Wolken über Spanien. Kate O'Brien

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Wolken über Spanien - Kate O'Brien Die kühne Reisende

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und der absoluten Autokratie stünden? Überhaupt, »absolute Anarchie« – oh, mein Freund, der du das Gitarrenspiel niemals lernen wirst, weißt du nicht, dass jene unmögliche Lebenslage der Himmel wäre – der Himmel auf Erden?

      Und im Hotel – wir lachten über zimperliche alte Damen aus Barcelona mit ihren katalanischen Banditengeschichten, wir sprachen mit dem gebildeten Don Perú über französische Literatur, wir hörten teilnahmsvoll zu, wenn uns Consuelo, das hübscheste Zimmermädchen, das je einen Staubwedel in der Hand hatte, von ihrem Bräutigam in den baskischen Bergen erzählte, von seiner Konditorei und seiner Mutter und von der Hochzeit, die zu Ostern geplant war. Und wir diskutierten mit enttäuschten Touristen und versuchten, sie auf genüssliche Wege zu lenken.

      Einige hatten ihr Vergnügen. Es gab einen Engländer und seine Frau, die ihr Vergnügen daran hatten, sich nicht zu vergnügen. Und einen Iren und seine Frau, die gerade begannen, die Zeit zu genießen und sich wie Urlauber zu fühlen, als ihr unbarmherziger Dampfer eintraf, um sie nach Hause zu bringen. Aber sie waren eben keine normalen Kurzreisenden. Erstens hatten sie mehr als einen Monat Zeit, und zweitens – sie kamen aus Dublin – waren sie freundlich gesinnt und geneigt, das Leben so nehmen, wie es kam. Anfangs waren sie scheu. Die Gäste, die Señora, der Portier, der Page, die reizende Consuelo, wirklich alle saßen sie auf der Veranda und unterhielten sich, sofern es nichts anderes zu tun gab, was das Kommen und Gehen für einen Fremden, der die Skala aller Arten von Begrüßungen und Höflichkeiten durchlaufen musste, ohne durch Besseres als ein Lächeln oder ein vages si oder ah gewappnet zu sein, durchaus unangenehm machen konnte. Harry, der Ire, fragte mich eines Tages ziemlich gereizt: »Warum fangen sie immer an, über Hochzeiten zu reden, wenn sie meine Frau und mich sehen?« Das Ola! Qué tal el matrimono? der alten Señora hieß nichts anderes als »Hallo! Wie geht’s dem Ehepaar?«. Auf Englisch mag das ein wenig anzüglich klingen, im Spanischen dagegen in keiner Weise, aber bei Harry kam es so an, als wolle sie mit ihm eine Diskussion über das Verheiratetsein führen. Harry und seine Frau kamen aber gut mit den Spaniern aus, und es war schön zu sehen, wie munter sich der Mann mit den fünf oder sechs Brocken, die er gelernt hatte, verständigen konnte.

      Die beiden waren unternehmungslustig. Sie machten sich zu Picknicks auf, nahmen die Fähre nach Pedrosa, fuhren nach Solares und weiß Gott wohin. Sie bereiteten ihren Tee in Maisfeldern und Eukalyptuswäldern zu. Sie saßen in Tavernen und lernten von Arbeitern, wie man Wein aus der langen Tülle des porrón trinkt. Sie begleiteten die Señora und mich in den Zirkus, und noch immer höre ich amüsiert Harrys Stimme, als er der alten Dame gegenüber die Limousine lobte, die sie für unseren Ausflug gemietet hatte. »Chrysler coche – sehr bonito.« Sie gingen zum Tanzen ins Casino. Die schwer zu beschreibende sagenhafte Saison, an die Harry seinen Glauben beinahe schon verloren hatte, fing gerade an, als sie abreisen mussten. Sie verbrachten einen ausgelassenen Tag bei einer Romería in einem der Bergdörfer. (Ein Volksfest für einen örtlichen Heiligen, alles inbegriffen, man kommt und geht, wie und womit man will. Romería heißt Wallfahrt.) Sie kauften einen niedlichen Blaumann als Mitbringsel für ihren kleinen Sohn. Ich half ihnen dabei und hoffe, dass sie ihn immer noch haben, obwohl sie ihren Sohn nun vielleicht lieber nicht mehr darin sehen möchten. Ich fürchte, dass Harry nie auf der Seite der kämpfenden Arbeiter stehen wird.

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