Zertrumpelt. Corey Taylor

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Zertrumpelt - Corey Taylor

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hat, dann hat man das angesprochen, protestiert und zu erklären versucht, wie widerlich das der ganzen Welt erscheinen muss. Das hat uns in unserer Entwicklung als Menschen und als gute Nachbarn weitergebracht. Damals ging es auch um große Themen, wie um Vorurteile und Rassismus (und das sind zwei verschiedene Sachen, ihr Lieben), um Korruption und Machtmissbrauch. Heute gibt es diese großen Themen zwar immer noch, aber man nimmt gar nicht mehr wahr, wie wichtig sie sind, weil inzwischen alles in dieser Größenordnung diskutiert wird, von der Farbe der Kaffeebecher bei Starbucks bis zu einem Walmart-T-Shirt mit einem Spruch, der sich über Zwangsstörungen lustig macht.

      Ich will das mal so erklären: Ihr wisst doch, wie das ist, wenn etwas mit den Wasserleitungen in eurem Haus nicht stimmt? Wenn die Rohre Geräusche machen, weil zum Beispiel Luft in den Leitungen ist? Da gibt es so ein hohes Pfeifen, wie ein böser Badezimmergeist, der in den höchsten Tönen quietscht. Das ist ein Geräusch direkt aus der Hölle, und es nervt kolossal. Jetzt stellt euch mal vor, alles in eurem Haus würde so einen Lärm machen, aus den schwachsinnigsten Gründen. Wenn jemand im Schlafzimmer das Licht angelassen hat – Nervgeräusch. Wenn eine einzelne Socke im Trockner liegengeblieben ist – Nervgeräusch. Wenn niemand den Müll rausgebracht hat – Nervgeräusch.

      Versteht ihr jetzt, weswegen die Leute einfach abschalten? Wenn es einen Ton für soziale Medien gäbe, dann wäre das hundertprozentig solch ein Nervgeräusch. Wobei ich glaube, wenn soziale Medien tatsächlich immer einen bestimmten Ton von sich gäben, würden sich sowieso viel weniger Leute den ganzen Tag damit beschäftigen. Was ich damit sagen will, ist: Man will das ganze Gequatsche irgendwann einfach nicht mehr hören. Ich weiß, dafür werde ich jetzt ordentlich was einstecken müssen, aber es ist doch so wie in der Geschichte von dem Jungen, der jede Nacht um Hilfe gerufen hat, weil angeblich ein Wolf kam, und der dann gefressen wurde, weil irgendwann keiner mehr darauf reagiert hat. Ihr Liberalen da draußen, aufgepasst: Wenn man ein Kreuz als Schmuck oben auf den Weihnachtsbaum setzt, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn man andere damit durchkommen lässt, dass sie Menschen rassistisch oder sexistisch beleidigen. Das sind Sachen, GEGEN DIE MAN NICHT MIT DERSELBEN VEHEMENZ PROTESTIEREN SOLLTE. Klar, ich hab schon kapiert: Das Kreuz repräsentiert nicht alle Menschen. Aber jetzt mal ehrlich, welches Symbol unserer Zeit täte das denn und wäre von daher oben auf dem Weihnachtsbaum gut aufgehoben? Naaaa? Merkt ihr was?

      Der Titel dieses Kapitels bezieht sich ja darauf, als Band auf Tour unterwegs zu sein – on the road. Ich sag euch jetzt auch, warum, denn darin steckt die eigentliche Botschaft, die ich mit diesem Buch vermitteln möchte. Ihr wisst vielleicht, dass ich auf der Welt schon ein bisschen rumgekommen bin. In Spanien habe ich wunderschöne Kathedralen gesehen, und ich habe einen steifen Hals bekommen, als ich mit meinen Kids die Stroboskoplichter vom Eiffelturm angesehen habe. In London bin ich durch historische Gebäude geschritten und in Moskau über den Roten Platz gegangen. In Tokio und São Paulo, in Sydney und Singapur habe ich mich durch die ganze Küche probiert. Ich war auf der ganzen Welt, und trotzdem ist das beste Land der Welt für mich immer noch mein eigenes – hauptsächlich wegen der Städte und Landschaften, aber auch wegen der Leute. Zu den Dingen, die Politiker uns immer wieder einbläuen, gehört ja auch, dass es in jedem Bundesstaat völlig verschiedene Kulturen gibt, zwischen denen sich teilweise sehr tiefe Gräben auftun. Verdammt, sowas Ähnliches habe ich zu Beginn dieses Kapitels ja auch schon gesagt, als ich darauf einging, wie verschieden wir alle sind. Und das ist auch so: Es gibt riesengroße Unterschiede innerhalb des Landes, aber auch innerhalb der einzelnen Staaten und sogar innerhalb einer Stadt. Aber das heißt nicht, dass wir a) nicht doch mehr gemeinsam haben, als uns lieb ist, und b) dass diese Unterschiede etwas sind, wegen dem man sich gegenseitig runtermachen, verarschen oder verurteilen muss.

      Trotz alledem …

      Ein paar von euch Ärschen da draußen sind absolute Vollidioten.

      Dabei beziehe ich mich nicht auf bestimmte Regionen, Staaten oder Volksgruppen. Ich meine auch nicht die Leute, die es eben nicht besser wissen. Ich rede auch nicht von bestimmten Parteiwählern. Ich meine – und ich will jetzt nicht, dass das jemand missversteht oder anders auffasst – ich meine fast alle von euch. Na gut, es gibt eine Handvoll Leute, denen der Zustand unseres bescheuerten Staatenbunds genauso schwer zu schaffen macht wie mir. Aber die meine ich jetzt nicht. Ich meine euch, die ANDEREN. Euch schreie ich gerade an.

