Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021 - Alfred Bekker

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      Durch die Blätter, die dann schließlich aus der Presse genommen wurden, schien das gut erkennbare Abbild einer Rose hindurch. Li hielt die Bögen gegen das Licht. Die Rose trat in aller Deutlichkeit hervor.

      Meister Mohammed sah sich das Ergebnis ihrer Arbeit eingehend an, hielt es einmal gegen das Licht einer Öllaterne im Inneren der Werkstatt und danach gegen das Tageslicht innerhalb des engen Innenhofes, in dem die Lumpen gelagert waren, die anschließend in großen Bottichen zerstampft und zerschlagen wurden.

      Als Dritter begutachtete Meister Wang die Arbeit seiner Tochter. Für einen Außenstehenden war seinen Zügen nichts anzumerken, aber Li kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er vollkommen mit ihr zufrieden war.

      Meister Mohammed hatte seine Gesichtszüge weit weniger in seiner Gewalt. Sein freudiges Erstaunen hatte Li schon im ersten Moment bemerkt.

      „Eine wahrhaft gute Arbeit“, stellte er fest. „Das wird der Hofschreiber ganz gewiss auch so beurteilen...“

      „So hoffe ich, dass wir seine Gunst gewinnen können“, meinte Meister Wang. „Er scheint mir ein wichtiger Mann hier in Samarkand zu sein – und einen großen Einfluss zu haben.“

      Mohammed nickte. „Einen zu großen“, glaubte er. Und dann fügte Meister Mohammed in einem gedämpften, fast verschwörerischen Tonfall hinzu: „Vor diesem Mann kann ich euch nur warnen. Hofschreiber Kentikian ist ein gebürtiger Armenier, der auf Grund irgendwelcher verworrener Umstände, die ich nicht näher kenne, zum rechten Glauben an die Lehre des Propheten konvertiert ist. Und wie alle Konvertierten gibt er sich daher in Glaubensdingen besonders streng. Er neigt etwas zum Eiferertum... Und wenn es nach ihm ginge, dann würde die Hälfte der Bücher in unseren Bibliotheken auf dem Scheiterhaufen landen!“

      „Dann sollten wir uns glücklich schätzen, dass wir nur unbeschriebene Bücher erschaffen, deren Seiten erst noch beschrieben werden müssen“, sagte Li. „So dürften wir kaum das Ziel seines Eifers werden.“

      „Hast du eine Ahnung! Natürlich sieht er uns Papiermacher als mitschuldig daran an, dass es so viele verderbte Schriften gibt!“

      „Verderbte Schriften? Ich dachte, all diese Schriften wären dazu da, die Lehre des Propheten zu erhellen“, wunderte sich Li.

      „Worin der eine die Erhellung erkennt, ist für den anderen die tiefste Finsternis“, erwiderte Mohammed. „Wir können uns alle glücklich schätzen, dass Prinz Ismail die Ansichten seines Hofschreibers nicht teilt. Denn dann würde man uns alle über kurz oder lang zum Shaitan jagen und wir könnten sehen, wo wir bleiben!“ Mohammed atmete tief durch. „Ich rate zur Vorsicht mit jedem Wort, dass ihr gegenüber Kentikian äußert... Eines Tages mag man es euch sonst wie eine Würgeschlange um den Hals legen!“

      ––––––––

      Ein paar Tage später besuchte Hofschreiber Kentikian tatsächlich die Werkstatt und begutachtete die Arbeiten der neuen Papiermacher – darunter auch die Blätter mit dem Wasserzeichen, die Li angefertigt hatte. Wortreich erläuterte Meister Mohammed dem Beamten gegenüber die Vorteile, die dieses Verfahren hatte, um bei Dokumenten die Gefahr einer Fälschung von vorn herein zu verringern. Der geckenhafte Mann mit dem auffälligen Burnus und der breiten Zierschärpe gab durch nichts zu erkennen, was er von dieser Sache hielt und es war ihm auch kein Hinweis darüber zu entlocken, ob er gegenüber dem Statthalter darüber überhaupt ein Wort verlieren würde. Er nahm alles, was ihm gesagt und gezeigt wurde, lediglich stumm zur Kenntnis und ließ einen seiner Begleiter einen der Bögen mit dem Wasserzeichen der Rose mitnehmen.

