Überlegt impfen. Paul Thomas
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Die Gesetze müssen geändert werden, Ärzte müssen sich fortbilden und wir müssen aufhören, US-amerikanischen Säuglingen prophylaktisch unnötige antibiotische Augensalben für behandelbare Krankheiten zu geben.
Ihr Baby braucht kein Babybad (und auch keine Seife)
Als unser Sohn geboren wurde, hielt die Krankenschwester ihn sofort über das Waschbacken, schrubbte ihn mit Johnson & Johnson-Babybad, trocknete ihn ab und übergab ihn dann an die vielen wartenden Arme im Raum. Noch immer liebt meine Frau den Geruch von Johnson & Johnson-Babyshampoo. Kein Wunder, denn in einem Moment höchsten Glücks, jeder Menge Endorphinen und Oxytocin wurde ihr ein Neugeborenes mit diesem Geruch überreicht.
Aber vorausdenkende Kinderärzte, die die Vorgehensweisen nach der Geburt kritisch betrachten, sind mittlerweile der Ansicht, dass wir die Babys nicht so schnell nach der Geburt baden sollten. Die auch Käseschmiere genannte Vernix (die weiße Schutzschicht, die den Großteil des Körpers des Neugeborenen bedeckt) enthält wirksame Antimykotika und antimikrobielle Wirkstoffe. Durch das Waschen wird auch der Geruch des Fruchtwassers entfernt, welches das Baby neun Monate lang umgeben hat und zur vertrauten Bindung gehört, die es zur Mutter hat. Studien haben gezeigt, dass Neugeborene den Geruch ihres eigenen Fruchtwassers bevorzugen, der durch den Haut-an-Haut-Kontakt direkt nach der Geburt abgerieben wird und das Stillen fördert. Wird das Baby mit antibakterieller Seife gewaschen, werden auch die nützlichen Bakterien von der Haut des Neugeborenen entfernt.
Eine im Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie eines internationalen Teams aus Neurologen und Psychologen fand noch einen weiteren Grund dafür, das Baby nicht zu baden: Der Geruch eines neugeborenen Babys wirkt buchstäblich berauschend auf Erwachsene. Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Dresden unterzogen fünfzehn Frauen, die gerade ihr erstes Kind bekommen hatten, und fünfzehn kinderlose Frauen einem Hirnscan, während sie den natürlichen Körpergeruch von zwei Tage alten Babys zu riechen bekamen. Sie fanden heraus, dass beide Frauengruppen, insbesondere die frisch gebackenen Mütter, auf den Körpergeruch der Babys mit erhöhter Aktivität im Belohnungszentrum des Gehirns reagierten. Doch jeder, der den Eltern nur widerwillig ein Neugeborenes zurückgegeben hat, weiß, dass der Geruch eines Säuglings reine Freude ist. Bestimmte Körpergerüche, so die Schlussfolgerung der Forscher, „fungieren als Auslöser für Bindungsmechanismen.“160
Also: Für Ihr Baby ist es am besten, wenn es nach Baby und nicht wie ein chemisches Produkt, das den Geruch eines Babys nachahmen soll, riecht. Sparen Sie sich das Bad für die nächste Woche oder auch den nächsten Monat auf; zumindest sollten Sie es um die ersten vierundzwanzig verträumten Stunden verschieben.
Krebs durch Viren: Hepatitis B
Hepatitis B ist eine Leberinfektion, die als akute Infektion beginnen und manchmal, aber nicht immer, einen chronischen Verlauf annehmen kann. Hepatitis bedeutet „Entzündung der Leber“. Die Krankheit ist oftmals schwer zu entdecken, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren. Zwar verläuft sie bei vielen Patienten asymptomatisch, doch die chronische Hepatitis B kann zu einem langfristigen Leberschaden führen. Erwachsene sowie Kinder unter fünf Jahren entwickeln häufiger Symptome. Eine akute Hepatitis B kann zu Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen, Übelkeit, Gelbsucht, Bauchschmerzen, dunklem Urin und lehmfarbenem Stuhl führen. Die Mehrheit der Patienten mit chronischer Hepatitis B hat keinerlei Symptome und lebt ohne Probleme mit dem Virus. Doch rund 15 bis 25 Prozent der Erwachsenen mit Hepatitis B161 entwickeln aufgrund des Virus eine Zirrhose (Vernarbung des Lebergewebes) oder Leberkrebs; meist zwanzig bis dreißig Jahre nach der Erstinfektion.
Einen Virus zu identifizieren, der schließlich zu Krebs führen kann, war ein Meilenstein in der Geschichte der Medizin. Dem Wissenschaftler und medizinischen Anthropologen Dr. Baruch Blumberg gelang diese Entdeckung162 1967 eher zufällig, als er und sein Team feststellten, dass das, was sie anfangs für ein vererbtes isoliertes Protein im Blut von Aborigines hielten, in Wahrheit ein Virus-Antigen ist – das Protein des für Hepatitis B verantwortlichen Virus. 1976 wurde Blumberg der Nobelpreis dafür verliehen, dass er die Ursache von Hepatitis B isolierte.
