Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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gedachte damit alljährlich dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, dem Erhalt der Zehn Gebote im Sinai-Gebirge und ganz allgemein Gottes Bund mit den Juden. Es war normalerweise üblich, jene symbolische Kulthandlung inmitten seiner Familie zu begehen. Wobei in diesem speziellen Fall Jesus den Status der Vaterfigur einzunehmen hatte, denn seine engsten Jünger galten ihm als gleichwertiger Ersatz für einen Familienverband herkömmlicher Art. Er gewährte ihnen schließlich genau wie ein Patriarch Schutz, Segen und Hilfe.

      Einige der Jünger hatten bereits wegen Jesus‘ introvertiertem Zustand befürchtet gehabt, dass ihr Sedermahl in diesem Jahr womöglich ausfallen könnte. Nun ging ein Aufatmen der Erleichterung durch das Lager, denn sie als seine treuesten Anhänger würden zum Glück doch nicht mit den uralten Riten des Judentums brechen müssen. Im Bauernhaus würden später ein Opferlamm, ungesäuertes Brot, Bitterkräuter und Wein auf die hungrigen Apostel warten.

      Maria hingegen erstarrte abrupt mitten in der Bewegung, ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Hatte Jesus wirklich vom Universum gesprochen? Himmel … seine wahre Identität schimmerte anscheinend immer stärker durch die künstlich geschaffene Jesus-Fassade!

      Niemand sonst in dieser archaischen Zeit ahnte auch nur ansatzweise etwas von Spiralgalaxien, Supernovae, schwarzen Löchern, Pulsaren oder Sternenhaufen – geschweige denn von jenen universellen Gesetzen, welche dem Menschen nach dem Urknall überhaupt erst seine Existenz ermöglicht hatten!

      Wen hatte sie hier eigentlich vor sich? Jesus, den terrestrischen Messias – oder vielmehr den wissenschaftlich ausgebildeten Tiberianer Solaras?

      *

      Der diensthabende Offizier der jüdischen Tempelwache runzelte missbilligend die Stirn. Selbstverständlich war ihm bewusst, dass er jeglichen Befehl des Sanhedrins buchstabengetreu auszuführen hatte. Dennoch erschien es ihm nach eigenem Dafürhalten falsch, einen einzelnen Juden für die gelegentlichen Unruhen im Volk büßen zu lassen.

      »Natürlich, ich habe den Befehl verstanden! Wir sollen Jesus von Nazareth noch in dieser Nacht festnehmen und Pontius Pilatus zur weiteren Verfügung überstellen.

      Aber, mit Verlaub, nur zu meinem persönlichen Verständnis: Wie sollte dieser Heiler mit seinen Predigten und Handlungen die Machtposition des Sanhedrins gefährden können? Es handelt sich um die zentrale Institution des Judentums! Wie könnte ein Einzelner dieses mächtige Bollwerk in einem solchen Ausmaß gefährden, wie es unser Hohepriester Kaiphas offenbar zu befürchten scheint?«

      Der Würdenträger zog ein säuerliches Gesicht. Ihm war anzusehen, dass auch er mit dem Befehl nicht hundertprozentig konform ging. Aber die Entscheidung war im Sanhedrin nun einmal gefallen, und aus ihr resultierte der soeben überbrachte Befehl. Was erdreistete sich dieser lausige Befehlsempfänger, ihn frech zu hinterfragen?

      »Dieser Mann hat im ganzen Lande für Aufruhr gesorgt. Er ist ein potentieller Unruhestifter! Es geht auch mehr um das Gedankengut, das Jesus verbreitet, und nicht so sehr um die Person. Die Römer könnten dem Sanhedrin noch den letzten Rest an verbliebener Selbstständigkeit nehmen, indem sie einseitig das Besatzungsrecht ändern, wenn er weiter ungehindert sein zersetzendes Unwesen treibt.

      Ist dir bewusst, was das letzten Endes für uns bedeuten würde? Wir wären endgültig dazu verdammt, uns wie Marionetten an der Schnur dieser Ungläubigen zu bewegen! Die Römer ersticken rebellische Tendenzen ohne Rücksicht auf Verluste im Keim, und wir wären hinterher die Leidtragenden. Kaiphas musste sich jener traurigen Tatsache leider beugen.

      Die Verhaftung dieses Rabbi ist insofern mehr eine vorbeugende Maßnahme, um das gesamte jüdische Volk vor den Folgen eines Aufruhrs zu schützen und den Tempelkult nach den Geboten der Thora für die Nachwelt zu bewahren. Besatzer aus fernen Ländern mögen kommen und gehen, doch unser Glaube muss für die Ewigkeit Bestand haben!

