Iron Man. Tony Iommi

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Iron Man - Tony Iommi

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hatte sich Sorgen gemacht und mit seinem Geschenk viel Mitgefühl bewiesen. Ich weiß nicht, wo ich ohne ihn gelandet wäre. Nachdem ich die Musik gehört hatte, war ich fest entschlossen, etwas aus mir zu machen, statt Trübsal zu blasen.

      Die zwei Finger steckten immer noch in dem Verband, und so versuchte ich mit dem kleinen und dem Zeigefinger zu üben, was sich als ziemlich frustrierend herausstellte. Wenn man erst mal auf einem bestimmten spielerischen Niveau angelangt ist, ist es verdammt hart, wieder von vorn zu beginnen.

      Vielleicht sollte ich die Gitarre umdrehen und als Rechtshänder spielen? Im Nachhinein wäre das vielleicht eine praktikable Alternative gewesen. Doch damals befürchtete ich, bei einem Wechsel der Griffhand die gleiche Zeit zu benötigen, die ich schon ins Instrument investiert hatte. So entschloss ich mich, als Linkshänder weiterzumachen. Ich biss mich durch, obwohl mir die Ärzte abrieten: „Es ist besser für dich, aufzuhören. Such dir einen neuen Job, mach was anderes.“

      Aber zum Teufel noch mal, es musste doch irgendwie klappen.

      Ich dachte darüber nach und kam auf die Idee, über die Finger eine Art Kappe zu stülpen. Schnell schnappte ich mir eine Flasche Fairy Liquid, schmolz sie, rollte die zähflüssige Plastikmasse zu einem Ball zusammen und wartete, bis sie sich abgekühlt hatte. Mit einem glühenden Stahlstab brannte ich ein Loch von der Größe meines Fingers in ihn rein. Die scharfen Kanten entfernte ich mit einem Messer, anschließend bearbeitete ich das Stück stundenlang mit Schmirgelpapier, bis es glatt genug war und einem Fingerhut ähnelte. Ich steckte das Ding auf einen Finger und versuchte damit Gitarre zu spielen, doch es fühlte sich nicht gut an. Das Plastik rutschte immer von den Saiten ab. Da die Wunden noch nicht richtig verheilt waren, tat es auch höllisch weh. Ich musste mir ein anderes Material suchen und versuchte es mit hartem Stoff, der natürlich schnell zerriss. Als nächstes kamen verschiedene Lederstärken an die Reihe, was auch nicht funktionierte. Glücklicherweise fand ich eine uralte Lederjacke, aus der ich ein hartes Stück trennte. Ich formte es so, dass es auf den Plastik-Fingerhut passte, und klebte es fest. Nachdem es getrocknet war, probierte ich die neue Prothese und – verdammt noch mal – ich konnte die Saiten gut treffen. Ich schliff das Leder mit feinem Papier und rieb es an einer harten Oberfläche, damit sich die Poren schlossen und es sich nicht zu schnell am Griffbrett verfing. Es musste so beschaffen sein, dass ich mühelos die Saiten rauf und runter rutschen konnte.

      Trotz der Fingerhüte tat es noch weh. Auf der Kuppe meines Mittelfingers sieht man eine kleine Wölbung, unter der sich direkt der Knochen befindet. Ich muss immer höllisch aufpassen, denn wenn die Prothese abfällt und ich mit voller Wucht in die Saiten greife, platzt die Haut auf. Meine ersten künstlichen Fingerkuppen fielen ständig runter. Das entwickelte sich zu einem leidigen Problem. Der Roadie musste oft auf der Bühne herumkriechen und fluchte: „Wo ist das Scheißding denn hin?“

      Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrete, wickele ich mir medizinisches Pflaster um die beiden Finger, streiche ein wenig Sekundenkleber darauf und stecke dann die Prothesen auf. Natürlich muss ich mir das jeden Abend wieder abreißen.

      Ich verlor die „Fingerhütchen“ nur einige Male. Auf einer Tournee lebe ich mit diesen Dingern und trage sie immer bei mir. Natürlich besitze ich ein Ersatz-Set und auch mein Gitarrentechniker hält ein Paar bereit.

      Mit den Teilen unbehelligt durch den Zoll zu kommen, ist ein anderes Thema. Ich bewahre sie in einer kleinen Schachtel auf. Bei einer Kontrolle höre ich oft den Spruch: „Na, was haben wir denn hier? Etwa Drogen?“

      Und dann – was für ein Schock – sind es Finger! Ich musste es dem Zollpersonal schon mehrmals erklären, woraufhin die Antwort immer lautete: „Igitt!“

      Mit angewiderter Miene legen sie den Fingerersatz wieder in das Schächtelchen.

