Charlys Sommer. Anett Theisen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Charlys Sommer - Anett Theisen страница 18
„Ich wundere mich, dass wir uns noch nie gesehen haben“, eröffnete er ein unverfängliches Thema. ‚Sie wohnt neben meinem Patenonkel, fährt eine Handvoll auffälliger Fahrzeuge und wir haben uns noch nie gesehen? Das kann es eigentlich nicht geben!’ wunderte er sich insgeheim.
„Ich bin entweder zur Arbeit, bastele zu Hause oder bin auf Tour. Der einzige Motorradtreff, den ich hier in der Gegend anfahre, ist der, wo wir uns das erste Mal gesehen haben. Meist auch nur, wenn Mellis Motorrad muckt oder ich dringend einen Kaffee brauche.“
„Sie ließ sich partout nicht überreden, mir deine Telefonnummer zu geben“, schmunzelte er. „Du hast doch sicher Freunde?“
„Ist eine gegenseitige Abmachung aus der Zeit, als wir beide allein gewohnt haben.“
‚Bilde ich es mir ein, oder hat sich ein Schatten über ihre Züge gelegt?’, überlegte er. Ihre nächsten Worte lenkten ihn von seinen Betrachtungen ab.
„Freunde allgemein, oder einen Freund im Besonderen?“, neckte sie mit schelmischem Lächeln.
„Sowohl als auch“, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Ich habe hier ein paar Leute, mit denen ich klettern gehe. Unter anderem Melli. In Chemnitz bin ich ein bisschen in der Clique meines Adoptivbruders verbandelt, aber einen festen Freund habe ich nicht“, gab sie preis.
Er lachte. „Jede Antwort von dir wirft drei neue Fragen auf, mindestens.“
„Dann frag doch. Wenn ich etwas nicht beantworten will, sage ich dir das schon.“
Er nahm sie beim Wort und fragte sie leidlich aus. Auch sie war neugierig und stellte so manche Frage. Nach dem Essen hielt sie ihr leeres Glas fragend in die Höhe. „Noch eins?“
Er streckte sich, zögerte. Er war müde und hatte überhaupt keine Energie mehr, sich jetzt aus der kuscheligen Kaminwärme aufs Motorrad zu setzen und nach Hause in seine kalte Wohnung zu fahren. ‚Noch nicht’, dachte er. „Ich sage nur eben meinem Vater Bescheid, dass es später wird.“
Sie nickte und brachte das Geschirr in die Küche. Solange er sprach, beschäftigte sie sich da und kehrte mit zwei vollen Bierflaschen zurück. Sie hatte es sich eben wieder gemütlich gemacht, als draußen ein heller Blitz aufzuckte, gefolgt von einem krachenden Donnerschlag, dann rauschte Platzregen herab.
„Verdammt, mein Helm!“ Er schoss vom Sofa hoch, aber sie war schneller. Als er bei der Haustür ankam, schlüpfte sie gerade in Stiefeln und Regenponcho hinaus, schnappte den Helm vom Spiegel und die Handschuhe aus dem Cockpit, kam zurück und packte beides aufs Sideboard.
„Ich mache dir unterm Dach Platz!“ Schon war sie wieder draußen. Er folgte ihr. Als er am Carport ankam, hatte sie eine kleine schwarze Suzuki in die hintere Ecke verfrachtet. Er trabte zu seiner BMW und schob sie in die entstandene Lücke. Dann rannten sie zusammen zurück ins Haus. Lachend drückte sie ihm ein Handtuch in die Hand. „Siehst aus wie ein nasser Hund.“ Sie lüpfte sein T-Shirt, das an seinem Oberkörper klebte wie eine zweite Haut. „Zieh es aus, ich stecke es in den Trockner.“
Als er zögerte, schnaubte sie ungeduldig. „Ich werde vom Anblick deines nackten Oberkörpers weder umfallen noch dich anfallen.“
„Schade“, grinste er und zog sich das Shirt über den Kopf. ‚Letzteres fände ich durchaus interessant’, dachte er. Es laut auszusprechen wagte er jedoch nicht.
