Operation Terra 2.0. Andrea Ross

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Operation Terra 2.0 - Andrea Ross страница 5

Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

Скачать книгу

wann mischst du dich in die Politik oder meine ureigenen Entscheidungen ein? Ich hätte gerne eine Erklärung dafür, weshalb du dich dermaßen hartnäckig für irgendeinen dahergelaufenen Rabbi einsetzt! Hat er dich etwa verführt? Ist dies dein Beweggrund?«

      Jetzt musste auch Claudia wider Willen lachen. Sie und der

      Messias … völlig unvorstellbar!

      »Aber nein, wo denkst du hin! Es ist nur so, dass ich zufällig einer seiner Reden gelauscht habe, als ich mit meinen Damen auf dem Markt zugange war. Wir haben beim Seidenhändler nach edlen Stoffen gesehen, als er wenige Meter entfernt plötzlich mit einer wunderschönen Stimme zu predigen begann. Die anderen Frauen sind neugierig hingelaufen – und ich folgte ihnen, wollte nicht alleine am Stand zurückbleiben.

      Was er da mit leuchtenden Augen erzählte, erschien mir gar nicht so verkehrt zu sein. Jesus sprach unter anderem davon, dass man seine Mitmenschen lieben und ihnen besser alle Fehler verzeihen solle, damit man selbst ebenfalls Vergebung finden könne.

      Es ist doch wahr, Pontius! Wenn die Menschen etwas rücksichtsvoller miteinander umgehen würden, so wäre das Leben weit weniger anstrengend und gefährlich!«, philosophierte die Römerin gestikulierend.

      »Aha! Dann muss er dich mit seinen rührseligen Theorien ziemlich nachhaltig beeindruckt haben, wenn du mir das noch Tage danach so enthusiastisch herüberbringst. Ihr Frauen seid manchmal eben etwas arg unbedarft und glaubt blauäugig, die Welt ließe sich gewaltlos, mithilfe von großartigen Worten und Vernunft, regieren.

      Doch bedenke: Ohne den Einsatz brutaler Gewalt wäre Rom im Laufe der Zeit wohl kaum zu einer imperialen Großmacht geworden – und wir beide würden in der Toskana Schafe züchten, anstatt hier mit allem Komfort zu residieren!

      Du bist mit deinen pazifistischen Ansichten zwar mächtig auf dem Holzweg, meine Liebe, aber ich nehme dir deine Sentimentalität nicht übel! Es birgt gewisse Vorteile, wenn ein Weib sanftmütig veranlagt ist«, spottete Pontius überheblich.

      »Aber dennoch – selbst falls ich diesen angeblich so erleuchteten Rabbi nicht hinrichten ließe, um dein mitleidiges Herz zu erfreuen … ich bin mir vollkommen sicher, dass der Sanhedrin Mittel und Wege finden würde, dass Jesus letzten Endes trotzdem zu Tode käme. Die Pharisäer schätzen es nicht, wenn man ihren Plänen in die Quere kommt!«, sinnierte der Statthalter pessimistisch und ließ sich schon wieder Wein nachschenken.

      »Dann musst du eben zu einer schlauen List greifen, um deine anderslautende Entscheidung zu rechtfertigen!«, ereiferte sich Claudia erregt. »Du bist intelligent und gewieft, da sollte dir bestimmt aus dem Stegreif etwas Passendes einfallen. Aber eines musst du mir vorab unbedingt versprechen … !«

      »Was denn? Komm endlich auf den Punkt!«

      »Dass du ihm zumindest einen fairen Prozess machst, falls alle Stricke reißen sollten. Gib ihm ausreichend Gelegenheit zur Verteidigung, lasse ihn sein Handeln erklären und sich dafür rechtfertigen! Ich bin sicher, dass er dir ein paar schlagende Argumente liefern wird, die es dir anschließend gestatten dürften, ihn guten Gewissens ohne jede Strafe von dannen ziehen zu lassen«, bettelte die Römerin mit einem Augenaufschlag.

      »Im Falle eines eindeutigen Freispruchs könnte der Sanhedrin es nicht wagen, Jesus in Eigenregie hinzurichten, auch nicht unter einem hanebüchenen Vorwand. Der Nazarener hat doch tatsächlich nichts Schlimmes verbrochen! Was kann er denn eigentlich dafür, dass ihn die unbedarften Leute für Gottes Sohn oder einen König der Juden halten?«

      Pontius Pilatus seufzte resigniert, gab sich versöhnlich. »Na schön! Du glaubst offenbar, dass seine Eloquenz ihm das Leben retten könnte. Gut, probieren wir das eben aus! Aber ich muss dir so oder so eine klitzekleine Gegenleistung abverlangen. Von nichts kommt nichts, verstehst du?«

      »Alles, was du willst! Was darf ich denn für dich tun?«, fragte Claudia und konnte verräterische Tränen der Erleichterung nur mit großer Mühe zurückhalten.