      Glaubst du, Moses hat das Volk Israel einst aus den Fängen des ägyptischen Pharaos befreit, damit es wenig später wieder von Fremden geknechtet werde? Noch dazu im eigenen, von Gott verheißenen Land?

      Es ist auf jeden Fall besser, wenn ein einzelner Mensch für das Volk stirbt als umgekehrt. Vergiss nicht, dass dieser Jesus sogar mit der Zerstörung des heiligen Tempels gedroht hat! Du tust also nichts als deine Pflicht für Gott und die Menschen. Bist du dazu bereit?«, fragte der Mann lauernd.

      Der Offizier nickte. »Selbstverständlich! Von dieser Seite hatte ich die Angelegenheit noch gar nicht betrachtet, bitte verzeiht mir meine Unverfrorenheit. Ich hätte Euch nicht mit unbotmäßigen Fragen belästigen dürfen. Meine uneingeschränkte Loyalität und mein Leben gehören Euch, so wie ich es einst geschworen habe.

      Aber sagt mir, wie sollten wir diesen Rabbi im Kreise seiner Anhänger überhaupt identifizieren können? Diese Getauften sehen doch alle gleich aus, kleiden sich in einfache Gewänder und tragen Sandalen mit Riemen aus billigem Leder! Gibt es irgendein zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal?«

      »Aber ja! Es wurde mit unserer Kontaktperson ein Zeichen vereinbart. Wir stehen seit einiger Zeit mit einem Jünger namens Judas in Verbindung, der seinen Meister an uns verraten wird. Er entstammt dem engsten Kreis um Jesus und ist mit seiner Situation mehr als unzufrieden. Nicht zuletzt deshalb, weil er daran glaubt, dass der sogenannte Messias nur ein gemeiner Betrüger ist, der die Menschen vorsätzlich täuscht.

      Legt euch auf die Lauer und wartet ab. Laut Judas wird sich die Gruppe heute Nacht im Garten Gethsemane am Fuße des Ölbergs zur Ruhe betten. Sobald du dort beobachtest, dass ein großgewachsener Mann im längsgestreiften Kaftan einen hageren Kerl herzlich mit dem Bruderkuss begrüßt und ihn unterwürfig als Meister tituliert, schlagt ihr zu! Denn dieser vermeintliche Akt der Respektsbezeugung ist in Wirklichkeit das vereinbarte Zeichen.

      Vergesst dabei keinen Augenblick, dass ihr nur eure Pflicht für abertausende von Juden erfüllt! Denkt an die künftigen Generationen, sie werden es euch dereinst danken!«

      Der Offizier salutierte markig, sein Gewissen war jetzt hinreichend betäubt. Die Worte seines Vorgesetzten hatten die beabsichtigte Wirkung gezeigt. So sehr, dass der Offizier den Auftrag inzwischen sogar als große Ehre und sich selbst als edlen Bewahrer des jüdischen Glaubens betrachtete.

      »Es soll geschehen, wie Ihr befehlt! Noch ehe die Sonne zum nächsten Mal am Horizont erscheint, wird Jesus von Nazareth im Kerker des Pontius Pilatus sitzen und zähneklappernd auf seine Hinrichtung warten!

      Wie sollen wir es eigentlich handhaben, falls seine Anhänger Widerstand leisten? Müssen wir diese Männer ebenfalls verhaften und mit ihm einsperren?«

      Der Würdenträger winkte grinsend ab. »Ach was, das sind doch bloß harmlose Spinner, die schon aus religiöser Überzeugung keine Waffen tragen. Die werden euch nicht ernsthaft gefährlich werden können. Ohne den Zuspruch ihres Anführers wird eventueller Widerstand ohnehin schnell in sich zusammenfallen.

      Lasst diese sogenannten Jünger ruhig nach Belieben protestieren und wehklagen; wenn sie fliehen wollen, verfolgt sie nicht, denn sie sind der Mühe kaum wert!

      Sollte jemand euch wider Erwarten doch bedrohen, so seid ihr natürlich befugt, euch diese Person auf geeignete Weise vom Hals zu schaffen. Aber bitte möglichst unauffällig, die ganze Aktion soll nicht viel Aufmerksamkeit erregen!«

      *

      Am Rande einer Plantage aus abgeblühten Mandelbäumen stand jenes langgezogene Bauernhaus, in welchem Jesus mit seinen Aposteln den Sederabend zu verbringen gedachte. Das Gebäude war hundert Jahre zuvor aus grob behauenen Natursteinen gebaut worden, wodurch es im Innenraum

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