Dave Gahan. Trevor Baker

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Dave Gahan - Trevor Baker

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gelegenen Dagenham wurden eröffnet. Außerdem gab es eine gute Verkehrsanbindung an das nur etwa 40 Kilometer entfernte London. Obwohl die Stadt grün und von ihrem Charakter her recht ländlich wirkte, war sie praktisch doch ein Vorort von London.

      Dave Gahan war gerade drei Jahre alt, als seine Familie 1965 nach Basildon zog. Er war das erste der künftigen Bandmitglieder, das dort heimisch wurde. Seine Mutter war die Busschaffnerin Sylvia Gahan, sein Vater Jack Gahan übte bei dem Ölmulti Shell eine Bürotätigkeit aus. Dave hatte eine ältere Schwester, Sue, und zwei jüngere Brüder, Philip und Peter. Jack spielte Saxofon in einer Bigband, sodass Daves Kindheit von Jazz-Klängen, Jacks eigenem Spiel und Schallplatten von Miles Davis oder John Coltrane untermalt war.

      Als Sue älter wurde, war Dave auch ihrem Musikgeschmack ausgesetzt, Soul-Sängern wie Barry White und Bands wie den Stylistics. Außerdem spielte seine Mutter regelmäßig ihre Lieblingsplatten, darunter zuckersüße Schulzensänger wie Johnny Mathis. Dave war ein freches, fröhliches Kind, das seine Tanten gerne zum Lachen brachte, indem es Rockstars wie Mick Jagger imitierte.

      Jack Gahan starb 1972 völlig unerwartet. Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass dieses tragische Ereignis ein schwerer emotionaler Schlag für die gesamte Familie war, doch für Sue und David bedeutete es noch zusätzliche Verwirrung. Der junge David erfuhr nun, dass seine Mutter schon einmal verheiratet gewesen war, diese Beziehung jedoch kurz nach seiner Geburt auseinander gegangen war. Somit war Len, der Ex-Ehemann seiner Mutter, sein biologischer Vater. Auf einmal war alles anders.

      „Danach habe ich Leuten, bei denen man sich eigentlich sicher fühlen sollte, stets ein wenig misstraut“, sagte Dave 2003. „Wie Lehrern, die Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen. Ich bin immer noch ein bisschen so. Anstatt den einfachen Weg zu gehen, schlage ich mich lieber durchs Unterholz.“

      Für Sylvia war es verständlicherweise schwierig, alleine für das Auskommen der Familie zu sorgen. Dave erinnerte sich später zwar, wie er mit Gratis-Essensmarken in der Hand für die Schulspeisung Schlange gestanden hatte, betonte aber stets, dass seine Mutter die Kinder immer vor dem Gefühl der Armut bewahrt habe.

      Die wohlgemeinte Arbeit der Stadtplaner, die Basildon erschaffen hatten, wirkte inzwischen etwas fehlgeleitet. Der Beton hatte Risse bekommen, und als es mit der Wirtschaft in den Siebzigern bergab ging, gab es nicht genügend Arbeit für all die Menschen, die sich dort angesiedelt hatten. Große Teile der Grünflächen waren verschluckt worden, und für die Jugendlichen gab es kaum Freizeitangebote. Wo einst Felder, Bolzplätze, Kricket-Ovale und ländliche Gebiete gewesen waren, erstreckte sich nun eine gewaltige Stadt mit wenigen Jobs und jungen Leuten, die nichts mit sich anzufangen wussten.

      Dave Gahan geriet bald selbst in Schwierigkeiten, erst zuhause, dann mit der Polizei. Schon in jungen Jahren begann er zu trinken und Drogen zu konsumieren. Er stibitzte sogar einige der Barbiturate, die seine Mutter gegen ihre Epilepsie verschrieben bekam. „Mit diesen kleinen Beruhigungspillen hat alles angefangen“, gab er Jahre später zu.

      Seine Eskapaden waren zumeist Akte von jugendlichem Vandalismus; zu Anfang verwarnte ihn die Polizei nur, was ihn nicht davon abhielt, weiterhin auffällig zu werden. Es half auch nicht, dass eine seiner Lieblingsbeschäftigungen das Sprayen von Graffiti war und er seinen richtigen Namen als Unterschrift verwendete.

      „In ganz England gab es nicht allzu viele Gahans, geschweige denn in Basildon“, sagte er 2001. „Ich wurde ziemlich oft festgenommen. Als Straftäter war ich nicht besonders gut.“

      Wie die meisten Teenager wollte auch Dave geliebt werden und unbedingt cool sein. Dass er sich zunehmender Beliebtheit bei den Mädchen von Basildon erfreute, war ein erster Fortschritt. Als er heranwuchs, wurde er zu einem bekannten Gesicht in angesagten Pubs wie dem Sherwood. Zu diesem Zeitpunkt avancierte die Musik zum wichtigsten Bestandteil seines Lebens. Zunächst interessierte er sich vornehmlich für David Bowie, Slade and Gary Glitter. Als 1976/77 überall im Lande der Punk aufkam, begeisterte ihn diese neue Szene.

