You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson. Jermaine Jackson

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson - Jermaine Jackson страница 16

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson - Jermaine  Jackson

Скачать книгу

auch – nicht, weil er mit irgendwelchen besonderen Leistungen brilliert hatte, sondern weil Mutter dafür kämpfte, dass er nicht ausgeschlossen wurde. „Du machst ihn kaputt, wenn du ihn nicht mitmachen lässt, Joe“, sagte sie.

      Später war gelegentlich zu lesen, dass ich verletzt oder eifersüchtig gewesen sei, als Michael zu uns stieß, aber das stimmt nicht: Es gab nichts, worauf ich hätte eifersüchtig sein können. Wir waren eine namenlose Gruppe, die noch keinen Schritt aus dem eigenen Wohnzimmer heraus gewagt hatte, insofern gab es gar kein Rampenlicht, das er mir hätte streitig machen können. Noch war es nichts anderes als enthusiastisches Singen unter Brüdern. Früher hatten wir in unseren Etagenbetten gelegen und davon geträumt, große Stars zu werden. Nun sangen wir morgens mit einem Ziel vor Augen. Wenn wir aus dem Bett kletterten, stimmte einer von uns ein Lied an, ein, zwei andere fielen mit ein, und ruck, zuck hatten wir eine schöne dreistimmige Harmonie.

      Es gab hohe Noten, die ich nie erreichte, die Michael aber ganz leicht schaffte. Er sang wie ein Vogel, fand Oktaven, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gab, und unser Vater war sprachlos. Man merkte, dass er Michael nach kurzer Zeit als unerwartetes Plus in seinem großen Plan betrachtete. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war der richtige Name.

      Oft habe ich mich gefragt, wie viele Namen meine Eltern sich für uns durch den Kopf gehen ließen, bis sie sich für die neun entschieden, die es dann schließlich wurden. Nicht, dass das wirklich eine Rolle gespielt hätte, denn aus Sigmund Esco für den Erstgeborenen wurde beispielsweise schnell „Jackie“, weil Papa Samuel sowieso immer von „Jackson Boy“ sprach und das dann aus Faulheit noch weiter verkürzte. Und aus Tariano Adaryl wurde der Einfachheit halber Tito, weil das für uns alle leichter war. Als Kind hat es mich immer fasziniert, wie zwei Leute einen so breitgefächerten Geschmack haben können, dass er vom exotischen Jermaine LaJuane bis hin zu Michael Joe reicht. Später, und vor allem nach seinem Tod, kamen Gerüchte auf, sein zweiter Name sei Joseph gewesen. Vielleicht klang das spannender, weil damit ein zusätzlicher Bezug zu dem komplizierten Vater-Sohn-Verhältnis gegeben war. Allerdings lautete sein zweiter Name laut Geburtsurkunde wirklich schlicht Joe. Beinahe wäre er auf Mama Marthas Wunsch hin Ronald getauft worden, aber Mutter wusste das gerade noch rechtzeitig zu verhindern. Im Hinblick auf die spätere Entwicklung hätte sich Ronald auch irgendwie nicht so gut angehört …

      Michael war das siebte Kind, sein Vorname bestand aus sieben Buchstaben, und die Sieben war seine Lieblingszahl. Numerisch war sein Name damit 777. Das ist der Jackpot. Die Glücks-Sieben. Eine Zahl, die in der Bibel nur einmal vorkommt. In einen Namen kann man viel hineininterpretieren. Der Klang allein hat eine gewisse Kraft, ebenso wie die Geschichte, die er erzählt, und die Erinnerungen, die mit ihm verknüpft sind. Aber die Sieben war für Michaels Identität von zentraler Bedeutung. Sie war auf die Ärmel seiner Jacken gestickt. Wenn er auf Papier herumkritzelte, dann oft immer wieder die Sieben. Die Bleistiftskizzen, die er in späteren Jahren für seine eigene Möbelmarke anfertigte (und die nie in die Öffentlichkeit kamen), zeigten thronartige Polstersessel, in deren Eichenholzrahmen in der Mitte unter der Sitzfläche neben einem verschnörkelten Blumenmuster ebenfalls eine Sieben eingraviert war.

      Wenn ich an all die Namen und Titel denke, die wir in all den Jahren in Erwägung zogen, ob als Songtitel, Albumtitel oder Namen für unsere eigenen Kinder, dann ging es immer darum, denjenigen zu finden, der richtig klang. Und deswegen hätte allen Biografen auch von Anfang an klar sein müssen, dass „The Ripples & The Waves“ nicht zu den ­Optionen zählte, die wir ernsthaft für unsere Gruppe in Erwägung gezogen hätten. Das Gerücht machte zu unserer Erheiterung zwar die Runde und wurde sogar irgendwo abgedruckt. Wahrscheinlich deswegen, weil bei Steeltown Records, die auch unsere ersten Platten veröffentlichten, ein Song namens „Let Me Carry Your Schoolbooks“ von The Ripples And The Waves & Michael erschien. Dass da ein „Michael“ sang, war vermutlich ein schlauer Marketing-Schachzug, um sich an unseren Erfolg dranzuhängen. Der besagte Michael hieß jedenfalls Michael Rogers, und bei The Ripples And The Waves handelte es sich um eine ganz andere Gruppe.

