.
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу - страница 15
Darüber würde Eva nicht gerade glücklich sein.
»Wie schön, dann sehen wir uns ja morgen schon wieder«, sagte Bella und lächelte warm. »Ich habe ein gutes Gefühl.«
Freitagnachmittag bahnte ich mir den Weg durch die Straßen Östermalms und spürte wieder mal, wie froh ich war, Sundbyberg und Vällingby hinter mir gelassen zu haben. Ich hatte Migräne vorgetäuscht und war um vier vom Café aufgebrochen, und jetzt war es erst Viertel vor fünf, als ich vor der Agentur stand. Ein edles, altes Gebäude mit schweren Holztüren, und als ich klingelte, musste ich mein Anliegen schildern, bevor ich hereingelassen wurde.
Eine Viertelstunde später saß ich Bella und einem männlichen Kollegen gegenüber, der aussah, als wäre er um die vierzig. Er hatte sich als Roger vorgestellt, und ich glaubte ihm. Seine maßgeschneiderte Kleidung war einen Hauch zu perfekt und sollte wohl über seine mangelnde Attraktivität hinwegtäuschen, während er sich selbst offenbar für unwiderstehlich hielt.
»Spannender Werdegang, Sara«, kommentierte er und betrachtete mich ein bisschen herablassend. »Aber warum das Militär? Machen das nicht nur vor Testosteron strotzende Jungs?«
»Das würde ich nicht behaupten«, entgegnete ich und schaute ihm dabei fest in die Augen. »Ich war schließlich auch da.«
Roger erwiderte nichts, legte die Fingerspitzen aneinander.
»Warum bewerben Sie sich bei uns?«, wollte er wissen.
Ich warf Bella einen fragenden Blick zu.
»Ich bewerbe mich nicht«, sagte ich. »Oder, Bella? Habe ich was missverstanden?«
Bella flüsterte Roger etwas ins Ohr, dann standen beide auf.
»Entschuldige uns«, sagte Bella gepresst. »Wir sind gleich wieder da.«
Die Minuten vergingen. Ich schaute mich um. An den Wänden hingen Schwarz-Weiß-Fotografien von vermutlich sehr berühmten Fotografen, aber keines sagte mir etwas.
Vor Testosteron strotzende Jungs.
Ich musste an unsere Joggingstrecke im Wald denken, die wir in den letzten Maiwochen vor drei Jahren fast täglich abgelaufen waren. Erik, Gabbe, Rahim, Nadia und ich als Grüppchen, auch wenn Nadia und Gabbe uns weit hinter sich hätten lassen können. Der Schweiß auf dem Rücken der anderen, auf meiner Stirn. Der Blutgeschmack im Mund. Und gleichzeitig das Glücks- und Gemeinschaftsgefühl, das Wissen um das eigene körperliche Vermögen. Das ungeheure Zusammengehörigkeitsgefühl, das eigentlich schon am ersten Abend zu spüren gewesen war, als wir die Unterkunft bezogen. Rahim hatte das Bett neben mir bekommen, Gabbe das über mir. Nadia war vom anderen Ende des Zimmers herübergekommen und hatte sich zu mir gesetzt, als wäre es das Natürlichste der Welt, und mir von ihrem Leben erzählt. Und dann waren wir zu viert zum Essen gegangen, wo Erik allein am Tisch saß und wirkte, als hätte er nur auf uns gewartet.
Selbstverständlich war es möglich, neue Freunde zu finden, wo man es am wenigsten erwartete. Aber oft geschah das nicht.
Nach der Grund- und später der Offiziersausbildung waren wir in unterschiedlichen Teilen des Landes oder sogar der Welt gelandet. Erik war zurück nach Göteborg gezogen, Nadia studierte Wirtschaft in Kopenhagen, und Rahim war nach Malmö zurückgekehrt, um im Familienbetrieb zu arbeiten. Nur Gabbe war noch beim Militär und hatte einen Posten in Norrland.
