Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane - Alfred Bekker страница 60
Ich folgte Karla ins Bad und stieß hart gegen ihre Schulter, als sie plötzlich dicht hinter der Schwelle stoppte. Ich fühlte, wie etwas in ihr vereiste. Sie keuchte und tastete nach meinen Arm, während ich an ihr vorbeiging und dann ebenfalls ziemlich abrupt stehenblieb. Vor mir, in der Wanne lag ein voll bekleideter Mann.
Das schmale Gesicht war grau und die Lippen blutleer und bläulich weiß - er war tot.
15
"Das ist das Ende", sagte Karla Klausner mit halblauter, sehr betroffen wirkender Stimme. "Das ist das Ende unserer Mission in Berlin. Jetzt müssen wir die Kollegen von der Inspektion A verständigen."
Ich nickte verdrossen und trat dicht an die Wanne heran. Ich schätzte das Alter des Toten auf etwa fünfzig. Er war miserabel gekleidet, fast wie ein Landstreicher.
Die Augen waren geschlossen. Sein schmales Gesicht wirkte trotzdem fast friedlich. An seinem Körper war auf den ersten und auch auf den zweiten Blick keine äußeren Verletzungen zu erkennen. Nirgendwo sah ich Blut. Ich berührte seinen Arm.
"Die Leichenstarre ist schon vor einigen Stunden eingetreten", mutmaßte ich und schaute mich im Badezimmer um. Alles schien an seinem Platz zu sein. Hier hatte kein Kampf stattgefunden. An der Wand hing ein riesiger Boiler und darunter in der Wanne lag die Leiche.
"Ich möchte wetten, dass er schon seit mehr als vierundzwanzig Stunden tot ist. Und – er scheint nicht hier gestorben zu sein."
"Wer, außer Michael Krawulke, hat einen Schlüssel für die Wohnung?", fragte Karla Klausner.
"Keine Ahnung."
Ich sah, wie sie fieberhaft überlegte und Zusammenhänge herstellen wollte. Über ihr hübsches Gesicht wechselten sich verschiedene Gemütszustände schnell hintereinander ab. Dann zog sie beide Augenbrauen gleichzeitig hoch.
"Frank Steinfurt!"
"Könnte stimmen. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen."
"Waaas?"
"Ja, er saß unten in der Kneipe, ganz allein. Er gab sich als Frank Kräutner aus, zeigte mir seinen Pass und überraschte mich mit einem glatten, narbenlosen linken Unterarm..."
"Das haut mich um", murmelte Karla Klausner.
"Und weiter?"
Ich schaute schon wieder auf den Toten. Mir war ein bisschen unbehaglich zu Mute. "Michael Krawulke kann von dem Verbrechen nichts gewusst haben", sagte ich. "Wenn Michael und seine Kumpane ihn in die Wanne gelegt hätten, wäre Krawulke wohl kaum bereit gewesen, mir den Schlüssel für die Mansardenwohnung zu überlassen."
"Wieso nicht?", fragte Karla.
"Vielleicht ahnte er oder glaubte weiterhin nicht, dass Sie nicht Franky Steinfurt sind. Vielleicht will er sehen, wie Sie auf den Leichenfund reagieren. Wenn Sie jetzt die Polizei benachrichtigen, wird er erfahren, dass Sie der gleichen Branche angehören."
"Was hätte er davon? Die polizeilichen Nachforschungen müssten wie ein Bumerang wirken und unweigerlich auf ihn, den Wohnungseigentümer und Schlüsselbesitzer, zurückfallen."
"Das ist richtig."
"Ich habe eine andere Theorie", sagte ich nachdenklich. "Der Mörder wusste, dass die Wohnung im Augenblick leer steht. Er konnte nicht ahnen, dass uns Krawulke hier eine Bleibe verschaffen würde. Deshalb hat er den Toten hier deponiert."
"Sie halten es für denkbar, dass man ihn wieder abholen wird?", fragte Karla.
"Ich bin mir dessen ziemlich sicher. Es ist nur Instinkt, eine Ahnung. Vielleicht haben wir Glück und der oder die Täter tauchen heute Nacht auf. Er sollte nicht gefunden werden. Das wir darüber stolpern, war nicht vorgesehen – sie werden ihn verschwinden lassen."
"Eine reizende Vorstellung!"
"Ich muss mich mit Herrn Fischbein in Verbindung setzen", sagte ich. "Vielleicht erwirke ich einen Aufschub, eine Sondergenehmigung. Denn wenn hier erst einmal die Inspektion A aufkreuzt, wird der Täter gewarnt sein."
"Wollen Sie von hier telefonieren?", fragte Karla. "Das geht nicht. Die Leitung ist tot. Offenbar hat man den Anschluss aufgehoben."
Ich zuckte mit den Schultern und klopfte den Toten nach Papieren ab. Er hatte keine bei sich. Die Brieftasche war völlig leer. Sie war aus billigem Material und sah so aus, als sei sie geradewegs aus einem Ramschladen gekommen.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Karla folgte mir.
"Wissen Sie, was ich glaube?", fragte sie und schaute mich dabei prüfend an.
"Man hat den Toten nachträglich in diese alten, schäbigen Klamotten gesteckt. Sie sollen denjenigen, der den Toten findet, irreführen. Der Bursche soll wie ein Stadtstreicher wirken. Aber man braucht sich nur sein Gesicht anzusehen, um sofort zu wissen, dass der Mann mehr im Kopfe hatte als den Wunsch, auf einer Parkbank zu schlafen und sich mit Schnaps vollzupumpen."
"Kann schon sein. Ich hatte vorhin schon ähnliche Gedanken", sagte ich und ließ mich in den bequemen Sessel fallen.
Karla setzte sich auf den Tischrand. Ich bewunderte ihre Figur und die langen, schlanken Beine. Beinahe könnte ich darüber den Toten im Bad vergessen.
"Was ist mit Frank Steinfurt?" fragte sie etwas lauter als zuerst beabsichtigt. Sie hatte meine Blicke wohl bemerkt und wollte so wieder meine volle Aufmerksamkeit. "Sind Sie ganz sicher, mit dem richtigen Mann gesprochen zu haben?"
"Ich habe ihn nicht gekannt, ich weiß nur von Bildern, wie er aussieht... Aber davon habe ich genug gesehen, um zu wissen, dass ich mit Steinfurt gesprochen habe."
"Was wollte er da unten?"
"Keine Ahnung."
"Ob er den Toten abholen wollte?"
"Das