Immer weiter. Lloyd Bradley

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Immer weiter - Lloyd  Bradley

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So ersparte ich es mir auch, einkaufen gehen zu müssen, was ich ohnehin nie wirklich gern getan hatte. Außerdem fehlte mir nun schlichtweg die Zeit dafür. Dagmar ist immer noch meine Freundin und schon damals verstand sie, was ich wollte. Es musste besonders aussehen, aber nicht so, als würde ich damit gleich auf die Bühne steigen. Schließlich musste ich es auch noch zum Abendessen oder so tragen. Sie war in der Lage, meine Ideen zu modifizieren, und verbesserte sie sogar noch. Wenn ihr ein bestimmter Stoff in die Hände fiel oder sie eine Idee hatte, die gut zu mir passen könnte, kontaktierte sie mich einfach. Da sie meine Maße bereits hatte – und die blieben in meiner Zeit bei Boney M. immer konstant! –, konnte ich sie ganz sich selbst überlassen. Wenn ich etwas für einen bestimmten Anlass brauchte, versorgte sie mich stets rechtzeitig mit dem exakt richtigen Outfit. Somit verfügte ich über viele wunderbare Kostüme für einmalige Anlässe. Ich brauchte keine Ausreden zu finden, um voll ausstaffiert und geschminkt über den Flughafen zu staksen, und kleidete mich ein wenig sorgfältiger, was ein bisschen länger dauerte. Aber warum nicht? Das war nun mal mein Job, und wie sich herausstellte, war es der beste Job der Welt.

      Unser Terminplan war randvoll. Wenn wir ein bis zwei Monate auf Tour waren, klapperten wir bis zu 20 Länder ab. Aber es machte alles großen Spaß. Wir verdienten Geld für die Plattenfirma und die Konzertveranstalter, weshalb die Budgets nun viel größer waren, was wiederum mit sich brachte, dass sich das Leben auf Tour für uns viel komfortabler gestaltete. Die Hotels wirkten gehobener und wenn wir innerhalb Deutschlands reisten oder uns am Flughafen trafen, wurden wir in einem Pullman transportiert, der Mercedes-Version einer Stretch-Limousine mit Luxusausstattung.

      Im Unterschied zum ersten Jahr bestand ich bei Auslandsreisen nun auf Erste-Klasse-Flügen. Das wurde so wichtig für mich, dass es gar nicht mehr anders ging. Manchmal musste ich selbst dafür bezahlen, obwohl ein Veranstalter oder die Plattenfirma es uns zugesichert hatte. Wenn wir dann am Flughafen eintrafen, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass wir nur in der Economy Class sitzen sollten. Oder aber die erste Klasse war zwar für uns gebucht, aber nicht bezahlt worden. Dabei ging es nicht darum, die Diva raushängen zu lassen, die glaubt, sie stünde über den anderen Leuten. Vielmehr waren die Flüge eine der wenigen Möglichkeiten, mich zu entspannen – auch wenn es sich nur um ein paar Stunden handelte. Ich brauchte dafür meinen Freiraum. Fliegen ist ohnehin schon stressig genug und ich wusste, dass ich ausgeruht sein musste, um in der Lage zu sein, eine ordentliche Show abzuliefern und dabei gut auszusehen. In der ersten Klasse konnte ich wenigsten meine Beine hochlegen, Champagner schlürfen und meine Gedanken sammeln. Nachdem wir angefangen hatten, regelmäßig mit dem Flugzeug zu reisen, war ich schnell zu dem Schluss gekommen, dass ich so am einfachsten zu etwas Zeit nur für mich käme. Allzu oft schliefen wir zu verqueren Zeiten und schlangen irgendwo unterwegs ein paar Bissen hinunter. Dagegen war die erste Klasse eine Wohlfühl-Oase, die mir half, mit all den widrigen Umständen zurechtzukommen.

      Am Flughafen erwarteten uns bereits Journalisten. Manchmal wurde auch eine Pressekonferenz im Hotel abgehalten. Ich musste also wissen, was ich von mir gab und aufmerksam genug sein, um Fragen zu beantworten. Außerdem mussten wir gut aussehen, da uns immer Fotografen verfolgten, egal wohin. In der ersten Klasse konnte ich mich in Ruhe schminken und vor der Landung meinen Hut zurechtrücken, ohne dass jemand an die Toilettentür pochte.

      Oft bestand auch die Gefahr, dass wir nach unserer Ankunft im Hotel keine Zeit zum Essen hätten, sondern direkt zur nächsten Location gekarrt würden, wo in der Garderobe nur kalter Aufschnitt auf uns wartete. Oder wir kamen so spät im Hotel an, dass ich nicht mehr fürs Abendessen wach bleiben wollte. In der ersten Klasse zu fliegen erlaubte es mir, eine gepflegte Mahlzeit zu mir zu nehmen und in behaglichem Ambiente zu speisen.

      Die Gewichtsbeschränkungen beim Gepäck waren ein Nachteil davon, dass wir immer glamourös aussehen mussten: Je größer wir wurden und je länger wir auf Tour gingen, desto mehr eigenen Kram mussten wir mit uns herumschleppen. Bevor ich bei Boney M. ausstieg, reiste ich mit sieben Koffern. In der ersten Klasse war das kein Problem, doch ansonsten mussten wir immer Aufpreise berappen, weil wir mit Übergepäck reisten.

