Iron Man. Tony Iommi
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![Iron Man - Tony Iommi Iron Man - Tony Iommi](/cover_pre948400.jpg)
Ich antwortete: „Er ist mein Kumpel und will in der Band spielen!“
So lief das früher – dein Kumpel spielte auch in deiner Band.
„Kann er denn überhaupt spielen?“
„Nein, eher nicht, aber er ist mein Freund.“
Zu unserer Band gehörten außerdem noch ein Rhythmusgitarrist und ein Schlagzeuger. Ungefähr drei Mal in der Woche probten wir in einem Jugendheim. Ich fand das herrlich. Der Entwicklungsschritt von einem einsamen Musiker in seinem stillen Kämmerlein zum Spielen mit anderen Leuten war für mich eine phantastische Erfahrung.
Nigel, der Rhythmusgitarrist, verhielt sich immer ein bisschen großspurig. Bei einer Probe übernahm er den Gesang. Plötzlich klebte das Mikro an seinen Lippen, weil es nicht geerdet war. Er wand sich gekrümmt auf dem Boden, nachdem er einen heftigen elektrischen Schlag abbekommen hatte. Da ihn keiner sonderlich mochte, dachten wir alle, dass er die Schmerzen verdient habe. Schließlich zogen wird doch den Stecker aus der Anlage und er überlebte. Tatsächlich kamen wir nach dem Vorfall mit ihm viel besser klar. Scheinbar bewirkte der Stromstoß auch was Gutes. Doch er blieb nicht lange in der Band, die sich kurz nach seinem Ausstieg auch auflöste.
Ich konnte das Ende der Schulzeit kaum erwarten. Ich hasste die Penne, und die Lehrer hassten mich. Fast jeder verließ die Schule mit 15, bis auf die Leute, die aufs College gingen. 15 Jahre, und das war’s dann mit der Bildung. Ich fühlte mich total erleichtert, begann mich nach einem Job umzusehen und übte noch intensiver. Da ich mich ständig mit der Gitarre beschäftigte, wurde ich schnell besser und setzte mich in kürzester Zeit von Leuten wie Ron Woodward ab. So stieg ich bei den Rockin’ Chevrolets ein, die ich sehr mochte. Das muss 1964 gewesen sein. Für mich waren das schon Vollprofis. Sie konnten Songs der Shadows perfekt nachspielen und hatten auch Rock’n’Roll im Programm, da einige der Musiker diese Ära noch erlebt hatten. Bis dahin hatte ich die Songs von Chuck Berry, Gene Vincent oder Buddy Holly ignoriert, aber jetzt kam ich auf den Geschmack.
Der Sänger Neil Morris war das älteste Mitglied. Neben ihm spielten Dave Whaddley Bass, Pat Pegg Schlagzeug und Alan Meredith Rhythmusgitarre. Damals traf ich Margareth, Alans Schwester. Wir verlobten uns sogar und wollten heiraten. Unsere Beziehung sollte eine längere Zeit überstehen als The Chevrolets.
Ich kann mich nicht erinnern, wie genau ich zu der Band stieß. Wahrscheinlich sah ich eine Anzeige am schwarzen Brett eines Musikgeschäfts. So gestaltete sich mein Leben zu der Zeit – ich hing entweder in einem Musikladen ab oder besuchte die Proben anderer Bands. Dadurch lernte ich immer mehr Leute kennen.
Mum und Dad schmeckte es nicht, dass ich mit diesen Gruppen in den Pubs spielte. Ich musste sogar zu einer bestimmten Uhrzeit wieder zu Hause sein. Doch nach einer kurzen Zeit respektierten sie es, nicht zuletzt weil ich Geld verdiente. Die Rockin’ Chevrolets machten den klugen Schachzug, sich bei meiner Mutter vorzustellen. Die ganze Band kam zu Besuch, und Mum schmierte ihnen Schinkenbrötchen. Jahre später, bei Black Sabbath, lief das nicht anders ab. Sie fragte immer, ob jemand Hunger hatte. Immer. Ja, so eine Mutter war sie.
Langsam, aber sicher bekamen die Rockin’ Chevrolets eine Menge Auftrittsangebote. Wir trugen bei den Gigs alle identische, rote Laméanzüge. Eigentlich besaß ich nicht das Geld, um mir so einen teuren Anzug zu leisten, aber man musste das Spielchen mitmachen. Am Wochenende traten wir in Pubs auf. Einer dieser Pubs lag in einem üblen Stadtteil von Birmingham. Bei jedem verfluchten Auftritt gab es dort eine Schlägerei, für die wir praktisch den Soundtrack lieferten. Manchmal traten wir auch bei einer Hochzeit auf, oder in einem Bürgerhaus vor doppelt so alten Leuten, die meckerten: „Hey, ihr seid viel zu laut!“
Da mittlerweile alles professioneller und ernsthafter geworden war, brauchte ich eine bessere Gitarre. Burns gehörte zu den wenigen Firmen, die Linkshändermodelle fertigten, und so fiel meine Wahl auf eine Burns Trisonic. Sie zeichnete sich durch die „Trisonic Sound“-Schaltung aus, was auch immer das sein sollte. Ich spielte sie nur so lange, bis ich endlich eine Fender Stratocaster für Linkshänder fand. Als Verstärker benutzte ich einen Selmer mit eingebautem Echo.
