Iron Man. Tony Iommi

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Iron Man - Tony Iommi

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oder Kastanien verkauft wurden. Mein Vater war von Beruf Tischler, und zwar ein verdammt guter. Er schreinerte uns das gesamte Wohnungsmobiliar.

      Als ich etwa sieben Jahre alt war, zogen wir vom Eiscreme-Himmel in die Bennetts Road in Washwood Heath, einem Teil von Saltley, der wiederum ein Teil von Birmingham ist. Wir lebten in einem winzigen Wohnzimmer, von dem aus eine Treppe nach oben ins Schlafzimmer führte. Ich muss noch oft daran denken, es ist eine meiner frühesten Erinnerungen, wie Mum mich die steile Treppe hinunter trug und ausrutschte. Ich flog durch die Luft und landete natürlich auf dem Kopf. Vielleicht bin ich deshalb so geworden …?

      Ich spielte fast immer mit Bleisoldaten und besaß ein ganzes Set sowie dazugehörige Panzer. Als Tischler war mein Vater oft auf Montage. Er half dabei die Pferderennbahn in Cheltenham zu bauen. Jedes Mal, wenn er wieder nach Hause kam, brachte er mir etwas für meine Sammlung mit, zum Beispiel ein Spielzeugauto.

      Als Kind hatte ich ständig Angst und kroch – wie auch viele andere Altersgenossen – mit einer kleinen Taschenlampe unter die Bettdecke. Bei meiner Tochter war das nicht anders, denn sie konnte nie ohne Licht einschlafen, und wir mussten die Tür immer einen Spalt weit offen lassen. Wie der Vater, so die Tochter!

      Ein paar Jahre später ließ ich mir einen Schnurrbart wachsen. Der Anlass dafür war ein Vorfall, der sich eines Tages auf der Bennetts Road ereignete. Einige Häuser weiter wohnte ein Typ, der riesige Spinnen sammelte. Mittlerweile sind mir diese Viecher egal, aber damals, im Alter von etwa neun Jahren, hatte ich richtig Angst vor ihnen. Der Typ hieß Bobby Nuisance [dt. Belästigung, Plage], ein Name, der wirklich zu ihm passte. Einmal jagte er mich mit einer der Spinnen. Ich schiss mir fast in die Hose, rannte in einen Schotterweg hinein, stolperte und fiel kopfüber hin. Die scharfen Steine bohrten sich in mein Gesicht, besonders in die Oberlippe. Die Narbe ist immer noch zu sehen. Die anderen Kids nannten mich daraufhin Scarface – Narbengesicht. Ich entwickelte schnell einen schrecklichen Minderwertigkeitskomplex.

      Kurze Zeit nach der Spinnenattacke kam eine zweite Narbe dazu, als mir ein Typ einen sprühenden Feuerwerkskörper direkt ins Gesicht warf. Dieses Mal verschwand im Laufe der Jahre, aber das an der Lippe blieb. Deshalb ließ ich mir so schnell wie möglich einen Schnauzer wachsen.

      Noch während ich in der Bennetts Road lebte, trat ich den Cubs bei, einem Pfadfinderclub. Sie veranstalteten oft kurze Ausflüge, die mir meine Eltern aber verboten, da sie mich wie ein Nesthäkchen behandelten. Außerdem waren die Kurztrips nicht kostenlos. Das konnten sich Mum und Dad nicht leisten, da sie damals mit sehr wenig Geld auskommen mussten. Trotzdem trug ich eine Cubs-Uniform: Kurze Hosen, Socken mit dem aufgenähten Symbol der Pfadfinder, eine Kappe und eine Krawatte. Ich sah aus wie eine jüngere Version von Angus Young, nur mit Narben.

      2: Typisch italienisch!

      Ich zog mir nicht nur körperliche Narben zu, sondern auch emotionale. Ich wusste, dass Dad mich nicht gewollt hatte. Es war ein Unfall gewesen. Als er mal wieder ausrastete, schrie er mich hasserfüllt an: „Ich wollte dich sowieso nie!“

      Bei uns wurde viel geschrien, denn meine Eltern stritten sich ständig. Dad rastete aus, und dann verlor Mum die Beherrschung. Ihr italienisches Temperament brach aus ihr hervor, sie flippte aus und verhielt sich wie eine Wahnsinnige. Sie rissen sich an den Haaren und prügelten sich regelrecht. Als wir noch in der Bennetts Road lebten, versuchte Mum, meinem Vater eins mit einer Flasche überzuziehen, aber er packte blitzschnell ihr Handgelenk, sodass sie ihr Ziel verfehlte. Ich fand das schrecklich, aber am nächsten Tag unterhielten sie sich wieder, als wäre nichts geschehen. Alles recht merkwürdig!