      Jeder, der sich in irgendeiner ungewöhnlichen, fordernden Situation wiederfindet, muss seine eigenen Lösungen finden, um damit klarzukommen. Wenn nicht, wird man relativ bald mürbe davon. Liz, Maizie und Bobby hatten ihre eigenen Methoden. Mir bedeuteten die Erste-Klasse-Flüge aber so viel, dass ich mich deswegen sogar mal mit der Plattenfirma anlegte, um sicherzustellen, dass wir von nun an immer so reisten – nicht nur ich, sondern die ganze Gruppe, weil ich wusste, wie sehr wir davon profitieren würden. Ich schaltete auch im Namen der anderen auf stur und ließ die Plattenfirma und Frank wissen, wie sehr es sich für sie bezahlt machen würde, wenn wir unsere Promo-Auftritte und Konzerte zufrieden und ausgeruht absolvierten. Selbstverständlich leuchtete ihnen das ein, woraufhin sie uns die Erste-Klasse-Flüge genehmigten.

      Auch bezüglich unserer Unterbringungen sprach ich ein Machtwort. Zwar hatten wir nach Take the Heat off Me die Einzelzimmer in billigen Motels gegen Doppelzimmer in besseren Hotels eingetauscht, aber ich wünschte mir eine Suite mit voneinander getrennten Wohn- und Schlafbereichen. Das würde uns etwas Privatsphäre verschaffen. Wenn dann irgendwer vorbeikäme – die anderen Mitglieder der Gruppe oder sonst wer – müsste man sie nicht im Schlafzimmer empfangen. Vor allem wenn das Bett nicht gemacht war, nervte das. Ich stamme schließlich aus Jamaika, wo dein Bett immer gemacht und frisch sein muss, wenn jemand dein Zimmer betritt. Auch erleichterten es uns die Suiten, uns zu entspannen, wenn wir gerade nicht in der Stimmung waren, uns hinzulegen. Also verkündete ich: „Ich arbeite hart und will daher auch eine Suite für mich haben – nicht nur so ein kleines Zimmer!“ Natürlich profitierten auch die anderen davon.

      Zur Zeit der Veröffentlichung von Love for Sale ließ ich die ersten 18 Monate als Mitglied von Boney M. zum ersten Mal richtig Revue passieren. Ich dachte daran, wie sehr sich doch alles ausgezahlt hatte, obwohl ich ursprünglich meine Solokarriere weiterverfolgen wollte. Sogar nachdem ich mich der Gruppe angeschlossen hatte, war ich noch unsicher gewesen, was das betraf. Als ich nun zurückblickte, erkannte ich, dass nichts passiert war, was irgendwelche Befürchtungen gerechtfertigt hätte. Stattdessen schien alles in Butter zu sein. Ich fürchtete mich vor allem davor, nicht mehr wie früher die Kontrolle über meine eigene Karriere zu besitzen. Ich sorgte mich auch, dass wir nicht die bestmögliche Behandlung erfuhren. Allerdings betrieb die Plattenfirma einen großen Aufwand für uns und investierte einiges in uns, vor allem als wir anfingen, Hits abzuliefern. Wir waren somit in der Lage, uns gut zu präsentieren, und wurden maximal in den Plattenläden platziert. Wir hätten gar nicht noch mehr Promo-Auftritte und TV-Gigs absolvieren können. Ich freute mich sehr darüber, da ich das Gefühl hatte, ich würde mich jener Ebene nähern, die ich als Künstlerin erreichen wollte und von der aus ich so vielen Leuten wie möglich zeigen konnte, wozu ich in der Lage war. Natürlich mussten unterwegs ein paar Streitereien ausgefochten und Forderungen ausgesprochen werden. Darum kümmerte ich mich in der Regel, da ich schon Erfahrung als Solokünstlerin vorzuweisen hatte. Manchmal ging es dabei um Finanzielles, um die Gagen, die wir auf Tour erhielten. Doch im Allgemeinen unterhielt ich mich mit den Leuten von den Plattenfirmen über Fragen bezüglich unseres Komforts und Wohlbefindens. Auch wenn es manchmal wie ein einziger langer Kampf anmuten mochte, bekamen wir üblicherweise, was wir wollten. Die Plattenfirma wusste zwar, was sie zu tun hatte, leistete dem aber mitunter erst auf hartnäckiges Zurufen hin Folge. Auch begegneten die Leute vom Label uns anfangs ziemlich misstrauisch, da Frank sich stets zwischen sie und uns gestellt hatte, weshalb sie gar nicht so recht wussten, um wen es sich bei Boney M. eigentlich handelte. Tatsächlich waren sie sich nicht einmal sicher, ob sie es bei uns mit echten Sängern zu tun hatten. Frank begleitete uns nur selten auf Tour, weshalb wir während der Promo-Veranstaltungen rund um die ersten paar Veröffentlichungen das Gefühl hatten, sie würden uns erst einmal abtasten.

      Unterm Strich erhielten wir, was wir wollten, weil letzten Endes ja wir selbst dafür aufkamen. Was immer sie einem zu Beginn auch bezahlen, holen sie sich bei den Tantiemen, die einem zustehen, wieder zurück. Sobald sie sich sicher sind, dass ein Act erfolgreich genug sein wird, um die Ausgaben zurückzuzahlen, macht es ihnen nichts aus, für alles aufzukommen. Allerdings ist es im Plattenbusiness

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