      „Der Statthalter hegt den Wunsch, dass in nächster Zeit einige Buchabschriften für seinen persönlichen Gebrauch mit besonderer Ausstattung angefertigt werden“, erklärte Kentikian dann gedehnt und auf eine Weise, die ganz unverhohlen deutlich machte, dass er selbst dieses Vorhaben für nicht guthieß, sich aber dem Willen seines Herrn beugte. „Dafür werde einige Papiere von besonderer Qualität gebraucht... Möglicherweise werde wir sie in dieser Werkstatt beziehen.“ Er sah zunächst Meister Wang und anschließend Li mit einem nachdenklichen Blick an, während ein zufriedenes Lächeln seine Lippen umspielte. „Anscheinend hat Thorkild Eisenbringer nicht übertrieben, als er dem Statthalter eure Dienste anpries...“

      Als der Hofschreiber gegangen war, wandte sich Li an Mohammed. „Ich habe Kentikian mit dem Waräger, der uns geraubt und hier her verkauft hat Griechisch reden hören“, sagte sie.

      „Das überrascht mich nicht“, sagte Mohammed. „Und was diesen Thorkild angeht, so ist das der Mann, für dessen Wohlergehen wir alle beten sollten, obwohl er ein Ungläubiger ist.“

      „Weshalb?“

      „Weil ein steter Strom von Eisenbarren in den hohen Norden geht und dafür fließt Silber zurück, wovon das meiste in den Taschen von Männern wie Prinz Ismail verschwindet. Was glaubst du, wie es kommt, dass man es sich hier leisten kann, so viele Schreiber, Buchbinder und Papiermacher mit etwas zu beschäftigen, dass niemanden satt macht! Mit Büchern nämlich!“

      „Dieser Thorkild hat unsere Künste in den höchsten Tönen angepriesen, ohne dass ich glaube, dass er sie auch nur im entferntesten zu beurteilen vermochte“, fuhr Li fort. „Was wäre geschehen, wenn wir unwürdige Aufschneider gewesen wären?“

      Mohammed lächelte breit. „Dich, deinen Vater und seinen Geselle hätte es den Kopf gekostet, so viel ist sicher.“

      „Und Thorkild?“

      „Gar nichts. Erstens ist er wahrscheinlich einer der wenigen, der sich so etwas gegenüber dem Statthalter erlauben könnte und zweitens sagt man den Nordmännern ja auch im Krieg eine besondere Todesverachtung nach.“

      „Aber dies ist kein Krieg, sondern ein Handel gewesen.“

      „Das ist für Männer wie Thorkild dasselbe“, sagte Mohammed.

      ––––––––

      Die Tage vergingen und sammelten sich zu Wochen. Fünfmal an jedem Tag ruhte die Arbeit in der Werkstatt, denn diese Zeiten waren dem Gebet vorbehalten. Und genauso ruhte die Arbeit an jedem Freitag, wenn die Gläubigen zum Gebet in die Moschee gerufen wurden. Die Feiertage brachten und die Gebete gaben dem Leben der Stadt einen Rhythmus, von dem Li nie zuvor angenommen hätte, dass sie ihn als höchst angenehm empfinden würde. Der Gedanke, dass es Zeiten oder sogar ganze Tage gab, die allein Gott gewidmet werden durften und jeden gläubigen Menschen aus seinen Geschäften und Verpflichtungen herausriss, teilten Christen, Juden, Muslime und Manichäer, wie Li wusste. Für die Nestorianer in Xi Xia war nicht der Freitag, sondern der Sonntag heilig, aber der Grundsatz, dass sechs Tage der Arbeit einer dem höchsten Wesen gehörten, war offenbar bei allen Glaubenslehren des Westens verbreitet. Nur die Zeiten, die man den einzelnen Glaubenslehren zu folge für das Gebet zu reservieren hatte, war unterschiedlich.

      Li konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihr Vater sich darüber lustig gemacht hatte, welche Narren all jene doch waren, die einen ganzen Arbeitstag ausfallen ließen, nur um sich der Anrufung eines

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