      Die Fingerhüte werden heutzutage in der orthopädischen Abteilung eines Krankenhauses hergestellt. Sie fertigen dafür einen kompletten Arm an, von dem die Fingerspitzen abgeschnitten werden. Als ich nachfragte, warum nicht nur die Finger produziert werden, meinten sie: „Viel zu kompliziert. Es ist viel leichter einen ganzen Arm zu gießen.“

      Da kann man sich gut vorstellen, wie sich der Müllmann fühlt, der den „Restarm“ in der Tonne findet. Meine heutigen Prothesen sehen wie richtige Finger aus. Ich muss sie nicht mehr aus Leder herstellen, sondern kann sie direkt benutzen. Manchmal sind sie ein wenig zu weich, aber nach einiger Zeit an der frischen Luft härten sie nach. Ein wenig Sekundenkleber kann wahre Wunder wirken. Das einzige Problem liegt im Feinschliff, denn der kostet mich verdammt viel Zeit.

      Meine Eigenanfertigungen von damals nutzten sich schnell ab, doch die heutigen Fingerhütchen sind beständiger geworden, bis auf das Leder, das sich durchscheuert. Jedes Prothesen-Set hält mindestens einen Monat, auf Tour vielleicht nur zwei Wochen. Wenn die Abnutzung beginnt, muss die ganze Prozedur wiederholt werden. Ich gebe immer noch die Vorlage in die Klinik, mit der ich vor über 40 Jahren begann. Sie ist zwar schon ganz schön abgenutzt, sollte aber noch einige Jährchen halten. Obwohl der Fingerersatz recht primitiv ist, funktioniert er einwandfrei. Entweder man gibt auf, oder beginnt den Kampf und arbeitet damit. Es ist eine harte Arbeit, denn nicht nur die Herstellung wird jedes Mal kompliziert, auch das Spiel mit Prothesen ist nicht einfach, denn das Gefühl fehlt. Ich muss ständig üben, um die Feinmotorik zu beherrschen.

      Ein Charakteristikum meines Sounds liegt beim bevorzugten Spiel mit den beiden gesunden Fingern. Ich baue Akkorde mit dem kleinen und dem Zeigefinger auf und moduliere sie durch ein Vibrato. Die verkrüppelten Finger setze ich vornehmlich bei den Soli ein. Beim Saitenziehen, das viel Kraft erfordert, habe ich gelernt, den ersten und vierten Finger zu benutzen. Mit dem Mittel- und Ringfinger kann ich eine Saite nämlich nur leicht nach oben drücken. Vor dem Unfall benutzte ich nie den kleinen Finger, und somit musste ich mich extrem umstellen. Trotzdem ist meine Spieltechnik beschränkt, denn mit den Fingerhütchen werde ich bestimmte Akkorde niemals greifen können. Früher waren Barré-Akkorde kein Problem. Jetzt kann ich einige nicht mehr spielen, und muss mir Alternativen einfallen lassen, um einen voluminöseren Klang zu kreieren. Zum Beispiel schlage ich einen E-Akkord an und spiele die Note E mit einem leichten Vibrato, damit es voller klingt. Das ist quasi ein Ersatz für einen vollständigen Griff. Ich entwickelte einen individuellen Stil, passend zu meinen physischen Beschränkungen. Er ist recht unorthodox, funktioniert aber.

      7: Eine Karriere, die an einer dünnen Saite hängt

      Nach dem Unfall war ich gezwungen, das Gitarrespiel zu überdenken – von den Fingerhütchen bis hin zum geeigneten Gitarrenmodell. Ich kann nicht mit jeder Klampfe spielen, denn die Saiten und besonders die Saitenstärke müssen sich eignen. Die Probleme begannen gleich am ersten Tag der neuen Zeitrechnung. Damals gestaltete sich alles noch sehr schwierig, denn es gab keine Firmen, die extra-dünne Saiten herstellten. Zudem fand ich nirgendwo Gitarrenbauer, zumindest im Bereich der E-Gitarren, die in der Lage gewesen wären, Sonderwünsche umzusetzen. So blieb ich vollkommen mir selbst überlassen.

      Ich spielte immer noch eine Fender Stratocaster, die ich unzählige Male auseinander baute, um sie für meine Bedürfnisse zu modifizieren. Ich feilte die Bundstäbchen ab, damit die Saitenlage bequem genug für mich war. Im Gegensatz zu gesunden Gitarristen, kann ich den Saitendruck der Finger nicht kontrollieren, da ich beim Mittel- und Ringfinger kein Gefühl habe. Ich tendiere zu einem härteren Griff, damit mir die Saiten nicht wegrutschen. Außerdem brauche ich sehr dünne Saiten, da ich stärkere nicht problemlos ziehen kann.

      Damals waren 11er oder 12er die dünnsten Saiten. Heute zählen sie zu den stärksten! Das entsprach aber dem Stil der Ära, den der Gitarrenlehrer Bert Weedon mit seinem Buch Play In A Day bestimmte. Jeder spielte mit den „Stacheldrähten“. Folglich produzierte die Industrie nur solche Saiten-Sets. Ich war der erste mit der Idee, dünnere Sets zu benutzen, da ich einen Weg finden musste, um es mir so leicht wie möglich zu machen. Die dickeren

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