Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch - John Farndon страница 28

Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch - John  Farndon

Скачать книгу

Eine mangelnde Nachfrage könne die Produktion verlangsamen und Arbeitslosigkeit hervorrufen.

      1950 Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises hält Keynes’ Ansicht für die Grundlage einer Reihe von keynesianischen Fehlschlüssen.

      2010 Der australische Ökonom Steven Kates verteidigt das Saysche Theorem und nennt die keynesianische Theorie eine »gedankliche Krankheit«.

      Als Adam Smith 1776 Der Wohlstand der Nationen schrieb, fiel ihm auf, dass die Kaufleute in seiner Umgebung üblicherweise zwei Gründe für das Scheitern einer Unternehmung sahen: Geldmangel oder Überproduktion. Er entlarvte den ersten Mythos, indem er die Rolle des Geldes in der Wirtschaft erklärte. Dem späteren französischen Ökonomen Jean-Baptiste Say blieb es überlassen, mit dem zweiten Vorurteil aufzuräumen. In seinem Werk Traité d’économie politique von 1803 erklärte Say, dass eine allgemeine Überproduktion in einer Volkswirtschaft nicht auftreten könne. Sobald ein Produkt hergestellt werde, so Say, schaffe es einen Markt für andere Produkte »im vollen Ausmaß seines eigenen Wertes«. Das bedeutet: Das Geld, das ein Schneider erhält, wenn er ein Hemd verkauft, dient in der Folge dazu, Brot beim Bäcker und Bier beim Brauer zu kaufen. Nach Says Ansicht wollen die Menschen das Geld nicht horten. Daher entspricht der Gesamtwert der angebotenen Waren dem Gesamtwert der nachgefragten Waren. Die übliche Formulierung des Sayschen Theorems lautet: »Das Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst«.

      Diese Vorstellung war für Say wichtig. Wenn jedes Angebot eine gleich große Nachfrage schafft, kann es nie zu einer allgemeinen Überproduktion oder einem Überangebot kommen. Natürlich können Unternehmen die Nachfrage nach einem Konsumgut falsch einschätzen und zu viel herstellen, aber wie der Ökonom Ludwig von Mises später feststellte: Der stümperhafte Unternehmer wird durch Verluste vom Markt verdrängt und die Arbeitslosen wechseln in profitablere Wirtschaftsbereiche. Tatsächlich ist es unmöglich, insgesamt zu viel zu produzieren, weil die menschlichen Bedürfnisse viel größer sind als unsere Möglichkeiten der Warenproduktion.

      Das Saysche Theorem ist zum Stein des Anstoßes zwischen den klassischen und den keynesianischen Wirtschaftswissenschaftlern geworden. Erstere glauben wie Say, dass die Produktion oder die Angebotsseite der Wirtschaft der wichtigste Faktor für das Wachstum ist. Die Keynesianer argumentieren, Wachstum entstehe nur durch eine höhere Nachfrage.

image

       Warum das Geld behalten?

      John Maynard Keynes attackierte in seinem Meisterwerk Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes von 1936 das Saysche Theorem. Er konzentrierte sich auf die Rolle des Geldes in der Wirtschaft. Laut Says Theorie wird alles eingenommene Geld für andere Konsumgüter ausgegeben. Die Wirtschaft funktioniert also wie ein Tauschgeschäft. Keynes jedoch stellte fest, dass die Menschen ihr Geld mitunter auch aufbewahren, vielleicht um zu sparen. Wenn diese Ersparnisse nicht von anderen ausgeliehen und in die Wirtschaft investiert werden, zirkuliert das Geld nicht mehr. Die Leute halten ihr Geld fest und die Nachfrage wird schließlich geringer als der Wert der produzierten Waren. Dieser Zustand der »negativen Nachfrage« oder der »Nachfrageschwäche« führt nach Keynes zu verbreiteter Arbeitslosigkeit.

image

      Laut Say funktionieren Angebot und Nachfrage wie ein Tauschhandel. Wir tauschen unser verdientes Geld gegen Waren. Hier wird auf einem Inka-Markt Fleisch gegen Gemüse getauscht.

      Angesichts des trostlosen Zustands der Weltwirtschaft in den frühen 1930er-Jahren überzeugte Keynes’ Argument, besonders im Vergleich zu einer Welt auf der Grundlage des Sayschen Theorems: Demzufolge hätte Arbeitslosigkeit nur in einzelnen Branchen und nur kurzzeitig auftreten dürfen. image

       Jean-Baptiste Say

image

      Jean-Baptiste Say wurde als Sohn eines protestantischen Tuchfabrikanten 1767 in Lyon (Frankreich) geboren. Mit 18 Jahren zog er nach England, wo er zwei Jahre bei einem Kaufmann lernte. Nach Paris zurückgekehrt, arbeitete er bei einer Versicherung. Er begrüßte die Französische Revolution 1789, weil sie die Verfolgung der protestantischen Hugenotten beendete und weil sie dem Handel neue, bessere Perspektiven bot.

      1794 wurde Say Herausgeber einer politischen Zeitschrift, in der er sich für die Ideen Adam Smiths einsetzte. 1799 sollte er Regierungsmitglied werden, aber Napoleon war mit seinen Ansichten nicht immer einverstanden. Bis 1814 wurde Says Werk zensiert. In dieser Zeit verdiente er mit einer Baumwollfabrik ein Vermögen. Später lehrte er Ökonomie in Paris. Er starb 1832 im Alter von 66 Jahren.

       Hauptwerke

      1803 Traité d’économie politique

      1815 De l’Angleterre et des Anglais

      1828 Cours complet d’économie politique pratique

image

      STEUERN ERHEBEN – ODER KREDITE AUFNEHMEN?

      KREDITAUFNAHME UND SCHULDEN

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Wirtschaftspolitik

      VORDENKER

      David Ricardo (1772–1823)

      FRÜHER

      1799 Großbritannien führt im Krieg mit Frankreich die Einkommensteuer ein. Die Staatsschulden erreichen 250 Prozent des Volkseinkommens.

      SPÄTER

      1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg steigen in den Industrieländern Ausgaben, Steuern und Kreditaufnahmen, um den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren.

      1974 US-Ökonom Robert Barro belebt die Idee der ricardianischen Äquivalenz: Die Leute geben ihr Geld gleich aus, ob die Regierung nun Steuern erhebt oder Kredite aufnimmt.

      2011 Die europäische Schuldenkrise verschärft sich. Die Grenzen der Besteuerung und der öffentlichen Verschuldung werden diskutiert.

      Sollen Regierungsausgaben durch Kredite oder durch Steuern finanziert werden? Auf diese Frage ging als Erster der britische Ökonom David Ricardo während der teuren Napoleonischen Kriege ein, die wechselnde Koalitionen europäischer Staaten rund um den Anfang des 19. Jahrhunderts gegen Frankreich führten. In seinem Buch Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung von 1817 meinte Ricardo, die Art der Finanzierung mache im Grunde keinen Unterschied. Den Steuerzahlern sollte klar sein, dass Kreditaufnahmen ebenfalls mehr Steuern bedeuten – nur zeitlich etwas in die Zukunft verschoben. Da sie in beiden Fällen Steuern zahlen müssten, sollten sie für künftige Steuern Ersparnisse zur Seite legen. Ricardo meinte, die Menschen hätten Verständnis für die Situation der Regierung und wüssten, dass beide Entscheidungen am Ende gleich

Скачать книгу