Blutblume. Louise Boije af Gennäs
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Eva zahlte selbst hier mit Bargeld und steckte die Quittung in die Hosentasche. Ich hätte nicht mal sagen können, ob sie beim Gemüsehändler überhaupt eine bekommen hatte.
»Warum lässt du dir die Sachen nicht liefern wie alle anderen?«, fragte ich matt mit all den schweren Sachen im Arm.
Mir schwirrte der Kopf. Safran?
Wie waren die Tütchen in meine Hosentasche gekommen? War das der Mann gewesen, der mich in der Gewürzabteilung weggestoßen hatte? Oder das Kind, das so wild um mich herumgesprungen war?
Und hatte ich wirklich diese Stimme gehört, die von Papa und neuen Feuern flüsterte?
»Du bist verrückt«, sagte Eva völlig unbeeindruckt. »So ist das viel billiger. Du kannst damit rechnen, dass ich dich von nun an häufiger morgens brauche. Zu zweit ist es viel einfacher, alles zusammenzusammeln.«
Ich öffnete den Mund, um etwas über meine vertraglichen Arbeitszeiten zu sagen, die gerade heute weit über das hinausgingen, was abgesprochen und gesetzlich vorgesehen war. Aber dann schloss ich ihn wieder.
Mir war nicht danach, über irgendetwas zu diskutieren. Und ein Kommentar zu meinen Arbeitszeiten würde außerdem nicht sehr gut aufgenommen werden.
Am Mittwoch betrat eine junge Frau das Café, die, um es gelinde auszudrücken, aus der Masse unserer sonstigen Klientel herausstach. Sie war schön geschminkt und trug so teure Klamotten, dass selbst Eva darauf reagierte.
»Check mal die Östermalm-Bitch«, flüsterte sie mir ins Ohr, während sie gerade Vanillesoße anrührte.
»Bitch?«, zischte ich zurück und versuchte, nicht loszulachen. »Verwandelst du dich gerade? Du klingst wie Sebbe Staxx.«
Die Frau kam zu uns an den Tresen, bestellte einen Latte und ein Focaccia bei Gullbritt, nahm ihr Tablett und suchte sich einen Platz. Aber weit kam sie nicht, bevor sie mit einem ihrer Stöckelschuhe umknickte, ihr das Tablett aus den Händen rutschte und auf den Boden knallte. Glas und Teller zerbrachen in tausend Stücke, Milchkaffee und Schaum spritzten auf die Kundschaft rundherum.
Eva verdrehte die Augen und verschwand mit ihrer Schüssel in der Küche, Gullbritt wandte sich unberührt dem nächsten Gast zu, also eilte ich mit einem Lappen zu der Frau.
»Das tut mir so entsetzlich leid!«, sagte sie und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Diese verdammten Schuhe! Ich muss zu einem Kundengespräch, deshalb bin ich so aufgetakelt.«
»Kein Problem«, sagte ich und wischte den Kaffee weg. »Setzen Sie sich schon mal, ich bringe Ihnen Ersatz.«
Schon bald trug ich ein frisches Tablett zu ihr, und sie konnte in Ruhe und Frieden essen. Als sich der typische Mittagsandrang gelichtet hatte, ging ich mit einer Kanne frisch gebrühten Kaffees zu ihr.
»Darf ich nachschenken?«, fragte ich.
Sie schaute zu mir auf und lächelte. Da erst sah ich, wie schön sie wirklich war.
»Oh, sehr gern«, sagte sie. »Mein Kaffee wurde gerade ein bisschen zu kalt. Wie nett von Ihnen!«
Danach blieb sie noch eine Weile sitzen und las in ihrem Handy, bevor sie aufstand und ging. Sie winkte mir zum Abschied kurz zu.
Am nächsten Tag kam sie wieder, diesmal in einem Mantel aus Zebrafellimitat und mit knallgelber Sonnenbrille.
»Lieber Himmel, in Deckung«, sagte Eva und zog sich in die Küche zurück.
Die Frau bestellte das Gleiche wie am Vortag und blieb auch diesmal nach dem Essen wieder eine Weile da. Mittlerweile war es Zeit für meine Pause, also nahm ich mir einen Kaffee und mein Handy und verschwand unter der Palme, wie es mir schon zur Gewohnheit geworden war. Die Nachrichtenseiten verrieten, dass nichts Weltbewegendes passiert war, also vertrödelte ich meine Zeit bei Instagram, als plötzlich der Zebramantel neben mir erschien. Ich schaute auf.
»Darf ich mich dazusetzen?«, fragte sie und nahm ihre gelbe Sonnenbrille ab.
»Klar«, antwortete ich. »Meine Pause ist in fünf Minuten rum, aber nur zu.«
Sie ließ sich nicht lange bitten und schaute mir direkt in die Augen. Ihre waren auffällig, wie ich jetzt entdeckte: das eine blau, das andere eher grünbraun. Insgesamt war sie, wie mir schon gestern aufgefallen war, sehr hübsch.
»Vielleicht sollte ich mich vorstellen«, sagte sie und hielt mir ihre Hand hin. »Bella.«
»Sara«, sagte ich.
Wir schüttelten Hände und lächelten einander an.
»Wie ist das Kundengespräch gestern gelaufen?«, fragte ich, um einfach irgendwas von mir zu geben.
Bella lachte.
»Sehr gut«, sagte sie, »als ich erst mal raushatte, wie man in diesen verflixten Schuhen läuft! Gut, dass ich dem Geschäftsführer nicht als Erstes in die Arme gefallen bin. Er war nicht gerade Brad Pitt, um es mal so zu sagen.«
Sofort hatte ich Sixten vor Augen und musste ebenfalls lachen.
»Was machst du denn beruflich?«, fragte ich.
»PR«, sagte Bella. »Ein Bereich, der permanent wächst. Wir bekommen immer mehr Konkurrenz, deshalb sind wir ständig unterwegs und angeln neue Kunden.«
»Kann ich mir vorstellen«, sagte ich. »Klingt spannend.«
»Sara!«, rief Eva vom Tresen rüber. »Deine Pause ist vorbei!«
Ich grinste Bella an.
»Lustig, dass sie immer ein paar Minuten zu früh vorbei ist«, sagte ich.
Bella schaute bedauernd. Dann warf sie einen Blick auf ihr Handy.
»Ich muss aber auch los«, sagte sie. »War schön, dich wiederzusehen.«
»Ja, finde ich auch«, erwiderte ich.
Kaum stand ich hinter der Theke, wurde ich misstrauisch von Eva beäugt.
»Was wollte die Großwildjägerin?«, fragte sie.
»Das Fell war nicht echt«, sagte ich. »Und sie wollte nur das Rezept vom Focaccia.«
Eva schnaubte.
»Vergiss nicht abzuräumen.« Sie nickte zum Tisch in der Ecke, auf dem noch Geschirr stand.
Ich nahm ein Tablett mit, um die Teller und Gläser zu holen. Auf dem Rückweg stieß ich gegen einen der Stühle, die um den Tisch standen, an dem Bella und ich gesessen hatten. Ein Klirren folgte. Bellas gelbe Sonnenbrille lag am Boden. Sie musste sie neben sich auf den Stuhl gelegt und dort vergessen haben.
Ich stellte das Tablett ab, um sie aufzuheben.
Miu Miu. Teure Marke, das wusste selbst ich.
Wie