      Der Mann erhob sich mit einem vielsagenden Glitzern in den Augen und steuerte leicht schwankend auf sein charmantes Eheweib zu. Der verführerische Anblick ihres Körpers und der exzellente Wein hatten ihre Wirkung getan.

      »Mir ist nach einem ausgedehnten Gladiatorenkampf zumute! Was ist, willst du mir ins Schlafgemach folgen?«, fragte er lüstern und fuhr mit der Hand über ihr prachtvolles Gesäß. Ein bisschen plump, aber unmissverständlich.

      Hätte Pontius Pilatus in diesem Augenblick gewusst, dass seine Frau sich im vergangenen Monat heimlich von Jesus auf den christlichen Glauben hatte taufen lassen, hätte er wegen ihres dringlichen Wunsches wahrscheinlich ganz anders reagiert. Manchmal war es unbestreitbar klüger, die Wahrheit für sich zu behalten.

      *

      Gabriel galt von jeher als äußerst selbstbeherrschter, kühl kalkulierender Mensch, dem seine Gefühle nur selten äußerlich anzumerken waren. Seit er auf Terra in ein gesetztes Alter gekommen war, schien er im Grunde überhaupt nicht mehr aus der Ruhe zu geraten.

      Doch an jenem Donnerstag im April platzte jenem charakterstarken Mediziner der Kragen gründlicher, als Balthasar dies jemals für möglich gehalten hätte. Der muskulöse Hüne erinnerte nun stark an einen wütenden Racheengel, der im Begriff stand, Amok zu laufen.

      »Genug, das reicht! Ich habe mir nun über eine geschlagene Stunde lang deine kaltschnäuzigen Ausflüchte darüber angehört, weshalb wir keinesfalls in das Geschehen eingreifen sollten. Mehr davon kann und will ich nicht ertragen!

      Du hast als Missionsleiter eine Fürsorgepflicht für sämtliche Teilnehmer, auch wenn du das anscheinend nicht mehr wahrhaben willst! Solaras erfüllt den wahnwitzigen Plan, welchen wir am grünen Tisch für ihn ausersehen haben, bis hin zur totalen Selbstaufgabe. Kalmes wiederum hat es mit viel Mühe geschafft, ihn bis dahin zu bringen und sorgt sich nun zu Recht um sein nacktes Leben. Und da sollen wir einfach tatenlos zusehen, ohne den beiden zu Hilfe zu kommen?!

      Balthasar, es handelte sich heute schon um den zweiten Hilferuf! Wir müssen darauf reagieren, unsere hochgeschätzten Kollegen sofort am Ölberg abholen … oder zumindest irgendeine Show mithilfe unserer fortgeschrittenen Technik veranstalten, die den undankbaren Leuten in Jerusalem einen dermaßen gewaltigen Respekt einflößt, dass sie es nicht mehr wagen würden, Hand an Jesus zu legen!

      Was weiß ich, man müsste sich eben etwas Ausgefallenes einfallen lassen, was ihnen Angst und Schrecken bereitet und eine Intervention ihres Gottes vorspiegelt!

      Dir ist in deiner doch sehr theoretischen Denkweise hoffentlich klar, dass sie auf diesem Planeten unbequeme Menschen bereits aus geringsten Anlässen köpfen, erstechen, steinigen, verbrennen oder sogar ans Kreuz zu nageln pflegen, oder?

      Wir haben die Pflicht, eine solche Barbarei im Namen Tiberias zu verhindern! Zumindest aber wäre es nur fair, Kalmes wenigstens die gewünschten Informationen zukommen zu lassen, damit sie sich wehren oder beizeiten in Sicherheit bringen kann. Mission hin oder her wir sind immer noch Menschen, keine gefühllosen Roboter!

      Ich melde mich freiwillig für den Einsatz und bin bereit, noch in dieser Minute zum Ölberg aufzubrechen. Kalmes hat mich schließlich explizit angefordert!«, stieß Gabriel in ungewohnter Lautstärke hervor. Dabei lief er schnellen Schrittes auf und ab, als wäre er ein im Käfig gefangener Tiger.

      Balthasar verschränkte die zitternden Hände über seinem aufgedunsenen Leib, kniff die Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen und schwieg beharrlich. Er ließ sich von seinem

Скачать книгу