohne Unterlass ausgebuht und verhöhnt. Wenig später wurde eine Tournee abgesagt. Die Sheffielder Zeitungen schrieben: „Die abgesagte Tournee ist ein Rückschlag für Joe.“ Sie behaupteten, dass Joe Cocker immer noch deprimiert gewesen sei, als er plötzlich die Neuigkeit über die Tournee mit Manfred Mann, den Merseybeats und Little Eva erfuhr. Cocker sagte: „Ich wäre jetzt sehr zurückhaltend bei der Zusage zu einer weiteren Tournee. Man hat mir einen Vertrag angeboten, und in der Konsequenz habe ich viele andere Auftritte abgesagt.“ Er bestätigte, dass er um die 30 Pfund Verlust pro Woche wegen der Absage gemacht habe. Um sein Äußeres ansprechender zu gestalten, beschloss Joe, sich seine Haare richtig kurz schneiden zu lassen. Er sagte: „Ich weiß, zugegebenermaßen, das ist ein Griff in die Trickkiste, aber das schulterlange Haar ist zu schwer zu pflegen, und außerdem kommt es mir immer in die Quere!“
Trotz einiger kleinerer Erfolge außerhalb von Sheffield – meistens war er dabei die Vorgruppe von anderen Bands –, wurde die Situation für Joe Cocker in diesem Jahr kurz nach Weihnachten richtig schlimm. Auf der Rückfahrt von einem Auftritt in Louth, Lincolnshire, während einer Kälteperiode auf vereisten Straßen wurde Cocker endgültig klar, dass er ganz unten angekommen war. Es gab quasi keine Engagements mehr, und er sagte Terry Thornton, dass er die Band auflösen werde. Terry war schockiert und schritt umgehend zur Tat, indem er mit seinen Clubkontakten telefonierte, darunter auch seinem Freund vom Hamburger Star Club und anderen Agenten im Ausland.
Schließlich gelang es Terry, den Jungs ein Engagement für sechs Wochen in Frankreich zu verschaffen. Sie könnten dort auf vielen amerikanischen Luftwaffenstützpunkten auftreten. Das waren gute Nachrichten, aber um die Termine einhalten zu können, mussten sie sofort aufbrechen. Joe wurde zuerst in Kenntnis gesetzt, dann Dave Memmott, Dave Green, Vernon Nash und schließlich Dave Harper. Manche von ihnen wurden regelrecht aus dem Bett geholt …
Joe war jetzt wieder voller Energie, und nachdem sie dem Clubbesitzer für diese neue Chance gedankt hatten, machten sich alle in Dave Memmotts altem Transporter auf zur Südküste. Terry erzählt die Geschichte gerne ausführlich: „Zu dieser Zeit hatte jede Band einen schmutzigen und eher klapprigen alten Transporter. Das war bei Joe und seinen Jungs nicht anders, und Daves Transporter hatte sogar eine klemmende Tür! Ich habe ihnen Geld gegeben für die Überfahrt mit der Fähre und andere Ausgaben. Sie waren unterwegs zu ihrem ersten Gig in Orleans, aber zunächst mussten sie eine eiskalte Winternacht in der Nähe von Dover auf einem matschigen Feld im Transporter verbringen. Allerdings war es so, dass sie, als sie schließlich in Frankreich ankamen, eine Summe von 450 Pfund an den Zoll zu zahlen hatten – denn in diesen Tagen war die Nachfrage nach Bandzubehör sehr groß. Sie hatten dieses Geld nicht und wurden folglich nicht ins Land gelassen. Sie kratzten also gerade noch genug Geld zusammen, um die nächste Fähre zurück nach England zu nehmen. Innerhalb weniger Stunden nach ihrer Abreise befanden sie sich wieder in England und pumpten mich schon wieder um Geld an! Ich sendete es ihnen unter der Bedingung, dass jemand bei ihren Stopps im Transporter bliebe, damit das Equipment nicht verlorengehe. Als Nächstes legte ich ihnen nahe, über Ostende in Belgien einzureisen, da dort der Zoll weniger streng sein sollte.“
