Judengold. Erich Schütz

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Judengold - Erich Schütz

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griff zu seinem Schlüsselbund, nahm einen Stuhl, ging zu dem Fenster, stellte sich auf den Stuhl und öffnete mit einem Vierkantschlüssel die Luke.

      Bernd sah zu ihm auf, seine Augen waren verquollen.

      Sibold sah, dass der Junge geweint hatte. Er schaute zu seinem Kollegen, gab ihm mit seinem Ellenbogen einen leichten Schubs, und die beiden begannen mit ihrem Verhörspiel.

      »Bernd«, sagte Sibold sanft, »wir müssen jetzt nach vorne schauen. Ihr habt euch die Scheiße eingebrockt, jetzt müssen wir darauf achten, dass wir zusammen ohne großen Schaden für euch die Suppe wieder auslöffeln. Du bist noch jung, versau dir dein Leben nicht wegen einiger Typen, die euch nur ausnutzen. Mach reinen Tisch, und ich helfe dir aus der Scheiße.«

      Bernd schluchzte.

      Sibold schob nach: »Warum willst du uns nicht sagen, von wem das Gold und Geld ist? Was hast du zu verlieren? Du sitzt hier im Knast, und die schicken die nächsten Kuriere los. Du könntest mit der Wahrheit auch deinem Bruder helfen. Dumm, dass er durchgedreht ist. Er baut einen Mist nach dem anderen. Hilf ihm. Du kannst ihn vor weiterem Unsinn bewahren.«

      Bernd schaute den Kommissar unsicher aus seinen verweinten Augen an.

      Sibold schnappte sich einen Stuhl, schob den übel riechenden Eimer mit einem Fuß von sich und setzte sich neben Bernd. »Schau mal, du warst in dem Wagen, mit dem ihr versucht habt, Geld und Wertsachen zu schmuggeln. Ein Vergehen gegen das Zollverwaltungsgesetz; Punkt, das ist das eine. Mein Gott, dafür gibt es Geldstrafen. Das andere ist die Frage: Woher stammen das Geld und das Gold? Dahinter verbergen sich die Fragen, die wir aufklären werden. Und dahinter stecken vermutlich Verbrechen, für die du deinen Kopf nicht hinhalten solltest. Da würde ich an deiner Stelle lieber aussagen.«

      Der junge Mann schwieg. Er schaute von Sibold zu dessen Kollegen, dann zu dem Justizvollzugsbeamten.

      Sibold gab dem Schließer ein Zeichen, daraufhin verließ dieser die Zelle. Sein Kollege übernahm jetzt in einem strengeren Ton den weiteren Part des Verhörs: »Der Mordversuch an einem Zollbeamten wiegt schwer. Es kann sein, dass Sie die Waffe nicht in den Händen hatten. Gut, wir haben keine Fingerabdrücke von Ihnen auf der Pistole gefunden. Aber es gibt ja auch Handschuhe.«

      Bernd drehte sich auf seinem Bett um. An die Wand nuschelte er: »Ich will meinen Anwalt sprechen, das ist mein Recht.«

      »Das ist dein Recht, aber nicht immer der beste Rat. Denk daran, du kannst mich immer sprechen, und ich meine es gut mit dir«, versicherte Sibold, stand auf und verließ die Zelle.

      Sein Kollege folgte ihm. In dem kahlen Gang warteten sie, bis der Schließer das Fenster wieder verriegelt hatte, dann folgte auch er ihnen, drehte den Schlüssel dreimal um, und sie gingen gemeinsam ein Stockwerk höher vor die Zelle von Sven.

      Sibold spähte durch den Spion.

      Sven saß auf einem Stuhl. Er stierte stur vor sich hin.

      Sibold beobachtete ihn eine kurze Zeit. Dann ließ er die Zelle öffnen und trat mit seinem Kollegen ein.

      Sven Vierneisel war aufgestanden, stellte sich vor die beiden Beamten und starrte ihnen herausfordernd ins Gesicht.

      Eine knappe, unfreundliche Begrüßung von beiden Seiten eröffnete das Verhör. Sibold gab seinem Kollegen ein Zeichen, das heißen sollte, dieser habe mit seiner Art der Befragung zu beginnen.

