Überlegt impfen. Paul Thomas

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Überlegt impfen - Paul  Thomas

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sind viele Krankenhäuser in der Hinsicht noch nicht auf dem neuesten Stand, aber wir wissen jetzt, dass es für die Babys – sowohl zu früh145 als auch termingerecht geborene146 – besser ist, wenn wir uns mit dem Durchtrennen der Nabelschnur nicht so sehr beeilen. Wenn wir damit warten, bis die Nabelschnur nicht mehr pulsiert – was von ein paar Minuten bis zu wenigen Stunden dauern kann –, sinkt bei den Babys die Wahrscheinlichkeit für Blutungen147 und sie haben höhere Eisenspeicher.148

      Anämie bei Neugeborenen ist ein weltweites Problem. Bei der Geburt haben Babys viele zusätzliche rote Blutkörperchen. Wenn sie abgebaut werden, entsteht das gelbe Bilirubin. Die durch den schnellen Abbau von roten Blutkörperchen verursachte Gelbsucht ist leicht zu behandeln. Anämie, die durch zu wenige Blutkörperchen hervorgerufen wird, ist bei sechs bis neun Monate alten Säuglingen häufig und schwerer in Griff zu bekommen. Manchmal ist eine monatelange Gabe von Eisen nötig. Es mehren sich die Hinweise darauf, dass man durch eine spätere Durchtrennung der Nabelschnur das Risiko für Anämie in den ersten Lebensjahren verringern kann. Alles, was die Eisenspeicher erhöht – wie beispielsweise eine spätere Durchtrennung der Nabelschnur –, ist meiner Meinung nach sehr leicht durchzuführen.

      Gemeinsame Zeit

      Ihr Baby war neun Monate lang ein Teil von Ihnen und sollte nicht entrissen werden. Warum? Weil sich herausgestellt hat, dass die Babys durch Haut-an-Haut-Kontakt direkt nach der Geburt weniger schreien149, die Bindung verstärkt wird, sie warmgehalten werden und das Stillen leichter fällt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es dazu beiträgt, dass sich die Mütter körperlich schneller von der Geburt erholen. Sie – nicht Ihr Arzt – haben alles, was Ihr Baby braucht, um geschützt und warmgehalten zu werden. Nach der Geburt des Babys werden Sie von einem Liebeshormon namens Oxytocin durchflutet. Sofern es nicht behindert wird, sorgt dieses Hormon dafür, dass Ihre Haut wärmer und dadurch Ihr Körper zum perfekten Babywärmer wird. Ein Baby, das seiner Mutter auf die Haut gelegt wird, kann seine Körpertemperatur besser regulieren als ein Baby, das in einen Brutkasten kommt! Eine 2015 an der Harvard University durchgeführte Studie zeigte, dass Neugeborene mit niedrigem Geburtsgewicht150 durch Haut-an-Haut-Kontakt eine deutlich höhere Überlebenschance haben.

      Es ist so wichtig, dass eine Mutter und ihr Kind in diesen wertvollen Momenten nach der Geburt zusammen sind, dass ich mittlerweile den APGAR-Test und die Untersuchung mache, während das Baby bei seiner Mutter auf der Brust liegt. Es sei denn, es liegt ein Notfall vor.

      Meine Kollegin Dr. Raylene Phillips, Neonatologin in Loma Linda, Kalifornien, erklärte, dass die ersten Stunden im Leben eine besondere Zeit sind, wenn sich Baby und Eltern von Angesicht und Angesicht und Haut zu Haut kennenlernen: „Eine einmalige Erfahrung151, ... [die] nicht unterbrochen werden sollte, außer das Baby oder die Mutter sind in keinem stabilen Zustand und benötigen medizinische Wiederbelebung. Es ist eine ‚heilige‘ Zeit, die wann immer möglich geehrt, wertgeschätzt und geschützt werden sollte.“

      Sprechen Sie vor der Geburt des Babys mit Ihrem Gynäkologen über die Krankenhausrichtlinien. Manchmal läuft das Krankenhauspersonal auf Autopilot und fühlt sich dabei unwohl, etwas zu tun, was nicht den Gepflogenheiten des Krankenhauses entspricht, egal, wie wohltuend oder evidenzbasiert das sein mag.

      Falls Ihr Arzt meint, es sei unmöglich, von der Krankenhausrichtlinie abzuweichen, die besagt, dass Mutter und Baby direkt nach der Geburt getrennt werden sollen, Sie aber eine unkomplizierte Schwangerschaft haben, sollten Sie sich einen Arzt suchen, der sich auf Fakten stützt und in einem besser aufgeklärten Krankenhaus tätig ist. Oder denken Sie über eine Hausgeburt mit einer erfahrenen Hebamme nach.

