Charlys Sommer. Anett Theisen

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Charlys Sommer - Anett Theisen

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zu ihm. Flach und langgestreckt lag es in das umgebende Grün eingeduckt wie eine Katze im Gras.

      Links von ihm führten die Fahrspuren weiter zu einem großen offenen Carport, der mehrere Motorräder beherbergte, und einer großen Scheune.

      „So habe ich mir immer das Dornröschenschloss vorgestellt“, sagte er, als Charly zu ihm aufschloss. „Mit Türmchen allerdings“, ergänzte er.

      Sie lachte. „Mein ganz persönliches Dornröschenschloss. Zwar ohne Türmchen, aber mit Pferd. Nur der Prinz fehlt.“

      „Was nicht ist, kann ja noch werden“, antwortete er leichthin.

      „Ach, höre ich da etwa Interesse?“, fragte sie ihn und öffnete den Kofferraum.

      „Vielleicht?“, ging er auf ihren neckischen Tonfall ein.

      „Gut zu wissen“, antwortete sie gleichmütig.

      ‚Na toll, das klingt nicht nach großer Begeisterung’, dachte er.

      Sie zeigte ihm den Trampelpfad ums Haus herum zum Stall. Während er die Säcke vom Auto zum Stall trug und auf die geschlossene Seite der Futterkiste hievte, riss sie diese mit geübtem Griff auf und ließ den Inhalt hineinrinnen.

      „Hast du schon was gegessen?“, fragte sie, als er mit dem letzten Sack hereinkam, ihn ablud und ihr beim Verstauen zusah.

      „Nein.“

      „Magst du mir Gesellschaft leisten?“

      „Gerne.“ Er lächelte. ‚Ihre unkomplizierte Art gefällt mir’, dachte er. ‚Ist länger her, dass mich eine Frau zum Essen eingeladen hat. Auch wenn sie sich sonst nicht in die Karten schauen lässt.’

      Gemeinsam kehrten sie zum Rondell zurück, sie ging weiter zur Scheune und schob einen der riesigen Torflügel auf. In der Dunkelheit darin waren ein zweiter, alter, bunt bemalter VW-Bus zu erkennen, daneben ein Rasentraktor und ein kleiner Schlepper. Ganz hinten in der anderen Hälfte der Scheune schimmerte etwas.

      ‚Das sieht aus wie … Heckflossen?’ Er blinzelte ungläubig. ‚Wie kommt sie an solch einen Wagen?’, fragte er sich erstaunt.

      Sie hatte derweil den Bus geparkt.

      „Du hast einen Cadillac?“

      „Mein Winterprojekt“, antwortete sie sichtlich stolz. „Ich hab ihn aufgebaut. Jetzt muss ich nur noch einen gut zahlenden Käufer dafür finden.“

      Langsam erholte er sich von seiner Überraschung. Ihre To-Do-Liste fiel ihm ein und es fügte sich zu einem Bild.

      Er war im dämmerigen Schein der alten Lampe vorsichtig weiter ins Duster hineingetreten. Charly ging an ihm vorbei und drückte einen Schalter. Zwei moderne Werkstattleuchten tauchten die Scheune in gleißendes Licht und er kniff die Augen zusammen, bis sie sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. Ehrfürchtig umrundete er den Cadillac.

      ‚Babyrosa lackiert und chromglänzend. Weiße Lederpolster. Das Auto ist ein Traum.’ Probeweise zog er am Griff der Fahrertür. Klackend öffnete sie sich. „Darf ich?“

      „Sicher“, genehmigte sie.

      Er setzte sich vorsichtig, schnappte die Schnallen an den Stiefeln auf und zog die Füße heraus. In Socken tastete er nach den Pedalen. „Bist du schon damit gefahren?“

      Sie stieg neben ihm ein. „Natürlich. Ich muss doch testen, ob er läuft und heute Morgen habe ich Fotos gemacht.“

      Er brannte darauf, den Wagen zu fahren.

      Sie lächelte. „Wenn es nächste Woche schön ist, können wir eine Runde drehen“, bot sie ihm an. „Am Wochenende bin ich nicht da.“

      Mühsam riss er seine Aufmerksamkeit vom Cadillac los und wandte sich ihr zu. „Motorradtour?“

      „Jein. Ich fahre zwar mit der BMW hin, aber ich muss für meine Mam zu einem Fotoshooting in Görlitz. Sie entwirft Abend- und Brautkleider“, erklärte Charly.

      „Hast du noch mehr Überraschungen zu bieten? Dann zähle sie am besten auf, ich bin gleich komplett überfordert.“

      ‚Ungelogen’, setzte er in Gedanken hinzu.

      Charly lachte. „Ich weiß ja nicht, was für dich als Überraschung gilt. Für mich ist das alles normal. Komm, hilf mir, den Caddy abzudecken, ich habe Hunger.“

      „Darf ich noch kurz …“, begann er scheu.

      „Unter die Haube schauen? Klar!“

      Summer Wine – Ville Valo & Natalia Avelon

      Nachdem sie gemeinsam den Cadillac zugedeckt hatten, schob er das Scheunentor zu und wunderte sich, wie sie den schweren Flügel überhaupt bewegen konnte.

      Im Haus lief eine breite Diele bis zur gegenüberliegenden Außenwand und einer weiteren Tür; ab der Hälfte führte eine alte, ausgetretene Holztreppe nach oben. Ebenfalls alte, breite Dielenbretter bedeckten den Boden. Links zog sich über die gesamte Länge der Diele eine gusseiserne Hakenleiste, an der mehrere Kombis hingen, darüber auf einem Bord mehrere Helme. Rechts stand ein schweres, dunkles Sideboard, darüber hing an einem Haken ein Jagdgewehr.

      Die Küche war modern, hell und italienisch anmutend, das Wohnzimmer geräumig über die gesamte Breite am Südende des Hauses und über große französische Flügeltüren mit der ihm schon bekannten Terrasse verbunden. Ein moderner Kamin bildete einen interessanten Gegensatz zur sonst regionalen, gemütlichen Einrichtung.

      „Was willst du trinken? Alkoholfreies hab ich nur Weizen und Wasser aus der Leitung“, rief Charly aus der Küche.

      „Weizen klingt gut.“

      „Hell oder dunkel?“

      „Dunkel.“

      Sie kam mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer und stellte zwei Flaschen auf den rustikalen Esstisch. „Du machst Feuer, ich Essen“, wies sie an. Damit verschwand sie erneut in der Küche.

      Zehn Minuten später saßen sie bei knisterndem Kaminfeuer im Wohnzimmer und futterten Nudeln mit Gorgonzolasauce.

      „Sind das Spaghetti?“

      „Capellini. Die brauchen nur drei Minuten“, grinste Charly. „Wenn ich Hunger habe, muss es schnell gehen.“

      „Das werde ich mir merken“, schmunzelte er. „Schmeckt jedenfalls sehr gut.“

      „Freut mich.“

      „Woher wusstest du, was ich fragen wollte, in der Scheune?“

      Sie lachte. „Weil jeder Mann unter die Motorhaube eines Caddys schauen will. Ich habe in Kuba jeden Taxifahrer verrückt gemacht, weil ich vor oder nach der Fahrt unbedingt den Motor sehen wollte. Das machen sonst nur Männer.“

      „Du warst in Kuba?“

      „Mit meinem Dad. Ist fast zehn Jahre

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