Sie fehlten mir noch immer so sehr, dass mir die Tränen kamen. Bedauerlicherweise schienen sie mich – von den vielen erfolglosen Kontaktversuchen meinerseits zu schließen – nicht sonderlich zu vermissen.
Die Tür ging auf, und Bella kam herein, diesmal in Begleitung eines anderen Mannes. Er war jünger als Roger, um die dreißig, trug ein schwarzes Polohemd und dazu eine rechteckige Brille mit schwarzen Bügeln.
»Ich heiße Pelle«, sagte er und schüttelte mir die Hand, »und ich möchte mich für Roger entschuldigen. Ihm war nicht klar, warum du hier bist.«
»Das ist es mir auch nicht«, sagte ich. »Warum bin ich denn hier?«
Pelle lächelte und schaute zu Bella, die ebenfalls lächelte.
»Du bist hier, weil Bella unsere beste Headhunterin ist. Wenn ihr jemand ins Visier gerät, liegt sie fast immer richtig. Sie würde dich gern zu ihrer Assistentin machen. Auf Probe.«
Ich war verblüfft.
»Aber du weißt doch nichts über mich!«, sagte ich zu Bella. »Ich habe keine Erfahrung mit Medien und PR.«
»Das ist ja der Punkt«, erklärte Pelle. »Perfect Match Media funktioniert genau so. Wir suchen die echten Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Dann stellen wir euch unsere Profis an die Seite, und schon haben wir die perfekte Mischung. Ein perfect match eben. Verstehst du?«
»Da ist aber ein ziemliches Risiko«, gab ich zu bedenken. »Was, wenn die Rechnung nicht aufgeht?«
»Die geht auf«, sagte Bella siegessicher. »Glaub mir, ich weiß das! Außerdem gibt es eine Probezeit.«
Ich blieb still. Misstrauen schlug in meinem Kopf aus wie eine dunkle, böse Blume und verzweigte sich in alle Richtungen mit gigantischem Blattwerk. Warum ich?
Wo war der Haken? Wollten sie mich reinlegen? Mich auslachen? Waren sie hinter mir her?
Das Kichern im Klassenzimmer, wenn der Lehrer erzählte, dass ich in der Mathearbeit wieder alles richtig gelöst hatte. Jedes Mal beim Sport zuletzt ins Team gewählt werden, obwohl ich das beste Mädchen im Fuß- und Brennball war.
Ich musste mich konzentrieren.
»Und was dachtet ihr, wann soll ich anfangen?«, fragte ich vorsichtig.
Pelle und Bella wechselten einen Blick.
»Am liebsten gleich Montag«, sagte Bella. »Meinst du, das geht? Ich habe gerade angefangen, ein Event zu planen – eine Art Abenteuercamp für eine große Beratungsfirma –, für das ich praktisch sofort deinen Input brauchen könnte. Aber parallel laufen natürlich weitere Projekte, unter anderem eine Kampagne für eine große Lebensmittelkette und eine Wohltätigkeitssendung, die beide ebenfalls viel Arbeit bedeuten. Aber sehr spaßige Arbeit, wenn ich das so sagen darf.«
Mir wirbelte alles nur so im Kopf herum. Satzfragmente flogen vorbei.
»Du bist wertlos …« »Wir wollen dich nicht …« »Du wirst es hier nicht schaffen.«
Mir war, als würde ich eine Warnleuchte sehen, deren rotes Licht sich drehte und Bellas und Pelles Gesichter immer wieder in Rot aufleuchten und in Schwarz verschwinden ließ. Trotzdem wollte ich nicht auf meine Selbstzweifel hören, auf die inneren Stimmen, die mir einflüsterten, dass ich das niemals schaffen würde. Dass ich ein Fake war, ein bedeutungsloser und unbrauchbarer Mensch; dass ich alles genau so verdiente, wie es mir zugestoßen war.
Verrückt.
Ich brachte die Stimmen so gut wie möglich zum Schweigen und versuchte,