      Unser erster Name hätte dabei noch deutlich schlimmer ausfallen können. Eine Lady meinte, wir brauchten etwas Ausgefallenes, so wie die „El Dorados“. Beinahe hätten wir also einen Namen erwischt, der wie irgendein Cadillac-Modell klang. Glücklicherweise fiel die Idee durch, als wir feststellten, dass es in Chicago schon eine Truppe gab, die so hieß. Joseph wollte, dass „Jackson“ im Namen vorkam, aber es musste gleichzeitig auch etwas Einprägsames sein. Unsere Eltern diskutierten „The Jackson Brothers 5“, und das war eine Weile die erste Wahl, bis Mutter mit einer Frau aus der Nachbarschaft darüber sprach, Evelyn Lahaie, die daraufhin meinte: „Das ist viel zu sperrig. Wieso nennt ihr sie nicht nur The Jackson 5?“ Mrs. Lahaie leitete „Evelyn’s School Of Charm“, ein Institut, das junge Mädchen darin unterrichtete, wie sie sich ansprechend präsentierten, und wusste desahlb in Imagefragen recht gut Bescheid. Und so waren The Jackson 5 geboren. Zumindest auf dem Papier.

      Unser Nachbarsjunge Johnny Ray Nelson war immer gut für Unterhaltung, weil ihn sein Bruder Roy gern mit einer Brechstange zur Tür hinausjagte, und während Johnny lachend flüchtete, drohte Roy laut schimpfend, ihm eins überzuziehen – ruppige Spiele dieser Art waren in Gary an der Tagesordnung. Wenn Johnny gerade nicht auf der Flucht und der Friede wiederhergestellt war, dann hörte er uns durch die offenen Fenster unsere Stücke üben. Er sagte, ihn habe immer fasziniert, dass wir schon in so jungen Jahren so sicher mehrstimmig singen konnten.

      Einmal spielte Michael draußen in der Sonne, und Johnny meinte: „Sing uns ein Lied, dann kriegst du ein paar Kekse.“ Wie aufs Stichwort stellte sich Michael hin und sang. Wir gingen natürlich auch sofort auf diese nachbarliche Aufforderung ein, und ruck,zuck standen fünf Brüder am Zaun und gaben Johnny Ray Nelson für einen Teller Kekse eine Privatvorstellung.

      Von 1962 bis zum Sommer 1965 feilte Joseph immer weiter an unserem großen Auftritt, bis er endlich das Gefühl hatte, wir seien bereit. Wir hatten einen straffen Plan für die Proben: Montags, mittwochs und freitags ab halb fünf, sobald die Schule zu Ende war, nonstop bis sieben oder manchmal auch neun Uhr abends.

      Anfang der Sechziger feierten die Temptations ihren großen Durchbruch, und sie wurden zu unseren neuen Vorbildern. Für Joseph waren Dave Ruffins sanfter, aber doch rauer Gesang ebenso wie seine Bühnenpräsenz die neue Messlatte für unsere eigene Leistung. Dabei erwartete er von uns nicht etwa, dass wir mit Ruffin gleichzogen, sondern dass wir ihn übertrafen. Die Temptations mochten ja eine ziemlich große Nummer sein, aber für unseren Vater waren sie gerade die unterste Stufe dessen, was er sich für uns vorstellte. Überall in Amerika gebe es Gruppen, die es darauf anlegten, die nächsten Temptations zu werden, sagte er. „Ihr werdet nicht die nächsten sein, sondern schlicht viel besser!“

      Mit einer Handbewegung deutete er unsere Zielrichtung an. „Wir wollen euch nicht hier“, sagte er und hielt die Hand auf Hüfthöhe. „Wir wollen euch hier“, die Hand wanderte zu seinem Scheitel, „und wenn ihr da angekommen seid, dann hier!“ Nun schwebte sie ein gutes Stück über seinem Kopf. „Zielt ganz nach oben … immer höher und höher …“ Die Reaktion der Zuschauer sollte nicht etwa sein: „Für so kleine Kids waren die ziemlich gut.“ Joseph wollte etwas anderes hören: „Wow – wer sind denn die?“ Das würde uns gelingen, indem wir Auftritte ablieferten, die das Publikum emotional berührten, sagte er. „Wenn die Leute euch zusehen, dann kontrolliert ihr sie und zieht sie in eure Welt. Ihr müsst den Text richtig verkaufen. Bringt sie dazu, dass sie aufstehen und kreischen.“

      Wir fünf Jungen, die noch nicht einmal das Teenageralter erreicht hatten, fragten uns insgeheim, wodurch man Leute zum Kreischen brachte.

      Wenn Mama Martha beim Abwaschen das Geschirrtuch auswrang, dann quetschte sie dabei auch noch den letzten Wassertropfen heraus. Joseph machte es mit uns genauso. Und als wir allmählich ein Gefühl dafür bekamen, wie sich unser Auftritt entwickelte, verstanden wir auch besser, in welche Richtung es gehen sollte, und wir schmückten unsere Show entsprechend aus, allen voran Michael. Wenn Joseph uns sagte, wir sollten ein wenig zur

Скачать книгу