Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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vollends von Euren wohldurchdachten Plänen zu überzeugen! Doch heute, da ich inmitten des tragischen Geschehens sitze und voller Nervosität unserem Abflug entgegenfiebere, quälen mich Zweifel. Mein Gewissen meldet sich unüberhörbar mit ätzenden Vorwürfen.

       Mich vermag derzeit nur der Gedanke ein wenig zu trösten, dass Jesus nun höchstwahrscheinlich ein schwerer Schock erspart bleibt. Die Erkenntnis, dass er in Wirklichkeit gar kein Terraner, sondern ein tiberianischer Messias ist, wäre bestimmt weit über sein Begriffsvermögen gegangen! Hätte er sich nach dem Rückflug jemals akklimatisieren können? Ich weiß es nicht zu sagen!

       Ich kenne diesen Solaras persönlich, habe ihn in seiner zweiten Identität aufwachsen sehen und viele TUN in seiner Nähe verbracht.

       Ich musste mitansehen, wie sehr er manchen Kollegen am Herzen lag und immer noch liegt. Allen voran gilt das natürlich für Kalmes, die ihr eigenes Leben als Maria Magdalena ohne Zögern für ihn hingeben würde, wenn sie nur den leisesten Hauch einer Chance sähe, ihn dadurch retten zu können.

       Sie hat im Grunde vollkommen Recht: Jesus‘ Verurteilung ist zweifellos ein himmelschreiender Akt der Ungerechtigkeit, selbst nach unseren zumeist abweichenden Maßstäben! Die Fähigkeit zu selbstlose Liebe fehlt uns auf Tiberia, wir sind bei aller Fortschrittlichkeit viel zu kopflastig geworden. Haben wir die falschen Werte geopfert, damit wir unsere kulturellen Errungenschaften um jeden Preis erhalten konnten?

       Trotz dieser sentimentalen, in euren Augen vermutlich höchst unangebrachten Überlegungen – die finale Entscheidung über unser weiteres Vorgehen ist nach terrestrischen Termini schon vor Jahrzehnten gefallen, auch wenn sie für euch auf Tiberia erst wenige Tage zurückliegt. Ich werde mich den Vorgaben unter von vorneherein fruchtlosem Protest beugen und zusehen, dass ich die Mission zu einem gelungenen Abschluss bringe. Plangemäß, genau wie es von mir erwartet wird.

       So kann ich unserem künftigen Helden nur wünschen, dass ihm wenigstens ein schneller Tod beschieden sein möge. Für den Fall, dass man ihn mit Spott und Häme zur Schau stellt oder ihn irgendwelchen Qualen aussetzt, kann ich nämlich nicht dafür garantieren, dass hier keine Meuterei ausbricht.

       Womöglich könnte es Kollegen geben, die unbefugt Rettungsversuche unternehmen und sich strikt weigern würden, durch den Zeittunnel zurückzukehren. Ich könnte eventuellen Renegaten bei wohlwollender Betrachtung nicht einmal einen Vorwurf machen, und doch würde ich bei einer solchen Entwicklung hart durchgreifen müssen, um die Heimreise der restlichen Crew nicht zu gefährden. Mir steht eine gefährliche Gratwanderung bevor.

       Wir mögen damals bestens geschult und auch auf Traumata aller Art vorbereitet worden sein … dennoch sind und bleiben wir Menschen, deren psychische Belastbarkeit Grenzen kennt. Wir neigen aufgrund der ausgedehnten Aufenthaltsdauer genau wie die Terraner zu unüberlegten, recht spontanen Handlungen, sobald wir an unsere Grenzen gelangen. Stellt euch besser beizeiten darauf ein.

       Wie auch immer es am Ende kommen wird – der Raumgleiter ist jedenfalls repariert und abflugbereit. Es stellt sich nur die Frage, ob ich am Tag X eine ausreichend große Crew für den Start zur Verfügung habe. Die nächsten KIN werden es erweisen.

      

       Balthasar 209/13.3.6.1.4, Ende

      

      *

      Eine Woche später wirkte Jesus von Nazareth plötzlich wie ausgewechselt. Er schien seine Emotionen jetzt besser unter Kontrolle zu haben, fokussierte sich offenbar konzentriert auf ein neues Ziel. Seine depressive Phase war zur Freude Maria Magdalenas quasi über Nacht sangund klanglos vorüber gegangen; man merkte es daran, dass Jesus sich wieder emsig den Aktivitäten der Gemeinschaft widmete.

