Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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ich mir notierte.

      Frank Steinfurt verfolgte meinen Anruf mit erstaunlicher Gelassenheit. Irgendetwas machte ihn sehr sicher und überlegen. Ich hätte gern gewusst, worauf sich seine Zuversicht gründete.

      "Noch eine Frage", fiel mir plötzlich ein.

      "Ich möchte ganz sicher sein, dass wir vom gleichen Mann sprechen. Wie sieht der Herr Kräutner aus, den Sie kennen?"

      "Er ist etwa... Na ja, etwas über mittelgroß, schlank. Er hat dunkles, glattes Haar und tiefliegende Augen. Ich würde sagen, dass er an die Dreißig ist, wahrscheinlich etwas jünger. Genügt das?"

      "Seit wann besucht er Sie?"

      "Schon seit fünf oder sechs Jahren."

      "Danke", sagte ich und legte auf.

      Frank Steinfurt grinste matt. Er hatte allen Grund dazu. Die Beschreibung passte auf ihn. Und wenn es stimmte, dass er seit fünf oder sechs Jahren im Geschäft war, musste ich schiefliegen, denn Frank Steinfurt konnte unmöglich vor seinem Verschwinden Zeit oder Lust gehabt haben, hier in Berlin unter einem Deck-Namen mit Begräbnisartikeln zu handeln.

      Ich kehrte an den Tisch zurück und setzte mich.

      "Das ist doch ganz einfach", sagte ich.

      "Man hat Ihnen den Pass und die Identität eines Mannes verpasst, der Ihnen ähnelt. Für eine oberflächliche Untersuchung mag dies genügen, aber Sie müssen sich darüber klar sein, dass dieser Betrug keiner gründlichen Nachforschung standhalten wird."

      "Wer ist ,man‘?", fragte er.

      "Das kriegen Sie noch heraus."

      "Wäre es nicht an der Zeit, dass Sie Ihr Sherlock Holmes-Spiel aufgeben und mir sagen, mit wem ich es zu tun habe?"

      "Nein", sagte ich, "das erfahren Sie erst, wenn Sie die Güte haben, mich zum nächsten Polizeirevier zu begleiten."

      "Ich denke nicht daran, so etwas zu tun", stellte er fest und um seine Mundwinkel zog sich ein verkniffener Gesichtsausdruck.

      Ich lehnte mich zurück. Aus begreiflichen Gründen hatte ich keinerlei Legitimation bei mir. Ich besaß keine Handhabe, Frank Steinfurt festzuhalten. Ich konnte nur einen Schupo rufen oder auf andere Weise versuchen, ihn in den Griff zu bekommen.

      Noch während ich mir überlegte, was zu tun sei, um dieses Ziel zu erreichen, stand Steinfurt auf.

      "Ich muss jetzt gehen", sagte er und kramte in seiner Tasche nach Kleingeld.

      "Ich komme mit", erklärte ich.

      "Das werden Sie schön bleibenlassen!"

      Ich lächelte. "Wollen Sie mich daran hindern, dass ich Sie begleite?"

      "Nein, aber Sie verplempern damit nur Ihre Zeit. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Sie kennen meinen Namen, Sie wissen sogar, für wen ich arbeite. Soll ich Ihnen noch meine Schuhgröße oder die Marke meiner Unterwäsche mitteilen?"

      Sein Spott beeindruckte mich nicht.

      Ich spürte, wie aufgesetzt das Ganze war, und dachte nicht daran, mich von Steinfurt abschütteln zu lassen. In diesem Moment bewegte sich der Filzvorhang. Ich sah nicht, wer die Bewegung verursachte, aber ich spürte die plötzliche Gefahr, in der ich mich befand. Noch ehe ich es schaffte, mich darauf einzustellen, hörte ich ein scharfes, trockenes "Plopp", das sich mit einem seltsamen Schmerz verband und eine jähe Kraftlosigkeit in meine Knie schickte.

      Ganz langsam brach ich zusammen, fand keinen Halt am Tisch, noch an dem Thekenhocker, den ich nur umwarf und merkte, wie sinnlos es war, mich gegen die aufkommende Ohnmacht zu stemmen. Dunkle Wogen überschwemmten mich. Ich verlor das Bewusstsein.

      14

      Als ich wieder zu mir kam, ruhte ich in einer Kreuzung von Büro und Lagerraum auf einer Couch. Am Fußende der Couch saß der Wirt und rauchte eine Zigarre.

      "Na, bitte", sagte er, ohne das Gesicht zu verziehen, "da wären wir ja wieder. Weshalb sind Sie denn umgekippt, Franky?"

      Ich versuchte mich langsam aufzurichten, aber das schmerzhafte Hämmern, das dabei hinter meiner Stirn einsetzte, brachte mich rasch dazu, wieder die alte Position einzunehmen.

      Ich schielte auf meine Uhr. Ich konnte höchstens zehn Minuten ohnmächtig gewesen sein. Ich spürte eine leise Übelkeit, aber das störte mich nur wenig.

      "Was ist eigentlich passiert?", fragte der Wirt in betonter Schuldlosigkeit.

      "Das möchte ich gern von Ihnen wissen."

      "Als ich hereinkam, lagen Sie vor der Theke auf dem Boden. Ich kriegte einen Mordsschreck. Ich dachte schon..." Er führte den Satz nicht zu Ende und ließ die Zigarre in den anderen Mundwinkel wandern. Wieder war sie erloschen. Der Mann nuckelte einfach nur an... Zigarren!

      "Was dachten Sie?", drängte ich. Ich hatte weiter etwas Mühe klar zu sprechen.

      "Na, dass es Sie erwischt hätte. Nach der Geschichte mit Erika ist man hier auf alles gefasst."

      "Wer ist ›man‹?", wollte ich wissen.

      "Na, ich und die anderen. Oder die anderen und ich, ganz wie Sie wollen. Michael und seine Freunde."

      Ich registrierte den abgestanden Gestank nach Tabak, einer Dunstwolke, vermischt mit dem Geruch von schalem Bier und altem Urin aus der Toilette deren Tür nicht geschlossen war. Ich stellte für mich fest, dass ich noch immer in der Kneipe war. Vermutlich in einem Hinterzimmer.

      "Sie trugen mich also in Ihr Büro und betteten mich hier auf die Couch..."

      "Ganz recht", sagte er lakonisch. "Ich konnte Sie doch nicht auf dem schmutzigen Boden liegenlassen. Als ich merkte, dass Ihr Herz ganz normal schlug, war ich beruhigt. Haben Sie oft solche Anfälle?"

      Ich

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