Dave Gahan. Trevor Baker

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Dave Gahan - Trevor Baker

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Keiner der Musiker, mit denen er zusammenspielte, hatte jedoch genügend Standvermögen. Der Punk hatte ihnen zwar allesamt gezeigt, dass jeder in einer Band Musik machen konnte, aber niemand hatte begriffen, wie viel Hingabe und Arbeit es wirklich erforderte.

      Im Alter von 17 Jahren begann David bereits erwachsen zu werden. Im Januar 1979 lernte er bei einem Gig von The Damned Joanne Fox kennen, die Freundin einer Klassenkameradin. Im August verabredeten sie sich regelmäßig, und im November waren sie unzertrennlich. Für einen Siebzehnjährigen hatte er schon eine ganze Menge erlebt und dachte bereits daran, seine wilden Jahre hinter sich zu lassen.

      Zur selben Zeit machte in einer anderen Ecke von Basildon eine andere Band ihre ersten Schritte: Composition Of Sound. Die Mitglieder Martin Gore, dessen bester Freund Andy Fletcher und ein weiterer Schulfreund, Vince Martin, lebten ein ganz anderes Leben als Dave. Dave verbrachte seine Wochenenden in Londoner Clubs oder auf Punkkonzerten in Chelmsford und Southend – Martin, Andy und Vince hingegen waren Mitglieder der örtlichen Kirchengemeinde. Sie nahmen keine Drogen, und Martin schwor zwischen 16 und 18 sogar dem Alkohol vollständig ab.

      Sie waren ruhig, diszipliniert und lerneifrig, also das volle Gegenteil von Dave. Insbesondere Vince wusste ganz genau, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Er wollte Musiker werden. Das einzige Problem war nur, dass er sich dabei nicht als Frontmann sah und die anderen Kandidaten dafür noch weitaus weniger infrage kamen: Martin war unglaublich schüchtern, und Andy wollte nicht singen. „Uns war schon früh klar, dass wir einen Frontmann brauchten“, sagte Vince später. „Jemand, der herumhüpfen und uns als Gruppe interessant machen konnte.“

      Dave hatte indes keine klar umrissene Vorstellung von seiner Zukunft. Für ihn war das Singen etwas, das er aus Spaß an der Freud machte. Er hielt sich gern im Dunstkreis von Bands auf und half zuweilen Martin Gores zweiter Band French Look mit ihrem Equipment, aber er selbst gehörte keiner richtigen Gruppe an. Eines Tages jedoch, als French Look in der Woodlands School in Basildon probten, bewegten sie ihn dazu, bei David Bowies „Heroes“ mitzusingen. Im Zimmer nebenan versuchten Composition Of Sound gerade ebenfalls zu proben, und horchten auf, als sie den ungeschliffenen Gesang hörten, der durch die Wand drang. Dave räumte später zwar ein, dass mehrere Personen gesungen hatten, doch als ihn Vince fragte, sagte er: „Ja, das war ich!“

      Sie interessierten sich ohnehin nicht nur für seine Stimme. Er legte wesentlich größeren Wert auf seine äußere Erscheinung als sie, trug schwarze Lederhosen und brachte Stunden damit zu, sein Haar stachelig aufzustellen oder es zu einer perfekten Tolle zu frisieren. Er war bereits auf dem Weg, ein Frontmann zu werden.

      Später rief Vince bei Dave an und bat ihn, zu einem Vorsingen zu kommen. Sie ließen ihn drei Songs singen, zwei von Vince’ eigenen und einen von Bryan Ferry. Er hatte einige Mühe, sie originalgetreu zu interpretieren, aber als sie seinen samtweichen Bariton bei der Ferry-Nummer hörten, waren sie sich einig, dass er der Richtige war. Er war nicht nur ein großartiger Sänger und sah blendend aus, sondern besaß darüber hinaus auch die extrovertierte Persönlichkeit, die sie benötigten. Er war bereits in ganz Essex als „Gesicht“ bekannt. Sie hatten über die Punk-Rock-Szene und die neuen Clubs voller schillernder Gestalten mit geschminkten Gesichtern gelesen. Dave hingegen war tatsächlich dort gewesen. Er wirkte beinahe beschämend cool.

      Dave erklärte sich ohne zu zögern bereit, bei Composition Of Sound einzusteigen. Die Bands, mit denen er bislang zu tun gehabt hatte, hatten nur in Garagen geprobt und nichts erreicht. Seine erste Frage an Vince und Martin war daher: „Habt ihr irgendwelche Konzerte in Aussicht?“ Als man das bejahte, war die Sache geritzt. Dave sollte der Band weit mehr als nur eine Stimme und einen Namen bescheren.

      Er kannte alle möglichen Leute, und zwar hauptsächlich Jugendliche, die gerne zu Konzerten gingen. Er hatte einen großen Freundeskreis, der sich regelmäßig in Southend traf und der neuen Band aus dem Stand ein Publikum von etwa 30 Zuschauern sicherte.

