Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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Wie gefährlich kann solch ein Passahfest für ihn werden? Mir ist aufgefallen, dass die römischen Truppen erheblich verstärkt wurden. Sie sollen offenbar Aufstände und Unruhen in der jüdischen Bevölkerung verhindern oder Prozessionen bewachen. Irgendetwas in dieser Art.
Na gut, in Wirklichkeit habe ich keine blasse Ahnung davon, wieso die bis an die Zähne bewaffneten Einheiten hier in derartigen Massen antreten, das räume ich gerne ein. Gerade deswegen bin ich ja so nervös! Ihr müsst bedenken, dass Jesus und sein Gefolge seit einiger Zeit durchaus als lästige Unruhestifter angesehen werden.
Daher meine Frage: Worauf soll ich während der Feierlichkeiten achten, worum geht es bei diesem ominösen Passah eigentlich überhaupt? Mehrmals habe ich das Wort »opfern« aufgeschnappt, was mir natürlich arges Kopfzerbrechen bereitet.
Also, ganz wichtig: Wer oder was wird bei diesem Kult geopfert? Doch hoffentlich keine Menschen? Auf Terra weiß man nie! Es scheint sich jedenfalls um uralte Rituale zu handeln; unser Bordcomputer müsste somit hierüber einiges an wertvollen Auskünften parat haben. Diese Details brauche ich jetzt so schnell wie möglich!
Schickt mir schleunigst jemanden zur Verstärkung hierher, sonst kann ich für nichts garantieren. Am besten Gabriel, denn der bleibt auch in stressigen Situationen ruhig und war mir stets ein besonnener Ratgeber, auch wenn ich zu meinem nachträglichen Bedauern nicht immer gleich auf ihn gehört habe.
Ihr findet mich – respektive uns – am Fuße des sogenannten Ölbergs, denn da wollen wir für die kommenden Tage bleiben, um dem Massenauflauf in Jerusalem tunlichst zu entkommen. Jesus ist dort nach ein paar fragwürdigen Aktionen nämlich nicht mehr gerne gesehen und meidet deswegen insbesondere die Innenstadt und den Tempelbereich.
Ich hinterlasse am Wegesrand ein Zeichen in Form gekreuzter Stöcke, damit ihr wisst, wo ihr querfeldein abbiegen müsst, um geradewegs auf unser Lager zu treffen. Es liegt am Rande eines Gartens, denn man Gethsemane nennt.
Gebt euch einfach als gläubige Anhänger von Jesus aus, als hungrige Passah-Pilger oder meinetwegen auch als potentielle Täuflinge. Damit könnt ihr euer ungebetenes Eintreffen unauffällig kaschieren, denn es kommt häufiger vor, dass vollkommen Fremde Jesus‘ unmittelbare Nähe suchen.
Denkt mir unbedingt daran, bei der Wanderung keinerlei Lebensmittel oder Geschirrteile mitzuführen; ich weiß nicht sicher, was in diesen Tagen erlaubt ist und was als nicht koscher gilt. Schon kleinste Fehler könnten uns auffliegen lassen oder in die Kritik bringen.
Ich flehe euch ein letztes Mal an … helft uns doch endlich!«
*
Der Statthalter Pontius Pilatus drehte sich erfreut um, als er das dezente Klingeln von schweren Ohrgehängen vernahm. Ein sehr vertrautes Geräusch, denn so hörte es sich an, wenn seine Ehefrau Claudia reich behängt des Weges kam. Ihr schulterlanger Ohrschmuck im byzantinischen Stil, den er ihr vor kurzem verehrt hatte, pendelte beim Gehen stetig gegen die designgleiche Halskette aus purem Gold.
»Sei gegrüßt, meine Liebe! Was führt dich um diese Tageszeit zu mir? Verschaffen dir deine Damen heute nicht genügend Kurzweil, oder verspürst du Sehnsucht nach deinem Gatten?«, fragte er gut gelaunt.
Claudia Procula lächelte kokett, lehnte sich anmutig gegen eine Marmorsäule. »Beides ist richtig! Darüber hinaus hätte ich ein Anliegen an dich, oder vielmehr zunächst einmal eine Frage … aber du darfst mir bitte nicht böse sein!«
Der einflussreiche Römer schüttelte missbilligend den Kopf, umfasste ihre auffallend schmale Wespentaille.