Die Rockin’ Chevrolets mussten sich auflösen, denn sie hatten Alan Meredith rausgeworfen, ohne den aber nichts lief. The Birds & The Bees waren die nächste größere Band. Ich spielte vor und bekam den Job. Sie hatten sich schon in der Profi-Liga etabliert. Das Auftragsbuch war prall gefüllt. Sogar eine Europa-Tournee stand bevor. Die Entscheidung fiel leicht – ich wollte Profi werden und hing dafür den Tagesjob an den Nagel. Zu der Zeit malochte ich als Schweißer in einer Fabrik. Am letzten Arbeitstag, einem Freitag, erzählte ich meiner Mutter in der Mittagspause, dass ich auf die letzten Stunden pfeife. Sie bedrängte mich aber, den Job anständig abzuschließen. Was ich auch tat. Ich ging zurück zur Arbeit. Und dann zerfiel meine ganze Welt zu einem Scherbenhaufen.
6: Autsch!
Wie ich schon sagte, passierte es am letzten Arbeitstag. Eine Frau musste an einer Stanze Metallbleche verformen und ich schweißte sie dann aneinander. An jenem Freitag kam sie nicht zur Arbeit. Da ich nichts anderes zu tun hatte, stellten sie mich an die Stanze. Ich hatte bislang noch nie an der Maschine gearbeitet und wusste nicht, wie man sie bediente. Das Monster glich einer überdimensionalen Guillotine, die durch ein Fußpedal angesteuert wurde. Man schob also das Blech da rein, trat auf das Pedal, und schon kam das Stanzwerkzeug mit einem ohrenbetäubenden Knall runter und bog das Metall.
Am Morgen lief alles prima. Als ich aus der Mittagspause zurückkam, betätigte ich den Fußschalter und die Presse quetschte meine mittleren Finger ein. Reflexartig zog ich schnell die Hand zurück und riss mir dabei die zwei Finger ab. Streck mal deine Hand aus und stell dir eine Linie zwischen den Fingerkuppen des kleinen und des Zeigefingers vor. Der überstehende Teil vom Mittel- und Ringfinger wurden abgetrennt. Aus der blutigen Masse stachen die Knochen hervor. Ich dachte, ich träume. Überall war Blut. Ich stand so sehr unter Schock, dass ich zuerst gar keine Schmerzen spürte.
Man brachte mich ins Krankenhaus, aber anstatt etwas gegen die Blutungen zu unternehmen, steckte man meine Hand einfach in eine Plastiktüte. Sie füllte sich schnell mit Blut. Ich bekam Panik. Wenn mir keiner zu Hilfe eilte, würde ich verbluten.
Ein wenig später brachte jemand die abgetrennten Fingerstummel ins Hospital – in einer Streichholzschachtel. Sie hatten sich schon schwarz verfärbt und konnten demzufolge nicht mehr angenäht werden. Schließlich entnahmen sie Gewebe vom Arm, legten es über die verletzten Kuppen und nähten es an. Da ich beide Fingernägel verloren hatte, entnahmen sie faseriges Hautmaterial von einer gesunden Nagelwurzel, in der Hoffnung, dass vielleicht ein kleiner Fingernagel wachsen würde. Dann modellierten sie die Kuppen mit Hautgewebe und vernähten die Wunde.
Ich hockte zu Hause und fiel in eine tiefe Depression. Das war’s also: Ende, Schluss, aus! Die Realisierung dieses Schicksalsschlags fiel mir verdammt schwer. Ich war gerade bei einer tollen Band mit einer viel versprechenden Zukunft eingestiegen und wurde am allerletzten Arbeitstag zum lebenslangen Krüppel. Der Manager der Fabrik, ein älterer, glatzköpfiger Mann mit einem dünnen Schnurrbart namens Brian, besuchte mich einige Male. Er merkte, wie tief ich in einem schwarzen Loch steckte. Eines Tages brachte er mir eine EP mit und sagte: „Leg die mal auf.“
Ich antwortete: „Nein, das will ich wirklich nicht.“
Jetzt Musik zu hören, war sicherlich kein geeigneter Weg, um meine Stimmung aufzuheitern.
Mit sanfter Stimme drängte er mich: „Du solltest es aber hören, denn ich will dir eine interessante Geschichte erzählen. Der Typ spielt mit nur zwei Fingern Gitarre.“
Es war der überragende, in Belgien geborene Jazz-Gitarrist