Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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fest, dass die machtgeile Vorderste Alanna wohl seit längerer Zeit ein falsches Spiel betreibt. Doch diese gewiefte Schlange hat sich mittlerweile den zukünftigen Regenten Tiberias geangelt und wird schon bald vollständige Immunität genießen, wodurch sich gewisse Ungereimtheiten nicht mehr so leicht aufklären lassen.

      Solaras alias Jesus wird geboren, bekommt Besuch von drei merkwürdigen Gestalten und muss sofort in Sicherheit gebracht werden, denn die Geburt eines so genannten Königs der Juden kann der herrschenden Dynastie natürlich nicht gelegen kommen.

      Der Junge wächst als introvertierter Einzelgänger auf, vertritt zunehmend neuartige Ansichten zu Gott und der Welt. Als junger Erwachsener durchlebt er eine extrem revolutionäre Phase, die seine Eltern ängstigt. Häufig spricht er nebulös davon, sich eines Tages für seine Mitmenschen opfern zu müssen. Eines Tages ist es so weit: Jesus zieht predigend durch die Lande, schließt sich mit Gleichgesinnten zusammen und vollbringt Wunder am laufenden Band – nicht ahnend, dass Kalmes alias Maria Magdalena ihn tatkräftig mit technischen Geräten von Tiberia unterstützt.

      Nach einigen Monaten Dauerstress zeigt Jesus erste Ermüdungserscheinungen, denn die Erwartungshaltung unter seinen Jüngern und in der Bevölkerung ist sehr hoch. Er muss fast nonstop Heilen, Taufen, Dämonen austreiben, für Speis und Trank sorgen – und den Menschen eindringlich vom Himmelreich predigen, um möglichst viele Schäfchen des Herrn vor dem herannahenden Endgericht zu erretten.

      Mit seiner steigenden Popularität werden konkurrierende Wanderprediger, eifersüchtige Neider und überaus dogmatische Schriftgelehrte auf ihn aufmerksam, was ihn schnell in ungeahnte Kalamitäten bringt. Selbst in den eigenen Reihen wächst bei Einzelnen die Unzufriedenheit. Ein von Alanna eingeschleuster Verräter treibt eines Tages eifrig sein ruchloses Unwesen, fällt ihm zusätzlich in den Rücken.

      Die Obrigkeit trachtet schließlich voller Arglist danach, den vom Volk geliebten Messias nach nicht einmal zwei Jahren des mildtätigen Wirkens aus dem Verkehr zu ziehen, bevor seine Philosophie größere Umwälzungen mit sich bringt.

      Im prunkvollen Palast des Sanhedrins zu Jerusalem kommt es kurz vor dem Passahfest zu einer folgenschweren Entscheidung, welche alsbald durch die weltliche Gerichtsbarkeit vollzogen werden soll. Die tiberianische Crew hat indessen längst die Kontrolle verloren, muss tatenlos zusehen und den Ereignissen ihren geschichtsträchtigen Lauf lassen.

      ***

      Liebe Leser,

      im Anhang finden Sie ein Glossar, das auch eine Kurzanleitung für das verwendete KIN-Zeitsystem enthält. Wissenswertes über den Planeten Tiberia ist in Band 1 – Menschheit im Exil beschrieben. Jetzt wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung beim Weiterlesen!

      Ihre Autorin Andrea Ross

       Terra – Es ist (vielleicht) vollbracht!

      

      Kalmes alias Maria Magdalena wusste sich nicht mehr zu helfen. Seit ihr über alles geliebter Gefährte sich betend in sein Innerstes zurückgezogen hatte und während seiner Dauer-Meditationen kaum mehr ansprechbar erschien, blieb sie mit ihren Sorgen und Nöten weitgehend alleine.

      Selbst ihre tiberianischen Missionskollegen ließen die ehemalige Dozentin für Ideologie neuerdings schmählich im Stich, offenbar weil die hochtrabend Operation Terra 2.0 benannte Mission total ihrer Kontrolle entglitten war. Sie harrten einfach untätig der Dinge, die da kommen mochten.

      Trotzdem, Maria benötigte nun dringend einige Informationen aus dem nahezu allwissenden Bordcomputersystem des Raumgleiters. Alle Welt sprach derzeit in freudiger Erwartung über das bevorstehende Passahfest, und sie als Außerirdische wusste noch nicht einmal genau, worum es sich bei dieser jüdischen Festwoche handelte.

