Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer
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Nachdem ihn Gloria dazu ermutigt hatte, versöhnte sich Jay-Z 2003 mit seinem Vater und kaufte ihm ein möbliertes Apartment: „Ich konnte ihm endlich alles sagen, was ich wollte“, erzählte Jay-Z dem Rolling Stone. „Ich sagte ihm einfach, was ich fühlte. Weder schrie noch weinte ich. Nichts Drastisches oder Dramatisches. Es war sehr erwachsen, aber es war auch sehr hart. Ich ließ ihn nicht vom Haken. Ich ging mit ihm sehr hart ins Gericht.“ Vater und Sohn gelang der Brückenschlag, aber es verging nicht viel Zeit und er trank sich selbst zu Tode. Er verstarb in derselben Nacht, in der Jay-Z in New York einen Nachtclub namens 40/40 eröffnete. „Er ist gegangen“, erklärte er in GQ. „Er war nicht bei sich.“ Obwohl sie keine einfache Beziehung zueinander gehabt hatten, war der Tod des Vaters doch eine schmerzhafte Angelegenheit. „Diese Verbindung aufzubauen, nur um sie dann wieder zu verlieren, war am schlimmsten.“
Trotz seines schwierigen Starts ins Leben gelang es Jay-Z zum Glück, den Willen aufzubringen, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Seine Rettung war der Hip-Hop – eine Leidenschaft, die seine Mutter zu entfachen half, indem sie ihrem Sohn einen tragbaren Ghettoblaster kaufte, nachdem sie es satt gehabt hatte, dass ihr Junge bis spät in die Nacht Beats auf dem Küchentisch trommelte. Nachdem er sich eine Art Stegreif-Rap namens Freestyle, bei dem die Texte in der Regel spontan entstehen, beigebracht hatte, begann er bald ganze Tracks zu schreiben. Binnen kurzer Zeit wurde er in seiner Nachbarschaft unter dem Namen Jazzy bekannt – ein Spitzname, der sich vom Pseudonym seines Mentors, einem angesehenen Rapper namens Jaz-O, ableitete. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus schließlich Jay-Z. Ein weiterer seiner Spitznamen ist Hova, abgeleitet von Jehova, nachdem er als „Gott des Raps“ bezeichnet worden war.
Jay-Z, der genauso geschäftstüchtig wie musikalisch talentiert war, unternahm seine ersten Schritte hin zu seinem Geschäftsimperium, indem er CDs aus dem Kofferraum seines Autos verkaufte. 1995 gründete er zusammen mit Damon Dash und Kareem Burke seine Plattenfirma Roc-A-Fella. Nachdem er sein erstes Album mit dem Titel Reasonable Doubt veröffentlicht hatte, arbeitete er mit Rap-Stars wie etwa seinem alten Schulfreund The Notorious B.I.G., der tragischerweise 1997 in Los Angeles erschossen werden sollte, zusammen. Jay-Z war am Boden zerstört, als er von seinem Tod erfuhr, wie er gegenüber Vibe betonte: „Ich kann gar nicht beschreiben, was dieser Verlust für mich bedeutete. Es war schlimmer, als jemanden durch das Drogengeschäft zu verlieren, weil du über die Risiken auf der Straße Bescheid weißt – Tod oder Knast. Aber hier ging es doch eigentlich um Musik.“ Obwohl der bis heute ungelöste Mord ihn in Erwägung ziehen ließ, sich aus der Rap-Szene zurückzuziehen, entschied er, dass es „eigennützig“ wäre, diesem Impuls nachzugeben, und er schon aus Respekt für B.I.G. am Ball bleiben müsse.
Nachdem er sich ein paar Jahre lang abrackern hatte müssen, gelang ihm schließlich mit dem Album Vol 2 … Hard Knock Life und der Single „Hard Knock Life (Ghetto Theme)“ – mitsamt Samples aus dem Musical Annie – der Durchbruch zum Status eines Superstars. Der Song, der im Jahr 1998 erschien, war sein erster transatlantischer Hit und stieß in den UK-Charts bis auf Platz zwei vor. 1999 gründete Jay-Z zusammen mit seinem Partner Damon Dash außerdem die Modelinie Rocawear, die schon bald bis zu 700 Millionen Dollar jährlich abwerfen sollte.
