Apokalypse Für Einsteiger. Julian Birkner

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Apokalypse Für Einsteiger - Julian Birkner

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war.

      »Der Junge war wirklich davon überzeugt, dass ICH Diejenige bin, die die Welt retten wird!«

      »Kinder haben eine blühende Phantasie. Vergiss es einfach. So etwas beschäftigt dich?«

      »Nein, das ist Bockmist … Aber du hast sein Gesicht nicht gesehen … Seinen Blick. Der meinte das ernst … Wie kommt der denn ausgerechnet auf mich?«

      »Vielleicht siehst du seiner Lieblingsfigur aus dem Fernsehen ähnlich?«

      »Ich weiß auch gar nicht, warum mir das so nahe geht! Wenn seine Eltern ihn zu viele Science-Fiction-Filme sehen lassen, dann muss das ja nicht mein Problem sein. Ich brauche sowieso erst einmal neue Klamotten. In den Fetzen kann ich keine Welt retten.«, grinste ich.

      »Emma, die große Heldin. Haha, vielleicht kriegst du ja auf diese Weise einen hübschen Kerl. Du könntest ein enges Lederoutfit tragen.«

      Ich winkte lachend ab. »Lass mal stecken. Darauf habe ich keinen Bock! Sollen das doch die Männer machen!«

      ZACK! Lina hatte mir eine fette Kopfnuss verpasst! »Aua! Spinnst du?«, blaffte ich sie an.

      »Du spülst mal eben 100 Jahre Emanzipation im Klo hinunter mit so einer Aussage! Frauen können sehr wohl die Welt retten!«

      »So meinte ich das auch nicht!«, zischte ich beleidigt, während ich mir die schmerzende Stelle am Kopf rieb.

      »Ich meine nur, dass Männer doch eh meistens ziemlich nutzlos sind. Man kann sie gerade mal für ein paar Dinge benutzen und dazu zähle ich noch nicht mal Sex, denn auch da sind das meistens hoffnungslose Fälle … Drücken hilflos an den Brüsten rum als wollten sie eine Kuh melken und wenn es endlich anfängt interessant zu werden, sind sie fertig …Und wenn sie sonst schon zu nichts zu gebrauchen sind, dann können sie doch wenigstens mal ab und an die Welt retten.«

      Lina seufzte, warf mir den Du-bist-ein-hoffnungsloser-Fall-Blick zu und zog mich wieder nach oben!

      »Na komm! Lass uns endlich shoppen!«

      Ich lächelte sie an. »Alles klar! Es gibt nichts, was ein paar neue Schuhe nicht richten können! Übrigens brauche ich neue High-Heels.« Lina lachte und hakte sich bei mir ein.

      Es wurde ein witziger Nachmittag und Lina schaffte es tatsächlich mich den Alltagsfrust vergessen zu lassen. Dann und wann drifteten meine Gedanken allerdings ab und kreisten um den kleinen Jungen. Ich konnte die Panik in seinen Augen nicht vergessen. Ich, ausgerechnet ich, sollte die Welt retten! Vor was denn überhaupt? Und wie?

      Nein! Ich würde den Jungen sowieso nie wieder sehen und wenn eines sicher war dann das:

      Ich würde garantiert nie gegen irgendeinen seltsamen Weltuntergang kämpfen.

      Ich lag sowas von daneben …

      Kapitel 5

      Der Regen trommelte laut gegen die Fenster, als ich abends die Tür zu meiner Wohnung aufschloss. Das Gewitter hatte uns beim Shoppen überrascht und jetzt stand ich triefend mit den Einkaufstüten im Flur und war froh endlich zuhause zu sein. Wie immer bei meiner Rückkehr kam sofort Artemis angelaufen, maunzte mich zur Begrüßung an und strich um meine Beine. Als er allerdings merkte, dass alles an mir nass und klebrig war, verschwand die Wiedersehensfreude und er nahm erst einmal Sicherheitsabstand. Ich stellte die Tüten ab und begann mich aus den feuchten Klamotten zu schälen und freute mich auf den gemütlichen Jogginganzug. Nicht sehr damenhaft, ich weiß, aber überaus bequem und das war es, was ich jetzt brauchte. Artemis hatte inzwischen die Einkaufstüten entdeckt und beschnupperte eindringlich den Karton mit den neuen High-Heels.

