Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon

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Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch - John  Farndon

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ein dem Glücksspiel verfallener Familienvater leiht sich das Geld dazu immer von seinen Söhnen. Einmal erzählt er ihnen aber, diesen Monat brauche er kein Geld, weil er es sich von seinem Freund Alex geliehen habe. Der sorglose jüngere Sohn Tom gibt das Bargeld, das er nun übrig hat, freudig aus. Der kluge ältere Sohn James weiß, dass der Kredit von Alex im nächsten Monat mit Zinsen zurückgezahlt werden muss. Also bewahrt er das Geld auf, weil er vermutet, dass sein Vater ihn dann wieder darum bitten wird. Ihm ist bewusst, dass er insgesamt nicht reicher ist, daher ändert er seine Ausgabenpolitik nicht.

      Ricardo als Theoretiker erwartete nicht, dass die ricardianische Äquivalenz in der Wirklichkeit zu beobachten wäre. Er glaubte, der Durchschnittsbürger mache sich die gleichen Illusionen wie Tom und gebe das Geld sofort aus. Manche modernen Ökonomen gehen jedoch tatsächlich davon aus, dass die Bürger rational handeln.

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       Die moderne Diskussion

      1974 tauchte der Gedanke in einem Artikel des US-Ökonomen Robert Barro (geb. 1944) wieder auf. Heute geht es hauptsächlich um die Frage, unter welchen Bedingungen es den Menschen gleichgültig ist, ob der Staat Geld aufnimmt oder Steuern erhebt. Eine Annahme lautet, die Entscheidungen der Menschen seien rational begründet und sie handelten in weiser Voraussicht. Sie wüssten, Ausgaben heute bedeuten Steuern in der Zukunft. Doch das ist unwahrscheinlich.

      Ein Problem ist auch, dass das menschliche Leben begrenzt ist. Eigennützige Menschen machen sich vermutlich wenig Gedanken über Steuern, die nach ihrem Tod anfallen. Barro meinte jedoch, dass Eltern sich um ihre Kinder sorgten und ihnen Geld hinterlassen würden, mit dem sie künftige Steuern bezahlen könnten.

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      Der griechische Staat musste 2011 hohe Kredite aufnehmen, um den Bankrott zu vermeiden. Die folgenden Unruhen zeigten, dass es für die Erhöhung von Krediten und Steuern Grenzen gibt.

       Regierungsausgaben

      Die ricardianische Äquivalenz, auch als Schuldenneutralität bekannt, wird heute wegen der hohen Ausgaben, Schulden und Steuern moderner Staaten viel diskutiert. Ricardos Einsicht wurde von den neuen klassischen Makroökonomen dazu benutzt, gegen eine keynesianische Politik zu protestieren: Nachfrage und Wachstum dürften nicht durch mehr Staatsausgaben erhöht werden. Sie behaupten, wenn die Leute wissen, dass eine Regierung Geld ausgibt, um die Wirtschaft aus der Krise zu holen, sorgen ihre rationalen Erwartungen dafür, dass sie mit höheren Steuern in der Zukunft rechnen. Sie reagieren also keinesfalls blind auf eine aktuell erhöhte Geldmenge im System. Bisher sind allerdings die praktischen Beweise – dafür und dagegen – noch nicht schlüssig. image

       Die neue klassische Makroökonomie

      Die US-Ökonomen Robert Barro, Robert Lucas und Thomas Sargent bildeten in den frühen 1970er-Jahren die Schule der neuen klassischen Makroökonomie. Ihre Hauptprinzipien lauten: rationale Erwartungen und Markträumung – die Vorstellung, dass die Preise spontan ein neues Gleichgewicht finden. Die Anhänger der neuen klassischen Schule meinen, dies gelte auch für den Arbeitsmarkt: Das Lohnniveau werde bestimmt durch den Ausgleich von Angebot (Zahl der Menschen, die Arbeit suchen) und Nachfrage (Zahl der benötigten Arbeitskräfte). So gesehen kann jeder, der will, arbeiten, wenn er den »üblichen Lohn« akzeptiert. Jedwede Arbeitslosigkeit ist daher freiwillig. Und aufgrund ihrer rationalen Erwartungen durchschauen die Menschen, dass es gleichgültig ist, ob die Regierung Steuern oder Kredite erhöht.

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      DIE WIRTSCHAFT IST EIN JOJO

      AUFSCHWUNG UND ABSCHWUNG

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Die Makroökonomie

      VORDENKER

      Jean-Charles Sismondi (1773–1842)

      FRÜHER

      1776 Laut Adam Smith führen die natürlichen Kräfte des Marktes ein wirtschaftliches Gleichgewicht herbei.

      1803 Nach Jean-Baptiste Say gleicht der Markt Angebot und Nachfrage ganz natürlich aus.

      1817 Der walisische Sozialreformer Robert Owen identifiziert Überangebot und Unterkonsum als Ursache für den wirtschaftlichen Abschwung.

      SPÄTER

      1820er-Jahre Der französische Ökonom Charles Dunoyer erkennt den zyklischen Charakter der Wirtschaft.

      1936 John Maynard Keynes drängt die Regierungen, Geld auszugeben, um ökonomische Schwankungen zu vermeiden.

      Unter den Wirtschaftszyklen versteht man den Wechsel zwischen starkem Wachstum und Phasen des ökonomischen Niedergangs oder der Stagnation. Häufig ist von »Aufschwung und Abschwung« (engl. Boom and Bust) die Rede. Der Schweizer Jean-Charles Sismondi erkannte als Erster das periodische Auftreten von Wirtschaftskrisen, aber erst der Franzose Charles Dunoyer (1786–1862) erkannte ihre zyklische Form. Sismondi stellte die orthodoxe Grundannahme von Adam Smith, Jean-Baptiste Say und David Ricardo infrage, dass der Markt selbst alles am besten regle. Sie hatten die Ansicht vertreten, dass schnell ein ökonomisches Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung eintritt, wenn der Markt sich selbst überlassen bleibt. Sismondi glaubte zwar auch an eine Art des Gleichgewichts, aber erst nach einer furchtbaren Zeit des Leidens.

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      Wolkenkratzer werden häufig in Zeiten eines übergroßen Optimismus gebaut – ein sicheres Zeichen, dass die Wirtschaft heiß läuft.

      Ehe Sismondi 1819 seine Nouveaux principes d’économie politique veröffentlichte, hatten die Ökonomen kurzfristige Auf- und Abschwünge entweder übersehen oder sie äußeren Ereignissen wie Kriegen zugeschrieben. Sismondi zeigte, dass kurzfristige Wirtschaftsbewegungen auf die natürlichen Kräfte des Marktes zurückgehen, auf Überangebot und Minderverbrauch, die sich durch das wachsende Ungleichgewicht in Zeiten des Aufschwungs ergeben.

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       Den Aufschwung nähren

      Wenn Volkswirtschaften wachsen und es den Unternehmen gut geht, können die Arbeiter Lohnerhöhungen verlangen und mehr kaufen, als sie herstellen. Das nährt den Aufschwung. Es werden mehr Güter verkauft, die Firmen expandieren und stellen Arbeiter ein, um mehr zu produzieren. Die neuen Arbeiter haben auch Geld zum Einkaufen und der Aufschwung setzt sich fort.

      Wettbewerb bedeutet, dass alle Unternehmen die Produktion erhöhen, bis das Angebot schließlich die Nachfrage übersteigt, so Sismondi. Dann müssen

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