»Wie sollte ich der schönsten Frau des gesamten römischen Reiches jemals böse sein können? Setz dich doch zu mir, und dann freimütig heraus damit!«, schmeichelte er und taxierte Claudias vollschlanke Sanduhr-Figur mit einem begehrlichen Blick. Wie gerne wäre er einfach über sie hergefallen! Doch das musste warten.
Claudias weibliche Rundungen saßen wohlproportioniert an den richtigen Stellen, was durch den semitransparenten, weich drapierten Stoff ihres lavendelblauen Kleides vorteilhaft unterstrichen wurde. Nur ein doppelreihiger Flechtgürtel aus weichem Leder hielt die textile Pracht am Körper zusammen.
Pontius Pilatus konnte sich kaum sattsehen, auch wenn er schon seit Jahren mit dieser Frau verheiratet war. Keine seiner zahlreichen Konkubinen konnte ihr optisch das Wasser reichen, nicht einmal die blutjungen Dinger aus den nördlichen Provinzen! Jedenfalls galt das bestimmt noch für die kommende Dekade, bevor seine Blume den vorgezeichneten Weg alles Irdischen gehen und zu welken anfangen würde.
Die schöne Römerin schnurrte wie ein Kätzchen, schwebte leichtfüßig zur nächstgelegenen Kline und ließ sich dekorativ niedersinken. Dann schnippte sie gekonnt mit den Fingern, um einen der dunkelhäutigen Diener herbeizurufen.
»Bring uns Wein und Wasser, wir sind durstig!«
Eilfertig führte der Mann den Befehl seiner Herrin aus, und schon verbarg er sich mitsamt seinen Karaffen wieder devot hinter einem schweren Samtvorhang, als wäre er dort niemals hervorgekommen.
Pontius setzte sich seiner Frau diagonal gegenüber, wo er sie in voller Schönheit betrachten konnte. Wie begehrenswert dieses Abbild der Venus doch war, ganz anders als diese dürren Kleiderständer!
»Komm, lass mich nicht länger warten! Was liegt meinem erlesenen Juwel auf der Seele? Womit kann ich meinem Vögelchen eine Freude machen? Ich lege dir die gesamte Welt zu Füßen, falls dir danach ist!«, protzte er eine Spur zu schwülstig. Die Angesprochene zögerte ein bisschen, begann zu schwitzen. Drehte verlegen eine ihrer gelockten Haarsträhnen um den Zeigefinger. Auf ihrer hohen Stirn bildete sich sogar eine kleine Sorgenfalte, was bei dieser Frohnatur eher selten vorkam. Sie entschloss sich jedoch mutig, ihre Bedenken abzustreifen und einfach ohne Umschweife zu fragen.
»Sage mir bitte, ob es wahr ist, dass der Sanhedrin ein Todesurteil über einen jüdischen Prediger gefasst hat, welches du in Kürze zu vollstrecken hast? Die Leute erzählen sich empört davon – und manch ein gläubiger Bewohner Jerusalems befürchtet gar, aufgrund seiner treuen Gefolgschaft gleich zusammen mit seinem Meister hingerichtet zu werden!«
Der Statthalter musste herzhaft lachen.
»Nanu? Seit wann interessiert sich meine Frau für das Schicksal hakennasiger Eiferer aus Galiläa? Nun, dieser Jesus von Nazareth soll ja bei den Leuten recht charismatisch herüberkommen, dabei ist er vermutlich nicht mehr als ein besonders aufsässiger Jude!«, scherzte Pontius Pilatus ziemlich respektlos und verdrehte die Augen.
Claudia wirkte indes überhaupt nicht amüsiert; eher wie jemand, der auf der Hut ist und seine Worte aus Gründen der Diplomatie sehr genau abwägen muss.
»So entspricht das Gerücht also der Wahrheit. Das hatte ich befürchtet! Pontius … du bist doch keine hilflose Marionette dieser selbstherrlichen Tempelhüter, nicht wahr? Wir Römer sind schließlich eine legitimierte Besatzungsmacht und nicht bloß willige Erfüllungsgehilfen für eitle Schriftgelehrte aus dieser reichlich provinziellen Region.
Wenn du nun beispielsweise das Ersuchen um Jesus‘ Kreuzigung ablehnen würdest, dann müsste der Vorsitzende Kaiphas deine Entscheidung sicherlich zähneknirschend hinnehmen, meinst du nicht auch?«
Pontius