      Jesus hatte zwar um diese Jahreszeit stets ungesäuertes Brot gegessen, besonders ausgiebig gebetet und dasselbe Gebaren auch bei seinen Jüngern vorausgesetzt; hätte sie jedoch neugierig nach dem Grund gefragt, wäre dies zumindest dem noch immer eifersüchtigen Simon Petrus verdächtig vorgekommen. Er nutzte jede Gelegenheit, um sie beim Meister anzuschwärzen. Eine angeblich gläubige Jüdin, die nicht einmal um althergebrachte Riten wusste? Ein gefundenes Fressen zum Lästern!

      Das Passah-Fest … Was war der Anlass dafür, wie liefen die traditionellen Festivitäten in der großen Stadt Jerusalem mit ihren unzähligen Einwohnern ab? Und wieso glaubte Jesus fest daran, dass er diese vermaledeiten sieben Tage bestimmt nicht überleben werde?

      Die als Jüdin verkleidete Tiberianerin zwang sich seufzend, ihren Blick von Jesus‘ versteinerter Gestalt loszueisen. Er war ohnehin nur körperlich anwesend und würde es sicher nicht einmal bemerken, wenn sie sich jetzt aus seinem Dunstkreis entfernte. Deprimiert folgte sie einem staubigen Feldweg, hinaus aus jenem immergrünen Pinienhain, in welchem Jesus seit ein paar Tagen mit seinen engsten Anhängern lagerte.

      Die Natur hatte sich nach einem kräftigen Regenguss ihr schönstes Gewand übergestreift. Der Frühling war ins Land gezogen, und mit ihm ein Teppich aus kleinen Blütenkelchen in Gelb, Weiß und Lila. Die Vögel jubilierten unter dem einzigartig blauen Himmel des Mittelmeerraumes, überall begegnete man gut gelaunten Menschen.

      Doch für Maria Magdalena lag ein hässlicher Grauschleier über dieser heiteren Herrlichkeit, der ihr sogar den strahlenden Sonnenschein vergällte. Als hätte man ihr eine dunkel getönte Glasglocke übergestülpt, konnte sie die frisch erwachte Schönheit ihrer Umgebung nur erahnen, selbst aber nicht mit Leib und Seele daran teilhaben.

      Jene unheimliche Düsternis stammte aus Marias liebendem Herz, das sich vor lauter Sorge um das Leben ihres Gefährten wundgescheuert hatte. Die Zukunftsangst überschwemmte ihr Bewusstsein mit lähmender Tristesse, die sogar banale Pflichten des Alltags zur Bürde geraten ließ. Spürte sie etwa schon körperlich, dass ein unrühmliches Ende der Mission bevorstand?

      Mittlerweile hatte sich die dunkelhaarige Tiberianerin weit genug vom Lager entfernt, um sich unbeobachtet wähnen zu können. Kein Mensch durfte auch nur ansatzweise bemerken, was sie hier klammheimlich zu tun beabsichtigte.

      Behutsam nahm Maria Magdalena den winzigen, mit bloßem Auge kaum sichtbaren Augor vom Halsausschnitt ihres Gewandes ab, um ihn vorsichtig an einem Zweig des vor ihr stehenden Wacholderbusches festzuklammern. Diese tiberianischen Vollignoranten sollten ruhig live und in Farbe mitbekommen, wie verhärmt ihre sturmerprobte Frau Kollegin wegen jenes riesengroßen Problems aussah!

      Sie positionierte sich, warf ihr verschwitztes Haar über die Schultern nach hinten. Dann setzte sie mit weit aufgerissenen Augen den vielleicht wichtigsten Appell ihres bisherigen Lebens ab und hoffte inständig, dass er Gehör finden und vor allem eine baldige Reaktion hervorrufen möge.

      »Balthasar, Gabriel … es ist mir inzwischen vollkommen egal, wer im Camp gerade lauschen und zusehen mag … wir sind ernsthaft in Gefahr! Ich kann beim besten Willen nicht ermessen, weshalb sich nach meinem letzten Bericht niemand von euch gemeldet hat.

      Habt ihr denn den bitteren Ernst der Lage nicht erkannt? Seid ihr überhaupt noch am Leben, oder allesamt bei einem Räuberangriff oder einem sonstigen Desaster umgekommen? Habt ihr euch womöglich gar, ohne uns mitzunehmen, feige durch Raum und Zeit nach Hause verflüchtigt?

      Entschuldigt bitte, dass ich hier ein wenig süffisant werde, doch ich weiß mir keinen Reim auf eure Untätigkeit, ja, Gleichgültigkeit mehr zu machen! Lässt es euch denn wirklich völlig kalt, dass man unserem Solaras eifrig nach dem Leben trachtet? Jemand muss endlich ins Geschehen eingreifen,

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