      Ich meine all jene Arschlöcher, die mit viel Gequengel und Geschrei „den Promis“ und „den Reichen“ einen Strick draus drehen, dass ihnen unverschämterweise nicht egal ist, was in ihrem Land so läuft. Das sind dann prompt dieselben Leute, die dazu beitragen, dass ein Promi-Milliardär gewählt wird, ein blöder Sack, der sich weigert, seine Steuererklärung offenzulegen und mit den Medien zu reden, der sich vielleicht auch schon mal hat anpinkeln lassen (na gut, wer hat das nicht) und der Quietschorange nicht von normaler Bräune unterscheiden kann. Und außerdem meine ich auch die weinerlichen, dauerbeleidigten Wichser, die immer dann einen Haufen Schuldzuweisungen aufs Tapet bringen, sobald sie ihren Kopf nicht durchsetzen können. Ah, und bevor ich es vergesse – ich meine natürlich auch diese Scheißhaufen, die es unmöglich gemacht haben, in diesem Land noch eine Meinung zu äußern, ohne sofort als bigotter Heuchler, Nazi, Rassist oder frauenfeindlicher Arsch bezeichnet zu werden. Es gibt keine richtige Seite mehr. Früher dachte ich das mal, aber die Zeiten sind vorbei. Heute gibt es nur noch zwei Meinungen: das, was ich glaube, und das, was sich die Leute gegenseitig ins Gesicht brüllen. Und das war’s. Es gibt keine Partei mehr, die meine Einstellungen repräsentiert, aber wahrscheinlich hat es die auch nie gegeben. Mich erinnert das an einen Streit in der Grundschule, der etwa anno 1980 stattfand. Betsy Smith und Erica Toller tobten dabei etwa eineinhalb Stunden lang über das Spielgelände der Sunset Elementary School in Clear Lake, Iowa, und konnten sich nicht einigen, ob ich ein „Scheiße-Arschgesicht mit Titten“ oder eine „Kackhaufen fickende Müllfresse“ sei. Es war eine Debatte epischen Ausmaßes, die sich in mein Gedächtnis eingegraben hat, obwohl sie inzwischen 37 Jahre zurückliegt. Und so ein Wörterkrieg tobt heute AUF JEDEM SMARTPHONE IN JEDER HAND IN JEDEM HAUS AUF JEDER STRASSE IN JEDER STADT EINES JEDEN BUNDESSTAATES IN AMERIKA … UND AUCH ÜBERALL SONST. Mir hat neulich irgendwo ein Quatscheimer entgegengeschleudert, ich sei „Killarys Schoßhündchen“. Der war dann tatsächlich aus Alberta in Kanada … sowas kannste dir gar nicht ausdenken. Und wenn doch, dann besteht die Chance, dass du Peyote mit Hundescheiße geschluckt hast.

      Aber, um das jetzt noch mal klarzustellen: Wenn du eine Rassistensau bist, dann schmeiß dieses Buch in die Tonne, jetzt sofort oder beim nächsten Ku-Klux-Klan-Treffen, denn dir wird nicht gefallen, was ich hier über dich sagen werde. Und alle, die was gegen Menschen aus anderen Ländern haben, muss ich auch gleich warnen: Schenkt das Buch am besten eurem Hippie-Barista im nächsten Starbucks, denn euch mach ich auch platt. Ach, und fast hätte ich’s vergessen: Jeder, der glaubt, dass Weiße nur aus den USA kommen oder dass alle Moslems so aussehen wie Osama Bin Laden (und der demnach wahrscheinlich noch nie einen Moslem aus dem südpazifischen Teil Asiens gesehen hat oder einen weißen, muslimischen Kroaten … oder der ums Verrecken nicht kapieren will, dass „muslimisch“ keine Scheiß-Hautfarbe ist), yepp, wer so tickt, der sollte dieses Buch mindestens genauso meiden wie ein Love-In bei einer Versammlung der schwarzen Bürgerrechtsbewegung NAACP. Und wo wir schon dabei sind, schließen wir auch gleich noch alle mit ein, die glauben, es wären vor allem Schwarze, die in den USA Sozialhilfe beziehen (was nicht stimmt), und es wären vor allem Latinos und Schwarze, die Drogen verkaufen und Verbrechen begehen (was auch nicht stimmt) und dass nur Nichtweiße terroristische Anschläge verüben (ich erinnere nur mal schnell an den Kirchenattentäter Dylann Roof und an die Bundy-Brüder, die einen paramilitärischen Aufstand in einem Naturreservat in Oregon angezettelt haben) – yeah, diese Typen werden dieses Buch nicht wirklich mögen. Falls ihr also den Breitbart-Newsletter abonniert habt, euch zu Fotos von Milo Yiannopoulos einen abwichst oder meint, dass riesige Schnauzbärte zu Unrecht einen schlechten Ruf genießen, hört sofort auf zu lesen. Ich lade euch herzlich dazu ein, das Buch zu verschenken oder die Seiten rauszureißen und als Klopapier für euren Endzeitbunker bereitzulegen, denn mehr ist da für euch nicht rauszuholen.

      Ob die Leute den Mainstream-Medien glauben wollen oder nicht, hängt meistens

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