      Seine Mutter war außer sich, als die Sex Pistols im Fernsehen fluchten. „Genau das“, so Gahan, „machte aber den Reiz für mich aus. Ich begriff, dass ich bei etwas mitmachen konnte, das meiner Mutter von Grund auf zuwider war.“

      Er ging nun regelmäßig zu Konzerten, nahm auf einem Rummelplatz eine Arbeit bei einem Achterbahnbetrieb an und ließ sich mit 14 Jahren von einem alten Seemann namens Clive seine erste Tätowierung stechen.

      Sein schlechtes Benehmen behielt er bei – und steigerte es sogar noch. Bald klaute er Autos. Er war darin jedoch auch nicht besser, als er als Sprayer gewesen war. Seine Mutter musste sich daher regelmäßig mit der Polizei herumschlagen. Andauernd standen die Beamten vor der Tür, was ihr äußerst unangenehm war.

      „Meine Mama hatte es damals nicht gerade leicht mit mir“, räumte Dave ein. „Ich baute ziemlich viel Scheiße, fuhr herum, nahm mir irgendwelche Sachen, beging Sachbeschädigungen und Diebstähle. Wenn die Gesetzeshüter bei uns auftauchten, tat meine Mutter ihr Bestes. Ich erinnere mich noch, wie einmal ein Polizeiwagen vor dem Haus hielt. Sie sagte: „Kommen die wegen dir?“ Ich antwortete: „Ja.“ Ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass sie sagte: ‚David war die ganze Nacht zuhause.‘ Leider hatte ich aber meinen Namen mit Farbe an eine Mauer geschrieben.“

      Er landete vor dem Jugendrichter und wurde schließlich gewarnt, dass er von einer Jugendhaftstrafe nicht mehr weit entfernt sei. „Es ging soweit, dass wir schließlich Autos aus einem Parkhaus stahlen, eine Weile mit ihnen herumfuhren und sie dann irgendwo auf einem Feld anzündeten und zurückließen“, erinnerte er sich. „Ich hatte ständig das Gefühl, vor jemandem auf der Flucht zu sein. Ich floh vor dem Gesetz und wurde doch meistens erwischt. Als ich 14 war, hatte man mich schon dreimal geschnappt. Ein Bulle sagte zu mir, man würde mich jetzt wahrscheinlich einbuchten. Der Gedanke daran flößte mir ganz schön Angst ein, doch ich hatte Glück und kam mit einer Besserungsanstalt davon.“

      Die „Besserungsanstalt“ befand sich im nahe gelegenen Romford. Dort herrschte eine rigorose, fast militärische Disziplin. Er musste sich die Haare schneiden, boxen lernen und arbeiten gehen. Im Alter von 17 Jahren schlitterte er bei einer Hausparty im Londoner Stadtteil King’s Cross trotzdem direkt in die Katastrophe. Er hatte zuvor zwar schon mit relativ weichen Drogen herumexperimentiert, doch an jenem Abend probierte er zum ersten Mal Heroin. Er hatte keine Ahnung, was es war, und dachte nur, die Farbe sehe im Vergleich zu dem weit verbreiteten Speed ein bisschen komisch aus. „Das Zeug knallte fürchterlich rein, und ich verlor das Bewusstsein“, sagte er später. „Ich erinnere mich noch, dass ich damals dachte, diese Droge wäre nichts für mich.“

      Als äußerst geselliger Mensch war er immer stark von den Leuten in seinem Umfeld beeinflusst. Er fühlte sich gern als Teil einer Gemeinschaft. Sein bester Freund war damals ein Typ namens Mark. „Wir machten alles gemeinsam – bauten zusammen Mist, baggerten zusammen Mädchen an, teilten uns Freundinnen“, schwärmte er. Später sagte er jedoch, ein bestimmtes Erlebnis mit Mark habe bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Er sei mit seiner Freundin auf einer Party gewesen, als er plötzlich festgestellt habe, dass er sowohl sie als auch seinen besten Kumpel eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte. „Alle sahen mich an. Sie wussten Bescheid. Ich stieß die Tür zum Schlafzimmer auf und sah, wie sich Marks Arsch auf und ab bewegte. Das war das erste Mal, dass ich unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Es pflanzte mir den Gedanken ein, dass ich nicht gut genug war. Seitdem muss ich dagegen ankämpfen.“

      Zum Glück bewirkte seine zunehmende Begeisterung für den Punk, dass ihm der Gedanke daran, Musiker zu werden, nicht mehr ganz so unrealistisch erschien, wie es einst der Fall gewesen war. Als er zum ersten Mal The Clash live sah, sprang der Funke vollends über. Anfangs war er ein Fan von The Damned gewesen und sogar in deren Fanclub eingetreten. Doch nach dem Clash-Konzert war er überzeugt, dass er seinen eigenen Weg gehen konnte, ohne lediglich seine Idole zu imitieren.

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