      »Mordversuch an einem Kollegen! Da würde ich mir das gestohlene Gold und Geld nicht auch noch in die Schuhe schieben lassen, Herr Vierneisel. Wir haben die Pistole untersucht. Die Fingerabdrücke auf der Pistole sind mit den Ihren identisch. Dazu ein Kollege, der bezeugt, dass Sie geschossen haben. Da würde ich jetzt doch mal versuchen, einige Dinge zu klären, oder?«

      »Herr Kommissar«, lachte Sven frech, »das ist doch Ihr Job. Klären Sie mal auf, was Sie meinen klären zu können. Mein Anwalt wird Ihnen dann schon sagen, was wir davon halten.«

      »Interessanter ist für uns, was Ihr Bruder sagt.« Horst Sibold hatte keine Lust auf diesen coolen Typen und mischte sich voreilig ein. Er hatte sich am Morgen schon vorgenommen, die beiden Brüder gegeneinander auszuspielen. Das Gespräch mit diesem hartgesottenen Sven konnten sie sich sparen, da war er sich sicher. Also log er: »Ihr Bruder hält Ihr Spiel nicht aus. Er will aussagen. Er hat uns gebeten, zuvor nochmals mit Ihnen zu sprechen. Ihm wäre es lieber, wenn Sie mit Ihrer Aussage Ihre eigene Situation verbessern würden. Wenn Sie uns helfen, Ihre Hintermänner zu überführen, dann, das wissen Sie genau, können Sie mit Strafmilderung rechnen. Und das haben Sie verdammt nötig.«

      Sven winkte gelassen ab, drehte sich um und setzte sich auf sein Bett. Gelangweilt streckte er sich darauf aus.

      »Bernd wird morgen aussagen, das hat er uns versprochen«, drohte Sibold, »Sie haben jetzt noch bis morgen früh Zeit, Ihre Situation zu verbessern. Sie können uns jederzeit rufen lassen. Nützen Sie Ihre Chance, Herr Vierneisel, guten Tag.«

      Kapitel 6

      Leon Dold hatte schlecht geschlafen, er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Nachdem er gestern Abend nach der Pressekonferenz in Singen Lena belogen hatte, wollte er heute Morgen sofort zu ihr nach Taisersdorf fahren. Sie wohnte noch immer in dem alten Bauernhaus, inmitten des kleinen Ortes, auf den Höhen des Salemer Tals, wo er sie vor einem Jahr zum ersten Mal getroffen hatte.

      Leon schaute mürrisch aus seinem Fenster in Überlingen. Über dem See standen undurchdringliche Nebelschwaden. Er sah nicht einmal von seiner Wohnung aus, über den Finger des Überlinger Sees, bis zur anderen Uferseite. Im Sommer gab es über diese knappe Distanz von weniger als drei Kilometern öfter Schwimmveranstaltungen. Heute schien es, als würde das ›schwäbische Meer‹ am Horizont kein badisches Ufer haben; vielleicht drüben in Amerika, irgendwo weit weg.

      Leon fuhr gemächlich aus seinem Wohngebiet im Westen der Stadt über Owingen in die Höhen des Linzgaus. Er hatte es nicht eilig. ›Modern Times‹ von Bob Dylan lief von der CD. ›Thunder on the Mountain‹ stimmte ihn auf Lena in ihrem Bergdorf ein. Jeden Höhenmeter, den er sich mit seinem alten Porsche höher schraubte, klarte die Sicht auf. Der See liegt auf 390 Meter Meereshöhe, Taisersdorf auf 600. Mit ›Someday Baby‹ stand er vor ihrer Haustür. Hier lachte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und die Rosen an der Hauswand blühten kräftig rot, als gäbe es unten am See keinen Herbstnebel und als hätte Petrus dieses Jahr den Novemberbeginn verschlafen. Es schien, als wollte es gar keinen Winter geben. Ein gutes Zeichen, hoffte Leon, blinzelte der Sonne zu und klingelte zögernd.

      Es dauerte, bis Lena öffnete. Dann sah er ihr blasses Gesicht, ihre farblosen Augen und ein Desinteresse in ihrem Gesichtsausdruck, wie er es noch nie zuvor an ihr gesehen hatte.

      Sie hatte sich ein Tuch um ihren kahlen Schädel gewunden, den sie sich selbst, als der Haarausfall vor vier Wochen begann, rasiert hatte. Sie lächelte gequält, ließ ihn in der offenen Haustür stehen und ging einfach zurück in ihr Schlafzimmer.

      Ihm hatte ihr Anblick einen tiefen Stich in sein Herz gegeben. Er war ihr in das Schlafzimmer gefolgt, öffnete die verschlossenen Fensterläden und erinnerte sich an die erste Nacht bei ihr.

      Lena hatte sich in ihr aufgewühltes Bett gelegt und schaute erwartungslos zu ihm. Sie war schon immer schlank gewesen, jetzt wurde sie mager. Ihre Augen waren tiefer in die Höhlen gekrochen, der Rand war schneeweiß, ihre Wangen glühten feuerrot. Er legte seine Hand auf ihre Stirn und sagte. »Eigentlich ganz normale Temperatur.«

      »Ja, Herr

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