Iron Man. Tony Iommi
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Iron Man - Tony Iommi страница 11
„Warte mal, hast du ihn gesehen?“
„Den Jungen? Klar!“
Verflucht, das war irgendwie schräg. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wer er wohl war, und fragte die Vermietern: „Es klingt zwar verrückt, aber wir haben oben einen kleinen Jungen gesehen.“
„War er ungefähr sieben oder acht Jahre alt?“
„Ja.“
„Oh, er ist vor vielen Jahren in diesem Haus gestorben.“
Für sie schien das ganz natürlich zu sein. Der Junge war dort unter Qualen gestorben, aber nicht der einzige Todesfall in dem Haus gewesen, denn wir sahen auch ein junges Mädchen. Sie kam in der Badewanne ums Leben.
Doch wir kannten keine Angst. Wären diese Geister mit schrillen Stimmen über uns hergefallen, hätten wir uns wahrscheinlich die Hosen vollgeschissen, doch so steckten wir das gut weg. So sind Teenager nun mal.
Wir verhielten uns anständig und achteten darauf, nicht zu viel Lärm zu machen. Einige Male besoffen wir uns mit billigem Wein, woraufhin die Vermieterin uns eine Standpauke hielt. Und Mädchen? Streng verboten! Frauen mit ins Haus bringen – das durften wir auf gar keinen Fall. Ich war 20 und Neil ungefähr 24. Er wurde später als Begleitmusiker von Peter & Gordon bekannt. Mit Mythology hatte Neil eine reifere Gruppe ins Leben gerufen, verglichen mit The Rest. Sie spielten einen eigenen Stil, bei dem die Gitarre deutlicher im Vordergrund stand. Basierend auf dem Blues waren mehr Soli gefragt, als bei normalen Pop-Songs. Ich erhielt nun die Gelegenheit, mit meinem Stil zu experimentieren und richtige Soli zu lernen. Mythology entwickelten sich zu einem bekannten Act, und ich erntete Lorbeeren, weil es den Leuten offenbar gefiel, wie ich Gitarre spielte.
Die Band wurde von einer großartigen Bookerin vertreten. Monica Lynton besorgte uns viele Jobs. Natürlich wollte sie uns beeinflussen: „Eigentlich könntet ihr noch mehr bekannte Titel in eurem Set bringen, oder?“
Wir probten so leise wie möglich in unserem Wohnzimmer, um eigene Songs zu schreiben, denn der größte Teil des Programms bestand aus Cover-Versionen. Aber wir veränderten die Fremdkompositionen und zogen sie in die Länge, um Soli zu integrieren. Beim nächsten Gig testeten wir dann die geänderten Nummern.
Damals standen hauptsächlich Blues- und Rockalben in unserem Regal. Oft legte ich Days Of The Future Past von den Moody Blues auf, obwohl wir die Stücke nicht coverten. Zu den weiteren Favoriten zählte Supernatural Fairy Tales von einer Band namens Art. Ihr Sänger Mike Harrison wurde später mit Spooky Tooth berühmt. Wir spielten Songs von ihnen, denn Art waren dort oben ziemlich angesagt, und das Publikum wollte die Musik live hören.
Mythology traten in der Town Hall in Carlisle auf, einem Gebäude mit einem schrecklichen Sound, dem Cosmo, dem größten Club in der Gegend, vergleichbar mit einem riesigen Tanzsaal, und dem Globe Hotel auf der Main Street, in dem ich mich später mit Sabbath blicken ließ. Wir spielten zwei oder drei Gigs pro Woche, nicht nur in Carlisle, sondern auch in Glasgow, Edinburgh, Newcastle und den kleinen Kaschemmen, die auf dem Weg lagen. Allzu oft hatten wir ein hartgesottenes Publikum, das saufen und schreien konnte wie ein Schotte: „Habt ihr was von den Rolling Stones drauf? Los, spielt was von den Stones!“
Die Zuschauer prügelten sich ständig. Das verstand man dort oben wohl unter „Ausgehen“. Bierflaschen flogen durch die Gegend, aber wir durften nie aufhören, sonst hätten sie uns die Anlage kurz und klein geschlagen. Egal, was um dich herum passierte – bloß keine Miene verziehen und weiterspielen. Das erinnert an den Film Blues Brothers. Wir mussten dauernd die Köpfe einziehen, um nicht von herumfliegenden Flaschen getroffen zu werden. Eine Woche später war alles wieder in Ordnung und wir konnten uns vernünftig mit dem Publikum unterhalten. Doch nach einigen Bieren fing der ganze Zirkus wieder von vorne an. Es war schon merkwürdig, prügelnde Typen und schreiende Mädchen zu sehen. Vor allem sich prügelnde Mädchen!