      Schmieren Sie Ihrem Baby keine dubiosen Salben in die Augen

      Schneller als man gucken konnte, wurde Babys, die in den 1980ern oder vorher geboren wurden, Silbernitrat in beide Augen getropft. Damals ignorierten wir Ärzte die Tatsache, dass Silbernitrat die empfindlichen Schleimhäute im Auge so stark reizt, dass es den Neugeborenen Schmerzen bereitet. Der Gebrauch von Silbernitrat kann sogar zu chemisch verursachten Augeninfektionen führen, die manchmal erst zweiundsiebzig Stunden nach der Verabreichung auftreten, sodass Ärzte glauben, das Neugeborene habe eine natürlich entstandene Augeninfektion.

      Die Tradition, Neugeborenen Silbernitrat152 in die Augen zu geben, stammt noch aus den 1880ern. Damals hatten Ärzte erkannt, dass die Gabe eines Tropfen Silbernitrats in die Augen eines Neugeborenen dieses vor Gonorrhö schützte, einer sexuell übertragbaren, bakteriellen Erkrankung, die von einer infizierten Mutter an ihr Neugeborenes weitergegeben werden kann. Gonorrhö bei Neugeborenen führt bei 20 Prozent der infizierten Babys153 zu einer Hornhautschädigung und bei 3 Prozent zu Blindheit.

      Der Gabe von Silbernitrat wurde eine so dramatische Reduzierung der durch Gonorrhö verursachten Fälle von Blindheit zugeschrieben, dass viele Landesgesetzgebungen Gesetze verabschiedeten, woraufhin Ärzte das Mittel verabreichen mussten. Vergessen Sie nicht, dass es damals noch keine Antibiotika gab. Ohne Penicillin war Gonorrhö unheilbar und Silbernitrat die einzige verfügbare Prophylaxe.

      Zum Glück ist die routinemäßige Verabreichung von Silbernitrat bei Neugeborenen bei den meisten US-amerikanischen Ärzten nicht mehr in Mode. Leider schmieren wir unseren Babys jetzt stattdessen Erythromycinsalbe ins Auge. Diese prophylaktische Behandlung154 wird von der American Academy of Pediatrics, der U. S. Preventive Services Task Force155 und verschiedenen anderen Gesundheitsorganisationen ungeachtet des Risikos für jedes Neugeborene in den USA empfohlen. In mindestens zweiunddreißig US-Bundesstaaten156 ist diese Behandlung gesetzlich vorgeschrieben. Es verwundert, dass manche medizinischen Eingriffe beharrlich fortbestehen, obwohl es eindeutige Beweise für deren Abschaffung gibt.157

      Liebe Eltern, Eure Kinder brauchen diese Zeug nicht im Auge. Warum nicht? Weil wir heutzutage gute Arbeit leisten und Schwangere auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen, die beim Neugeborenen zu Augeninfektionen führen können. Zu diesen Krankheiten gehören Chlamydien,158 die häufigste sexuell übertragbare Krankheit in den USA. Gonorrhö ist die Ursache für weniger als 1 Prozent der Fälle. Auch der Herpesvirus macht weniger als 1 Prozent der Fälle aus und gehört in die Hände eines Augenarztes. Der Großteil der Augeninfektionen bei Neugeborenen (über 95 Prozent) hat mittlerweile größtenteils andere Ursachen als Chlamydien, Gonorrhö159 und Herpes. An sich ist eine einzige Dosis eines Augenantibiotikums für die Behandlung einer solchen Infektion unzureichend, sie ist also im Grunde nutzlos. Noch schlimmer ist allerdings, dass man dadurch schlechter erkennen kann, wenn ein Neugeborenes tatsächlich eine ernste bakterielle Augeninfektion hat. Außerdem kann ein Baby einer Mutter, die einen Kaiserschnitt hatte und bei der die Fruchtblase nicht geplatzt ist, sich nicht mit einer Augenerkrankung angesteckt haben. Darum braucht es auch keine Augensalbe.

      Falls Ihr Neugeborenes Gonorrhö hat, ist die häufigste Behandlung die Injektion von Ceftriaxon, was die Augeninfektion sowie die Allgemeinerkrankung heilt. Hat das Baby Chlamydien, wird der Arzt höchstwahrscheinlich Erythromycin über zwei Wochen oder Azithromycin über drei Tage verschreiben.

      Langsam begreifen wir, dass die verschiedenen Bakterien, denen Neugeborene ausgesetzt werden, für die Entwicklung des Immunsystems unheimlich wichtig sind. Immer mehr wissenschaftliche Beweise zeigen, dass die übermäßige Verwendung von Antibiotika bei Menschen zu einem Anstieg von Antibiotika-Resistenzen führt. Ein Neugeborenes unnötigerweise mit einem Medikament zu behandeln, das nützliche Bakterien schädigt, ist eine schlechte Idee.

      Dennoch ist die Gabe von antibiotischer Augensalbe bei Neugeborenen noch immer empfohlener Behandlungsstandard in den USA. Unsere westliche Medizin

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