Charlys Sommer. Anett Theisen

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Charlys Sommer - Anett Theisen

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wollte den Unterstand kommende Woche bauen.“

      „Hm. Was dagegen, wenn ich mir deine Notizen abschreibe und in Ruhe darüber nachdenke?“

      Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm Block und Stift. In seine Aufzeichnungen vertieft fragte er angelegentlich: „Gibt’s sonst noch was, wo ich dir behilflich sein könnte?“

      Charly bedachte ihn mit einem verkniffenen Blick. „Ich bin lädiert, nicht invalid“, antwortete sie; den Rest des Gedankens, ‚Ich komm sehr gut alleine klar, mein Freund!’, schluckte sie mühsam hinunter.

      „Seit wann bist du denn so widerborstig?“, staunte Peter.

      „Bin ich das?“, schoss Charly zurück.

      Peter hob nur vielsagend die Augenbrauen.

      Seufzend schob sie noch ein Blatt über den Tisch. „Meine To-Do-Liste, nicht spannend und kein Geheimnis.“

      ***

      Nachdem Christian die Zeilen überflogen hatte, war er da ganz anderer Meinung. Trotzdem, sie hatte ihm die Liste nicht freiwillig überlassen.

      ‚Will sie keine Hilfe? Oder will sie nur keine Hilfe von mir?’ Er ließ den Zettel auf den Tisch sinken und überlegte, wie er gleichzeitig mehr über sie und die interessanten Punkte der Liste erfahren konnte, inklusive eines baldigen Wiedersehens natürlich, ohne sie stärker in die Verteidigung zu drängen.

      Peter kam ihm zuvor und fragte Charly nach ihrem Vater.

      ‚Auch gut’, dachte Christian, lehnte sich zurück und überließ die beiden ihrem Gespräch. Er beobachtete sie und ließ die Umgebung und die Stimmung auf sich wirken. ‚Der Wein ist wirklich gut.’

      Die Hunde hatten sich ausgetobt und zu ihnen zurückgefunden. Napoleon lag zu seinen Füßen, der andere demonstrativ zwischen ihm und Charly. Ab und an banden Charly und Peter ihn, Christian, in ihr Gespräch ein, meist mit einer kurzen Erklärung, damit er ihnen weiterhin folgen konnte. Er erkannte es als Angebot, und als sie zu allgemeinen Themen wechselten, beteiligte er sich häufiger am Gespräch. ‚Es scheint sie nicht zu stören.’

      ***

      ‚Schade, jetzt hat er es bemerkt’, dachte Charly, als Christians Augen auf ihre Frage hin schmal wurden und seine Antwort überlegter ausfiel als die vorherigen. Sie hob die Weinflasche an, die zweite bereits, um nachzuschenken, stellte fest, dass sie leer war und hielt sie fragenden Blickes in die Höhe.

      Peter schüttelte ablehnend den Kopf. „Reicht für heute. Sag mir noch, wann ich im Anzug erscheinen soll, dann lassen wir dich in Frieden.“

      „Was willst du denn im Anzug bei mir?“, fragte sie vollkommen perplex.

      „Na, zur Taufe unseres Nachwuchses will ich vernünftig aussehen, oder hast du dir noch keine Namen überlegt?“

      „Habe ich nicht. Steht ganz oben auf der Liste.“ Charly nickte zu dem vergessen auf dem Tisch liegenden Zettel hin. „Ich mache darum kein großes Trara.“

      „Was? Keine zelebrierte Taufzeremonie?“ Peter hob gespielt entrüstet die Hände.

      „Soll ich ihnen ein Glas Sekt über den Kopf schütten oder gar die Flasche an die Hinterhand knallen?“

      Die Männer lachten.

      „Schade um den guten Alkohol“, schüttelte Peter den Kopf.

      „Ich stelle mich als Taufpate zur Verfügung, wenn ich den Sekt trinken darf“, ergänzte Christian kichernd.

