Iron Man. Tony Iommi
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Da die Bühnen klein waren, mussten wir dicht aneinander gedrängt spielen. Ozzy stand immer vor meiner Nase, aber später, als alles größer wurde, nahm er den Platz links von mir ein, direkt vor dem Verstärkerturm. Ich bewegte mich meist mitten auf der Bühne. Das wirkte ein wenig merkwürdig, aber ich mochte den Platz, da man von dort aus alles am besten hören konnte. So blieb es auch, bis wir uns trennten. Erst bei der Reunion Mitte der Neunziger beanspruchte Ozzy die zentrale Position für sich.
Als erstes legten wir uns einen großen, uralten Commer-Transporter mit abgeklebten Seitenfenstern zu. Es war ein Wrack, eine ehemalige Polizeischüssel, mit einem Riesenloch im Boden auf der Beifahrerseite, das mit einem Teppich getarnt wurde. Ich holte mal ein Mädchen mit dem Van ab. Sie hatte sich ziemlich aufgebrezelt und trug verdammt heiße Strümpfe. Sie stieg ein und rutschte mit einem Bein durch das Loch. Das scharfe Metall zeriss die Stümpfe und schnitt in ihr Bein. Ende der Romanze.
Mum bürgte für uns, was ich ihr hoch anrechnete. Wir kleideten den Van aus und stellten sogar eine Couch in den Laderaum. In diesem Schrottding sind wir sogar nach Carlisle getuckert, was ich mir heute gar nicht mehr vorstellen kann. Ständig wurde die Fahrt durch Pannen unterbrochen. Es war beschissen, aber die Straßen waren es auch. Nach Carlisle oder London zu fahren, erschien allen wie eine niemals endende Reise.
Wir konnten uns keinen Fahrer leisten, und da ich als einziger einen Führerschein besaß, musste ich mich hinters Steuer klemmen. Ich holte die Musiker immer zu den Proben oder Gigs ab. Da alles an mir hängen blieb, fühlte ich mich nach jedem Auftritt wie gerädert. Wir können von Glück reden, dass alle überlebt haben. Während die anderen im Laderaum pennten, musste ich mich dauernd ohrfeigen, um wach zu bleiben. Eins brachte mich aber richtig auf die Palme: Wenn ich das Fenster öffnete, um Frischluft zu tanken, meckerten die hinten: „Hey, hier wird es zu kalt.“
Eines Abends kamen wir von einem Gig, und ich fuhr aus Versehen in eine Straße, die der von Ozzy aufs i-Tüpelchen glich. Ihn hier rauszulassen, war ein guter Witz. Es war vier oder fünf Uhr morgens. Ozzy hatte schon einige Zeit geschlafen. „Hey, Ozzy, wir sind da.“
„Yo …“
Er stieg aus dem Wagen, und ich rief zum Abschied: „Bis morgen.“
Ich fuhr aus der Parklücke, schaute in den Rückspiegel und sah Ozzy, der versuchte, mit seinem Schlüssel eine falsche Tür zu öffnen. Als er es merkte, hatte ich mich schon aus dem Staub gemacht. Er musste eine Meile latschen, um ins warme Bettchen zu kommen. Einen Tag später holte ich ihn ab und er beschwerte sich: „Du hast mich gestern in der falschen Straße abgesetzt!“
Ich tat so, als wäre ich unschuldig: „Oh, tatsächlich? Du meine Güte, ich dachte, es wäre bei dir gewesen.“
„Nein, nein, es war die falsche Straße.“
Auf dem Heimweg vom Gig pennte er wieder ein, und ich stoppte natürlich in derselben falschen Straße.
„Okay, wir sind da.“
„Yo …“
Ozzy stieg aus, ich fuhr weg – und er musste wieder latschen. Ich weiß nicht, wie oft er darauf reingefallen ist.
Dass meine Mum uns beim Kauf des Vans half, war nur eine Seite der Medaille. Die andere bestand aus dem ständigen Klagen: „Ihr geht mir vielleicht auf die Nerven. Warum besorgt ihr euch nicht endlich eine anständige Arbeit?“
Doch sie unterstützte uns, wo sie nur konnte, und kümmerte sich um jeden Musiker. Mum machte uns immer Sandwiches oder etwas anderes zu essen. Sie wurde von der Band regelrecht geliebt. Meine Eltern mochten auch die Gruppe, speziell Ozzy. Dad fand ihn unglaublich witzig, und er hatte Recht: Ozzy war ein urkomischer Typ.
