Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker

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Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker

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machte sich wieder bemerkbar, aber es ebbte rasch ab. Ich fühlte mich noch etwas schwindlig.

      "Nein, bislang nicht", sagte ich. "Wo waren Sie vorhin?"

      "An der frischen Luft. Wieso?"

      "Warum schließen Sie Ihr Lokal nicht ab, wenn Sie weggehen?"

      "Hier klaut niemand etwas."

      "Aber Sie hatten einen Gast."

      "Der hatte schon bezahlt. Ich wollte mir nur an der frischen Luft auf dem Hinterhof etwas die Beine vertreten......"

      "Warum?"

      "Na, Sie machen mir Spaß", sagte er und nahm die Zigarre aus dem Mund. "Was soll die Fragerei? Ich brauchte frische Luft, das war alles. Stellen Sie sich mal den ganzen Tag in diesen verdammten Mief!"

      "Niemand zwingt Sie, ein Lokal zu bewirtschaften."

      "Da haben Sie verdammt recht", sagte er grimmig. "Ich bleibe nur noch so lange, bis die ganze Hütte abgerissen wird, dann suche ich mir einen anderen Job."

      "Wie gut kannten Sie den Gast, der den Kaffee bei Ihnen bestellt hatte?"

      "Ich kannte ihn überhaupt nicht. Wieso?"

      Ich schaute ihn an. Er sah ehrlich verblüfft aus. Wenn er schauspielerte, verdiente er einen Photoplay-Award von dem ich gehört hatte, das man ihn neuerdings in Chicago den Foto- und Stummfilm-Schaffenden vergab.

      "Wie lange waren Sie weg?" Langsam konnte ich wieder klarer denken.

      "Ungefähr zehn Minuten. Warum?"

      "Schon gut", winkte ich ab und stand mühsam auf. "Geben Sie mir einen Brandy."

      Wir kehrten durch den kleinen, dunklen Flur in das Lokal zurück. Die Kaffeetasse stand nicht mehr auf dem Tisch, an dem Steinfurt gesessen hatte.

      "Was ist aus der Tasse geworden?", fragte ich und stellte gleichzeitig fest, dass auch die Zeitung fehlte, in der Frank Steinfurt gelesen hatte.

      "Aus welcher Tasse?", fragte der Wirt.

      "Aus der Tasse, die der Gast benutzte", sagte ich ungeduldig.

      "Sie haben recht", meinte er verdutzt.

      "Das ist komisch. Er kann sie doch nicht mitgenommen haben! Ich habe sie jedenfalls nicht abgeräumt..."

      Er schenkte mir einen Brandy ein. Mit Steinfurts Fingerabdrücken war es also nichts. Ich leerte das Brandyglas in einem Zug, stellte es ab und fragte: "Woran liegt es, dass hier so wenig Betrieb ist? Ist doch eine Arbeitergegend nicht weit von Borsig, und wie überall in Berlin, wäre jetzt die Zeit, eine ordentliche Molle zu zischen, bevor es wieder zu Muttern an den heimischen Herd geht!"

      "Die Straße ist schon so gut wie tot. Das Viertel wird saniert. Nur Michael und seine Freunde sind noch geblieben. Ich lebe von ihnen, den Anwohnern der umliegenden Häusern und ein paar Zufallsgästen."

      "Und wovon leben sie, oder gehören sie einem der größeren Ringvereine an?" , schoss ich ins Blaue.

      "Von Gelegenheitsarbeit, das weißt du doch von Erika", stellte er fest und wandte sich seinem Tresen zu, den er mit einem schmuddeligen Lappen polierte.

      "Ja, sie hat es mir erzählt. Was muss ich zahlen?"

      "Der geht auf meine Rechnung!" Der Wirt grinste matt. "Betrachte ihn als Willkommenstrunk."

      "Danke." Ich verließ das Lokal.

      Drei Minuten später klingelte ich an der Tür der Mansardenwohnung. Karla Klausner, der ich einen Schlüssel gegeben hatte, öffnete mir.

      "Wo hast du denn solange gesteckt?", fragte sie und trat beiseite. "Unten in der Kneipe?"

      Jetzt wusste ich Bescheid. Sie hatte irgendwo in der Mansarde eine dieser modernen Abhöranlagen gefunden. Ich ging ins Wohnzimmer. Sie folgte mir durch die kurze Diele.

      "Ja", sagte ich. "Wieso?"

      "Ich verstehe dich nicht", meinte sie und wies auf das Fensterbrett. "Als du mit Erika zusammenlebtest, hast du dich nicht aus der Wohnung gerührt, und jetzt fängst du plötzlich an, Kontakte zu suchen."

      "Du kennst den Grund. Ich muss erfahren, wer Erika auf dem Gewissen hat."

      Ich stützte mich mit beiden Händen auf das Fensterbrett, schaute hinaus und sagte: "Trostloser Anblick! He, was ist denn hier unter dem Fensterbrett?"

      Ich nahm das Mikrofon ab, das nicht größer als ein Hühnerei war.

      Die Leitung führte zu einem Schrank. Den öffnete ich und fand ein Funkgerät. Ich hatte selbst mal versucht, mir ein "Funkgerät für den Reisekoffer” nach dem populären Anleitungsbuch eines Volksschullehrers selbst zu bauen. Offenbar gab es immer mehr Reisende, die - genau wie Seeleute - mit der Heimat über Kurzwelle in Verbindung bleiben wollten.

      Natürlich konnte man so ein Gerät auch für andere Zwecke gebrauchen...

      Habe ich irgendwie nicht richtig zurecht gekriegt, das mit der Anleitung.

      Offenbar gab es aber andere, die da technisch begabter waren.

      Wir auch immer.

      Das Funkgerät war eingeschaltet.

      Dieser Raum war also abgehört worden.

      Ich nahm den Deckel des Mikrofons ab und sorgte mit einem Griff dafür, dass es unbrauchbar wurde.

      "Gott sei Dank", stieß Karla hervor.

      "Ist es das einzige in der Wohnung?"

      "Nachdem ich es entdeckte, habe ich nicht weiter gesucht...", meinte sie zerknirscht.

      Ich stülpte die Unterlippe nach vorn. Es war nicht anzunehmen, dass eine zweite Abhöreinrichtung existierte. Im Badezimmer wäre sie sinnlos gewesen. Höchstens in der Küche hätte sie noch Nutzen bringen können. Karla Klausner schien Gedanken lesen zu können.

      "In der Küche ist nichts", sagte sie, "aber Diele und Bad müsste ich noch kontrollieren..."

      "Nicht nötig", winkte ich ab.

      "Doch", sagte sie und holte das etwa buchgroße Suchgerät aus ihrem Koffer.

      "Jetzt will ich’s wissen..." So etwas hatte ich schon einmal gesehen und staunte nur, dass die flotte Karla die neueste Ausstattung erhielt. Gut, sie war vermutlich nicht mit meiner Tätigkeit vergleichbar. Ich war davon überzeugt, dass die blonde Karla eine ausgebildete Kriminalistin war, während ich – nun ja, eine Ausbildung hatte ich auch erhalten. Eine, die mir das tägliche Leben abverlangt hatte. Die es mir ermöglichte, in den harten Zeiten nach dem Großen Krieg zu überleben. Diese Lebensausbildung hatte mich hart gemacht und mir auch einige Tricks vermittelt, die man in der Polizeiausbildung so nicht lernt. Und ich hatte das Glück, meine Mitmenschen besser durchschauen zu können. Man lobte damals meine ‚Menschenkenntnis‘. Was auch immer hinter diesem Wort steckte für die richtigen

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