Als Jay-Zs musikalisches Meisterwerk gilt weithin sein Album The Blueprint aus dem Jahr 2001, das sein Freund Kanye West half zu produzieren. Das Album kam am Tag der Terroranschläge auf die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York in den Handel und ging trotz der Umstände immerhin eine halbe Million Mal über die Ladentische und schaffte den Sprung an die Spitze der Albumcharts. Allerdings war es für Jay-Z persönlich eine schwere Zeit: Auf ihn warteten zwei Strafprozesse – im einen ging es um illegalen Waffenbesitz, im anderen um Körperverletzung. Er beteuerte stets seine Unschuld bezüglich der Waffen-Geschichte und die Anklage wurde später fallengelassen, doch wurde er im Oktober zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt, nachdem er sich schuldig bekannt hatte, den Musikmanager Lance Rivera auf einer Party niedergestochen zu haben. In seinem Buch von 2010, Decoded, beschrieb er, was ihn so in Rage gebracht hatte: Ein Bootleg seiner jüngsten Aufnahmen war bereits einen Monat vor dem geplanten Release an die Öffentlichkeit gekommen. Da er in Lance Rivera den Schuldigen gefunden zu haben glaubte, suchte er auf einer Party im New Yorker Kit Kat Klub die Konfrontation mit ihm. „Rivera wurde mitten im Club richtig laut mit mir“, schrieb Jay-Z. „Es war seltsam. Wir gingen auseinander und ich begab mich an die Bar … Ich stand … unter einer Art Schock … Ich ging zu ihm zurück, aber dieses Mal verlor ich vor lauter Wut total die Besinnung.“ Er fügte hinzu, dass er beschloss, sich schuldig zu bekennen, nachdem er den Prozess gegen seinen Freund Puff Daddy wegen eines Waffenvergehens, bei dem er freigesprochen worden war, verfolgt hatte. Seine Schilderung des Vorfalls beendete Jay-Z mit einer überraschend positiven Anekdote: „Das Witzige daran – wenn man irgendetwas an der Sache als witzig bezeichnen will – war, dass sich die gefütterte Jacke von Rocawear, die ich trug, als man mich den Kameras vorführte, in den letzten drei Wochen vor Weihnachten wie warme Semmeln verkaufte.“
Jay-Zs Liebesleben war – ähnlich dem von Beyoncé – nicht uneingeschränkt glücklich. Im Verlauf der Jahre war er mit einer Reihe von Damen locker verbandelt gewesen – man sagte ihm etwa Techtelmechtel mit der Schauspielerin Rosario Dawson, den Sängerinnen Missy Elliott, Lil’ Kim und der mittlerweile verstorbenen Aaliyah sowie dem R&B-Star Blu Cantrell nach. Dem Rolling Stone beichtete er, dass der Umstand, dass sein Vater seine Mutter sitzen gelassen hatte, seine eigene Beziehung zu Frauen beeinflusst habe. „Sogar wenn ich mit Frauen zusammen war, war ich nicht wirklich bei ihnen. Im Hinterkopf dachte ich mir immer, dass ich, ihr wisst schon, wenn dieser Shit auseinanderbricht, was auch immer … Deshalb ließ ich mich nie wirklich auf etwas ein. Ich ließ nie die Deckung sinken. War immer misstrauisch, konnte mich nie fallenlassen.“ Infolgedessen, so gab er zu Protokoll, hatte er wegen einer Frau noch nie unter einem gebrochenen Herzen leiden müssen.
Aber seine Geduld wurde belohnt: Kurze Zeit nachdem er Beyoncé kennengelernt hatte, wusste er bereits, dass sie die Frau seiner Träume war. Als sie gerade frisch ein Paar waren, wussten nur ihr Familie und seine engsten Freunde Bescheid. In der öffentlichen Wahrnehmung war sie immer noch Single und lebte ein extrem behütetes Leben bei ihren Eltern, was zu Gerüchten führte, dass sie es ihr sogar ausdrücklich verboten hätten, sich mit jemandem zu treffen. Tina wies solche Anschuldigungen aber zurück. „Welche Mutter würde nicht wollen, dass ihre Tochter einen Freund hat?“, sagte sie verächtlich gegenüber Ebony. „Ich bin nicht anders als andere Mütter. Ich will, dass meine Kinder glücklich und nicht einsam sind.“ Sie ergänzte: „Es ist dämlich, wenn jemand glaubt, dass Beyoncés Dad so viel Kontrolle über sie hätte, dass er ihr einen Freund verbieten könnte.“ Ebenso satt hatten sie und Mathew die seit Jahren kursierenden Gerüchte, sie wären „Sklaventreiber“, die Destiny’s Child an ihre Grenzen pushten und ihnen jeglichen sozialen Anschluss untersagten. „Nun da sie 18 beziehungsweise 19 Jahre alt sind, können wir sie nicht aufhalten, auf Partys zu gehen“, gab Tina zu verstehen. „Sie können machen und lassen, was sie wollen. Wir können sie nicht wie ‚Sklavinnen‘ behandeln. Warum sie dann so hart arbeiten? Weil sie eben verstehen, was nötig ist, um erfolgreich zu sein.“
Destiny’s Child wurden im September 2001 eingeladen, ein besonderes Konzert für ihr größtes Idol, Michael Jackson, zu geben. Diese Gala, die in New York veranstaltet wurde und anlässlich Jacksons 30-jährigem „Thronjubliäum“ als „King of Pop“ stattfand, sollte ihm eine passende Bühne für seine erste Performance auf amerikanischem Boden seit über zehn Jahren bieten. Außerdem sollten auch Whitney