      Nichtsdestoweniger war die Band von Anfang an eine recht seltsame Truppe. Vince war ein Getriebener. Während es die übrigen Mitglieder als gegeben betrachteten, dass sie irgendeiner Art fester Erwerbstätigkeit nachgehen mussten, sparte er sein Arbeitslosengeld und gab es für die Band aus. Er lebte und atmete Musik und war so etwas wie ein Einzelgänger. Martin war der Träumer. Oberflächlich lebte er ein Leben in perfekter Konformität, ging in die Kirche und arbeitete nach Beendigung der Schule bei einer Bank. Insgeheim jedoch hatte er Träume und Ambitionen, über die er bisher noch mit niemandem gesprochen hatte. Fletch war ein guter Kumpel von Martin und deshalb in die Band eingestiegen. Er wurde oft für einen etwas weltfremden Typen gehalten, hauptsächlich, weil er eine Brille trug. In Wahrheit jedoch sprach aus ihm stets der gesunde Menschenverstand – eine äußerst wichtige Funktion innerhalb der Gruppe.

      Obwohl sie sehr unterschiedliche Charaktere waren, waren sie doch auf seltsame Weise eine Clique. Als Dave hinzu stieß, änderte sich schlagartig alles. Sie waren die Sorte Leute, mit denen er sich niemals abgegeben hätte, wenn er nicht mit ihnen in derselben Band gewesen wäre. Er hatte einen riesigen Freundeskreis und war stolz darauf, mit jedem auszukommen, doch der Rest der Band war relativ uncool. Während alle außer Vince direkt von der Schulbank in Jobs mit Schlips und Kragen rutschten, sah Daves Zukunft wesentlich ungewisser aus.

      Er stieg auch deshalb in die Band ein, weil seine ersten Versuche, eine Arbeit zu finden, nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen waren. Er gab einmal an, er habe innerhalb von sechs Monaten etwa 20 Mal den Job gewechselt und dabei als Putzhilfe im Supermarkt, im Büro oder auf dem Bau gearbeitet. Um endlich in die Gänge zu kommen und einen „ordentlichen“ Beruf zu erlernen, bewarb er sich um eine Stelle als Monteurslehrling bei der North Thames Gas- Gesellschaft. Er schaffte es durch das erste Auswahlverfahren und wurde sogar zu einem Gespräch eingeladen, doch er wusste, dass sein vergangenes Verhalten zu einem Stolperstein werden könnte. Sein Bewährungshelfer riet ihm, die Wahrheit zu sagen, was freilich zur Folge hatte, dass er den Job nicht bekam. Es war eine unmissverständliche Warnung, was ihm blühen würde, wenn er sein Leben nicht in den Griff bekäme. Zu diesem Zeitpunkt – Ende der Siebziger, als die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schossen – war mit so etwas nicht zu spaßen.

      Widerstrebend beschloss er, sich weiterzubilden und schrieb sich am Southend Art College für das Fach Schaufensterdesign ein. Seine einzigen Qualifikationen lagen im Bereich der Kunst und des technischen Zeichnens, also schien dieser Schritt eine logische Wahl zu sein.

      Es ist bezeichnend, dass er nicht mit der Absicht an die Kunstschule ging, freie Kunst zu studieren und sich ein paar Jahre länger vor der Arbeitswelt zu drücken, wie es viele andere Popstars vor ihm getan hatten. Sein gesellschaftlicher Hintergrund ließ dies nicht zu. Vielmehr schrieb er sich für einen Studiengang ein, an dessen Ende ein Beruf stand. Die Vorstellung, mit der Musik den Lebensunterhalt zu bestreiten, erschien immer noch wie ein Tagtraum. Insbesondere seine Mutter machte sich große Sorgen, als die Band immer mehr Zeit in Anspruch nahm. Ausgerechnet jetzt, wo er sein Leben halbwegs in den Griff zu bekommen schien und gerne aufs College ging, sah es so aus, als würde er nun für irgendeine Band alles wieder hinschmeißen.

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      Composition Of Sound hatten vor Daves Einstieg schon einige Auftritte zu dritt bestritten – mit Andy am Bass und Vince und Martin an den Synthesizern. Für ihr Publikum waren sie in erster Linie eine Kuriosität. Das erste Konzert fand an der Schule statt, wo sie von Kindern umringt wurden, die noch nie zuvor einen Synthesizer gesehen hatten und versuchten, auf die Knöpfe zu drücken, um herauszufinden, was passierte. Sie hatten keinen Schlagzeuger – hauptsächlich deshalb, weil sie niemanden kannten, der ein Schlagzeug besaß, aber auch, weil ein Schlagzeug viel zu viel Lärm gemacht hätte. Sie probten immer bei Vince zuhause mit Kopfhörern, doch Vince’ Mutter beklagte sich trotzdem noch über das Klackern der Tasten.

      Als Dave einstieg, dauerte es nicht lange, und sie beschlossen, ganz auf Elektronik umzusteigen,

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