      Mit den Nachbarn gab es häufig Streit. Eines Tages stand Mum hinten im Garten, der durch einen Holzzaun von den umliegenden Grundstücken abgetrennt war. Offensichtlich lästerte jemand über unsere Familie, denn sie tickte wieder aus. Aus meinem Zimmer beobachtete ich, wie sie halb über dem Zaun hing und mit dem Besenstiel auf den Kopf der Nachbarsfrau eindrosch. Und dann kam auch noch Daddy, der sich mit ihrem Mann anlegte, so lange, bis durch den ganzen Streit der Zaun umkippte. Ich hörte das Geschrei und Gezeter und sah aus dem Fenster im ersten Stock, wie sie sich prügelten, und heulte nur noch.

      Wenn ich irgendeinen Unsinn anstellte, musste ich mich auf was gefasst machen. Ich hatte dauernd Angst, einen Fehler zu machen, Angst vor den Schlägen. Aber so war das früher nun mal. Das passierte in vielen Familien, all diese Streiterei und die Gewalt. Vielleicht ist das ja heute noch so.

      In jungen Jahren verstand ich mich nicht mit Dad. Ich konnte ihm nie etwas recht machen und musste mir ständig dumme Sprüche anhören: „Oh, du hast schon wieder keinen Job wie XYZ. Er wird ein Buchhalter, und was soll aus dir mal werden?“

      Dauernd wurde ich von ihm klein gemacht, und auch Mum meckerte mich regelmäßig an: „Du musst dir endlich eine verdammte Arbeit besorgen oder ausziehen!“

      In dem Konflikt lag wohl einer der Gründe für meinen Wunsch, berühmt zu werden. Ich wollte ihnen beweisen, dass ich zu etwas tauge.

      Als ich älter geworden war, gelangte ich an einen Punkt, an dem ich es satt hatte, dass sie mir dauernd ein Ohr abquatschten und mich verprügelten. Einmal lag ich auf der Couch und Dad versuchte mir eine zu kleben. Ich wehrte mich und umfasste seine Hände. Er wurde wütend und fing fast an zu weinen: „Das wirst du nie mehr machen!“

      Es war eine brenzlige Situation, aber er schlug mich nie wieder.

      Als Großvater starb, muss ich ungefähr neun Jahre alt gewesen sein. Er lag zu Hause, wurde sehr krank und fiel dann ins Koma. Ich musste an seinem Bett Wache halten und aufpassen, ob er wieder das Bewusstsein erlangt. Ich saß dort, befeuchtete sein Gesicht, und manchmal regte er sich ein wenig. Als der Todeskampf begann, war ich ganz allein mit ihm. Sein Atem rasselte und ich befürchtete, dass er jeden Moment erstickt. Ich spürte eine tiefe Trauer und hatte gleichzeitig auch Angst. Die Familienmitglieder schauten alle paar Minuten rein und fühlten sich genau wie ich.

      Seit damals habe ich mehrere Menschen sterben sehen. Vor ungefähr 25 Jahren wohnte eine sehr alte, gut gekleidete und höfliche Lady direkt gegenüber von meinem Haus. Sie trug den Spitznamen Bud, sogar ihre Tochter nannte sie so. Ich besuchte sie ein Mal in der Woche und sie sagte immer mit einem Augenzwinkern: „Na los, lass uns einen Brandy trinken.“

      Eines Tages kam ihre Tochter ganz aufgebracht zu mir und flehte: „Schnell, komm rüber, komm schnell rüber.“

      Ich fand die alte Dame bewusstlos auf dem Boden, nahm sie leicht hoch und schrie panisch: „Ruf einen Rettungswagen.“ Als ihre Tochter zum Telefon rannte, starb Bud in meinen Armen. Dieses erstickende, rasselnde Atemgeräusch erinnerte mich an meinen Großvater. Es hörte sich genauso an wie bei seinem Tod: Aus – Exitus!

      Ich wartete mit ihr, bis der Rettungswagen eintraf. Hinterher roch ich am ganzen Körper nach ihrem Parfum. Seitdem vermeide ich diesen Duft, weil er für mich den Geruch des Todes symbolisiert.

      3: Das Geschäft in der Park Lane

      Als ich zehn Jahre alt war, zogen wir in die Park Lane in Aston. Es war ein ziemlich übler und harter Stadtteil von Birmingham, in dem sich viele Gangs rumtrieben. Meine Eltern legten sich dort einen Süßwarenladen zu, doch schon bald verkauften sie auch Obst und Gemüse, Feuerholz, Konserven, eigentlich alles Mögliche, was man zum Leben braucht. Manchmal klopften die Leute mitten in der Nacht an unsere Tür und fragten: „Können wir noch Zigaretten kaufen?“

      Für den Besitzer eines solchen Geschäfts gab es praktisch keinen Feierabend.

      Der Laden verwandelte sich schnell in einen lokalen Treffpunkt. Die Nachbarn versammelten sich vor den Eingangsstufen

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