      »Wenn du mir die neuen Schuhe auch wieder vollkotzt, dann verkauf ich dich an das peruanische Restaurant um die Ecke! Die waren nämlich echt teuer!«

      Eigentlich sogar zu teuer. Mit Grauen dachte ich an meinen Kontostand. Wäre der ein Mensch, würde er wahrscheinlich grad hechelnd am Beatmungsgerät hängen. Aber manche Dinge musste Frau sich eben leisten.

      Artemis blickte mich irritiert an und legte den Kopf schief. Wenn er mich so unschuldig ansah, konnte ich eh nicht böse sein. Ich streichelte über sein Köpfchen und versorgte den kleinen Kater erst einmal mit Abendessen, da er sonst sowieso keine Ruhe gab.

      Nach ein paar Minuten konnte ich mich endlich auf der Couch niederlassen und ein wenig die Ruhe genießen. Ich dachte an Lina und unseren Nachmittag. Hatte sie Recht? War ich wirklich unleidlich geworden und hatte es nicht einmal gemerkt? Das konnte unmöglich sein! Ich war der Sonnenschein in Person.

      Gut, der Postbote, den ich vor ein paar Tagen angeschrien hatte, weil er mir die Vogue total zerknittert geliefert hatte, sah das wahrscheinlich anders …

      Oder der Taxifahrer, den ich als »Lappen« bezeichnet habe, weil er bei Rot nicht, wie von mir gewünscht, über die Ampel gebrettert ist …

      Oder die Empfangsdame im Fitnessstudio, die ich aus Wut mit Anmeldeformularen beworfen habe, weil sie mir DRINGEND empfohlen hat, etwas gegen mein gebärfreudiges Becken zu tun …

      Oder die Politesse, die ich freundlich gebeten habe, sich doch um ihren eigenen Dreck zu kümmern … hm, da könnte bald Post kommen

      Oder der Busfahrer, der …

      Okay, okay … Mir fielen dann doch einige Beispiele ein. Vielleicht war ich manchmal ein wenig launisch. Aber so war ich nun mal. Wenn mir jemand ans Bein pinkelte, dann pinkelte ich eben zurück. Zugegeben, die Metapher war jetzt ein klein wenig eklig … Wie auch immer: Ich war nicht der Typ Mensch, der sich etwas gefallen ließ und im Leben gab es nichts umsonst. Je näher man Menschen an sich heranließ, umso schneller konnte man verletzt werden. Diese Lektion musste ich auf schmerzhafte Weise lernen …

      Das schrille Läuten des Telefons riss mich aus meinen Tagträumen. Gleichgültig ließ ich es klingeln. Ich war zu faul um aufzustehen …

      Als der Anrufbeantworter ansprang und ich die Stimme hörte, blieb mir aber fast die Luft weg.

      »Hallo Emma … Ich bin’s … Tom … Ähm … Wie geht’s dir so... Ist lange her … Hoffe bei dir ist alles gut … Also ich … Ähm ich wollte dir nur sagen, dass ich wieder in der Stadt bin … Ich bin wieder hergezogen … Hab mich beruflich ein bisschen verändert … Ja und ich ähm … vielleicht könnten wir uns mal treffen und reden … Ist viel passiert … Also ich fände es gut, wenn das klappt … Ich komme morgen mal in dem Laden vorbei … Hoffe du arbeitest noch da … Dann können wir das ja kurz besprechen... Schönen Abend dir …Ciao!«

      Paralysiert starrte ich auf das Telefon. Mein Herz pumpte so rasend schnell, dass ich Angst hatte ohnmächtig zu werden. Allein seine Stimme zu hören, brach alles wieder auf.

      Tom … Meine große Jugendliebe! Der Dreckskerl hatte mir so wehgetan wie noch kein Mensch je zuvor. Ich habe Monate damit verbracht zu heulen und Jahre damit ihn zu hassen, zu verfluchen und ihm zu wünschen, dass ein Klavier auf ihn fallen würde oder dass er den unwiderstehlichen Drang verspüren würde gegen eine Steinmauer zu laufen oder einen Elektrozaun anzufassen. Immer und immer wieder …

      Jetzt hörte ich seine Stimme und ich wünschte mir nichts mehr, als von ihm in die Arme genommen zu werden …

       Gott, ich bin so

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