      Gleichwohl sah der ausgebrannte Prediger nicht gerade fröhlich drein, doch meisterte er seinen Alltag an jenem Donnerstag gefasst und verschwand sogar für eine Stunde ins benachbarte Dorf, um dort etwas für das bevorstehende Passah-Sedermahl auszuhandeln. Seine Apostel atmeten erleichtert auf, denn ihr hochgeschätzter Meister schien langsam zur Normalität zurückzukehren.

      Maria Magdalena nahm Jesus beiseite, sobald er beschwingten Schrittes ins Lager zurückkehrte. Sie war dankbar für die Abwechslung, denn wie schon in den vergangenen Tagen hatte sie unablässig die Gegend nach verirrten Wanderern abgesucht. Vergeblich, doch sie glaubte im Grunde ihres Herzens noch immer fest daran, dass die tiberianische Crew bald Hilfe schicken müsste. Es konnte, nein, durfte gar nicht anders sein!

      Wenigstens konnte man inzwischen mit Jesus wieder kommunizieren; er hüllte sich, Gott sei Dank, nicht mehr in rätselhaftes Dauerschweigen. Marias Gefühle von Trauer und Einsamkeit lösten sich allmählich in Wohlgefallen auf, machten neuer Zuversicht Platz.

      »Da bist du ja wieder!«, begrüßte sie ihn freudig und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund. »Wie ich von Petrus hörte, willst du uns heute Abend ein traditionelles Sedermahl stiften? Hast du drüben im Dorf etwas organisieren können?«, fragte Maria neugierig.

      Maria brannten noch so viele Fragen auf der Seele, die ihr viel dringender erschienen – aber sie durfte ihrem Liebsten so kurz nach Beendigung der Funkstille nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ihre Sorgen mussten noch ein wenig warten.

      Jesus lächelte, wirkte jedoch ein bisschen abgelenkt.

      »Ja, es ist alles geregelt, auch wenn ich im Nachbardorf keinen geeigneten Ort finden konnte. Wir werden heute jedoch trotzdem ein gemeinsames Abendmahl bei Kerzenschein einnehmen können. Ein freundlicher Großbauer stellt uns dafür sein geräumiges Wohnhaus am Stadtrand von Jerusalem zur Verfügung und versorgt uns fürsorglich mit Speis und Trank.

      Alles wird ordnungsgemäß nach jüdischen Traditionen hergerichtet sein, wenn wir in der Abenddämmerung gemeinsam dorthin wandern. Judas Iskariot mag den Mann nachher fürstlich für seine Mühe entlohnen. Mehr kann ich für euch leider nicht tun!«

      Die gutaussehende Tiberianerin stutzte. »Aber du tust doch mehr als genug für uns!«, protestierte sie kopfschüttelnd. Nach kurzem Überlegen fügte sie eindringlich hinzu:

      »Apropos Judas … Jesus, bist du dir sicher, dass du ihm vorbehaltlos trauen kannst? Er geht als Einziger oft seine eigenen Wege, auch nach Jerusalem hinein. Dabei achtet er jedes Mal peinlich genau darauf, dass ihm niemand folgt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er dort Absonderliches treiben mag. Besorgungen macht er jedenfalls nicht, denn er kehrt stets mit leeren Händen zurück.

      Meines Erachtens verbirgt er irgendein dunkles Geheimnis vor uns, das sagt mir die weibliche Intuition. Übrigens ist Judas zurzeit schon wieder unterwegs!«

      Jesus wirkte mit einem Mal traurig. »Zerbrich dir darüber bitte nicht den Kopf, Maria. Ich habe alles im Griff, gehe ebenso wie du mit wachen Augen durch die Welt. Alles hat seine vorbestimmte Ordnung im Universum. Noch heute Abend werde ich zu euch auf dieser Feier über die Zukunft sprechen. Danach essen und trinken wir zusammen, denn die Zeit drängt!«

      Der Mann mit den hellen Augen, in denen plötzlich Tränen standen, ließ seine Gesprächspartnerin nach dieser nebulösen Ankündigung einfach stehen und trottete zu seinen wartenden Jüngern, um ihnen dieselbe Botschaft zu überbringen.

      Außer dem aufmerksamen Simon Petrus bemerkte niemand, dass Jesus merkwürdig bedrückt dreinsah, sich eigentlich gar nicht in Feierlaune befand. Freudig liefen sie in alle Himmelsrichtungen davon,

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