Charlys Sommer. Anett Theisen
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Er betrachtete sie ungläubig. ‚Das hat auch noch keine geschafft, mich bis unter die Decke zu jagen und dann mir nichts, dir nichts einzuschlafen.’ Er wand sich unter ihrem Arm hervor, suchte und fand das Bad und kehrte zu ihr zurück. ‚Gehen oder bleiben?’
Er brachte es nicht übers Herz, sie allein zu lassen und schob sich vorsichtig wieder zu ihr aufs Sofa. Umständlich zog er eine der Decken heran und deckte sie beide zu, dann glitt auch er zu den getragenen Klängen von John Lennon’s „Imagine“ in den Schlaf.
***
Ein kühler Luftzug strich um seine Nase. Er lag auf einem ihm fremden Sofa und brauchte einen Moment, um sich die Ereignisse des letzten Abends in Erinnerung zu rufen. Statt Charly hatte es sich ein glänzend schwarzer Kater an seiner Seite bequem gemacht. „Du bist dann wohl Amadeus“, sprach er das Tier an und bot ihm einen Zeigefinger zum Schnuppern. Schnurrend rieb Amadeus den Kopf an seiner Hand, forderte mit ekstatischem Genuss mehr Zuwendung. Schmunzelnd gewährte er sie. „Auch wenn ich lieber dein Frauchen kraulen würde“, vertraute er ihm leise an und sah sich nach ihr um. Die Wohnung jedoch schien leer.
Die Terrassentür stand offen, die bodenlangen Vorhänge bewegten sich sanft im Luftzug. Sehr zum Missfallen des Katers erhob er sich und trat in den kühlen Morgen hinaus. Tau glitzerte auf dem Gras.
Auf dem Gartentisch stand eine dampfende Tasse, der verheißungsvoller Duft nach Kaffee entströmte. Im Vorbeigehen nahm er sie mit und ging zur Koppel hinunter, auf der Charly einhändig den großen Braunen putzte. Der brummelte ihm freundlich entgegen und sie unterbrach ihre Arbeit. „Guten Morgen. Gut geschlafen?“, begrüßte sie ihn.
„Bestens“, erwiderte er. „Nur etwas einsam aufgewacht.“
Sie schmunzelte. „Ich bin zu zappelig, um lange im Bett zu bleiben, wenn ich wach bin“, erklärte sie. „Ich wollte dich nicht wecken. Napoleon und die anderen warten auf mich.“
„Napoleon?“, fragte er zurück.
Sie deutete auf den Braunen neben sich.
„Netter Zufall. Mein Hund heißt auch so.“
Sie schwiegen sich eine Weile unbehaglich an, dann hielt er die Kaffeetasse in die Höhe.
„Trink du. Solange er noch heiß ist. Ich putze ihn eben fertig“, winkte sie ab.
Er ging auf die Terrasse zurück und beobachtete sie aus der Ferne. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis sie sich durch den Koppelzaun duckte und ebenfalls zur Terrasse kam. Er folgte ihr ins Haus.
„Frühstück?“, bot sie an.
Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Ich muss zur Arbeit.“
„Wie du willst“, akzeptierte sie ungerührt.
‚Ich werde nicht schlau aus ihr’, dachte er. Sie nicht aus den Augen lassend zog er seine Motorradjacke an. „Dann sehen wir uns Montag“, stellte er fest, sorgsam darauf bedacht, es nicht als Frage erscheinen zu lassen.
Sie hielt ihm die Haustür auf und lächelte. „Ich freu mich drauf.“
„Pass auf dich auf, ja?“
„Mach ich“, versprach sie.
Im Losfahren sah er, wie sie ihm eine Kusshand zuwarf.
Objekt der Begierde – Rosenstolz
Charly stand im Hotelzimmer und erwog die Risiken, zweihundert Meter ohne Helm bis zum Parkplatz zu fahren versus extra wegen des Helmes noch einmal ins Zimmer zurückkehren zu müssen. Sie entschied sich für die erste Variante und war danach gerade auf dem Weg zur Peter-und-Paul-Kirche, als sie hinter sich das charakteristische Röhren eines Porsche vernahm. PS-vernarrt, wie sie war, drehte sie sich um und erkannte Fahrzeug und Fahrer sofort. Er bog gerade auf den Hotelparkplatz ein.
„Was macht der hier?“ Erschrocken über ihren lauten Ausruf schlug sie die Hand vor den Mund. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie sah sich um. Niemand war in der Nähe. Kurz darauf kam der Mann auf sie zu.
‚Ruhig bleiben, er kennt mich nicht. Für ihn bin ich irgendeine junge Frau. Also bleibe ich stehen und schau, was er macht.’ Sie wandte sich eilig zum Gemäuer des Nikolaiturmes um und tat, als studiere sie die daran befindliche Infotafel. Er grüßte, sie grüßte beiläufig zurück. Dann folgte sie ihm mit dem Blick und einem kleinen, aufgeregten Triumphgefühl im Magen. ‚Er hat gegrüßt!’
Als ihr die Peter-und-Paul-Kirche ins Auge fiel, beeilte sie sich, ihm zu folgen. Er bog zum Hotel ab, sie überholte ihn und schlüpfte durchs Kirchenportal. Gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Orgelkonzertes.
Als sie anschließend die Kirche verließ und die Neißebrücke ansteuerte, bemerkte sie, dass er ebenfalls aus der Kirche trat und ihr langsam in einigem Abstand folgte. Unauffällig sah sie zurück. ‚Macht er das absichtlich?’
‚Charly, er ist Architekt’, sagte sie sich, die Hand auf dem Geländer und den Blick auf das beruhigend gleichmäßig fließende Wasser gerichtet. ‚Er schaut sich vermutlich die Stadt an.’ Sie grübelte noch einige Minuten, dann nahm sie sich zusammen. ‚Ich vergesse jetzt, dass es Männer gibt, und genieße es, endlich wieder hier zu sein.’
Tief atmete sie ein. Auf dem Berg thronte die Kirche und sie spürte das vertraute Glücksgefühl. ‚Wieder hier’, dachte sie mit tiefer Dankbarkeit. Sie hielt sich nicht mehr lange auf der Brücke auf, sondern kehrte auf die deutsche Seite zurück. Ursprünglich war ihr Plan gewesen, über die Ochsenbastei zurückzugehen, aber sie hatte Hunger, also kürzte sie ab und steuerte den Untermarkt an. Wenigstens zum Flüsterbogen wollte sie.
***
„Ich fühle mich verfolgt!“
„Von wem?“ Instinktiv trat Gereon schützend vor die junge Frau und spähte ins Halbdunkel des Torbogens, aus dem sie herausgetreten war.
„Von Ihnen!“ Die Hände in die Seiten gestützt und den Kopf forschend schräg gelegt, sah sie ihn an. Etwas schwang in ihrer Stimme mit.
‚Distanz?’
‚Herausforderung?’
‚Oder … Flirt?’
„Oh …“, ertappt fuhr er sich durch die Haare und fügte ein verspätetes „Das tut mir leid“ an.
Sie musterte ihn scharf von oben bis unten, lächelte dann und antwortete leichthin: „Ok.“
Fasziniert beobachtete er, wie sich ihre Lippen um das kleine Wörtchen kräuselten.
***
Charly amüsierte sich. Er war ihr durch die halbe Altstadt gefolgt und konnte jetzt den Blick nicht von ihr wenden. Sie wollte ihn nicht auslachen und ihn auch nicht verletzen, doch die Situation war zu schön, um sie nicht zu genießen. ‚Er sieht aber auch gut aus.’
Die bisherigen kurzen Begegnungen hatten