Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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Persisch sprach und wohl auch ein paar Brocken in den uigurischen und türkischen Dialekten. Aber ob er auch die Sprache des Han-Volkes verstand oder zumindest ein paar Wörter kannte, hatte sie nicht herausfinden können und entsprechenden Fragen war Bruder Anastasius bisher auch stets ausgewichen. Fast schien es so, als gefiel es ihm, sie darüber im Unklaren zu lassen, sodass sie nie wusste, ob sie sich unbelauscht mit Gao und ihrem Vater unterhalten konnte oder nicht. Andererseits, wenn er tatsächlich so weit in den Osten gelangt war, wie er behauptet hatte, dann war es äußerst unwahrscheinlich, dass er kein einziges Wort der Han-Sprache dabei aufgeschnappt hatte.

      Mochte er auch ein noch so heiliger Mann sein. Auch er musste essen und brauchte in der Nacht eine Unterkunft – und darüber immer nur mit Händen und Füßen zu verhandeln, war auf die Dauer gewiss etwas kompliziert.

      „Wohin wird Euch Euer Weg führen?“, fragte sie. „Wisst Ihr das schon?“

      „Thorkild wird mich zumindest bis Buchara mitnehmen. Und dort werde ich mit Sicherheit jemanden finden, der mich in Richtung Konstantinopel mitnimmt. Sich allein auf den Weg zu machen, dürfte allerdings wohl kaum empfehlenswert sein. Und ich kann nur hoffen, dass der Eisenbringer sich bald auf den Weg macht...“

      „Warum?“

      „Weil der Weg über Buchara vielleicht schon bald nicht mehr sicher ist. Die Krieger des Kara Khan haben die Stadt schließlich schon einmal erobert und man munkelt, dass sie einen erneuten Versuch unternehmen könnten. Der Emir zieht überall Truppen zusammen.“

      „Das klingt nicht gut“, sagte Li. „Und wenn Ihr nicht mehr hier seid, werden mir Eure Lektionen in Griechisch und Latein fehlen.“

      „Du solltest nicht damit aufhören, die Wörter zu wiederholen, die ich dir beigebracht habe“, meinte Bruder Anastasius. „Du weißt nicht, wann du dieses eines Tages mal brauchen kannst – und zumindest griechisch sprechende Menschen verirren sich doch auch ab und zu hier her, nach Samarkand...“

      „Wer weiß, eines Tages begegnen wir uns vielleicht in Konstantinopel und dann könnt Ihr sehen, wie viel ich von Eurem Unterricht behalten habe“, entgegnete Li.

      „So, wie du das sagst, klingt es fast, als würde es sich tatsächlich erfüllen“, lächelte Bruder Anastasius.

      „Ich habe es mir fest vorgenommen, das Zentrum des Reiches der Mitte im Westen zu besuchen, wenn ich ihm schon einmal so nahe gekommen bin!“

      „Nahe?“ Der Mönch hob die Augenbrauen. „Der Weg bis Konstantinopel ist immer noch unvorstellbar weit – ein Weg, so weit, wie ihn nur ganz wenige Menschen in ihrem ganzen Leben gehen.“

      ––––––––

      Am dritten Tag, nach ihrer Ankunft in Samarkand, kamen bewaffnete Männer, die sich als Angehörige der Leibwache des Statthalters ausgaben, und forderten Li, Meister Wang und Gao auf, ihnen zu folgen. Weitergehende Erklärungen gaben sie nicht. Die Nordmänner, die bei der Karawanserei geblieben waren, um die Barren und die Gefangenen zu bewachen, schienen eingeweiht zu ein, aber mit ihnen war eine Verständigung unmöglich. Thorkild Larsson Eisenbringer selbst hatte Li seit ihrer Ankunft in Samarkand kaum noch gesehen. Bruder Anastasius wusste offenbar mehr.

      „Er führt vermutlich Gespräche mit seinen einflussreichen Freunden hier in Samarkand“, meinte er. „Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob der Eisenbringer da nicht etwas übertreibt.“

      Die Bewaffneten nahmen die drei Papiermacher in ihre Mitte und führten sie einmal quer durch die Stadt. Die Menschen wichen vor ihnen aus. Die Bewohner schienen sie zu fürchten und bildeten bereitwillig eine Gasse, sobald sie sie bemerkten.

