Joe Cocker - Die Biografie. Christof Graf

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Joe Cocker - Die Biografie - Christof Graf

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Plakaten – doch Manfred Mann trat nie auf, da es vertragliche Probleme gab.

      Nach diversen Kleinauftritten zog sich Joe anschließend für ein halbes Jahr von Live-Auftritten zurück. 1966 machte er erst einmal seinen Führerschein und ging im zweiten Halbjahr mit neuem Elan nach London. Zwischenzeitlich hatte er seine Kündigung als Gasinstallateur wahrgemacht und zur Überbrückung der Zeit ohne Engagements einen Nebenjob in einem Pressevertrieb angenommen. Alles hinwerfen für seinen Traum, um allein von der Musik zu leben, wollte er nie. „Ich habe gelernt, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und zwar jeden Tag. Ich habe die Schule schon mit 16 Jahren verlassen und nie eine Universität besucht. Stattdessen bin ich jede Nacht in den Clubs von Sheffield aufgetreten. Die Straße war meine Schule“, resümierte Joe Cocker und erinnerte dabei gleichzeitig daran, dass er Ende 1966 Chris Stainton aus Sheffield traf, den er als Musiker und Mehrfachinstrumentalisten sofort zu schätzen wusste. Mit ihm traf er eine Art „Brother in Soul“, einen Freund und Weggefährten fürs Leben, der ihn sowohl motivierte wie auch inspirierte, ja, mit dem er sogar begann, gemeinsame Songs wie z. B. „Sandpaper Cadillac“ oder „New Age Of The Lily“ zu schreiben.

      1967 und 1968 verbrachten Joe und Chris mit Live-Auftritten und dem Schreiben von weiteren Songs. 1968 zog er mit Chris dann nach London und suchte in den Studios nach Kontakten. Dort nahm er auch den Beatles-Song „With A Little Help From My Friends“ auf. John Lennon und Paul McCartney hatten den Titel für ihren Drummer Ringo geschrieben, der ihn auf dem Kultalbum „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ sang. Joe legte das Lied als schmerzerfüllte, gefühlsbetonte Tragödie an, in die er all seine Gefühle hineinlegte. „Der Song ging mir nicht mehr aus dem Kopf, aber ich wollte einen ¾-Walzer sowie ein klassisches Bach-ähnliches Orgelintro. Die 13. Aufnahme war dann die, die für die Veröffentlichung am 2. Oktober genommen wurde. Wir wussten sofort: Das ist sie. Es war, als hätte Gott die Regie übernommen“, erinnerte sich Joe an die Entstehung der Aufnahme, die ihn weltberühmt machen sollte. 13 Wochen lang hielt sich die Single in den Charts, mehrere davon auf dem ersten Platz. „Die Beatles schickten mir ein Glückwunsch-Telegramm mit dem Inhalt ‚Thanks, you are far too much‘, und es veränderte sich alles.“

      Rückblende ins Jahr 1962: Dass sich alles verändern würde – und das alles auch noch mit „With A Little Help From My Friends“ – wurde schon sechs Jahre zuvor quasi „vorausgesehen“. Terry Thornton und Don Hale erinnern sich in ihren „Geistergeschichten über Joe Cocker, Gespenster und Geister-Nachtclubs“ noch gut an die Jahre 1962–1968, in denen Terry Thornton Joe Cocker bis zu seinem Durchbruch 1968 begleitete und unterstützte. Aus seiner Sicht sahen diese sechs Jahre so aus: Terry war entschlossen, für den jungen großspurigen Cocker, einem unberechenbaren Wildfang, das Management zu übernehmen. Es war oftmals ein Kraftakt, Joe rechtzeitig nüchtern auf die Bühne zu bekommen. Viele Male kämpfte er, um den jungen Blender davon abzubringen, den Selbstzerstörungsknopf zu drücken. Der tüchtige Unternehmer Terry Thornton eröffnete im Keller des alten Acorn Pub in Shalesmoor einen bizarren neuen Ort für Live-Musik, den er „Club 60“ nannte. Seine Entscheidung war eine Herausforderung für die Bürokratie dieser sich dem gegenüber unwillig gebenden Stadt. Aber sein Club wurde bald zu einem einzigartigen Schaukasten für junge Talente und bekannte schon etablierte Showgrößen, die er in diesen beinahe vergessenen nördlichen Außenposten lockte.

      Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren zogen Terry und sein Team von Unterstützern in die nahegelegene Leadmill-Straße um, wo der Club umbenannt wurde in „The Esquire Club“. Einer ganzen Schar zukünftiger Jungstars wie Joe Cocker, Dave Berry, Frank White, Jimmy Crawford, Eric Clapton, Rod Stewart, Elton John, Georgie Fame und vielen anderen half er dort zwischen 1962 und 1967 dabei, sich zu etablieren, indem er sie promotete und sie bei ihrer Weiterentwicklung unterstützte. Als der Club eröffnete, da hatte er bereits ein wahres Staraufgebot zu bieten: Johnny Dankworth & Cleo Laine, Dave Berry & The Cruisers, Tubby Hayes, Ronnie Ross, Don Rendall sowie Shane Fenton (später Alvin Stardust) & The Fentones.