***
‚Himmel, hat der Mann einen Körperbau!’ Sie musste sich arg zusammenreißen, um ihren letzten Satz nicht auf der Stelle zu revidieren. ‚Unverfängliches Thema!’ Aber ihr Kopf war wie leer gefegt. Zurück im Wohnzimmer fiel ihr Blick auf die noch ungeöffneten Bierflaschen. „Die oder lieber einen Wein?“
„Ist das jetzt die Einladung, über Nacht zu bleiben?“, fragte er prompt und ließ ihr keine Zeit zur Antwort. „Dann gerne Wein.“
Entspannt stand er im Türrahmen. Sein Lächeln war eindeutig lasziv, bevor es verschwand und er mit langsamen Schritten auf sie zukam, die nackten Füße lautlos auf den alten Dielen.
‚Stop, das geht mir zu schnell!’ Gehetzt sah sie sich im Zimmer um und entdeckte ihren iPod auf dem Tisch. Sie drückte das Gerät in seine Hand. „Such dir was aus, ok?“ Dann flüchtete sie in den Keller.
‚Charly, jetzt reiß dich zusammen!’, schalt sie sich lautlos. ‚Ja, er sieht verdammt gut aus. Ja, er hat mir geholfen und ich habe ihn eingeladen. Und er ist geblieben’, betonte sie. ‚Das muss aber nichts zu sagen haben. Mach nicht mehr daraus, als es höchstwahrscheinlich ist. Behalte die Nerven.’
Als sie zurückkam, lief „Hello“ von Lionel Ritchie und er war immer noch mit dem Gerät zugange. Er sah nur kurz auf. „Ich habe eine neue Liste erstellt bzw. bin noch dabei. Du hast interessante Songs.“
„Zum Beispiel?“, fragte sie atemlos. Hoffentlich bezog er es darauf, dass sie gerade die Kellertreppe hochgerannt war. Sie setzte den Korkenzieher an, als er geschmeidig wie eine Katze vom Sofa schnellte und ihr die Flasche abnahm. Erschreckt trat sie einen Schritt zurück. Bis jetzt war es ein Spiel, aber plötzlich wurde ihr bewusst, dass er sehr viel größer war als sie.
‚Schwerer.’
‚Und stärker.’
Und sie waren allein.
Ihre Nackenhärchen stellten sich auf.
***
‚Ich habe sie erschreckt. Aber da ist noch etwas in ihrer Haltung’, dachte Christian. Er musterte sie prüfend, während er die Flasche öffnete und den Wein eingoss, darauf bedacht, keine abrupten Bewegungen zu machen. Er reichte ihr eines der Gläser.
Sie nahm es mit einem Lächeln.
Was auch immer es gewesen war, es war verschwunden. „Sofa oder Bett?“ Er lächelte ein langsames, verheißungsvolles Lächeln.
„Hättest du wohl gern.“ Sie tippte ihm auf die Brust. „In meinem Bett schlafen nur Amadeus und ich.“
‚Moment, wer ist Amadeaus?’, fragte er sich, verfolgte die Frage aber nicht weiter. Zeit genug, später. „Du weißt nicht, was dir entgeht“, schäkerte er sacht, zog sich aber in seine Sofaecke zurück.
„Ich habe es die ganze Zeit vor Augen.“ Bedeutungsvoll wanderte ihr Blick über seinen nackten Oberkörper.
‚Ah, dir gefällt, was du siehst? Nun, ich würde auch gern mehr sehen.’ Es war der falsche Gedanke und eilig griff er auf seine Überlegung von eben zurück. „Wer ist Amadeus?“
„Mein Kater. – Trainierst du?“
„Zwei bis dreimal die Woche Krafttraining. Gelegentlich joggen. Und klettern.“ Er erwartete, dass auch sie in ihre Ecke zurückkehren würde. Stattdessen kuschelte sie sich neben ihn. Aber ihre Reaktion von vorhin gemahnte ihn zur Vorsicht.
„Halle oder draußen?“, fragte sie.
„Beides.“
Sie