      Scheue, verwunderte Blicke wurden den drei Angehörigen des Han-Volkes zugeworfen.

      „Wohin führt Ihr uns?“, fragte Li zum wiederholten Mal in dem besten Persisch, das sie zustande bringen konnte. Bisher waren die Wächter stumm. Li hatte schon den Verdacht, dass es sich vielleicht um Söldner handelte, die selbst nicht viel Persisch sprachen.

      Aber nun erbarmte sich einer von ihnen und löste die quälende Ungewissheit auf.

      „Es geht zum Badehaus!“, sagte er.

      Das Badehaus, das die Wächter meinten, schien Li ein Teil des Palastes zu sein. Dort angekommen wurde Li von ihrem Vater und Gao getrennt. Mehrere Frauen nahmen Li in Empfang und begannen damit, ihre zerlumpten und inzwischen vor Dreck starrenden Sachen auszuziehen. Anschließend wurde sie gebadet. Der Duft kostbarer Öle erfüllte den Raum. Li dachte an Jasmin, mit dem man sich auch in Xi Xia zu baden pflegte. Sie genoss das warme Wasser, in das sie ihren schlanken Körper tauchte. Die Tropfen perlten ihr über die Haut. Li seufzte leise. All die Strapazen der letzten Wochen fielen für einen Moment von ihr ab.

      Zwei Frauen näherten sich dem Bad mit einem Krug. Sie begannen Lis blauschwarze Haare mit einer Essenz zu waschen, die angenehm roch. All dies ließ Li bereitwillig mit sich geschehen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so wohl gefühlt hatte.

      Nach dem Bad lagen Gewänder aus fließenden Stoffen für sie bereit. Eine Frau mit freundlichen Augen kümmerte sich um ihre Haare, die nun sauber, aber inzwischen ziemlich verfilzt waren. Oft genug war es während der langen Reise, die sie hinter sich hatte, nur möglich gewesen, sich notdürftig um ihre blauschwarzen, langen Haare zu kümmern. Aber die Frau mit den freundlichen Augen schien einiges davon zu verstehen. Am Ende war ihr Haar glattgekämmt und zu einem Zopf zusammengefasst.

      Dann gab man ihr ein Tuch aus einem dunkelblauen, leichten Stoff, der zwar fließend war, aber von seiner Qualität noch weit von der Festigkeit von Seide entfernt. Li verstand im ersten Moment nicht, wozu dieses Tuch diente.

      „Es gilt hier als unschicklich für eine Frau, ihr Haar offen zu zeigen“, sagte die Frau mit den freundlichen Augen. Sie sprach sehr langsam und auffällig deutlich akzentuiert. Offenbar glaubte sie, dass Li sie so besser verstehen konnte. „Dieses Tuch dient dazu, dein Haar zu verhüllen. Wenn man dich und die beiden anderen Papiermacher vor Prinz Ismail bringt, dann soll dabei sein Verstand nicht durch das unziemliche Auftreten einer Heidin verwirrt werden.“

      „Wer ist dieser Prinz Ismail?“, fragte Li.

      „Ein Neffe des Emirs von Buchara.“

      „Ist das der Herrscher aus dem Geschlecht der Samaniden?“

      „So ist es.“

      „Ich habe von der Macht dieses Herrschergeschlechts gehört.“

      „Es herrscht über die Länder Chorasan, Mawarannahr und Ferghana...“

      „Ich habe gehört, dass der Emir seine Hauptstadt Buchara an den Schwarzen Herrscher verlor...“

      „Das ist schon ein paar Jahre her – und Prinz Ismail gewann Buchara für seinen Onkel und sein Geschlecht zurück.“

      „Wurde er deswegen mit der Würde eines Statthalters von Samarkand belohnt?“

      „Deine Sprache ist barbarisch und doch scheust du dich nicht viele Fragen zu stellen, so als wolltest du alles an einem einzigen Tag erfahren.“

      „Was

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