      Entnervt betrachtete Charly die beiden Männer auf ihrer Terrasse, die sich gar nicht wieder beruhigen wollten. Sie verdrehte die Augen, machte eine eindeutige Wedelbewegung mit der Hand vor ihrem Gesicht und entschloss sich dann, die immer noch glucksenden Herren zu ignorieren. Stattdessen fasste sie den ersten Punkt ihrer To-Do-Liste ins Auge. „Zur Taufe braucht man Namen. Mein Dad hat mich auf die griechische Mythologie verwiesen. Wobei ich teilweise auch schon so weit war.“

      Das Stichwort griechische Mythologie brachte die Männer abrupt zur Ruhe.

      „Fürchte, da kann ich dir nicht weiterhelfen“, enthob sich Christian. „Es sei denn mit Recherche.“ Er deutete auf sein Handy.

      „Hast du schon Vorstellungen?“, fragte Peter, die Stirn in konzentrierte Runzeln gelegt.

      Charly schmunzelte. Peter konnte man direkt ansehen, wie sich die Gedankenmaschinerie in Gang setzte. „Also, für den Hengst dachte ich an ,Phoenix’.“

      „Passt. Ist sogar noch angekokelt an den Ecken“, antwortete Christian trocken.

      ‚Von wegen nicht weiterhelfen können’, dachte Charly, schnaubte und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Sie ignorierte ihn dann aber und blickte sinnend ins Dunkel von Peters Garten, in dem sich schemenhaft die Pferde vor dem Schwarz der Bäume abhoben. Lau strich ein sanfter Wind durch den Fliederbusch und ließ dessen Blätter leise rascheln. Eine Welle süßen Duftes überrollte sie. „Für die Mutterstute hätte ich gern eine Göttin. Nichts Jugendliches oder Schönes wie Diana oder Aphrodite. Gibt’s eine Göttin des Alters?“

      „Wie gefällt dir ‚Athene’?“, fragte Peter nach einigem Überlegen.

      Christian tippte den Namen in sein Smartphone. „Die Dame war für einiges zuständig“, meinte er kurz darauf. „Unter anderem Göttin der Weisheit. Würde doch passen.“

      „Gefällt mir“, befand Charly. Von weitem schlug die Kirchturmuhr und sie wartete, bis der letzte Ton verklungen war. „Bleiben der Hund und das Fohlen. Bei Letzterem denke ich immer an ‚Puck’.“

      „Wenn es dir gefällt, dann belass es doch dabei.“

      „Und wenn er erwachsen ist und es passt nicht mehr?“

      „Es wird passen. Ansonsten deklarierst du es einfach als Abkürzung für irgendeinen hochoffiziellen Namen. Der mir jetzt aber grad nicht einfällt“, gähnte Christian.

      „Fürst Pückler zum Beispiel“, warf Peter ein.

      „Raffinierte Idee“, stimmte Charly lachend zu. „Also ‚Puck’. Für den Hund schwanke ich zwischen ‚Castor’ und ‚Pollux’, weil er so auf den Hengst aufpasst.“

      Christian tippte, überflog den Text und fasste die Informationen kurz zusammen. Sie hörte mit leicht geneigtem Kopf konzentriert zu.

      „Pollux. Passt besser“, entschied sie.

      „Sehe ich auch so“, bestätigte Christian und Peter nickte.

      „Punkt erledigt.“ Christian beugte sich zu Peter, zog ihm den Kugelschreiber aus der Brusttasche und strich den ersten Eintrag auf der Liste durch. Er hielt das Blatt ins funzelige Licht der Öllampe auf dem Tisch und las den nächsten Eintrag vor. „Ich stelle mich als Helfer zur Verfügung.“ Er sah sie an.

      ‚Hartnäckig ist er, das muss ich ihm lassen’, dachte sie. Aber der Wein hatte sie auch milde gestimmt. Sie lächelte. „Danke. Lieb gemeint. Leider hat der Hengst was gegen Männer. Jüngere Männer“, korrigierte sie. „Von Peter nimmt

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