Sie mussten also eine weitere kalte Nacht im Transporter auf demselben Feld verbringen, bevor sie schließlich in ein neues Abenteuer aufbrachen, dass bald ihrer aller Leben verändern sollte. Schließlich erreichten sie ihr Ziel und wurden ziemlich überraschend von ihren Gastgebern gefragt, ob sie irgendwelche Lieder der Beatles spielen könnten. Joe erklärte, dass sie dies nicht draufhätten, und er wurde umgehend informiert, dass sie in diesem Fall wahrscheinlich gelyncht werden würden! Joe ging damit allerdings locker um, und schon bald akzeptierten ihn die Soldaten der Luftwaffe. Die Band wurde ständig mit Burgern und kostenlosen Drinks versorgt. Es gab jedoch keine Unterkunft und nur wenig Lohn für die Auftritte, so dass sie die meisten Nächte wieder im Transporter verbringen musste. Cocker telefonierte ständig mit dem Club (sogar per R-Gespräch) und bat um mehr Geld für die Deckung der Ausgaben. „Es kostete mich ein wahres Vermögen“, gesteht Terry Thornton und fügt hinzu: „Später bekam ich von ihm einen weiteren dringenden Telefonanruf. Dieses Mal fragte er nach einem ‚Elch‘! Dies war der amerikanische Ausdruck für eine weibliche Sängerin. Cocker war auf einem weiteren Luftwaffenstützpunkt angekommen, und man teilte ihm rundheraus mit: ‚Keine Sängerin, kein Auftritt!‘“
„Ich habe lange angestrengt nachgedacht“, erinnert sich Terry. „Dann kontaktierte ich Marie Woodhouse. Ihrem Vater gehörte ein Pub in den Randbezirken von Sheffield. Sie war eine sehr gute einheimische Künstlerin und sah außerdem ein bisschen wie Marilyn Monroe aus. Ohne sie wären die Jungs am Ende gewesen. Sie hatte einen sehr breiten Akzent, und die Yankees liebten sie. Sie kam unheimlich gut an! Und mit Marie an Bord bekam die Band auch noch mehr Auftritte anderswo. Diese Tournee formte Cocker, und er kehrte als neuer Mensch zurück. Er war voller Selbstvertrauen, sehr professionell und sehr schlank!“
Joe Cockers Leben war auch weiterhin ein Auf und Ab. Im Anschluss an seine Frankreichtournee hatte er mehrere Auftritte im Fernsehen, darunter bei „Top of the Pops“ und „Dee Time“. Er spielte außerdem in der Royal Albert Hall und bekam dafür beste Kritiken, aber er hatte in der Folge nur unregelmäßig Engagements, und es herrschte wieder eine ziemliche Flaute. Joe war gezwungen, sich nach Alternativen umzusehen, bis er wieder im Aufwind sein würde.
Terry Thornton kämpft weiter für Cocker: „Joe hat immer an seine eigenen Fähigkeiten geglaubt. Er besaß eine ihm ureigene Entschlossenheit. Das ließ ihn immer weitermachen, und so ist er der geworden, den wir heute kennen. Er legt großartige Auftritte hin und ist inzwischen zur Legende geworden.“
Im November 1968 war der Zeitpunkt gekommen, an dem Cocker auf der Karrierelaufbahn alle Stationen durchlaufen hatte, und er wurde endlich mit einem Charts-Erfolg belohnt, „With A Little Help From My Friends“.
Der eigentliche Grund für diesen Erfolg ist dem Esquire Club geschuldet und liegt vielleicht doch in einem Zusammentreffen von Terry Thornton, Ray Stuart, Dave Memmott und Joe Cocker drei Jahre zuvor begründet, als sie nach einem Auftritt zusammensaßen und ein Ouija (Hexenbrett) befragten.
„Es war damals ein ziemlich gängiges Mittel zur Entspannung, und jeder stellte der Reihe nach eine Frage“, sagt Terry hierzu. „Joe trieb zur damaligen Zeit der Wunsch um, seinen Rivalen Dave Berry in Bezug auf einen Charts-Erfolg