Das Reisebuch Europa. Jochen Müssig
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In der satirischen Fernsehsendung »Wir sind Kaiser« kam 2010 H. C. Strache, damals Bundesvorsitzender der ultrarechten FPÖ, auf Besuch bei Majestät Robert Heinrich I. Er erklärte, wie er in Wien einiges ändern würde. Daraufhin schaute ihn »Kaiser Robert« nur mal lange an und fragte dann bei seinem Hofkanzler nach, an welcher Stelle Wien in Sachen Lebensqualität denn läge. Als man dem »Kaiser« die Pole-Position bestätigte, fragte er Strache nur ungläubig: »Und das will er ändern?«
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Kalbfleisch, Semmelbrösel, Ei, Mehl, Butterschmalz, Salz – mehr braucht man nicht, um die Leibspeise der Wiener oder vielmehr das Nationalgericht Österreichs zuzubereiten. Über seinen Ursprung gibt es viele Theorien. Erstmals soll es 1831 in einem süddeutschen Kochbuch erwähnt worden sein. Andere Quellen berichten, dass Feldmarschall Radetzky das Rezept aus Italien mitgebracht hat. Immerhin ist man sich über die Art seiner Zubereitung weitgehend einig: Dünn aus der Kalbsnuss geschnittene Fleischscheiben werden mit Mehl, Ei und Semmelbröseln paniert und dann in heißem Fett herausgebacken. (Schweineschnitzel darf übrigens nicht als Wiener Schnitzel, sondern nur als »Schnitzel Wiener Art« oder »Wiener Schnitzel vom Schwein« bezeichnet werden.) Traditionell reicht man dazu Kopf-, Kartoffel- und/oder Gurkensalat, ein Petersiliensträußchen sowie Zitrone, um die Panade zu beträufeln. Wer sich ein Bild machen will, sollte eines der unten genannten Restaurants besuchen.
WEITERE INFORMATIONEN Schnitzelwirt: Neubaugasse 52/7, 1070 Wien, www.schnitzelwirt.co.at
Figlmüller: Wollzeile 5/ Bäckerstr. 6, 1010 Wien, www.figlmueller.at
Ein Kellner serviert ein gigantisches Wiener Schnitzel im Restaurant Figlmüller.
Bunt, verspielt und expressionistisch: Das Hundertwasserhaus in Wien ist ein Traum von Freiheit. Jenseits der Norm und geradlinigen Erscheinung schuf der Architekt ein Haus für »Menschen und Bäume«. Die 1985 angelegte Dachterrasse wuchs zu einem Park heran.
TRAUMSTRASSEN
Most, Wein, Wald und Wasser
Wer nach Erlebnissen fernab von großen Menschenansammlungen sucht, der sollte sich nach Niederösterreich begeben. Die sechs Regionen Donau, Wiener Alpen, Waldviertel, Weinviertel, Wienerwald und Mostviertel gehören zu den abwechslungsreichsten Erholungs- und Genussregionen in ganz Europa.
Spektakuläre Akrobatik im Schloss Hof.
Niederosterreich liegt im Herzen Europas und zog immer wieder Menschen und Mächte an, die zu einer bewegten Geschichte und einem reichen Kulturerbe beitrugen. Dank des Zusammentreffens von alpinen und pannonischen, nord- und südeuropäischen Klimazonen findet man in Niederosterreich auf dichtem Raum eine große Vielfalt von Landschaftstypen: Auwälder und Steppen, Almen und Seen, Schluchten und Hügellandschaften, Flusstäler und Moore. Das Land an der Donau ist ein landschaftlich reizvolles, kulturell sehenswertes und kulinarisches Urlaubsland von höchster Güte. Da ist zum Beispiel das Marchfelder Schlösserreich im östlichen Teil Niederösterreichs. In kaum einer anderen Gegend des Landes konzentriert sich so viel österreichische Geschichte. Diese drehte sich in vielen Jahrhunderten um die fünf prächtigen Marchfeldschlösser Schloss Hof, Niederweiden, Eckartsau, Marchegg und Orth.
Schloss Eckartsau war der letzte Wohnsitz von Kaiser Karl I. in Österreich.
Schloss Hof im Marchfeld
Prinz Eugen von Savoyen erwarb das Schloss 1726 und ließ es vom berühmten Barockarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt zu einem prachtvollen Anwesen umgestalten. Nachdem dieses Juwel lange Jahre brachlag, wurde es 2005 nach einer Generalrenovierung wieder für Besucher geöffnet. Auf 50 Hektar erstreckt sich ein einzigartiges Ensemble aus fürstlicher Architektur und meisterhaft gestalteter Natur. Die prunkvollen kaiserlichen Räumlichkeiten gehören zu den schönsten frühklassizistischen Festsälen Österreichs und vermitteln den Zauber der imperialen Epoche. Die Landschaftsarchitekten gaben auch dem barocken Prachtgarten, angelegt auf sieben Terrassen, sein ursprüngliches Flair zurück.
Schloss Hof ist ein Familien-Ausflugsziel mit zahlreichen Sommerfestspielen.
Eckartsau und Mayerling
Das ehemalige kaiserliche Jagdschloss Eckartsau ist ein ganz besonderes Schmuckstück und strahlt eine dezente Melancholie aus. Der prächtige Festsaal und die zahlreichen Jagdtrophäen des Thronfolgers Franz Ferdinand erzählen von Glanz und Glorie der Habsburgerzeit. Im Schloss endete seinerzeit auch die Donaumonarchie: Das letzte österreichische Kaiserpaar floh von hier aus ins Exil. Hier wurde auch der Verzicht auf die Regierungsgeschäfte in Ungarn unterschrieben – damit begann hier in Eckartsau der Abgang der Habsburger von der großen Weltbühne. Diese Geschichte über die letzten Stunden von Österreich-Ungarn wird bei Führungen am Originalschauplatz bewegend erzählt und gezeigt. Auch die großartige Parklandschaft lohnt den Besuch.
Der kleine Ort Mayerling, idyllisch eingebettet in den Wienerwald, bietet Geschichte und Tragödie in einem. Denn genau dort, wo heute die Kirche des Karmelitinnenklosters steht, gingen Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera am 30. Januar 1889 in den Tod. Die anfangs von offizieller Seite verschleierte Tat ist die Tragödie eines gescheiterten Kronprinzen und wurde zu einem ganz besonderen Mythos, der viele Besucher nach Mayerling führt.
Die Kirche Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel ist von Melancholie umgeben.
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