Sein Vater half ihm beim Kauf einer neuen Gesangsanlage, weil Ozzys nicht für die größeren Läden ausreichte. Er bürgte für die gesamte Summe. So konnte sich Ozzy das Geld problemlos von der Bank leihen. Er legte sich einen Triumph-Verstärker und zwei Türme zu, und dann besaßen wir noch die Vox PA. Damals gab es noch keinen Mixer, der mitten in der Halle am Mischpult saß und mit den Reglern spielte. Der komplette Sound wurde von der Bühne aus gefahren, obwohl es schwierig war, die Lautstärke von dort aus zu regeln. Wenn man die Frontlautsprecher zu stark ansteuerte, riefen alle: „Macht das schnell leiser!“
Wir handelten uns wegen der Lautstärke eine Menge Beschwerden ein. Ständig. Doch wenn man vor dem eigenen Verstärkerturm steht, ist es unmöglich, den Gesamtsound einzuschätzen. Ich musste in die Mitte gehen, um zu hören, wo wir gerade im jeweiligen Stück waren. Obwohl Ozzy seine Anlage bis kurz vor einer Rückkopplung aufriss, hatte ich Schwierigkeiten, ihn zu verstehen.
Die Gruppe trat oft in Henry’s Blues House auf, wo wir uns schnell eine Gefolgschaft erspielten. Jim Simpson, der Besitzer, begann sich für die Band zu interessieren. Er war ein Trompeter und Jazz-Fan. Ihm gefiel unser jazziger Blues-Sound, und so schlug er vor, unser Manager zu werden. Wir hatten niemand anderen, und er besaß das Blues House, in dem man auftreten konnte. Also unterzeichneten wir den Vertrag.
Er begann seinen Job ungefähr Ende 1968, Anfang 1969. Wir besaßen also zwei PAs, ein Riesenwrack von einem Commer-Van und konnten mit einer Set-Liste von angejazzten Zwölf-Takt-Blues-Nummern und einem Manager aufwarten. Hätte die Zukunft rosiger aussehen können? Es gab nur noch einen Weg – und der führte nach oben.
Als erstes besorgte uns Jim Simpson einen Platz in der Big Bear Folly, einer UK-Tour mit vier Bands. Die anderen Bands waren Bakerloo Blues Line, Locomotive und Tea And Symphony [die heute nur noch Alan Tepper kennt – Anm. d. Lektors]. An jedem Abend trafen sich die Musiker zum großen Finale auf der Bühne und jammten zusammen. Im Januar 1969 traten wir im Marquee auf, verstanden uns aber nicht so gut mit dem Manager John Gee. Dieser Typ stand auf Big Bands. Als Bill ihm verriet, dass auch er die Musik mochte, spielte Gee ihm einige Platten vor, um sein Wissen zu testen: „Welche Bands sind das?“
Bill lag mit den Namen total daneben, und Gee wurde verdammt sauer.
Ozzy trug ein Pyjama-Oberteil und eine dicke Kette, was dem Marquee-Manager auch nicht schmeckte. Für ihn sahen wir wohl wie Gammler aus. Tja, das ließ sich schwerlich abstreiten. Ozzy latschte immer barfuß durch die Gegend. Und Geezer? Er war unser Modeguru, der sich immer die modernsten Klamotten zulegte. Damals waren limonengrüne Hosen total in. Er besaß eine davon und zog sie nur zum Waschen aus. Eines Tages trocknete er das Ding in der Nähe eines Ofens. Ein Bein fing Feuer. Da er die Hose so sehr liebte, nähte ihm seine Mum einen anderen Stoff an. Von da an sah man ihn immer mit einem limonengrünen und einem schwarzen Bein! Wahnsinn!
Bill hingegen gewann sogar einen Preis in der Kategorie „Gammeligster Rockstar“ und war darauf auch noch stolz. Und ich zog immer noch den Wildledermantel an. In den Klamotten und mit den langen Haaren wirkten wir auf die Spießer tatsächlich wie Gammler. Wir ließen uns alle Schnauzbärte wachsen, bis auf Bill, der kurzfristig einen Vollbart bevorzugte. Allerdings machten wir das nicht absichtlich. Wenn du in einer Band spielst, entwickelt sich schnell ein gemeinsamer Look.
„Hey,