Da wir nicht mehr zu Hause wohnten, konnten wir alles machen, was wir wollten, und so aussehen, wie wir wollten. Ich ließ mir die Haare lang wachsen. Die Leute hatten Angst vor uns, denn Männer mit einer Zottelmähne kannte man dort nicht. Zudem gehörte mir ein langer Wildledermantel, in dem ich praktisch lebte. Ich war stolz darauf und trug ihn überall. Bill Ward ging noch einen Schritt weiter: Er trug ein T-Shirt – ich weiß nicht wie viele Tage – und zog es sogar im Bett nicht aus. Er war ein absoluter Schmutzfink und hat sich all die Jahre nicht sonderlich geändert. Wir nannten ihn eine lange Zeit Stinky. Aus Jux legten wir uns in einem Militarialaden Gasmasken zu und trugen sie, wenn er durch die Tür kam, worauf Bill gleichgültig antwortete: „Bleibt doch locker, Jungs.“
Die Geschichte mit den Gasmasken ging voll nach hinten los, denn in Hartlepool wurden wir von der Polizei angehalten, die die Masken im Laderaum sah. Sie glaubten, dass wir auf dem Weg zu einem Überfall waren, verhafteten uns und brachten die ganze Band zur nächsten Wache. Wenn das in der Park Lane passiert wäre, hätten die Nachbarn Gesprächsstoff für einige Jahre gehabt.
In Carlisle rauchte ich zum ersten Mal Haschisch. Das verwirrte mich so sehr, dass ich Paranoia schob. Meine Güte, war das wirklich mein Ding? Doch was folgte, passte mir auf gar keinen Fall. Ein Dealer, der aus einer anderen Stadt stammte, kam ungefähr drei Mal in unser Haus, da Neil ihm immer etwas abkaufte. Eines Tages lief er mit drei Koffern auf und fragte uns: „Kann ich die hier deponieren, da ich heute noch einiges an Laufarbeit vor mir habe?“
Wir hatten nicht dagegen. Doch er tauchte nicht mehr auf.
Am nächsten Morgen, so gegen sieben Uhr, hämmerte die Polizei an unsere Tür, brach sie auf und stand plötzlich mitten im Raum. Natürlich fanden sie die Koffer voller Dope.
Wir waren geschockt: „Das gehört uns nicht!“
Sie sperrten die ganze Band ein und veranstalteten einen Höllenaufstand. Ich fühlte mich wie versteinert. Oh nein, was sollen bloß Mum und Dad denken?
Zum ersten Mal „besaß“ ich Drogen, nachdem ich zuvor nur drei Mal gekifft hatte. Wir versuchten den Beamten zu verklickern, dass uns die Koffer nicht gehörten, doch das wussten sie schon längst, da sie den Dealer beschattet hatten, der sie unweigerlich zu unserem Haus führte. Sie verhafteten ihn, wollten aber auch uns was anhängen: „Wenn ihr uns nicht verratet, was hier vor sich geht … die ganzen Drogen waren in eurem Besitz!“
Die Polizei setzte uns mächtig unter Druck und ängstigte uns zu Tode. Wir wurden getrennt und einzeln vernommen. Was sagten wohl die anderen? Eine verflucht schräge Situation!
In den Zeitungen verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, denn es war ein Skandal riesigen Ausmaßes: „Rockband mit Drogen festgenommen!“ Die Meldung wurde sogar landesweit verbreitet und erreichte somit unweigerlich Birmingham. Klar, dass meine Eltern davon erfuhren. Ich kann mir lebhaft das Geläster der Nachbarn vorstellen: „Dass dieser Iommi-Junge ein Drogensüchtiger ist – nein, das hätten wir ja nie gedacht.“
Ich rief Mum an. Sie schäumte vor Wut, weinte, schrie und brüllte: „Du hast Schande über unser Haus gebracht.“
Ein gewisser Sergeant Carlton hatte uns hochgenommen. Er fand schnell heraus, dass wir nicht die harten Schwerverbrecher waren, nach denen sie fahndeten, und half uns aus dem ganzen Schlamassel.
Der Hauptgrund für die Auflösung von Mythology lag in dem Drogen-Fiasko. Es wurde zunehmend schwieriger, Gigs zu bekommen, und so machten Bill und ich uns auf den Weg nach Birmingham. Ich musste wieder bei meinen Eltern einziehen. Es war verdammt peinlich, doch ich wusste nicht, wo ich sonst