      Für die jungen Künstler galt: Wenn man einmal im Esquire gespielt hatte, konnte man auch überall anders einen Job bekommen! Die Presse blieb dem Club stets gewogen und schrieb: „Er hatte die richtige Musik und die richtige Atmosphäre.“

      In nur wenigen Jahren war es dem Unternehmer Terry Thornton gelungen, Sheffield auf die Karte mit den Veranstaltungsorten zu setzen. Auf einmal kam eine ganze Horde internationaler Top-Sänger und Entertainer in die Stadt – in den Esquire!

      Und es war höchstwahrscheinlich dieser ungewöhnliche, unorthodoxe und phantasiereiche Rahmen, der mit Joe Cocker auch einem weiteren jungen und äußerst vielversprechenden Sänger gefiel. Joe hatte sich bereits schnell einen Namen durch Auftritte in den örtlichen Pubs und kleineren Clubs gemacht – und dann wandte er sich an Terry und fragte ihn einfach geradeheraus, ob er einen Gig bekomme! Es sollte sich herausstellen, dass dieses Zusammentreffen einträglich für beide Seiten sein würde, denn in späteren Jahren verließ sich Joe sehr stark auf Terrys Unterstützung, sowohl musikalisch als auch finanziell. Cocker bestand sogar darauf, dass Terrys Name dem Managementvertrag hinzugefügt wurde.

      Der Teenager entwickelte schnell ein Interesse an amerikanischer Blues-Musik und fing an, nach seltenen Import-Platten von John Lee Hooker, Muddy Water, Lightning Hopkins und Howling Wolf zu suchen –

       viele von diesen waren bereits im Esquire aufgetreten oder waren bereits gebucht.

      Terry erinnert sich noch an das erste Mal, als er auf Joe Cocker traf: „Ich unterhielt mich eines Samstagabends an der Bar des Esquire, kurz nachdem wir den Laden aufgemacht hatten, als dieser pausbäckige junge Teenager mich höflich unterbrach. Er stellte sich mir vor und erklärte, dass er mit einer Band namens ‚Vance Arnold & The Avengers‘ auftrete. Dann erläuterte er, dass er eine Lehre zum Gasinstallateur mache, aber gerne einen Gig in meinem Club als Sänger hätte. Ich sah ihn mir an und dachte – ein Sänger? In Millionen von Jahren nicht! Er sah so gar nicht nach einem Sänger aus. Joe sagte, dass er bereits in ein paar örtlichen Clubs und Pubs in der Gegend gespielt habe und gut angekommen sei. Ich sah ihn mir noch einmal genauer an. Hier stand er und erzählte mir, dass er und seine Band beide gut seien. Joe bat mich immer wieder, ihm die Gelegenheit zu geben, und schließlich – nach so viel Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft – willigte ich ein und sagte, dass ich es für eine Fünfpfundnote mit ihm versuchen würde! Joe strahlte vor Freude.“

      Und Terry fährt fort: „Ich dachte an Bobby Vee, der auch ein kleiner schüchterner Typ war, aber wenn man ihn auf die Bühne stellte, wurde er plötzlich lebendig, als hätte man einen Schalter umgelegt. Joe war genau der gleiche Typ. Ich entschied mich schließlich dafür, eine andere Band zusammen mit der von Joe spielen zu lassen – eine wirklich gute Band für den Fall der Fälle –, und beschloss, dass ‚Vance Arnold & The Avengers‘ als Vorband spielen sollten. Die Band war jedoch grandios! Und Joes Auftritt war sicherlich auch eine ganz schöne Überraschung. Noch wichtiger, er kam gut bei den Mitgliedern an – insbesondere bei den R&B-Fans, und ich bot ihm schnell einen festen Auftrittstermin im Esquire an.“

      Terry erklärte verschiedentlich, dass er es zu diesem Zeitpunkt als seine Pflicht ansah, jungen lokalen Newcomer-Bands eine Chance zu geben. Er wusste noch von seinen eigenen früheren Auftritten, dass es äußerst angsteinflößend sein kann, wenn man das erste Mal vor Publikum spielt, auch wenn man, wie Joe, absolut selbstbewusst war und davon überzeugt, alles gleich beim ersten Mal zu schaffen. „Joe gefiel mir auch als Mensch. Er war so ein netter Kumpel!“

      Schließlich wurde Terry auch Joe Cockers erster Manager und Berater. Es war hauptsächlich Terry, der Joe wirklich davon überzeugte, trotz aller Hindernisse weiterzumachen. Mit seiner eigenen Erfahrung gelang es dem Clubbesitzer, die ehrgeizigen Bestrebungen des Stars noch zu verstärken. Später erledigte er auch dessen Finanzgeschäfte und gab ihm die Kraft, weiterzumachen, auch wenn die Dinge gerade einmal nicht so gut liefen.

      Nach seinem Debüt trat Joe immer wieder regelmäßig im Esquire auf, und

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