Raymond Dwek, selbst ein prominenter Wissenschaftler und einer von Blumbergs besten Freunden, erinnert sich an Barry (wie er von allen genannt wurde) als eifrigen Wissenschaftler, der immer ein Notizbuch und einen Stift bei sich trug, um sich interessante Fakten oder Teile einer Unterhaltung aufzuschreiben. Blumbergs Entdeckung gilt als einer der größten Triumphe der modernen Medizin. In seiner Gedenkrede auf Barrys Beerdigung sagte er: „Um diese unglaubliche Entdeckung richtig einzuordnen, müssen wir wissen, dass damals die Behandlung mikrobiologischer und viraler Erkrankungen als unmögliche Aufgabe galt. Starken Auftrieb erhielt die Medizin, als die schwierigere dieser Herausforderungen, Viruserkrankungen, gemeistert wurde. Insbesondere Jonas Salk, der für seine Polioimpfung berühmt ist, freute sich riesig, dass die Grundlagenwissenschaft aus Barrys Arbeit auch seinen Ansatz bestätigte. Und heute hat jeder, der eine Bluttransfusion erhält, Grund, Barry für seine Hepatitis-B-Entdeckung zu danken. Die Bluttests auf diese Erkrankung (und mittlerweile auch andere Viren) haben Bluttransfusionen sicher gemacht.“
„Danke, aber nein danke, Herr Doktor“: Sagen Sie Nein zur Hepatitis-B-Impfung bei Neugeborenen
Nach der Genehmigung durch die FDA163 wurde die Hepatitis-B-Impfung Anfang der 1980er vernünftig angewendet. Empfohlen wurde sie für Menschen mit wechselnden Geschlechtspartnern, für Flüchtlinge aus Ländern, in denen Hepatitis B weit verbreitet war, und für Menschen mit anderen Risikofaktoren, wie beispielsweise intravenösem Drogenkonsum.
1991 wurden die Empfehlungen geändert.164 Plötzlich wurde die Hepatitis-B-Impfung nicht mehr nur Menschen empfohlen, bei denen ein Risiko bestand, sondern für alle Neugeborenen in den USA. 1997 verlangten manche Bundesstaaten die Impfung für Kinder in Tagesstätten165, woraufhin eine Impfwelle bei Neugeborenen und Säuglingen begann. Manche Bundesstaaten, darunter Massachusetts, Idaho und Missouri, begannen schon früher damit. Die Kinderarztpraxis in Portland, bei der ich damals angestellt war, empfahl 2001 die Impfung routinemäßig für alle Kinder.
Als sie hörten, dass jedes Baby in Kalifornien, ungeachtet des Risikos, gegen Hepatitis B geimpft werden musste, waren Dr. Tina Kimmel, damals Forschungsanalyst beim California Department of Public Health, und ihre Kollegen, die unermüdlich daran arbeiteten, die Immunisierungsrate in Kalifornien zu steigern, perplex. Kimmel, die die Hepatitis-B-Impfungen bei Neugeborenen mit Risiko im Blick hatte, erinnert sich an eine Unterhaltung auf dem Gang, ihr Gesicht vor Fassungslosigkeit ganz starr. „Die Menschen waren alle geschockt166“, sagt sie. „Ein Kollege, der mit Flüchtlingen arbeitete, sprach es laut aus: ‚Sie können doch nicht wirklich wollen, dass wir die Impfung jedem geben. Sie sind dem Virus doch gar nicht ausgesetzt. Das kann nicht wahr sein.‘“
Ich war genauso skeptisch. Warum um alles in der Welt wollten CDC167 und AAP für Babys eine Impfung gegen eine Krankheit empfehlen, die man sich durch intravenösen Drogenkonsum oder sexuelle Aktivität einfängt? Wir bekamen folgende Antwort: Durch die Impfung jedes Neugeborenen könnte man es vielleicht erreichen, dass die Bevölkerung gegen Hepatitis B immun ist. Es wurde uns auch gesagt, dass bei einer allgemeinen Impfung der Bevölkerung auch alle drogensüchtigen und promiskuitiven Hepatitis-B-positiven Mütter erreicht würden, die vorher aufgrund schlechter Schwangerschaftsvorsorge, unzureichender Tests und Unehrlichkeit über ihre Risikofaktoren übersehen wurden und dadurch die Infektion an ihre Neugeborenen weitergeben würden.
Doch diese Begründung war für mich weder damals noch heute stichhaltig. In meiner Praxis machen wir jedes Mal einen Hepatitis-B-Test. Die Gynäkologen, die ich kenne, sind unglaublich gründlich bei ihren Pränataltests auf sexuell übertragbare Krankheiten und verlassen sich nicht auf das, was die Mutter über